Die Zahl der Arbeitslosen im Nordschwarzwald ist in den letzten vier Wochen deutlich gestiegen. Mitte August waren im Bezirk der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim 16.009 Männer und Frauen arbeitslos gemeldet. Das waren 945 oder 6,3 Prozent mehr als im Juli und 1.915 oder 13,6 Prozent mehr als vor einem Jahr. Eine Zunahme ist für die Jahreszeit zwar durchaus üblich, jedoch nicht in dieser Größenordnung. Zum Vergleich: Im Durchschnitt der letzten zehn Jahre ist die Arbeitslosigkeit von Juli auf August nur um 683 gestiegen.
Die Arbeitslosenquote – bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen – ist im Vergleich zum Vormonat um 0,3 Prozentpunkte auf 4,6 Prozent gestiegen. Vor einem Jahr lag sie bei 4,1 Prozent.
Gegenüber dem Vormonat ist die Arbeitslosigkeit insbesondere bei den unter 25-Jährigen gestiegen. Dies ist eine übliche Entwicklung zu dieser Jahreszeit. Viele junge Erwachsene melden sich nach dem Ende ihrer Schul- oder Ausbildungszeit für eine Übergangsphase arbeitslos. Für die Chefin der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim, Martina Lehmann, ist das Ende der Arbeitslosigkeit für den Großteil dieser jungen Menschen aber schon absehbar: „Die meisten von ihnen warten auf den Beginn ihrer Ausbildung oder ihres Studiums, wissen also bereits, wann und wie es für sie weitergeht. Auch für gut ausgebildete Fachkräfte, die nach ihrer Prüfung nicht übernommen wurden und jetzt auf der Suche nach einer passenden Beschäftigung sind, sind die Beschäftigungschancen in der Regel gut.“
Der deutliche Anstieg der Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vorjahr ist konjunkturbedingt. Die schwächelnde Konjunktur belastet den Arbeitsmarkt und wirkt sich negativ auf die Beschäftigungssituation aus.
In den ersten acht Monaten des Jahres 2024 wurden fast 20 Prozent weniger Stellen gemeldet als im gleichen Vorjahreszeitraum – ein deutlicher Hinweis auf die schwächere Konjunktur.
„In diesem Zusammenhang freut es mich, dass meine Vermittlungsfachkräfte im Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur in den letzten vier Wochen 850 neu zu besetzende Arbeitsstellen bei Betrieben und Verwaltungen akquirieren konnten, 24 oder 2,9 Prozent mehr als im Juli. Für alle Menschen, die derzeit Arbeit suchen, ist das ein wichtiges Signal,“ so Lehmann.
Am regionalen Ausbildungsmarkt gibt es aktuell noch mehr als 1.300 freie Ausbildungsstellen.
Arbeitslose
Trotz der Ferienzeit gab es viel Bewegung auf dem Arbeitsmarkt. Im August meldeten sich 3.654 Menschen neu oder erneut arbeitslos, 113 oder 3,0 Prozent weniger als im Vormonat. Gleichzeitig konnten 2.700 Männer und Frauen im August ihre Arbeitslosigkeit beenden, 707 oder 20,8 Prozent weniger als im Juli.
Zahl der Kurzarbeiter und kurzarbeitenden Betriebe
Nach einer ersten Hochrechnung zur realisierten Kurzarbeit für den Monat April 2024 haben im Bezirk der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim 5.726 Beschäftigte in 187 Betrieben kurzgearbeitet. Zum Vergleich: Im April 2023 waren es 1.660 Beschäftigte in 80 Betrieben.
Besonders betroffen ist der Metall- und Elektrobereich. Die Kurzarbeiterquote, also der Anteil der Kurzarbeitenden an allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, lag im Nordschwarzwald im April bei 2,6 Prozent – mehr als doppelt so hoch wie im Landesschnitt (1,2 Prozent) und fast viermal so hoch wie im Bundesschnitt (0,7 Prozent).
Entwicklung nach Rechtskreisen
Im Bereich der Agentur für Arbeit (Rechtskreis SGB III) ist die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vormonat um 565 oder 8,0 Prozent und gegenüber August 2023 um 1.182 oder 18,5 Prozent auf 7.587 gestiegen. Bei den Jobcentern (Rechtskreis SGB II) ist die Arbeitslosigkeit dagegen von Juli auf August um 380 oder 4,7 Prozent und gegenüber dem Vorjahr um 733 oder 9,5 Prozent auf 8.422 gestiegen.
Regionale Arbeitslosenquoten nach Geschäftsstellenbezirken
Unter den sieben Geschäftsstellen der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim haben Nagold und Mühlacker mit jeweils 3,7 Prozent den besten Wert. Es folgen Calw und Freudenstadt mit je 4,0 Prozent, Horb mit 4,3 Prozent, Pforzheim mit 5,3 Prozent und Bad Wildbad mit 5,6 Prozent.
Entwicklung in den Landkreisen und der Stadt Pforzheim
Die unterschiedlichen Strukturen innerhalb des Agenturbezirkes haben auch im August zu einer großen Bandbreite der Arbeitslosenquoten geführt. Sie liegt zwischen 3,5 Prozent im Enzkreis und 7,4 Prozent im Stadtkreis Pforzheim.
Landkreis Calw
Die Arbeitslosenquote ist von Juli auf August um 0,3 Prozentpunkte auf 4,2 Prozent gestiegen. Vor einem Jahr lag sie noch bei 3,8 Prozent. Insgesamt waren 3.935 Menschen arbeitslos gemeldet, davon 1.909 (48,5 Prozent) in der Arbeitslosenversicherung und 2.026 (51,5 Prozent) in der Grundsicherung. Im August wurden 218 Stellenangebote gemeldet. Das waren 19 oder 8,0 Prozent weniger als im Vormonat und 20 oder 8,4 Prozent weniger als im August 2023. Derzeit sind 1.126 offene Stellenangebote im Bestand, sechs oder 0,5 Prozent weniger als vor einem Jahr.
Enzkreis
Die Arbeitslosenquote ist im Vergleich zum Vormonat um 0,2 Prozentpunkte auf 3,5 Prozent gestiegen. Vor einem Jahr lag sie noch bei 3,1 Prozent. Insgesamt waren 3.992 Menschen arbeitslos gemeldet, davon 2.226 (55,8 Prozent) in der Arbeitslosenversicherung und 1.766 (44,2 Prozent) in der Grundsicherung. Im August wurden 162 Stellenangebote gemeldet. Das waren 14 oder 8,0 Prozent weniger als im Vormonat und 62 oder 27,7 Prozent weniger als im August 2023. Aktuell sind 1.143 offene Stellenangebote im Bestand, 152 oder 11,7 Prozent weniger als vor einem Jahr.
Landkreis Freudenstadt
Die Arbeitslosenquote liegt jetzt bei 4,1 Prozent und damit um 0,3 Prozentpunkte höher als im Juli. Vor einem Jahr lag sie bei 3,6 Prozent. Insgesamt waren 2.953 Menschen arbeitslos gemeldet, davon 1.417 (48,0 Prozent) in der Arbeitslosenversicherung und 1.536 (52,0 Prozent) in der Grundsicherung. Im August wurden 282 Stellenangebote gemeldet. Das waren 74 oder 35,6 Prozent mehr als im Vormonat und 72 oder 34,3 Prozent mehr als im August 2023. Aktuell sind 1.131 offene Stellenangebote im Bestand, 22 oder 1,9 Prozent weniger als vor einem Jahr.
Stadt Pforzheim
Die Arbeitslosenquote ist von Juli auf August um 0,4 Prozentpunkte auf 7,4 Prozent gestiegen. Vor einem Jahr lag sie noch bei 6,5 Prozent. Insgesamt waren 5.129 Menschen arbeitslos gemeldet, davon 2.035 (39,7 Prozent) in der Arbeitslosenversicherung und 3.094 (60,3 Prozent) in der Grundsicherung. Im August wurden 188 Stellenangebote gemeldet. Das waren 17 oder 8,3 Prozent weniger als im Vormonat und 118 oder 38,6 Prozent weniger als im August 2023. Derzeit sind 1.043 offene Stellenangebote im Bestand, 174 oder 14,3 Prozent weniger als vor einem Jahr.
Stellenmarkt
Mitte August waren im Bezirk der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim 4.443 offene Stellen gemeldet, 103 oder 2,4 Prozent mehr als im Juli aber 354 oder 7,4 Prozent weniger als vor einem Jahr.
Ausbildungsstellenmarkt
Der regionale Ausbildungsmarkt ist kurz vor Beginn des neuen Ausbildungsjahres noch stark in Bewegung. Im August suchten im Agenturbezirk Nagold-Pforzheim noch 367 bei der Agentur für Arbeit gemeldete Jugendliche einen Ausbildungsplatz. Ihnen standen noch 1.311 freie Ausbildungsplätze gegenüber.
„Auf beiden Seiten ist also Flexibilität gefragt. Zum einen empfehle ich Jugendlichen, die bei der Lehrstellensuche bis jetzt erfolglos waren, sich für Alternativen zu ihrem Wunschberuf zu öffnen. Zum anderen sollten die Unternehmen mit Besetzungsproblemen auch Jugendlichen mit Startschwierigkeiten eine Chance geben. Oft zeigt sich erst auf den zweiten Blick deren Potenzial. Wir beraten die Unternehmen gerne über die vielfältigen Unterstützungsmöglichkeiten, die wir gerade auch in solchen Fällen anbieten können“, so Lehmann.