Neubrandenburg | Im Juli waren in der Seenplatte 393 Menschen mehr arbeitslos gemeldet als im Juni. Insgesamt 10.910. Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 8,5 Prozent. Im Vergleich zum Juli des Vorjahres sind es 34 Arbeitslose mehr.
Stephan Bünning: „Mit Beginn der Sommerpause ist die Arbeitslosigkeit von Juni auf Juli vorhersehbar gestiegen. Mit einer stärkeren Ausprägung im konjunkturnahen SGB III. In den Jobcentern ist die Arbeitslosigkeit weit überwiegend infolge der Erfassung ukrainischer Geflüchteter gestiegen. Und trotz der wirtschaftlichen Unsicherheiten infolge des Kriegs in der Ukraine ist die Arbeitskräftenachfrage ungebrochen hoch. Das führt zu Engpässen in einigen Berufen und Regionen.“
Für den Vize-Agenturchef gibt es vor allem drei Gründe, die den Anstieg der Arbeitslosenzahl im Juli erklären: Zum Ende des Halbjahres laufen viele befristete Beschäftigungsverhältnisse aus. Zudem enden die Ausbildungsverhältnisse und die frisch ausgebildeten jungen Menschen starten oft erst nach den Sommerferien ins Berufsleben. Viele Unternehmen warten zudem mit Neueinstellungen das Ende der Sommerferien ab. Und: die Erfassung der geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer in den Jobcentern.
Zwar herrscht in den Unternehmen weiterhin eine vorsichtig optimistische Grundstimmung – sagte Stephan Bünning – „viele Betriebe werden dennoch zurückhaltender bei den (Neu-)Einstellungen. Große Risiken bestehen hinsichtlich eines Gaslieferstopps.“
„Erfreulich ist“ – sagte Bünning – „dass die Betriebe trotz der weiter bestehenden Unsicherheiten vermehrt neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter suchen.“ Im Juli waren 542 Arbeitsstellen neu gemeldet worden – insgesamt mehr als 3.330. „Das ist für alle Menschen, die derzeit Arbeit suchen, ein positives Signal."
Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit für die Jahreszeit typisch
„Der überproportionale Anstieg im Monat Juli gegenüber dem Vormonat Juni (+ 92 oder + 9 Prozent) ist für Altersgruppe der unter 25-Jährigen jahreszeitlich typisch“, sagte Bünning: Für den Arbeitsmarktexperten ist die Hauptursache hierfür, „die vorübergehende "Sucharbeitslosigkeit" junger Menschen, die in den Sommermonaten ihre betriebliche oder schulische Ausbildung beenden und deshalb derzeit eine Stelle suchen.“ Ob die Mehrzahl der gerade fertigausgebildeten jungen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Herbst als vollwertige Fachkräfte in ihr Berufsleben einsteigen können, „hängt von der wirtschaftlichen und politischen Entwicklung ab."
Arbeitsmarktdaten für Geflüchtete aus der Ukraine
Aktuell werden 1.295 erwerbsfähige Ukrainerinnen und Ukrainer in der Agentur für Arbeit Neubrandenburg im SGB II oder SGB III betreut - fast alle im Rechtskreis SGB II. Darunter 824 arbeitslose Personen.
Stephan Bünning wies darauf hin, „dass, nachdem die EU die sogenannte Massenzustromrichtlinie in Kraft gesetzt hat, für alle geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer seit dem 1. Juni die Möglichkeit besteht, in den Jobcentern einen Antrag auf Grundsicherung für Arbeitssuchende zu stellen.“ Von Februar bis einschließlich Mai konnten Ukrainerinnen und Ukrainer Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz erhalten.
Kurzarbeit sichert Arbeitsplätze und verhindert Arbeitslosigkeit
Im Juni wurde im Landkreis für 54 Menschen – aus 9 Unternehmen - vorsorglich Kurzarbeit angezeigt.
Entwicklung der Arbeitslosigkeit nach Personengruppen
Nach Personengruppen entwickelte sich die Arbeitslosigkeit recht unterschiedlich. Die Spanne der Veränderungen reicht von –8% bei Deutschen bis +116% bei Ausländern.
Entwicklung der Arbeitslosigkeit nach Rechtskreisen
Im Bereich der Arbeitslosenversicherung nach dem Sozialgesetzbuch III, also bei all denjenigen, die Arbeitslosengeld I erhalten waren im Juli 3168 Menschen arbeitslos. 222 mehr als im Vormonat und 53 weniger als im Juli 2021. Das entspricht einem Rückgang von 1,6 Prozent.
Die Zahl der Bezieher von Arbeitslosengeld II nach dem Sozialgesetzbuch II - umgangssprachlich Hartz-IV-Empfänger genannt - lag im Juli bei 7.742 Arbeitslosen. 171 mehr als im Juli und 87 mehr als im Juli 2021. Das entspricht einem Anstieg von 1,1 Prozent.
Geldleistungen
Insgesamt 2.820 Personen erhielten im Juli 2022 Arbeitslosengeld, 105 weniger als vor einem Jahr. Die Zahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten in der Grundsicherung für Arbeitsuchende (SGB II) lag im Juli bei 14.608. Gegenüber Juli 2021 war dies ein Rückgang von 423 Personen.
Über 3.300 gemeldete freie Arbeitsstellen: Arbeitskräftenachfrage ungebrochen hoch
Im Landkreis der Mecklenburgischen Seenplatte ist die Zahl der offenen Stellen gegenüber dem Vormonat gesunken. Zurzeit gibt es 3.336 freie Arbeitsstellen. 35 weniger als im Vormonat und 309 mehr als im Juli des Vorjahrs.
Die größte Nachfrage gab es im Juli aus den Bereichen: Verarbeitendes Gewerbe (430 freie Stellen im Bestand); im Baugewerbe (421); Gesundheit, Soziales, Lehre und Erziehung (404); im Gastgewerbe (367) sowie in der Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen (359). Unternehmen in der Seenplatte, die noch keinen festen Ansprechpartner haben, erreichen den Arbeitgeberservice telefonisch unter der kostenfreien Arbeitgeber-Service-Rufnummer: 0800 4 5555 20.
Der Arbeitsmarkt in den Dienststellen des Agenturbezirks
Im Agenturbezirk Neubrandenburg entwickelte sich der Arbeitsmarkt im Juli recht unterschiedlich. Am günstigsten war die Veränderung der Arbeitslosigkeit in Demmin; dort sank der Bestand an Arbeitslosen gegenüber dem Vorjahresmonat um 5%. Dem gegenüber steht die Entwicklung in Neustrelitz mit einer Zunahme von 6%.
Ausbildungsmarkt
Von Oktober 2021 bis Juli 2022 meldeten sich - bei der Arbeitsagentur und den Jobcentern im Landkreis – 1.217 Bewerber*innen für eine Ausbildungsstelle. Das waren 35 mehr als im Vorjahreszeitraum (+3%). Gleichzeitig waren 1.715 betriebliche Ausbildungsstellen gemeldet, 61 oder 4 Prozent mehr als im Vorjahresmonat.