Neubrandenburg | Im Februar war in der Seenplatte 1 Menschen mehr arbeitslos gemeldet als im Januar. Insgesamt 12.288. Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 9,6 Prozent. Im Vergleich zum Februar des Vorjahres sind es 1.009 Arbeitslose mehr.
Arbeitsagenturchef Besse: „Im Februar zeigt sich eine gute Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt in der Seenplatte – die geprägt ist von wirtschaftlichen, geopolitischen aber auch saisonalen Einflüssen. So ist der Anstieg der Arbeitslosigkeit – gegenüber dem Januar - gestoppt, die Nachfrage nach Arbeitskräften gewinnt deutlich an Fahrt und die Zahl der offenen Stellen ist auf hohem Niveau. Aufgrund dieser Fakten rechne ich mit einer kräftigen Frühjahrsbelebung. Der Arbeitsmarkt im Landkreis hat fast wieder das Niveau von vor der Corona-Pandemie erreicht.“
Auswirkungen des Krieges und der globalen Entwicklungen lassen sich dennoch am Arbeitsmarkt in der Seenplatte beobachten: „Direkte Effekte lassen sich in Folge der hohen Fluchtmigration in den Arbeitsmarkt- und Grundsicherungsstatistik erkennen. Indirekte Effekte zeigen sich z. B. über gestörte Lieferketten“, sagte Besse: „Und es gibt weiterhin eine Zurückhaltung bei der Neumeldung von Arbeitsstellen. Rund 580 – durch unseren Arbeitgeberservice akquirierte offene Stellen sind auch für einen Monat in der Winterpause wenig (dreijährigen Mittel - vor der Pandemie: durchschnittlich 861). Gleichzeitig sehen wir aber auch, dass sich mit 711 deutlich weniger Menschen in einem Februar neu oder erneut arbeitslos melden mussten (im dreijährigen Mittel vor der Pandemie durchschnittlich 1.155). Das zeigt: Die Unternehmen halten an ihren Fach- und Arbeitskräften fest. Damit ist das Risiko in unserem Landkreis – neu oder erneut arbeitslos zu werden - so gering wie noch nie“, sagte der Arbeitsagenturchef.
„Wir beobachten“ – so Besse weiter – „dass insbesondere Arbeitgebende in witterungsabhängigen Branchen begonnen haben, ihre entlassenen Arbeitskräfte zurückzuholen. Das ist auch mit einer Zunahme der Stellenmeldungen, aus diesem Bereich, vergesellschaftet.“ Die Zahl der offenen Stellen steigt – auf jetzt 2.973. Damit befindet sich die Zahl der gemeldeten freien Stellen – im Vergleich zum Vorjahresmonat Februar – noch rückläufig aber weiterhin auf hohem Niveau. Das ist für den Agenturchef „Fluch und Segen zugleich“. „So sehr wir uns über die vielen offenen Stellen freuen, führt das in einzelnen Branchen zu großen Besetzungsproblemen.“
Kurzarbeit sichert Beschäftigung und verhindert Arbeitslosigkeit
Ein weiteres Indiz für die Erholung am Arbeitsmarkt sieht Besse im deutlichen Rückgang der Kurzarbeit. "Nach aktuellen Hochrechnungen befanden sich im Oktober 2022, 22 Mitarbeitende – aus 8 Unternehmen - in Kurzarbeit. Das ist kein Vergleich zu den Höhepunkten während der Corona-Pandemie. Gerade während dieser Phasen hat die Kurzarbeit ihre Stärken ausgespielt, sie hat Beschäftigung gesichert und mögliche Arbeitslosigkeit verhindert. Davon profitieren wir heute: Ohne die Möglichkeit zu Kurzarbeit läge die Arbeitslosigkeit heute vermutlich höher. Auch das ist ein wichtiger Grund für die stabile Erholung am Arbeitsmarkt, die wir derzeit erleben."
Fast jede/r zweite Arbeitslose in der Seenplatte ohne Berufsabschluss
Fast jede/r zweite Arbeitslose in der Seenplatte hat keinen Berufsabschluss. Im vergangenen Jahr gab es im Schnitt 4.489 Arbeitslose ohne abgeschlossene Berufsausbildung. Das waren 42 Prozent aller Arbeitslosen.
„Der Arbeitsmarkt ist schon heute von gravierenden Veränderungen durch den technischen Fortschritt - der insbesondere gering qualifizierte Arbeit freisetzt, sowie ein sich verschärfender Fachkräftemangel geprägt. Das Thema Weiterbildung gewinnt damit immer mehr an Bedeutung. Es wird künftig kaum noch Situationen im Leben geben, in der sich eine Weiterbildung nicht lohnt. Schon heute wissen wir: Bildung schützt vor Arbeitslosigkeit, erhöht die Sicherheit im Job, verbessert die Aufstiegschancen und kann auch zu höheren Löhnen führen. Deshalb setzen wir auf die Weiterbildungsberatung für alle Menschen. Egal ob es sich um eine berufliche Neuorientierung, einen Aufstieg oder beruflichen Wiedereinstieg handelt - bei uns gibt es die professionelle Unterstützung für jedes Alter“, sagt Thomas Besse.
Arbeitsmarktdaten für Geflüchtete aus der Ukraine[1]
Bis Mitte Februar wurden 685 arbeitslose Ukrainerinnen und Ukrainer in den Jobcentern betreut. 16 mehr als im Januar. Und 674 mehr als im Februar des Vorjahres.
Zu- und Abgänge
711 Männer und Frauen mussten sich im Februar nach dem Verlust ihres Arbeitsplatzes in der Seenplatte neu oder erneut arbeitslos melden. Das sind 684 – oder 49 Prozent – weniger als im Januar. 21 – oder 3 Prozent - weniger als im Februar 2022.
566 Arbeitslose konnten ihre Arbeitslosigkeit durch Aufnahme einer Arbeit auf dem ersten Arbeitsmarkt beenden. Das sind 75 – oder 15 Prozent - mehr als im Januar. 80 – oder 12 Prozent - weniger als im Februar 2022.
Damit übersteigen im Februar die Arbeitslosmeldungen aus Beschäftigung (711) die Arbeitsaufnahmen (566).
Entwicklung der Arbeitslosigkeit nach Personengruppen
Nach Personengruppen entwickelte sich die Arbeitslosigkeit recht unterschiedlich, allerdings waren bei allen Anstiege gegenüber dem Vorjahresmonat zu verzeichnen. Die Spanne der Veränderungen reicht im Februar von +1 Prozent bei Deutschen bis +119 Prozent bei Ausländern.
Entwicklung der Arbeitslosigkeit nach Rechtskreisen
Im Bereich der Arbeitslosenversicherung nach dem Sozialgesetzbuch III, also bei all denjenigen, die Arbeitslosengeld I erhalten, waren im Februar 4.351 Menschen arbeitslos. 60 weniger als im Vormonat und 389 mehr als im Februar 2022. Das entspricht einem Anstieg von 10 Prozent.
Die Zahl der Bezieher von Bürgergeld nach dem Sozialgesetzbuch II lag im Februar bei 7.937 Arbeitslosen. 61 mehr als im Januar und 620 mehr als im Februar 2022.
Die Unterbeschäftigung zeichnet ein realistischeres Bild von der Verfassung des Arbeitsmarktes. Dabei werden neben Arbeitslosen auch Teilnehmer in Maßnahmen, Weiterbildungen und arbeitsunfähig Erkrankte erfasst. Die Zahl der Menschen in Unterbeschäftigung (ohne Kurzarbeit) lag im Februar bei 15.080. Das waren 119 oder 0,8 Prozent mehr als im Vormonat – 1.162 oder 8 Prozent mehr als im Februar 2022.
Ohne den Entlastungseffekt der arbeitsmarktpolitischen Förderinstrumente läge die Zahl der Arbeitslosen – ausgewiesen durch die so genannte „Unterbeschäftigung“ – um 2.792 höher und die Arbeitslosenquote bei 11,6 Prozent.
Geldleistungen
Insgesamt 4.343 Personen erhielten im Februar Arbeitslosengeld, 640 mehr als vor einem Jahr. Die Zahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten in der Grundsicherung für Arbeitsuchende (SGB II) lag im Februar bei 14.932. Gegenüber Februar 2022 war dies ein Anstieg von 702 Personen.
Gemeldete Arbeitsstellen
Der Bestand an gemeldeten Arbeitsstellen ist – im Vormonatsvergleich - auf 2.973 Stellen gestiegen. Gegenüber dem Vorjahresmonat (Februar 2022) bedeutet dies einen Rückgang von 143. Die Arbeitskraftnachfrage der Unternehmen lässt sich eindeutiger am Zugang an offenen gemeldeten Stellen ablesen: Im Vergleich zum Vormonat stieg der Stellenzugang um 243 – zum Vorjahresmonat sank er um 21.
Die größte Nachfrage gab es im Februar aus den Bereichen: Baugewerbe (395 freie Stellen im Bestand), verarbeitendes Gewerbe (371), Gesundheits- und Sozialwesen (318) im Gastgewerbe (347) sowie im Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen (312) sowie im Gastgewerbe mit 233.
Unternehmen in der Seenplatte, die noch keinen festen Ansprechpartner haben, erreichen den Arbeitgeberservice telefonisch unter der kostenfreien Arbeitgeber-Service-Rufnummer: 0800 4 5555 20.
Der Arbeitsmarkt in den Dienststellen des Agenturbezirks
Im Agenturbezirk Neubrandenburg entwickelte sich der Arbeitsmarkt im Februar relativ einheitlich. Vergleichsweise günstig war die Veränderung der Arbeitslosigkeit im Geschäftsstellenbezirk Demmin; dort stieg der Bestand an Arbeitslosen gegenüber dem Vorjahresmonat um 0,2 Prozent. Dem gegenüber steht die Entwicklung im Bezirk der Geschäftsstelle Röbel mit einer Zunahme von 15 Prozent.
[1] Aufgrund gesetzlicher Änderungen werden ukrainische Geflüchtete seit dem 01.06.2022 durch die Jobcenter betreut. Dies hat einen regional unterschiedlich starken Einfluss auf die Entwicklung der Arbeitsmarktdaten. Anhaltspunkte für die Betroffenheit einer Region sind erhöhte Anstiege im Vorjahresvergleich bei der Zahl der Arbeitslosen (insbesondere im Rechtskreis SGB II, bei Frauen und Ausländern).