Neubrandenburg | Im Juni waren in der Seenplatte 299 Menschen weniger arbeitslos gemeldet als im Mai. Insgesamt 10.711 Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 8,4 %. Im Vergleich zum Juni des Vorjahres sind es 194 Arbeitslose mehr.
Der längerfristige Vergleich der Entwicklung der Arbeitslosigkeit - von Mai auf Juni - macht die saisonale Dynamik sichtbar: „Im Juni 2021 verzeichneten wir einen bemerkenswert starken Rückgang der Arbeitslosigkeit mit einem Minus von 819 Personen. Dies war der stärkste Rückgang in den vergangenen acht Jahren. Im Vergleich dazu ist der Rückgang der Arbeitslosenzahlen in diesem Jahr - mit einem Minus von 250 Personen - deutlich geringer ausgefallen“, betonte Besse.
„Die niedrigeren Rückgänge der Arbeitslosigkeit im Vergleich zum langfristigen Trend zeigen“ - sagte Besse – „dass wir uns möglicherweise in einer Phase des Plateaus befinden. Diese Entwicklung erfordert unsere gesamte Aufmerksamkeit und gemeinsame Anstrengungen – aller relevanten Akteure am Arbeitsmarkt. Dazu werden wir weiterhin eng mit den Unternehmen und anderen relevanten Akteuren zusammenarbeiten, um die Beschäftigungsmöglichkeiten in der Region zu stärken und Arbeitsuchende bestmöglich zu unterstützen."
„Es ist interessant zu beobachten“ – betonte Besse – „dass im Vergleich zum Juni 2021 die Anzahl der Menschen, die ihre Arbeitslosigkeit durch eine Beschäftigung beenden konnten, im Juni dieses Jahres deutlich gesunken ist.“ Von 1.169 im Vorjahresmonat auf 692 im aktuellen Juni. “Das zeigt“ – sagte Besse - „die veränderte Dynamik am Arbeitsmarkt aber auch, dass Betriebe im schwierigen Umfeld zurückhaltender bei der Neueinstellung von arbeitslosen Menschen geworden sind.“
Besse erklärte, „dass die Ursachen für die nachlassende Dynamik auf dem Arbeitsmarkt in der Region vor allem auf die Folgen des Krieges in der Ukraine, der Inflation und den Problemen in den Lieferketten zurückzuführen sind. Auch macht sich Demografie und der Fachkräftemangel bemerkbar.“
„Erfreulich sei“ – so der Agenturchef - „dass sich die Zahl der Stellenmeldungen weiterhin auf einem hohen Niveau bewegt. Das zeigt die relativ hohe Nachfrage nach Arbeitskräften.“ Seit Jahresbeginn wurden den beiden Arbeitgeberservice-Teams von Arbeitsagentur und Jobcentern im Landkreis knapp 2.950 sozialversicherungspflichtige Stellen gemeldet. „Alleine im Juni haben unsere Arbeitgeberservice-Teams 469 freie Stellen akquiriert. Nur 43 weniger als im Vorjahreszeitraum“, so Besse
Verarbeitendes Gewerbe, Pflege- und Gesundheitsbranche bleiben im Seenplattelandkreis am stärksten von Fachkräfteengpässen betroffen
Im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte mangelt es an Fachkräften. Vor allem im Bau- und verarbeitenden Gewerbe sowie in sozialen und technischen Berufen fehlen qualifizierte Menschen. Um dieser Situation erfolgreich zu begegnen, intensivieren die Arbeitsagentur und die Jobcenter im Landkreis ihre Bemühungen zur Qualifizierung von Arbeitslosen und Beschäftigten. „Die Pflege sowie das verarbeitende Gewerbe gehören seit vielen Jahren zu den Engpassberufen im Seenplattelandkreis. Nicht viel besser sieht es aus bei den Verkehrs- und Logistikberufen, Bau- und Ausbauberufen sowie IT- und naturwissenschaftlichen Dienstleistungsberufen sowie bei den Lebensmittel- und Gastgewerbeberufen. Auch hier ist der Bedarf an Fachkräften ungebrochen hoch“, sagte Besse. Seit Monaten übersteigt die Zahl der gemeldeten Stellen - für Fachkräfte - die Zahl der Arbeitslosen. Allerdings: Bei den weniger qualifizierten Hilfskräften ist die Situation umgekehrt. Hier gibt es mehr Bewerber als Stellen. Deshalb ist die Qualifizierung für den Arbeitsagenturchef „eine entscheidende Säule.“ Wir müssen uns noch mehr auf die Förderung von Bildung - auch im Betrieb – konzentrieren, um sicherzustellen, dass die Arbeitskräfte den Anforderungen des sich wandelnden Arbeitsmarktes gerecht werden können.“
Zum Abschluss ging Besse auf die Entwicklung am Ausbildungsmarkt im Seenplattelandkreis ein. "Es sind nur noch wenige Wochen bis zum Beginn des neuen Ausbildungsjahres. Aber: Der Ausbildungsmarkt bietet weiterhin Chancen für alle, die noch auf der Suche nach einer passenden Ausbildungsstelle sind. Es gibt noch so viele Unternehmen, die interessante Ausbildungsplätze anbieten. Darum kann ich denen, die bisher vergeblich eine Lehrstelle gesucht haben, nur empfehlen: Meldet Euch bei der Berufsberatung. Nutzt darüber hinaus für die Ausbildungssuche die „AzubiWelt - App“ - der Bundesagentur für Arbeit. Die App ist kostenlos und wurde gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern entwickelt. Es gibt die App für Smartphones mit Apple oder Android Betriebssystem. Und wer noch Tipps rund um das Thema Bewerbung benötigt, ist auf der Seite www.planet-beruf.de genau richtig.“
Fachkräftesicherung: Gemeinsam Berufsabschlüsse erfolgreich gestalten – mit der Assistierten Ausbildung (AsA)
„Ich möchte an die Personalverantwortlichen appellieren“ – sagte Besse – „nutzen Sie, neben der Einstiegsqualifizierung (EQ), das Instrument der ‚assistierten Ausbildung‘. Mit der Assistierten Ausbildung unterstützen wir Sie - und Ihre Nachwuchskräfte - auf dem Weg zum Berufsabschluss. Wir helfen Ihnen dabei, dass Ihre Auszubildenden ihre Lehre erfolgreich abzuschließen. Auch Ihr Unternehmen kann davon entscheidend profitieren! Wenden Sie sich bei Fragen gerne an unsere Arbeitgeberservice-Teams von Arbeitsagentur und Jobcenter im Landkreis. Dort werden Sie kompetent beraten.“
Kurzarbeit: Die Sonderregelungen für den Bezug von Kurzarbeitergeld laufen am 30. Juni 2023 aus.
„In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit und den Herausforderungen der COVID-19-Pandemie hat sich der einfache Zugang zum Kurzarbeitergeld als wahrer „Gamechanger“ erwiesen. Unternehmen erhielten durch die Arbeitsagentur dringend benötigte Unterstützung, um Arbeitsplätze zu erhalten und Arbeitslosigkeit zu vermeiden“, sagte Thomas Besse. „Ich bin sicher, ohne die Sonderregelungen für den Bezug von Kurzarbeitergeld wäre die Arbeitslosigkeit im Seenplattelandkreis – in der Pandemie - vermutlich deutlich höher gewesen. Und die negativen Wirkungen dieses Effekts würden wir noch heute auf dem Arbeitsmarkt spüren.“
Nach aktuellen Hochrechnungen befanden sich im Februar 2023 27 Mitarbeitende – aus 8 Unternehmen - in Kurzarbeit. „Das ist kein Vergleich zu den Höhepunkten während der Corona-Pandemie, als meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Mai 2020 Kurzarbeitergeld-Anträge für 25.000 Beschäftigte zu entscheiden hatten“, erinnert sich der Arbeitsagenturchef.
Arbeitsmarktdaten für Geflüchtete aus der Ukraine[1]
Bis Mitte Juni wurden 674 arbeitslose Ukrainerinnen und Ukrainer in den Jobcentern betreut. 61 weniger als im Mai. Und 14 mehr als im Juni des Vorjahres.
Zu- und Abgänge
564 Männer und Frauen mussten sich im Juni nach dem Verlust ihres Arbeitsplatzes in der Seenplatte neu oder erneut arbeitslos melden. Das sind 17 oder 3 % mehr als im Mai. 12 oder 2 % weniger als im Juni 2022.
692 Arbeitslose konnten ihre Arbeitslosigkeit durch Aufnahme einer Arbeit auf dem ersten Arbeitsmarkt beenden. Das sind 111 oder 14 % weniger als im Mai. 54 oder 8,5 % mehr als im Juni 2022.
Damit übersteigen im Juni die Arbeitsaufnahmen (692) die Arbeitslosmeldungen aus Beschäftigung (564).
Entwicklung der Arbeitslosigkeit nach Personengruppen
Nach Personengruppen entwickelte sich die Arbeitslosigkeit recht unterschiedlich. Die Spanne der Veränderungen reicht im Juni von –0,2% bei Frauen bis +13% bei Ausländern.
Entwicklung der Arbeitslosigkeit nach Rechtskreisen
Im Bereich der Arbeitslosenversicherung nach dem Sozialgesetzbuch III, also bei all denjenigen, die Arbeitslosengeld I erhalten, waren im Juni 3.041 Menschen arbeitslos. 205 weniger als im Vormonat und 95 mehr als im Juni 2022. Das entspricht einem Anstieg von 3 %.
Die Zahl der arbeitslosen Bezieher von Bürgergeld lag im Juni bei 7.670 Arbeitslosen. 94 weniger als im Mai und 99 mehr als im Juni 2022. Das entspricht einem Anstieg von 1 %.
Die Unterbeschäftigung zeichnet ein realistischeres Bild von der Verfassung des Arbeitsmarktes. Dabei werden neben Arbeitslosen auch Teilnehmer in Maßnahmen, Weiterbildungen und arbeitsunfähig Erkrankte erfasst. Die Zahl der Menschen in Unterbeschäftigung (ohne Kurzarbeit) lag im Juni bei 13.496. Das waren 333 oder 2 % weniger als im Vormonat – 393 oder 3 % mehr als im Juni 2022.
Ohne den Entlastungseffekt der arbeitsmarktpolitischen Förderinstrumente läge die Zahl der Arbeitslosen – ausgewiesen durch die so genannte „Unterbeschäftigung“ – um 2.785 höher und die Arbeitslosenquote bei 10,4 %.
Geldleistungen
Insgesamt 2.961 Personen erhielten im Juni Arbeitslosengeld, 229 mehr als vor einem Jahr. Die Zahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten in der Grundsicherung für Arbeitsuchende (SGB II) lag im Juni bei 14.893. Gegenüber Juni 2022 war dies ein Anstieg von 660 Personen.
Gemeldete Arbeitsstellen
Der Bestand an gemeldeten Arbeitsstellen ist auf 3.167 Stellen gestiegen. Gegenüber dem Vorjahresmonat (Juni 2022) bedeutet dies ein Rückgang von 204. Die Arbeitskraftnachfrage der Unternehmen lässt sich eindeutiger am Zugang an offenen gemeldeten Stellen ablesen: Im Vergleich zum Vormonat ein Rückgang des Stellenzugangs um 38 – zum Vorjahresmonat ein Minus um 43.
Die größte Nachfrage gab es im Juni aus den Bereichen: Baugewerbe 410 freie Stellen im Bestand; verarbeitendes Gewerbe (393); Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen (349); Gesundheits- und Sozialwesen (332); sowie im Gastgewerbe (265).
Unternehmen in der Seenplatte, die noch keinen festen Ansprechpartner haben, erreichen den Arbeitgeberservice telefonisch unter der kostenfreien Arbeitgeber-Service-Rufnummer: 0800 4 5555 20.
Der Arbeitsmarkt in den Dienststellen des Agenturbezirks
Im Agenturbezirk Neubrandenburg entwickelte sich der Arbeitsmarkt im Juni recht unterschiedlich. Am günstigsten war die Veränderung der Arbeitslosigkeit im Geschäftsstellenbezirk Röbel; dort sank der Bestand an Arbeitslosen gegenüber dem Vorjahresmonat um 10 %. Demgegenüber steht die Entwicklung im Bezirk der Geschäftsstelle Neubrandenburg mit einer Zunahme von 10 %.
[1] Aufgrund gesetzlicher Änderungen werden ukrainische Geflüchtete seit dem 01.06.2022 durch die Jobcenter betreut. Dies hat einen regional unterschiedlich starken Einfluss auf die Entwicklung der Arbeitsmarktdaten. Anhaltspunkte für die Betroffenheit einer Region sind erhöhte Anstiege im Vorjahresvergleich bei der Zahl der Arbeitslosen (insbesondere im Rechtskreis SGB II, bei Frauen und Ausländern).