Jobsuche: Falschinformationen verunsichern

 Biercher: „In Mecklenburg-Vorpommern arbeiten bereits 4.000 Ukrainerinnen und Ukrainer.“

22.07.2024 | Presseinfo Nr. 51

Die Arbeitsagenturen und Jobcenter in Mecklenburg-Vorpommern positionieren sich gegen Falsch- und Desinformationen in der Öffentlichkeit. Der Chef der Regionaldirektion Nord und Arbeitsmarktexperte Markus Biercher kennt den Arbeitsmarkt sehr gut und er weiß, dass Unternehmen händeringend motivierte Arbeits- und Fachkräfte suchen. „16.500 offene Arbeitsstellen stehen aktuell allen Arbeitsuchenden im Land zur Verfügung. Gesucht werden Arbeits- und Fachkräfte, die die freien Stellen zeitnah besetzen. Wir beobachten und begrüßen, dass in Unternehmen zunehmend Bewerberinnen und Bewerber eingestellt werden, die zwar sehr motiviert sind, aber aufgrund ihrer Herkunft besondere Einarbeitung, berufliche Weiterbildung, Sprachunterstützung oder Hilfe bei der Wohnungssuche benötigen. Auch wenn bereits 4.000 Ukrainerinnen und Ukrainer in hiesigen Unternehmen sozialversicherungspflichtig arbeiten, wollen wir sehr viel mehr Menschen über Arbeit und Beschäftigung in die Mitte unserer Gesellschaft holen. Dies gilt für Geflüchtete, aber auch für alle anderen, die einen Job suchen, also und besonders auch Deutsche“. Daher ärgert Biercher sich besonders, wenn Falsch- und Desinformationen eine Arbeitsaufnahme behindern oder ein Vorstellungsgespräch bei Unternehmen ins Leere laufen lassen. „Aus diesem Grund haben wir FAQ zusammengestellt, die mehr Transparenz schaffen, Verunsicherungen nehmen und unsere Beratungsgespräche unterstützen. Eine ukrainische Übersetzung steht ebenfalls zur Verfügung und kann im persönlichen Kontakt ausgehändigt werden.“    

 

Folgende Falsch- oder Desinformationen werden insbesondere über 

verschiedene Social-Media-Kanäle verbreitet: 

 

  1. Wenn Eltern oder Alleinerziehende Kinder haben, lohnt es sich nicht eine Arbeit aufzunehmen, weil das Bürgergeld höher ist als der Lohn. Auch der Verdienst aus einem  Minijob wird voll vom Jobcenter einbehalten.  

Antwort: Das selbstverdiente Einkommen einer Beschäftigung (auch Minijob) kann durch das Bürgergeld ergänzt werden. Da es Freibeträge gibt, lohnt es sich immer, eine Arbeit aufzunehmen, auch um berufliche Erfahrungen zu sammeln.

  1. Wenn man arbeitet, bezahlt man so viele Steuern, dass man am Ende weniger als die Hälfte des Lohnes ausgezahlt bekommt.

Antwort: Die steuerlichen Abgaben sind je nach Lebenssituation unterschiedlich (z.B.: Familienstand, Höhe des Verdienstes) und liegen in den meisten Fällen deutlich unter 50%.

 

  1. Wenn ich arbeite, fällt die Krankenversicherung, die ich vom Jobcenter bekomme weg.

Antwort: Die gesetzliche Krankenversicherung fällt nicht weg. Sie sind mit einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung automatisch krankenversichert, die Beiträge werden zur Hälfte von Ihnen und zur anderen Hälfte vom Arbeitgeber gezahlt.

 

  1. Wenn ich eine Arbeit aufgenommen habe, bekomme ich danach kein Bürgergeld mehr. 

Antwort: Das ist falsch, denn wenn jemand seinen Job verliert, wird in der Regel Arbeitslosengeld oder Bürgergeld gezahlt. Reicht das Gehalt nicht aus um den eigenen Unterhalt bestreiten zu können, kann das Jobcenter ergänzend Bürgergeld zahlen. 

 

  1. Ab dem 04.03.2025 werde ich in die Ukraine zurückgeschickt, daher ist es besser, jetzt im Bürgergeldsystem zu bleiben.

Antwort: Niemand wird in die Ukraine zurückgeschickt. Arbeits- und Fachkräfte werden in Norddeutschland gesucht und sehr viele Ukrainerinnen und Ukrainer arbeiten bereits in unterschiedlichsten Branchen. Dort bringen sie sich im Unternehmen ein, verbessern ihre sprachlichen und beruflichen Kenntnisse und verdienen damit ihr eigenes Geld, unabhängig vom Bürgergeld. 

 

  1. Ich kann nicht genug Deutsch, daher kann ich nicht arbeiten. Die deutschen Kollegen wollen niemanden, der noch nicht gut Deutsch spricht. 

Antwort: Sehr viele Arbeitgeber beschäftigen inzwischen  Geflüchtete, die noch nicht so gute Deutschkenntnisse haben. Das klappt sehr gut und die Zusammenarbeit mit deutschen Kollegen klappt in den Betrieben meist ohne Probleme. Gerade am Arbeitsplatz, im Austausch und Kontakt mit Kollegen, dem Chef oder Kunden entwickeln sich die Deutschkenntnisse besonders schnell. Neben dem Job können auch berufsbegleitende Sprachkurse absolviert werden, die von den Arbeitsagenturen bzw. Jobcentern bezahlt werden. 

 

  1. „Einmal Helfer immer Helfer!“ Wenn ich eine Arbeit unter meiner Qualifikation aufnehme, werde ich für immer unter meinen Möglichkeiten bleiben und wenig Einkommen haben. 

Antwort: Die Jobsuche ist nicht immer leicht. Dennoch ist eine Arbeitsaufnahme als Helfer in einem bekannten Berufsbereich mit der eigenen Qualifikation  und Erfahrung viel wert und wichtig. Sie zeigen, dass Sie arbeiten können und lassen zudem ihre Berufsabschlüsse anerkennen. Verbessern sich dazu die Sprachkenntnisse auf das notwendige Niveau, werden sich sehr schnell anspruchsvollere Jobs anbieten. 

 

  1. Wenn ich kein Bürgergeld mehr bekomme, habe ich niemanden mehr, der mich informiert und meine Fragen beantwortet.

Antwort: Wer Hilfe benötigt, bekommt diese auch. Ob in den Jobcentern, den Arbeitsagenturen, der kommunalen Verwaltung, Bürgervereinen oder passenden Communitys. 

 

Fünf gute Gründe, schnell eine Arbeit aufzunehmen:

 

  1. Arbeit bringt eigenes Einkommen und unterstützt ein selbstbestimmtes Leben.
  2. Eine Arbeit oder Ausbildung verbessert die Bleibeperspektive, ein regulärer und bei eigenem Wunsch dauerhafter Aufenthalt kann dadurch ermöglicht werden.
  3. Deutschkenntnisse werden im Job verbessert, das fördert die Integration in allen Lebensbereichen.
  4. Ein Einstieg auf geringerem Qualifikationsniveau ermöglicht Ihnen zügig erste Erfahrungen und eröffnet Chancen, beruflich weiter aufzusteigen. Ihre im Heimatland erworbenen Kenntnisse und Qualifikationen können so zunehmend eingebracht werden.
  5. Ihre Arbeitsaufnahme motiviert andere. Sie werden Vorbild und knüpfen soziale Kontakte, die Ihnen und andere bei der Integration helfen.