Neubrandenburg | Im Juli waren in der Seenplatte 188 Menschen mehr arbeitslos gemeldet als im Juni. Insgesamt 11.100. Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 8,7 Prozent. Im Vergleich zum Juli des Vorjahres 443 Arbeitslose mehr.
„Die schwächere Konjunktur des vergangenen Jahres hat Spuren auf dem Arbeitsmarkt im Seenplattelandkreis hinterlassen, jedoch entspricht der aktuelle Anstieg der Arbeitslosigkeit im Juli den üblichen saisonalen Schwankungen“, erklärt Andreas Böhning. „Besonders im konjunkturnahen SGB III-Bereich ist dieser Trend stärker ausgeprägt.“
„Erfreulich ist“ – sagte Böhning – „dass trotz der wirtschaftlichen Unsicherheiten die Nachfrage nach Arbeitskräften ungebrochen hoch bleibt. Allein im Juli haben unsere Arbeitgeberservice-Teams fast 400 (398) neue Arbeitsstellen akquiriert. Das ist für alle Menschen, die derzeit Arbeit suchen, ein positives Signal. Wir beobachten aber auch, die meisten Betriebe bei Neueinstellungen zurückhaltender sind als noch vor einem Jahr.“
„Die Agentur für Arbeit Neubrandenburg sowie die beiden Jobcenter im Landkreis arbeiten intensiv daran, die Vermittlung von Arbeitssuchenden zu unterstützen und die Arbeitgeber bei der Suche nach geeigneten Fachkräften zu begleiten. Die Maßnahmen umfassen individuelle Beratungsgespräche, Weiterbildungsangebote und gezielte Vermittlungsaktionen“, so Böhning weiter.
Neben der schwachen Konjunktur gibt es für den Vize-Agenturchef vor allem drei Gründe, die den Anstieg der Arbeitslosenzahl im Juli erklären: „Erstens ist der 30. Juni ein Kündigungstermin, an dem traditionell (befristete) Beschäftigungsverhältnisse enden. Zweitens laufen auch Ausbildungsverhältnisse aus, und viele junge Menschen beginnen erst nach den Sommerferien ihre berufliche Laufbahn. Drittens warten viele Unternehmen oft bis zum Ende der Sommerferien, bevor sie neue Mitarbeiter einstellen.“ Diese Dynamik beeinflusst die Situation auf dem Arbeitsmarkt in diesem Monat erheblich.
Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit typisch
In der Gruppe der unter 25-jährigen ist die Zahl der Arbeitslosen im Vormonatsvergleich angestiegen: um 79 oder + 7 Prozent. Bei den 15 bis unter 20- jährigen um 26 oder + 9 Prozent
„Der überdurchschnittliche Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit im Juli ist jahreszeitlich typisch für diese Altersgruppe. "Im Juli melden sich jedes Jahr viele junge Menschen nach Abschluss ihrer Berufsausbildung oder Schule vorübergehend arbeitslos," erklärte Böhning.
„Unser Ziel ist es“ - so Böhning – „die vorübergehende Arbeitslosigkeit junger Menschen, insbesondere für die frisch ausgelernten Fachkräfte - die aus verschiedenen Gründen nicht von ihren Ausbildungsbetrieben übernommen wurden - zu minimieren und ihnen den schnellen Einstieg ins Berufsleben zu ermöglichen. Wir sind zuversichtlich, dass sich die Lage im Herbst wieder entspannen wird.“
Vier von zehn arbeitslosen Menschen im Landkreis langzeitarbeitslos
„Bedauerlich ist“ – sagte der Arbeitsmarktexperte – „dass die Zahl der Menschen, die in unserem Landkreis ein Jahr und länger arbeitslos sind im Vorjahresvergleich um 44 auf jetzt 4.704 gestiegen ist. Damit ist die Hälfte aller arbeitslosen Menschen im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte langzeitarbeitslos. Viele von ihnen kämpfen mit gesundheitlichen oder anderen Herausforderungen. Diese Tatsache verdeutlicht, dass der Abbau der Langzeitarbeitslosigkeit auch in Zukunft eine zentrale Herausforderung darstellen wird. Die Arbeitsagentur und die Jobcenter werden alles tun, um diesen Menschen zu helfen und ihnen neue Perspektiven zu bieten.“
Für Böhning steht außer Frage, „dass diese Herausforderung nur von allen Arbeitsmarktpartnern gemeinsam gemeistert werden kann.“
Arbeitsmarktdaten für Geflüchtete aus der Ukraine1
Bis Mitte Juli wurden 752 arbeitslose Ukrainerinnen und Ukrainer in den Jobcentern betreut. 49 mehr als im Juni sowie 55 mehr als im Juli des Vorjahres.
Entwicklung der Arbeitslosigkeit nach Personengruppen
Nach Personengruppen entwickelte sich die Arbeitslosigkeit recht unterschiedlich, allerdings waren bei allen Anstiege gegenüber dem Vorjahresmonat zu verzeichnen Die Spanne der Veränderungen reicht von +3% bei Frauen bis +11% bei Ausländern.
Entwicklung der Arbeitslosigkeit nach Rechtskreisen
Im Bereich der Arbeitslosenversicherung nach dem Sozialgesetzbuch III, also bei all denjenigen, die Arbeitslosengeld I erhalten waren im Juli 3.204 Menschen arbeitslos. 74 mehr als im Vormonat und 148 mehr als im Juli 2023. Das entspricht einem Anstieg von 5%. Die Zahl der Bezieher von Bürgergeld nach dem Sozialgesetzbuch II lag im Juli bei 7.896 Arbeitslosen. 114 mehr als im Juni und 295 mehr als im Juli 2023. Das entspricht einem Anstieg von 4%.
Geldleistungen
Insgesamt 3.087 Personen erhielten im Juli Arbeitslosengeld, 110 mehr als vor einem Jahr. Die Zahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten in der Grundsicherung für Arbeitsuchende (SGB II) lag im Juli bei 14.939. Gegenüber Juli 2023 war dies ein Anstieg von 25 Personen.
Gemeldete Arbeitsstellen
(307); verarbeitendes Gewerbe (303); Gesundheits- und Sozialwesen (279); sowie im Gastgewerbe (255). Unternehmen in der Seenplatte, die noch keinen festen Ansprechpartner haben, erreichen den Arbeitgeberservice telefonisch unter der kostenfreien ArbeitgeberService-Rufnummer: 0800 4 5555 20.
Kurzarbeit Im Juli sind (vorläufig) vier Anzeigen – für 42 Personen - auf Kurzarbeit eingegangen. Nach aktuellen Hochrechnungen befanden sich im März 2024 12 Mitarbeitende – aus 4 Unternehmen - in Kurzarbeit.
Der Arbeitsmarkt in den Dienststellen des Agenturbezirks
Im Agenturbezirk Neubrandenburg entwickelte sich der Arbeitsmarkt im Juli recht unterschiedlich. Am günstigsten war die Veränderung der Arbeitslosigkeit in Malchin; dort sank der Bestand an Arbeitslosen gegenüber dem Vorjahresmonat um 2%. Dem gegenüber steht die Entwicklung im Bezirk der Geschäftsstelle Neubrandenburg mit einer Zunahme von 8%.
Zum Abschluss ging Böhning auf die Entwicklung am Ausbildungsmarkt im Seenplattelandkreis ein. „Das neue Ausbildungsjahr hat begonnen und es gibt immer noch mehr als 500 (522) unbesetzte Ausbildungsplätze im Seenplattelandkreis. Dabei bieten die Unternehmen und Verwaltungen in der Region großartige Möglichkeiten für junge Menschen, ihre berufliche Zukunft zu gestalten.“ Denjenigen, die bisher vergeblich nach einer Ausbildungsstelle gesucht haben – im Juli noch 465 junge Menschen - rät der Vize-Arbeitsagenturchef dringend: „sich bei der Berufsberatung zu melden.“ Die Berufsberaterinnen und Berufsberater können dabei helfen, den passenden Ausbildungsplatz zu finden. Und dann empfiehlt der Arbeitsmarktexperte interessierten Jugendlichen: „Nutzt für die Ausbildungssuche auch die „AzubiWelt - App“ - der Bundesagentur für Arbeit. Die App ist kostenlos und wurde gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern entwickelt. Es gibt die App für Smartphones mit Apple oder Android Betriebssystem. Und wer noch Tipps rund um das Thema Bewerbung benötigt, ist auf der Seite www.planet-beruf.de genau richtig.“