Was heißt Diversität in der Arbeitswelt?
Vielfalt leben meint mehr als ein offener Umgang mit geschlechtlicher Identität und sexueller Orientierung. Es gibt viele weitere Aspekte wie das Alter, die körperlichen und geistigen Fähigkeiten, die soziale Herkunft sowie Nationalität und ethnische Herkunft, aber auch religiöse Anschauungen, die zu Diskriminierung im Privat- und Arbeitsleben führen können. Wer mehr darüber wissen möchte, findet unter www.charta-der-vielfalt.de Informationen und Veranstaltungstipps sowie wertvolle Hinweise, wie die Arbeitswelt diverser gestaltet werden kann, denn die Arbeitswelt verändert sich, das Arbeitskräftepotenzial wird weniger und die Bedürfnisse individueller. Es gibt noch verborgene Talente für die regionalen Unternehmen, die es zu entdecken gilt.
Ein paar Fakten zur Diversität in Deutschland und unserer Region
Gehaltsunterschiede zwischen Geschlechtern in Deutschland und in der Region
In Deutschland verdienen Frauen je Stunde 18 % weniger als Männer. Im Agenturbezirk Neuruppin holen Frauen beim Gehalt auf und der Abstand bei den Vollzeitbeschäftigten ist deutlich kleiner als im Bundesgebiet.
| Region | Insgesamt (€) am Arbeitsort | Männer (in €) | Frauen (in €) |
| Havelland | 2.501 | 2.503 | 2.494 |
| Oberhavel | 2.854 | 2.830 | 2.910 |
| Ostprignitz-Ruppin | 2.600 | 2.562 | 2.696 |
| Prignitz | 2.550 | 2.565 | 2.502 |
Abb. Medianentgelte (Quelle: Entgeltstatistik Bundesagentur für Arbeit Stand: 31.12.2020)
Der Gender Pay Gap lag im Agenturbezirk zwischen 3,0% im Landkreis Havelland und 5,6% im Landkreis Oberhavel. Eine interaktive Grafik zu den Daten des IAB (Institut für Arbeit- und Berufsforschung) ist unter folgendem Link zu finden:
https://www.brandeins.de/themen/karten/lohnluecke-pay-gap-mind-the-gap
Teilhabe von Menschen mit körperlichen und geistigen Einschränkungen stärken
Jeder achte Mensch in Deutschland lebte im Jahr 2019 mit einer Behinderung, das sind für die vier Landkreise des Agenturbezirkes Neuruppin hochgerechnet 68.000 Menschen. In den Landkreisen des Agenturbezirkes Neuruppin sind 955 Menschen mit einer Schwerbehinderung arbeitslos gemeldet – davon haben fast 70% einen Berufsabschluss mit und sind qualifiziert. Mitarbeitende mit Einschränkungen bringen neben der formalen Qualifikation aber noch mehr ins Unternehmen ein, wenn man sie in Arbeitsprozesse einbindet und Jobprofile an die individuellen Fähigkeiten anpasst.
Know How von älteren Beschäftigten nutzen
Der demografische Wandel spielt für Unternehmen in Deutschland und im Agenturbezirk Neuruppin eine große Rolle. Im Jahr 2035 werden im Bundesgebiet voraussichtlich mehr 65-Jährige erwerbstätig sein, als unter 20-Jährige. Im Agenturbezirk ist die Zahl der Beschäftigten zwischen 60 - 64 Jahren heute schon größer als die Zahl der Beschäftigten zwischen 15 - 24 Jahren.
Das ist eine Herausforderung, wenn unterschiedliche Werte und Erfahrungen im Betrieb aufeinandertreffen. In gemischten Teams funktioniert der Wissenstransfer aber gut in beide Richtungen, wenn man Teams gut zusammenstellt und Kommunikation ermöglicht.
Mit Weiterbildungsangeboten, Gesundheitsmaßnahmen und flexiblen Arbeitszeiten bleiben außerdem nicht nur die älteren Beschäftigten körperlich, geistig und fachlich fit.
Ungleichheiten bei der sozialen Herkunft berücksichtigen
Und auch bei der sozialen Herkunft gibt es Ungleichheiten, die sich im Verlaufe des Berufslebens weiter verstärken. So hängt die Bildung in Deutschland stark vom Elternhaus ab. Von 100 Kindern aus Akademikerfamilien beginnen statistisch gesehen 79 ein Hochschulstudium. Bei Nicht-Akademiker Familien schaffen gerade einmal 27 von 100 Kindern den Sprung an eine Hochschule, denn laut Studien überschätzen Eltern die Kosten für eine weiterführende Bildung und unterschätzen den langfristigen Gewinn. Einige Talente sind deshalb verborgen und junge Menschen bleiben bei der Arbeitssuche unter ihren Fähigkeiten. Ein Ansatz kann das gezielte Mentoring von jungen Menschen zum Beispiel vor oder im Rahmen einer Ausbildung sein, um Ausbildungsabbrüche zu verhindern. Unternehmen können außerdem gezielt Praktika ermöglichen, um Talente zu erkennen und an sich zu binden.
„Die Bundesagentur für Arbeit gehört zu den Unterzeichnern der Charta der Vielfalt. Wir sind für alle Menschen da, die zu uns kommen und die unsere Unterstützung brauchen. Deshalb ist es für uns eine Selbstverständlichkeit heute #FlaggeDerVielfalt zu zeigen und die regionalen Unternehmen zu ermutigen, die Vielfalt in ihrer Belegschaft zu fördern und offensiv dafür zu werben. Dies führt zu deutlich größeren Chancen für eine Stellenbesetzung oder mehr Initiativanfragen von Fachkräften“, so Beate Kostka, Leiterin der Neuruppiner Arbeitsagentur.
Von Menschen unterschiedlicher Herkunft lernen
Sprachen und Kulturkenntnisse erweitern den Horizont und erschließen neue Märkte in einer globalisierten Welt. Die Beschäftigten lernen voneinander kulturelle Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten.
Viele regionale Unternehmen in den Landkreisen setzen bereits auf Vielfalt bei der Herkunft. Das zeigen die Beschäftigtenzahlen. In den Kreisen Oberhavel, Havelland, Ostprignitz-Ruppin und der Prignitz arbeiten mittlerweile mehr als 11.700 Menschen ausländischer Herkunft.
Vor 5 Jahren waren im Agenturbezirk erst 6.075 Menschen mit Migrationshintergrund beschäftigt, also etwas mehr als die Hälfte.
„Das ist eine tolle Entwicklung und zeigt, dass sich die Personalverantwortlichen heute an den Stärken der Menschen orientieren, auch wenn es im Betrieb manchmal Reibung mit sich bringt und viel Kommunikation erfordert. Aber das lohnt sich. Deshalb sagen Sie es weiter, Ihrer Belegschaft und Ihren zukünftigen Fachkräften bei der Personalsuche. Das kann man zum Beispiel mit der Unterzeichnung der Charta der Vielfalt machen und die Botschaft sichtbar machen“, so Beate Kostka weiter.
Weitere Informationen für Deutschland im folgenden Factsheet: