Dem Handwerk mangelt es nicht an Arbeit und Aufträgen, sondern an qualifiziertem Personal und Nachwuchs. Die Problematik ist je nach Branche mehr oder weniger stark ausgeprägt, aber die Aussichten sind alles andere als rosig. Immer weniger Jugendliche entscheiden sich für eine Ausbildung im Handwerk, und die demographische Entwicklung sorgt für immer weniger Fachkräfte am Arbeitsmarkt.
Es müssen Alternativen her zur klassischen Stellenanzeige, und dass diese gesucht werden, zeigte das zahlreiche Erscheinen regionaler Arbeitgeber beim „Arbeitgeber-Infotag Handwerk“ im Jobcenter Neuwied. Jobcenter, Arbeitsagentur und Kreishandwerkerschaft Rhein-Westerwald luden ein zu einer Veranstaltung mit der Vorstellung konkreter Möglichkeiten der Fachkräftegewinnung – das kam gut an.
An vier Thementischen, an denen die Arbeitgeber in 15-minütigen Etappen teilnahmen, wurden von den Experten des gemeinsamen Arbeitgeberservice von Jobcenter und Arbeitsagentur und der Kreishandwerkerschaft die allgemeinen Fördermöglichkeiten bei Neueinstellung, die Fördermöglichkeiten nach dem Qualifizierungschancengesetz, also Weiterbildungen für bereits im Betrieb Beschäftigte, die speziellen Fördermöglichkeiten nach dem Teilhabechancengesetz, welches die soziale Teilhabe für Langzeitarbeitslose fördert und das Kooperationsprojekt „Praktikum im Handwerk“, mit dem Praktikumsmöglichkeiten für geflüchtete Menschen geschaffen werden sollen, vorgestellt.
Rund 20 Arbeitgeber waren der Einladung der Kreishandwerkerschaft gefolgt und zeigten durch großes Interesse und konkrete Fragen, dass die grundsätzliche Offenheit für andere Rekrutierungswege vorhanden ist. „Um in den nächsten Jahren den Bedarf an Fachkräften zu decken, wird es unumgänglich sein, Qualifizierung von Ungelernten und die Rekrutierung von Personen aus dem Ausland in Betracht zu ziehen“, sagt Coralie Remy, Bereichsleiterin der Agentur für Arbeit Neuwied. Hier sind die Arbeitsagenturen, Jobcenter und Kammern die starken Partner an der Seite der Unternehmen. „Qualifizierung ist und bleibt ein ganz zentraler Teil unserer Arbeit, auch bei dem neuen Bürgergeld. Wir brauchen hier die Bereitschaft der Betriebe, die das Potenzial in den Menschen sehen, und umso mehr freut es uns, dass viele Betriebe heute hier sind, um sich zu informieren“, ergänzt Theo Krayer, Leiter des Jobcenter Landkreis Neuwied.
Das Resümee von Kreishandwerksmeister Ralf Winn fiel positiv aus. „Es war eine gelungene Veranstaltung“, es ist wichtig für unsere Unternehmen einen direkten Ansprechpartner zu haben und ihn persönlich zu kennen. In Zukunft sollte diese Veranstaltung wiederholt werden!
Im Anschluss an die Themeninseln gab es einen Austausch unter allen Teilnehmern, bei dem auch bereits vorhandene Erfahrungen mit Mitarbeitern ohne perfekten Lebenslauf thematisiert wurden. „Es gelingt nicht immer, es gibt auch manchmal Anlaufschwierigkeiten oder Abbrüche, aber wir können aus unserer Erfahrung sagen, dass es bereits einige Erfolgsgeschichten gibt, ob mit Langzeitarbeitslosen, Ungelernten oder Geflüchteten. Wichtig ist, dass beide Seiten offen miteinander kommunizieren, und der Wille da ist, Hürden gemeinsam aus dem Weg zu räumen“, so Theo Krayer.