Im Jahr 2022 waren im Agenturbezirk der Neuwieder Arbeitsagentur, der die Kreise Neuwied und Altenkirchen umfasst, durchschnittlich 8.011 Menschen ohne Job gemeldet; dies entspricht einer Arbeitslosenquote von 4,7 Prozent. Zum Vergleich: 2021 wurden 8.678 Erwerbslose gezählt (Quote: 5,1 Prozent), im Jahr 2020 waren es 9.293 Personen (Quote: 5,4 Prozent).
„Im Jahr 2022 hieß es, sich den Weg aus der Corona-Krise zu bahnen“, sagt Karl-Ernst Starfeld, Chef der Agentur für Arbeit Neuwied. „Dies ist den Unternehmen mit ihren Mitarbeitenden ganz überwiegend gut gelungen, wie sich zum Beispiel an der Entwicklung der Kurzarbeit gezeigt hat.“ Waren Ende 2021 noch 680 Betriebe mit 3.230 Beschäftigten in Kurzarbeit, so waren es im Dezember nur noch 100 Betriebe mit 350 Beschäftigten. Trotz der Tatsache, dass das Jahr von Energiekrise, Krieg, Teuerung und Lieferengpässen geprägt war, hat sich der Arbeitsmarkt als sehr robust erwiesen. Offenbar hat sich der Trend aus der Corona-Pandemie, dass die Unternehmen auch in krisenhaften Phasen an ihren Fachkräften festhalten, verstetigt. Das ist nicht überraschend, wenn man sich vergegenwärtigt, dass es heute und noch mehr zukünftig immer schwieriger wird, adäquaten Ersatz zu finden und ans Unternehmen zu binden.“
Auch die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung hat zugenommen. Am 30. Juni 2022 – diese Daten liegen aktuell vor – befanden sich 104.393 Menschen in einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. Das ist ein Plus von 1.682 (1,6 Prozent) im Vergleich zum 30. Juni 2021.
Wer einen unbefristeten Job hat, hat beste Chancen, ihn zu behalten und sich beruflich weiter zu entwickeln. Denn die Arbeitgeber suchen händeringend nach Personal, wobei es sich zunehmend um Vakanzen handelt, die aus demografischen Gründen entstehen, da langjährige Mitarbeiter in die wohlverdiente Rente gehen. Seit Jahresbeginn wurden 6.141 Stellen gemeldet, das ist zwar eine Abnahme gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 200 oder 3%., allerdings zeichnet sich keineswegs Entspannung auf dem Personalmarkt ab. „Der Fachkräftebedarf wird eher noch weiter zunehmen als sinken“, so Karl-Ernst Starfeld. Am 31.12.2022 waren 2.852 Stellen offen.
Und in Zeiten des demografischen Wandels kann der Nachwuchs die Lücke nicht mehr füllen, die Rentner der geburtenstarken Jahrgänge hinterlassen. Auch das Jahr 2022 war wieder geprägt von der Problematik vieler Betriebe, die Ausbildungsstellen zu besetzen. Die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen ist ungebremst: Im Ausbildungsjahr 2021/ 2022 (1. Oktober 2021 bis 30. September 2022) meldeten die Betriebe 2.133 Ausbildungsplätze. Hier gibt es ein Plus von 76 Lehrstellen (3,7 Prozent) zum Vorjahr.
Zeitgleich wurden im Agenturbezirk nur 1.578 junge Menschen mit dem Wunsch, eine Ausbildung zu machen verzeichnet; das sind 282 Personen (15,2 Prozent) weniger als im gleichen Zeitraum 2020/21.
Am Stichtag 30. September wurden 41 Bewerberinnen und Bewerber gezählt, die noch auf der Suche sind. Auf der anderen Seite stehen 311 unbesetzte Ausbildungsstellen.
Es ist wichtig, die betriebliche und schulische Berufsausbildung nach dem Einbruch durch die CoVID-Pandemie wieder zu stärken, doch es wird für die Arbeitsagentur und die Jobcenter immer wichtiger, auch andere Potenziale zu erschließen und für die Unternehmen zunehmend nutzbar zu machen. Zu nennen sind hier neben der Arbeits- und Ausbildungsmigration die Wiedereinstiegsförderung von Frauen, die Ausweitung bisheriger Mini-Jobs, die dauerhafte Integration von Menschen mit Handicaps sowie die Förderung der Qualifizierung von Geringqualifizierten. „Das Thema Qualifizierung haben wir als Arbeitsagentur gemeinsam mit den Jobcentern 2022 erfolgreich vorangebracht, in der Summe haben wir ca. 1000 Menschen aus unserem Kundenkreis in Weiterbildungsunternehmen der Region qualifiziert. Damit wurden zum Teil ganz neue und zukunftsweisende Qualifikationen erworben.
Mit der Kampagne „Mutiger qualifizieren“ sollen sowohl die Mitarbeitenden der Arbeitsagentur wie auch ihre Kunden motiviert werden, Potenziale zu erkennen und mutig zu fördern. „Entsprechende Gesetze und Fördertöpfe stehen uns zur Verfügung“ motiviert der AA-Chef.
Darüber hinaus verbessert die Bundesagentur für Arbeit kontinuierlich ihr digitalisiertes Informations- und Beratungsangebot, damit jeder Einzelne sich über seine Stärken und mögliche individuelle Entwicklungspfade klar werden kann. „Die Erfahrung hat gezeigt, dass die schnelle Vermittlung in immer neue Zeitarbeits- oder befristete Helferjobs am Ende weder die Betroffenen noch die Unternehmen dauerhaft weitergebracht hat“, so Starfeld.
Im Angebot der Arbeitsagentur noch recht neu ist das Team Berufsberatung im Erwerbsleben. Dieses bietet eine umfassende Beratung für alle Menschen, die im Berufsleben stehen, sich jedoch neu orientieren, qualifizieren oder Karriere machen möchten. „In Zeiten der Digitalisierung, in der sich die Arbeitswelt rasant verändert, ist es für Arbeitnehmer enorm wichtig auf dem aktuellen Stand der Entwicklung zu sein, um ihren Job langfristig zu sichern oder neue Perspektiven zu entwickeln“, so Karl-Ernst Starfeld.
Die Aussichten für 2023 sieht der Agenturchef insgesamt positiv, wenn auch herausfordernd. „Als Agentur für Arbeit wollen wir uns mit unseren langjährigen, aber auch neuen Partnern vernetzen, ihre Erwartungen an uns besser kennenlernen und mit ihnen gemeinsam überlegen, wie wir die Menschen und Unternehmen bestmöglich unterstützen können“. Mit einem starken Anstieg der Arbeitslosigkeit wird im neuen Jahr derzeit nicht gerechnet. Spezifische Arbeitsmarktthemen wie die steigende Integration von Flüchtlingen in nachhaltige Beschäftigung sowie eine verstärkte Integration von über 60-Jährigen in den Arbeitsmarkt werden Überzeugungskraft und Konzentration auf beide Marktseiten erfordern.