Zum Abschluss des Ausbildungsjahres (Oktober 2023 bis September 2024) zieht die Arbeitsagentur Neuwied Bilanz. 1.594 junge Menschen nahmen in diesem Zeitraum die Ausbildungsvermittlung der Berufsberatung in Anspruch. Das sind 16 Personen weniger als im vorherigen Ausbildungsjahr. Zugleich meldeten die Betriebe im Agenturbezirk, der die Kreise Neuwied und Altenkirchen umfasst, 2.263 Ausbildungsstellen –hier gibt es ein Plus von 16 Stellen.
„Seit dem Jahr 2019 geht die Schere in unserem Agenturbezirk kontinuierlich auseinander: die Anzahl zu besetzender Berufsausbildungsstellen übertrifft die Zahl der bei der Berufsberatung gemeldeten BewerberInnen. Betrachtet man die aktuelle konjunkturelle Stimmung ist es allerdings positiv, dass die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe ungebrochen hoch ist und regionale Unternehmen damit weiterhin die Zukunft im Blick haben“, sagt Stefanie Adam, Vorsitzende der Geschäftsführung der Arbeitsagentur Neuwied. Denn die bundesweite Entwicklung zeigt eine gegensätzliche Tendenz. Hier treffen 417.520 BewerberInnen (+2 Prozent zum Vorjahr) auf 502.360 Ausbildungsstellen (-5% zum Vorjahr).
Auch bei der BewerberInnenstruktur gibt es einige Entwicklungen, die auf Veränderungen am Ausbildungsmarkt hinweisen. So gibt es wieder mehr Jugendliche, die nach dem Realschulabschluss auf die Suche nach einer betrieblichen Ausbildung gehen (+10,5 % im Vergleich zum Vorjahr). Gleichzeitig meldeten weniger junge Menschen mit Fachhochschulreife/ Abitur Interesse an einer Ausbildung an (-18,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr). Die Zahl der BewerberInnen mit Hauptschulabschluss bleibt hingegen gleich. Insgesamt gab es 577 BewerberInnen mit Realschulabschluss, 508 mit Hauptschulabschluss und 396 mit Fachhochschulreife oder Abitur.
Deutlich gestiegen (+27,4 Prozent) ist der Anteil der ausländischen BewerberInnen. 237 Jugendliche ohne deutsche Staatsangehörigkeit, darunter 100 Geflüchtete, standen in diesem Jahr dem Ausbildungsmarkt zur Verfügung. „Die Entwicklung zeigt uns erneut, wie bedeutsam Migration für unseren Fachkräftenachwuchs ist“, so Stefanie Adam.
Ende September waren noch 75 BewerberInnen unversorgt, an deren Ausbildungsvermittlung weitergearbeitet wird. Demgegenüber stehen 369 unbesetzte Ausbildungsstellen. Das sind 86 Stellen weniger als im Vorjahr. „Dieses Ergebnis ist sehr erfreulich, zumal das Verhältnis von Ausbildungsstellen und BewerberInnen gleichgeblieben ist und nicht weiter auseinanderdriftet“, sagt Stefanie Adam. Im aktuellen Ausbildungsjahr wie auch im Vorjahreszeitraum kamen jeweils 74 BewerberInnen auf 100 Ausbildungsstellen.
„Das Ausbildungsinteresse der jungen Menschen direkt nach dem Schulabschluss ist stabil. Die duale Ausbildung bietet nach wie vor attraktive Karrierechancen und Verdienstmöglichkeiten und stellt immer noch eine optimale Grundlage für eine gesicherte Zukunft dar“, sagt Julia Flada, Teamleiterin der Berufsberatung. Sie betont, wie wichtig es ist, dass Jugendliche sich gut über das breite Angebot an Ausbildungsberufen informieren, um die richtige Entscheidung zu treffen. Nicht selten sind weniger bekannte Berufe gar nicht im Auswahlbereich der Jugendlichen. Daher kann der Kontakt zur Berufsberatung der Arbeitsagentur die beruflichen Perspektiven deutlich erweitern. Die BerufsberaterInnen sind in allen Schulen der beiden Landkreise vor Ort regelmäßig präsent und bieten unabhängige Beratung und Unterstützung bei der beruflichen Orientierung. Die Aktivitäten im Netzwerk mit Partnern wie der IHK und HwK wie Ausbildungsmessen, Speed-Datings, Azubispots on Tour und Praktikawochen lohnen sich für alle und geben Einblicke in die Ausbildungsberufe.
Dass trotz der bewerberfreundlichen Situation am Ausbildungsmarkt einige BewerberInnen unversorgt bleiben, weist auf Passungsprobleme hin. Mal stimmen Berufswunsch und Angebot nicht überein, mal sind die nötigen Voraussetzungen nicht erfüllt, um die gewünschte Stelle zu ergattern. Es wird zunehmend herausfordernder, Ausbildungssuchende und Betriebe zusammenzubringen. „Hier ist Kompromissbereitschaft von beiden Seiten gefragt“, sagt Julia Flada.
Denn die Betriebe haben es nicht leicht, wenn sie ihre Ausbildungsstellen besetzen möchten. Einerseits existiert seit vielen Jahren eine nahezu unveränderte Top Ten der Wunschberufe von Jugendlichen, die es Betrieben, die weniger beliebte Ausbildungsberufe anbieten, schwerer machen. Andererseits gewinnen aber auch überfachliche Kompetenzen immer stärker an Bedeutung – auf beiden Seiten des Marktes. Während ArbeitgeberInnen Wert auf Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit, Teamfähigkeit und motivierte BerwerberInnen legen, wünschen diese sich ein gutes Image des Arbeitgebers, attraktive Arbeitsbedingungen und eine passende Work-Life-Balance. So müssen nicht nur BewerberInnen überzeugen, sondern auch die Betriebe. Viele ArbeitgeberInnnen sind in der Konsequenz der Bewerberknappheit inzwischen bereits kompromissbereiter, was Noten und den Schulabschluss betrifft: 53,6 Prozent der gemeldeten Stellenangebote setzen mindestens einen Hauptschulabschluss voraus, 33,9 Prozent einen Realschulabschluss und nur 8,6 Prozent die (Fach-)Hochschulreife.
Informationen, Beratung und Vermittlung bekommen Jugendliche über die Berufsberatung (Neuwied.151-BBvE@arbeitsagentur.de) Telefon: 02631/891 891 oder Hotline: 0800 4 5555 00), Betriebe beim Arbeitgeberservice (Telefon: 0800 4 5555 20). Die Hotlines und das gesamte Angebot sind kostenfrei.
Übersicht Ausbildungsmarkt 2023/24 | 2023/2024 | Vorjahr 2022/2023 | Veränderung zum Vorjahr |
gesamter Agenturbezirk | |||
Bewerber | 1594 | 1610 | -16 |
Davon noch unversorgt | 75 | 64 | 11 |
Ausbildungsstellen | 2263 | 2247 | 16 |
Davon unbesetzt | 369 | 455 | -86 |
Landkreis Altenkirchen |
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Bewerber | 719 | 697 | 22 |
Davon noch unversorgt | 17 | 33 | -16 |
Ausbildungsstellen | 728 | 746 | -18 |
Davon unbesetzt | 116 | 143 | -27 |
Landkreis Neuwied |
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Bewerber | 875 | 913 | -38 |
Davon noch unversorgt | 58 | 31 | 27 |
Ausbildungsstellen | 1535 | 1501 | 34 |
Davon unbesetzt | 253 | 312 | -59 |