In der Getränkeabteilung bei Edeka Schinck in Achim gibt es viel zu tun. Wasser, Softdrinks, zahlreiche Biersorten und eine Auswahl an hunderten Weinen lassen einen schnell den Überblick verlieren.
Nicht aber Andy Quednau. Der 21-Jährige hat hier mittlerweile alles im Blick. Sei es das Lager oder auch die Verkaufsfläche - mit einem freundlichen Lächeln sorgt er für die notwendige Ordnung und das richtige Kundenerlebnis beim Einkaufen. Die Kundinnen und Kunden finden genau das, was sie suchen. Ist dies einmal nicht der Fall, weiß Andy sofort Bescheid und steht mit Rat und Tat zur Seite – und das wissen gerade die Stammkundinnen und -kunden sehr zu schätzen.
Andy Quednau und Edeka Schinck sind ein gutes Beispiel, wie ein erfolgreicher Start ins Arbeitsleben erfolgen kann, auch wenn die Startvoraussetzungen im ersten Moment erschwert sind. Und wie auch Arbeitgeber davon profitieren und dem Arbeitskräftemangel im Betrieb erfolgreich begegnen können, in dem sie auf eher untypischen Wegen Menschen mit schwierigeren Voraussetzungen eine Chance geben.
Dass Andy aber einen etwas anderen Start ins Berufsleben hatte, sieht man eben nicht auf den ersten Blick. Der junge Mann zwischen den Getränkekisten hat schon in einigen Bereichen seines jungen Lebens Steine auf dem Weg meistern müssen. Seine Schullaufbahn beendete er an der Förderschule. Damals war es für ihn einfach nicht möglich, den Förderschulabschluss zu erreichen. Dennoch ließ sich der junge Mann dadurch nicht entmutigen. Im Gegenteil, er nahm die Unterstützungsangebote für Menschen mit Behinderungen an.
Diese Teilhabeangebote bekam er durch die Agentur für Arbeit Nienburg-Verden. Gemeinsam mit seiner Reha-Beraterin vereinbarte er zunächst die Teilnahme an einer berufsvorbereitenden Maßnahme - der erste Schritt ins Berufsleben. Herauszufinden, welche Berufe infrage kommen, sollte die erste Aufgabe für den damals 18-Jährigen sein. Neben Erprobungen in den Bereichen Gartenbau und Floristik war auch schon damals der Verkauf im Fokus. „In der Gärtnerei war ich im Bereich der Friedhofsgärtnerei tätig“, sagt Andy. „Das war damals ganz ok, aber mich hat es gestört, dass im Winter oft weniger Arbeit da ist. Da hat mir der Verkauf im Supermarkt schon mehr Spaß gemacht“, fügt er hinzu.
Gemeinsam mit seiner Beraterin erfolgte dann der nächste Schritt in Richtung beruflicher Zukunft. Mit dem Förderangebot der unterstützen Beschäftigung sollte nun über längere Praktika der Einstieg in das Berufsleben realisiert werden.
In enger Kooperation mit einem Bildungsträger wurde der Kontakt zu Edeka Schinck (damals noch Behrens) in Achim hergestellt. Der heutige Inhaber Herr Schinck war hier sofort aufgeschlossen, da bereits in der Vergangenheit ein junger Mann mit einer Beeinträchtigung im Unternehmen erfolgreich eingestellt werden konnte. Somit bekam auch Andy Ende 2021 seine Chance. In der Getränkeabteilung sollte er nun zeigen, was er – im wahrsten Sinne des Wortes - auf dem Kasten hat. Auch der stellvertretende Marktleiter Herr Eisele erinnert sich noch gut an die ersten Wochen: „Herrn Quednau habe ich von Beginn an als freundlichen und motivierten Mitarbeiter kennenlernen dürfen. Natürlich braucht hier jeder eine Einarbeitungszeit, um die Abläufe kennen zu lernen. Manche Arbeitsschritte mussten wir sicherlich auch wiederholt erklären, aber das ist nicht wirklich etwas Außergewöhnliches“, so Eisele. „Andy hat sich von Beginn an größte Mühe gegeben und hat immer freiwillig ausgeholfen, wenn Not am Mann oder an der Frau war“, erzählt der Chef.
Vermutlich hatte Andy selbst nicht damit gerechnet, so schnell auch schon eigenständig Bestellungen für die Abteilung zu organisieren und in Vertretung auch alleine für volle Regale zu sorgen. Der „Neue“ denkt sogar in seiner Freizeit mit. So berichtet er im Gespräch, dass er die Angebote in den Werbeprospekten stets im Blick hat und sofort weiß, was in der kommenden Woche auf der Arbeit alles anliegen wird.
Und dies sollte sich sogar schneller auszahlen als gedacht: Genau in der heißen Phase, im Juli 2022, bekam Andy seinen unbefristeten Arbeitsvertrag. Eine Phase, in der viel Ware geliefert wird, viele Getränke nachgepackt werden müssen und nicht jeder Arbeitstag Freude bereitet. „Auch wenn manchmal etwas nicht so Spaß macht, es gehört einfach dazu“, sagt Andy Quednau. Und genau diese Einstellung hat eben auch den Schinck überzeugt. Seine Kundenorientierung, seine Einsatzbereitschaft und seine eigenständige Arbeitsweise waren hier wohl der Ausschlag gebende Punkt. Und damit ist er eine wertvolle Entlastung für den Betrieb.
Heute weiß Andy genau, was die Stammkundinnen und -kunden kaufen. Während des Interviews greift der junge Mann plötzlich nach einem Karton Sekt und gibt diesen an eine Kundin raus. „Die kenne ich, die kommt regelmäßig und holt ihre Bestellung ab. Davon habe ich einige“.
Auf die Frage, ob es körperlich denn anstrengend sei, palettenweise Getränke zu bewegen, erzählt er aus seiner Anfangszeit im Pausenraum: „Ein Kollege von mir hat immer nur zwei Getränkekisten eingeräumt. Als wir zusammen Pause gemacht haben, wusste ich schnell warum. Als ich gesehen habe, was er frühstückt. Da habe ich ihm erstmal sagen müssen, dass man mit Toastbrot hier nicht weit kommt“.
Die Bereitschaft, auch Menschen mit einer Beeinträchtigung eine Chance zu geben, kann sich eben doch auszahlen, wie diese Geschichte eindrucksvoll zeigt.
Dank der Fördermöglichkeiten der Arbeitsagentur – in diesem Fall mit der unterstützen Beschäftigung - können Praktika ermöglicht werden und eine spätere Arbeitsaufnahme sogar für einen gewissen Zeitraum zusätzlich gefördert werden. Für beide Seiten ist dies eine Chance sich kennenzulernen und wie hier, mit Andy Quednau bei Edeka den „Volltreffer“ zu landen.