Im Juli ist die Arbeitslosigkeit an Ems und Vechte angestiegen. Insgesamt nahm die Zahl der Arbeitslosen um 672 Personen zu (+7,9 Prozent). Die Arbeitslosenquote stieg auf 3,4 Prozent.
„Durch den Beginn der Urlaubs- und Sommerzeit brachte der Juli einen saisonalen Anstieg der Arbeitslosenzahlen“, kommentiert René Duvinage, Leiter der Agentur für Arbeit Nordhorn, die aktuellen Arbeitsmarktzahlen. „Vor allem der Anstieg bei den Jugendlichen unter 25 Jahren ist typisch für diese Jahreszeit. Wie in jedem Jahr drängen viele Jüngere, die gerade Ihre Ausbildung oder Schule abgeschlossen haben, auf den Arbeitsmarkt. Einige warten nach ihrer Ausbildung auf eine Anschlussbeschäftigung im Betrieb oder auf einen Studienplatz, andere suchen noch eine Ausbildungsstelle“, so Duvinage. „Die Chancen, auch jetzt noch einen attraktiven Ausbildungsplatz zu finden, stehen gut. Die Berufsberatung der Agentur für Arbeit bietet all denen Hilfe an, die bislang noch nicht fündig geworden sind. Der Arbeitsmarktexperte erläutert: „Wir registrieren, dass sich die wirtschaftliche Situation insgesamt eintrübt. Trotz sich zeigender Rezession ist der Arbeitsmarkt noch in einer guten Verfassung. Die Situation ist derzeit nicht eindeutig zu prognostizieren. Durch die Steigerung der Nettoreallöhne kann die Binnenkonjunktur belebende Wirkung auch auf die Arbeitsmarktentwicklung haben. Der Abbau der Arbeitslosigkeit ist auch bei einem Arbeitskräftebedarf auf hohem Niveau eine Herausforderung. Wir müssen weiter auf Investitionen in individuelle Betreuung, Vermittlung und Qualifizierung setzen.“
Kurzarbeit
Im Juli zeigten 25 Betriebe Kurzarbeit für 559 Beschäftigte an. Die Zahl der Anzeigen sagt aber noch nichts über die Inanspruchnahme der Kurzarbeit aus. Diese steht erst nach drei Monaten fest, wenn die Betriebe ihre tatsächliche Kurzarbeit mit der Agentur für Arbeit abgerechnet haben. Im Monat März 2023 haben bisher insgesamt 61 Betriebe für 1.862 Beschäftigte Kurzarbeit abgerechnet.
Stellenmarkt
Im Juli zeigten Betriebe und Verwaltungen der Agentur für Arbeit Nordhorn 884 offene Stellen an. Das sind 181 oder 25,7 Prozent mehr als im Vormonat. Insgesamt gab es im Juli 5.718 Stellen (-19,0 Prozent ggü. Juli 2022), über deren Besetzung noch nicht endgültig entschieden war. Stellenzugänge kamen vor allem aus der Zeitarbeit, dem Metallbereich und der Berufsgruppe der Erziehung.
Entwicklung der Arbeitslosigkeit nach Rechtskreisen
Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit in der Arbeitslosenversicherung (Sozialgesetzbuch III / Arbeitslosengeld I) und in der steuerfinanzierten Grundsicherung (Sozialgesetzbuch II / Arbeitslosengeld II) verlief im Juli tendenziell unterschiedlich. Im Bereich der Arbeitslosenversicherung ist die Zahl der Arbeitslosen gegenüber dem Vormonat um 472 oder 15,7 Prozent auf 3.486 Personen gestiegen. Bei den für die steuerfinanzierte Grundsicherung verantwortlichen Jobcentern stieg die Arbeitslosenzahl im Juli gegenüber dem Vormonat weniger stark um 200 oder 3,6 Prozent auf 5.691 Personen.
Entwicklung der Arbeitslosigkeit nach Personengruppen
Mit 4.737 arbeitslosen Männern waren 299 Personen mehr gemeldet als noch im Juni. Bei den Frauen war eine Zunahme von 373 auf insgesamt 4.440 Personen zu verzeichnen. Der Anteil der Frauen an allen Arbeitslosen betrug 48,4 Prozent, der der Männer lag bei 51,6 Prozent. Von den Arbeitslosen waren 12,3 Prozent Jugendliche. Die Arbeitslosenzahl stieg auf 1.130 Personen (+273). Die Zahl der arbeitslosen Ausländer stieg auf 3.626 Personen. Das waren 198 Personen oder 5,8 Prozent mehr als im Vormonat und 952 oder 35,6 Prozent mehr als im Juli 2022. Zu der Gruppe der Ausländer gehören sowohl Menschen, die schon länger im Emsland und in der Grafschaft Bentheim leben, als auch neu hinzugekommene Flüchtlinge[1] und Zugewanderte.
Entwicklung der Arbeitslosigkeit in den Landkreisen
Im Emsland waren im Monat Juli insgesamt 6.610 Personen arbeitslos gemeldet, die Arbeitslosenquote steigt auf 3,4 Prozent. Verglichen mit dem Vormonat nahm die Zahl der Arbeitslosen um 481 Personen (+7,8 Prozent) zu. Auch in der Grafschaft Bentheim stieg die Zahl der Arbeitslosen. Hier gab es mit 2.567 Arbeitslosen 191 Personen (+8,0 Prozent) mehr als im Monat Juni. Hier steigt die Arbeitslosenquote auf 3,3 Prozent.
Unterbeschäftigung (ohne Kurzarbeit)
Ergänzend zur Arbeitslosenstatistik werden auch Daten zur Unterbeschäftigung veröffentlicht. Dazu zählen die gesetzlich definierten Arbeitslosen sowie Personen, die nicht als arbeitslos gelten, aber ohne Beschäftigung sind, z.B. in Maßnahmen beruflicher Weiterbildung, Arbeitsgelegenheiten und Sonderregelungen für Arbeitslose. Die Unterbeschäftigung umfasste im Agenturbezirk nach vorläufigen Angaben im Juli 12.887 Personen.
[1] Flüchtlinge sind im allgemeinen Sprachgebrauch Menschen, die wegen Verfolgung, Krieg oder Katastrophen aus ihrer Heimat geflohen sind. Im Kontext der Fluchtmigration werden folgende Gruppen unterschieden: Asylbewerber, anerkannte Asylbewerber bzw. Schutzsuchende, Kontingentflüchtlinge und geduldete Ausländer. Anerkannte Schutzberechtigte werden von Jobcentern betreut, Asylbewerber und Geduldete von Arbeitsagenturen.