Gemeinsame Bilanz zum Mülheimer Ausbildungsmarkt 2022

Auch in diesem Jahr ziehen die Ausbildungsmarktpartner der Arbeitsagentur, des Jobcenters Mülheim, der IHK zu Essen, der Kreishandwerkerschaft Mülheim an der Ruhr-Oberhausen, des Unternehmerverbandes sowie des Gewerkschaftsbundes eine Bilanz zum Ausbildungsmarkt. Gemeinsam machen sie sich für die duale Berufsausbildung stark und besuchen einen Mülheimer Betrieb, der selber ausbildet und somit den eigenen Fachkräftebedarf decken möchte: die Schauenburg Maschinen- und Anlagen-Bau GmbH.

04.11.2022 | Presseinfo Nr. 41

Nach nunmehr zwei Ausbildungsjahren, die stark von der Corona Pandemie beeinflusst waren, spielt diese nun im aktuellen Ausbildungsjahr keine wesentliche Rolle. Präsenzunterricht an den Schulen fand größtenteils statt, ebenso Berufsorientierung in Schule, Arbeitsagentur oder auf Veranstaltungen und Messen. Auch Betriebspraktika konnten wieder in gewohntem Maße durchgeführt werden. Somit gab es wieder ausreichend Möglichkeiten für Unternehmen und Ausbildungssuchende, zusammenzukommen und sich kennenzulernen.

Dennoch haben zum Ende des Ausbildungsjahres rund 80 Jugendliche aus Mülheim keine Berufsausbildung gefunden.

Die Zahlen zum Ausbildungsmarkt:

Bis Ende September hatten sich 944 Jugendliche und junge Erwachsene bei der Berufsberatung der Agentur für Arbeit Mülheim gemeldet, um bei der Suche nach dem passenden Ausbildungsplatz unterstützt zu werden. Das waren 76 Jugendliche weniger als im letzten Jahr (-7,5 %). Ende September galten von diesen Bewerbern noch 76 als unversorgt, 26 mehr als im September 2021 (+52,0 %).

Dem Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Mülheim wurden in diesem Ausbildungsjahr insgesamt 1.067 Ausbildungsstellen gemeldet, 78 weniger als im letzten Jahr (-6,8 %). Von diesen waren Ende September noch 136 unbesetzt (12 mehr als im September 2021, +9,7 %). 

Rein rechnerisch kamen im aktuellen Berichtsjahr 1,13 Ausbildungsstellen auf eine/n Bewerber/in. Im Vorjahr waren es 1,12 Stellen.

Auch jetzt gibt es noch jede Menge Chancen auf dem Ausbildungsmarkt. Wie schon im letzten Jahr besteht die Möglichkeit, auch später in die Ausbildung zu starten. Bis in den Februar hinein ist der Einstieg in eine Ausbildung jederzeit möglich.

Statements der Ausbildungsmarktpartner/innen:

„In Mülheim gab es zum Ende des Berichtsjahres noch mehr freie Ausbildungsstellen als Ausbildungssuchende. Somit konnten schon rein rechnerisch nicht alle Stellen besetzt werden. Zwei Aspekte sind mir in Mülheim besonders wichtig: Zum einen müssen die Mülheimer Unternehmen weiter verstärkt auf duale Ausbildung setzen, um dem Thema des Fachkräftebedarfs entgegenzuwirken. Zum anderen liegt es in unser aller Verantwortung, die Jugendlichen passend auf den Beginn einer Ausbildung vorzubereiten. Das bedeutet für alle: Ausbildung ist ein Garant für eine gute berufliche Karriere“, betont Jürgen Koch, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Oberhausen / Mülheim an der Ruhr, und fügt hinzu: „Heute besuchen wir ein Unternehmen, das das Thema Ausbildung selber in die Hand nimmt und sich dafür einsetzt, den eigenen Fachkräftebedarf decken zu können. Das ist mehr als vorbildlich und macht auch hochgradig Sinn. Denn in Zukunft wird es nicht einfacher werden, die passenden Nachwuchskräfte zu rekrutieren. Wir stehen dabei an der Seite der Unternehmen und Ausbildungssuchenden und unterstützen mit Beratung sowie Vermittlung.“

„Der Ausbildungsmarkt hat sich in den letzten 10 Jahren deutlich verändert. Die Tendenz aus den Vorjahren einer für Bewerber*innen günstigen Relation im Verhältnis zur Anzahl der Stellen in Mülheim an der Ruhr setzt sich fort. Damit haben junge Menschen hervorragende Chancen auf dem Ausbildungsmarkt.  Aufgrund dessen laden wir die Jugendlichen, gerne auch mit ihren Eltern, in die Beratung ein, damit sie mit ihren Talenten auch den für sie passenden Ausbildungsberuf finden“, offeriert Heike Gnilka, Abteilungsleiterin Markt und Integration des Jobcenters Mülheim.

„Es wäre mehr drin gewesen“ so lautet das Resümee von Franz Roggemann, Leiter des IHK-Geschäftsfeldes Bildung und Prüfungen. „Die IHK konnte in Mülheimer Unternehmen 539 Ausbildungsverträge neu registrieren, das ist ein leichter Anstieg um 1,5 %. Die Betriebe wollen, es fehlten häufig Bewerberinnen und Bewerber. In Mülheim hat sich der Markt endgültig gedreht, nicht mehr Plätze sind knapp, sondern junge Menschen. Ziel aller Anstrengungen muss deshalb sein, wieder mehr Menschen für eine betriebliche Ausbildung zu begeistern.“

Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft Mülheim an der Ruhr - Oberhausen, Barbara Yeboah, zieht wie folgt Bilanz: „Die Ausbildungszahlen im Mülheimer Handwerk pendeln sich wieder auf das Niveau vor der Pandemie ein. Zum Stichtag (30.09.) wurden 215 neue Ausbildungsverträge in die Lehrlingsrolle eingetragen. Allerdings blieben wieder viele Ausbildungsplätze in den Betrieben unbesetzt. Der Fachkräftemangel bleibt in vielen Betriebe die zentrale Herausforderung der kommenden Jahre. Problematisch scheint nach wie vor das Matching zu sein. Die Bewerber haben oft andere Vorstellungen, als es das Angebot hergibt. Der Berufsorientierung muss eine noch größere Bedeutung zukommen, um die Berufswahl zu erleichtern.“

"Wir müssen den Ausbildungsmarkt für junge Menschen attraktiver gestalten. Dabei zählt sicherlich neben einer qualitativ hochwertigen Ausbildung auch die Übernahme nach bestandener Abschlussprüfung. Es ist schon ärgerlich, dass zum Ausbildungsstart im August 2022 in Mülheim weniger Ausbildungsplätze angeboten wurden. Daher sagen wir deutlich, der aktuell beklagte Fachkräftemangel kann nur als eine Gemeinschaftsaufgabe der Unternehmen überwunden werden. Sprich, mehr Betriebe müssen mehr Ausbildungsplätze bereitstellen, damit junge Menschen sich ihren Berufswunsch erfüllen können. Ein wichtiger Baustein zur Überwindung des Fachkräftemangels liegt in einem gut organisierten und passgenauen Matching, wo Bewerber*innen und freie Ausbildungsstellen übereinandergelegt werden können", so Dieter Hillebrand, Geschäftsführer des DGB für die MEO-Region.

„Die Unternehmen engagieren sich sehr stark für Ausbildung trotz der äußerst widrigen Umstände. Die Zahl der Bewerber ist sehr niedrig, und der Aufwand, Nachwuchs zu gewinnen, ist stark gestiegen, erst recht, da es in Zeiten des Corona-Virus zwei Jahre lang besonders schwierig war, an die Jugendlichen überhaupt heranzukommen. Bei den Betrieben schlagen kostenmäßig zudem die Inflation und Konsequenzen aus dem Ukraine-Krieg bzw. Boykottmaßnahmen gegenüber Russland sowie die umweltpolitischen Vorgaben zum beschleunigten Strukturwandel negativ zu Buche, was unter anderem zu exorbitanten Energiekosten führt, die gerade auch in Mülheim Spuren hinterlassen. Vor diesem Hintergrund ist es noch relativ gut, dass die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen im Prinzip genauso abgenommen hat wie die Zahl der gemeldeten Bewerber, die nun immer noch beste Auswahlmöglichkeiten für ihre Ausbildung haben. Die Jugendlichen sollten sich trotz der wirtschaftlichen Probleme nicht entmutigen lassen, eine Ausbildung zu ergreifen – im Gegenteil: Aufgrund der demografischen Entwicklung und des herrschenden Fachkräftemangels ist eine solide Ausbildung die beste Grundlage für ein erfülltes Leben mit finanziell bester Perspektive“ erklärt Elisabeth Schulte, Mitglied der Geschäftsführung des Unternehmerverbandes Ruhr-Niederrhein.

Zu Gast bei der Schauenburg Maschinen- und Anlagen-Bau GmbH:

Die Schauenburg Maschinen- und Anlagenbau GmbH (MAB) bildet jedes Jahr ein bis zwei betriebliche Azubis im Bereich Industriemechaniker/in, Fachrichtung Maschinenbau/ Instandhaltung aus, denn das Kerngeschäft der nassmechanischen Aufbereitung von Mineralien wie Sand umfasst sowohl die Konstruktion, die Montage und den internationalen Vertrieb von Großmaschinen.

Der Mülheimer Betrieb und heutige Gastgeber ist seit Gründung im Jahr 1969 Teil der Schauenburg International Gruppe und mit 48 Mitarbeitern ein solider Arbeitgeber, der alle Auszubildenden gerne übernimmt.

„Gerade in unserem Geschäftsfeld ist es wichtig, eigene Auszubildende zu fördern und zu halten“, spricht Geschäftsführer Matthias Unger aus Erfahrung. „Bei uns gibt es so vielfältige Aufgaben für Maschinenbauer wie nur in wenigen anderen Betrieben“, ergänzt Jens Menzendorf, ebenfalls Geschäftsführer. „Unsere Azubis erwarten neben den klassischen Aufgaben während der dreijährigen Ausbildung auch immer wieder spannende, neue Projekte, an denen sie sich ausprobieren können.“

Weitere Informationen zum Unternehmen gibt es online: https://schauenburg-mab.com/

Weitergehende Informationen:

Jugendliche, die Kontakt zur Berufsberatung oder eine Berufsausbildungsstelle suchen, können sich unter der kostenfreien Telefonnummer 0208 8506 112 an die Agentur für Arbeit wenden und einen Beratungstermin vereinbaren. Weitergehende Informationen gibt es auch auf der Homepage: https://www.arbeitsagentur.de/vor-ort/oberhausen/berufsberatung

Unternehmen, die Unterstützung bei der Suche nach Auszubildenden wünschen, erreichen den Arbeitgeber-Service der Arbeitsagentur Mülheim unter der kostenfreien Telefonnummer 0800 4 5555 20.         

Zudem finden interessierte Jugendliche wichtige Informationen zum Thema Ausbildung sowie aktuelle Ausbildungsstellenangebote von Unternehmen auf der Internetseite

https://my.walls.io/MuelheimBildetAus (Link kopieren und in Browser einfügen).