Dienstagabend 19 Uhr im B³ in der Arbeitsagentur Oberhausen: Rund 15 anwesende Unternehmerinnen und Unternehmer aus Oberhausen und Mülheim haben sich im B³ eingefunden, um in den Austausch mit der Unternehmerin Charlotte Loewe zu kommen. Schnell steht fest: Papiertiger[1] haben bei ihr keine guten Karten, denn hier ist der Name Programm: Die Geschäftsführerin der Loewe Group ist zielstrebig, ausdauernd und sozial wie eine Löwin.
Die Mutter von drei Kindern übernahm das Oberhausener Unternehmen 2016 von ihrem Vater – gegründet wurde die Loewe IndustrieOfenBau GmbH vor rund 60 Jahren von ihrem Großvater. Das mittelständische Unternehmen leitet sie seitdem gemeinsam mit Diplom-Ökonom Klaus Godenschweig, der sich um den verwaltend-kaufmännischen Bereich kümmert.
Spezialisiert ist der Betrieb auf die Bereiche Feuerfestbau, Industriebau, Hochbau und Innenausbau – also Teil der gewerblich-technischen Branche, die immer noch überwiegend von Männern dominiert wird: „Am Anfang war es wirklich hart und hat mich viel Kraft gekostet. Ich habe die Blicke der Mitarbeiter und unserer Kunden gespürt – nach dem Motto: Was kann sie schon, sie ist eine Frau, wie soll sie das Unternehmen leiten? Ich musste mir den Respekt hart erkämpfen und bin dabei auch auf Konfrontation und aktiv ins Gespräch mit den Skeptikern gegangen“, schildert Loewe eindrucksvoll.
Vor allem ihr Know-how habe ihr geholfen. Schon früh nahm ihr Vater sie mit ins Werk und zeigte ihr die Arbeit an den Industriestandorten. Sie interessierte sich dafür und entschied sich für ein Studium, das sie als Bauingenieurin abschließen konnte. Sie arbeitete sogar einige Zeit mit im Werk: „Die Mitarbeiter sowie die Kunden haben gemerkt, dass ich Ahnung habe – dies verschaffte mir den nötigen Respekt und das Vertrauen.“ Ein schönes Wortspiel lieferte sie dann selbst: „Die Mitarbeiter wissen, dass ich durch und für sie durchs Feuer gehe!“
Auf die Frage der Moderatorin des Abends – Sarah Borkowski von Radio Oberhausen – was sie nach der Übernahme des Betriebs geändert habe, antwortete sie: „Ich habe viel Gutes weiterlaufen lassen. Eingesetzt habe ich mich aber direkt für eine Expansion im Ausland – schnell wurden wir internationaler und haben nun auch Standorte in Luxemburg, Polen und Belgien. Zudem liegt mir als Mutter das Thema familienfreundliches Arbeiten am Herzen – wir haben ein Eltern-Kind-Büro eingerichtet und wurden auch bereits als familienfreundliches Unternehmen ausgezeichnet.“
Auch die Krisen der letzten Jahre, wie die Corona-Pandemie, der Ukraine-Krieg und die Energiekrise waren Thema an diesem Abend im B³. Sarah Borkowski wollte wissen, wie sich Charlotte Loewe auf diese vorbereitet. Ihre Antwort war klar und deutlich: „Gar nicht, ich bin keine Notfallplanerin – aber wenn es soweit ist, bewahre ich Ruhe und das Motto ist ganz klar: Weitermachen, Ideen sammeln und daran wachsen.“
Auch den demographischen Wandel und den damit einhergehenden Fachkräftemangel bekommt die Oberhausenerin zu spüren: „Es gab Jahre in denen wir keine einzige Bewerbung von Jugendlichen bekommen haben. Auch das passende Personal zu bekommen, ist kein einfaches Unterfangen. Das Handwerk boomt - Maurer warten nicht auf uns. Ich setze auf einen niederschwelligen Zugang zu uns – so dauert es gerade einmal zwei Minuten sich bei uns über die Homepage zu bewerben. Wir setzen zudem auf das Thema Weiterbildung und qualifizieren zum Beispiel unsere Maurer zu Feuerungsmaurern. Auch die Zuwanderung von Fachkräften ist eine gute Option. Freuen würde ich mich, wenn sich auch mal Frauen für eine Ausbildung zur Maurerin interessieren und sich bei uns bewerben!“
Charlotte Loewe war an diesem Abend der Einladung des Oberhausener Netzwerkes FRAUENFAIR-NETZT gefolgt. In diesem kooperieren die Veranstalter der Arbeitsagentur Oberhausen, des Verbands deutscher Unternehmerinnen und die OWT Wirtschafts- und Tourismusförderung GmbH seit zwei Jahren, um die Unternehmerinnen und Geschäftsführerinnen aus Oberhausen zusammenzubringen und einen engen Austausch zu ermöglichen. Informationen zum Netzwerk gibt es hier: www.frauen-fair-netzt.de
Weitergehende Informationen zur Loewe Group und zu Charlotte Loewe gibt es hier: www.loewe-gmbh.de
[1] Wikipedia: Unter einem Papiertiger versteht man einen sich machtvoll bzw. einflussreich gebenden Menschen, der bei genauer Betrachtung in Wahrheit keine Bedeutung oder Macht hat bzw. sich selbst handlungsunfähig macht, was jedoch teils erst nach einer längeren Zeit der Beobachtung erkannt werden kann.
Duden: nur dem Schein nach starke, gefährliche Person, Sache oder Macht