Gemeinsame Bilanz zum Oberhausener Ausbildungsmarkt 2024

Auch in diesem Jahr ziehen die Ausbildungsmarktpartner der Arbeitsagentur, der Stadt Oberhausen, des Jobcenters Oberhausen, der IHK zu Essen, der Kreishandwerkerschaft Mülheim an der Ruhr - Oberhausen, des Unternehmerverbandes sowie des Gewerkschaftsbundes wieder eine Bilanz zum Ausbildungsmarkt. Gemeinsam setzen sie sich für das Thema duale Berufsausbildung ein und stellen deren Bedeutung für eine gesicherte berufliche Zukunft in den Fokus

07.11.2024 | Presseinfo Nr. 28

Die Zahlen zum Ausbildungsmarkt:

Bis Ende September hatten sich insgesamt 1.381 Jugendliche und junge Erwachsene bei der Berufsberatung der Agentur für Arbeit Oberhausen gemeldet, um bei der Suche nach dem passenden Ausbildungsplatz unterstützt zu werden. Das waren 151 Jugendliche weniger als im letzten Jahr (-9,9 %). Ende September galten von diesen Bewerbern noch 232 als unversorgt (keine Veränderung zum Vorjahr).

Dem gemeinsamen Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Oberhausen und des Jobcenters Oberhausen wurden in diesem Ausbildungsjahr insgesamt 1045 betriebliche Ausbildungsstellen gemeldet, 202 weniger als im letzten Jahr (-16,2 %). Hinzu kamen 71 außerbetriebliche Ausbildungsstellen, so dass es ein Gesamtangebot von 1.116 Stellen gab. Von diesen waren Ende September noch 151 unbesetzt (39 weniger als im Vorjahr, -20,5 %).  

Die meisten freien Stellen gab es in diesem Jahr für den Ausbildungsberuf Kaufmann/-frau im Einzelhandel mit 94 Stellen, gefolgt von Verkäufer/in (87 Stellen) und Fachverkäufer/in im Lebensmittelhandwerk (Bäckerei) mit 59 Stellen. 
Die meisten Bewerberinnen und Bewerber interessierten sich für eine Ausbildung zum/zur Kaufmann/-frau im Büromanagement (108 Personen), gefolgt von Medizinischen Fachangestellten (82 Personen) und Kraftfahrzeugmechatroniker/in (81 Personen).

Das Zusammenbringen von Bewerberinnen und Bewerbern und Betrieben ist die große Herausforderung, vor der die Aktionspartner am Ausbildungsmarkt auch im vergangenen Ausbildungsjahr standen. Hier anzusetzen und vielfältige Anreize zu schaffen, sich beruflich zu orientieren, ist eine der Herausforderungen, die die Agentur für Arbeit und das Jobcenter gemeinsam angehen. 
Auch jetzt gibt es noch viele Chancen auf dem Ausbildungsmarkt. Es besteht bis in den Februar hinein die Möglichkeit, in die Berufsausbildung zu starten. Genügend Zeit also, um jetzt noch mal Gas zu geben und alle Angebote zu sichten, um die eigene Zukunft klarzumachen!

Statements der Ausbildungsmarktpartner/innen:

„Die Entwicklung in Oberhausen ist durchaus beunruhigend. Der Rückgang auf der Bewerber- und der Stellenseite zieht sich jetzt schon seit mehreren Jahren durch. Es gelingt uns offenbar nicht gut, junge Menschen für eine duale Berufsausbildung zu begeistern und Unternehmen davon zu überzeugen, uns weitere Ausbildungsstellen zu melden. Dabei ist es die beste Investition in die Zukunft des Unternehmens selber auszubilden“, resümiert Jürgen Koch, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Oberhausen, und fügt hinzu: „Auch bei der Agentur für Arbeit sind wir alljährlich auf der Suche nach den passenden Nachwuchskräften. Das heutige Beispiel der Teilzeitausbildung in unserem Hause zeigt, was alles möglich ist und wie man sich auch als Unternehmen selber veränderten Rahmenbedingungen anpassen kann und muss.“

Valeska Hurraß, Geschäftsführerin des Jobcenters Oberhausen, betont: „Bei den geflüchteten jungen Menschen ist beim Thema Ausbildung sicherlich noch Luft nach oben: Es gibt hier bei uns im Jobcenter zahlreiche junge Menschen aus der Ukraine sowie aus den wichtigsten Asylherkunftsländern, die dem Ausbildungsmarkt perspektivisch zur Verfügung stehen. Das Potenzial ist also da und natürlich haben wir diese jungen Menschen beim Thema Ausbildung im Blick. Aber uns ist auch klar, dass in dieser Gruppe viele noch nicht bereit sind für eine Ausbildung – oftmals fehlt es beispielsweise noch an den erforderlichen Sprachkenntnissen, um etwa in der Berufsschule bestehen zu können. Daran arbeiten wir gemeinsam mit den jungen Geflüchteten und unterstützen sie dabei, damit sie in naher Zukunft in der Lage sind, eine Ausbildung erfolgreich zu absolvieren und ihr Leben ohne staatliche Unterstützungsleistungen zu bestreiten.“

„Auf dem Ausbildungsmarkt in Oberhausen gab es leider einen deutlichen Rückgang zu verzeichnen: mit 508 neuen Ausbildungsverträgen sind das 11,5 Prozent weniger als im Vorjahr. Und das sowohl im gewerblichen als auch im kaufmännischen Bereich. Sorgen machen uns besonders die kaufmännischen Berufe im Handel sowie im Hotel- und Gaststättengewerbe. Die Gründe für den Rückgang sind sicherlich vielfältig. Die große Herausforderung für Betriebe, angebotene Ausbildungsplätze zu besetzen, kann als ein Grund hervorgehoben werden. Umso mehr freut uns die Entwicklung bei den Berufen der Metalltechnik mit einem Plus von 17,5 Prozent an neuen Ausbildungsverträgen“ so fasst Robert Schweizog, Zukunftsmanager Fachkräfte der IHK zu Essen das Ausbildungsjahr zusammen.

Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft Mülheim an der Ruhr - Oberhausen, Barbara Yeboah, zieht wie folgt Bilanz: „Das Handwerk blickt auf eine erfreuliche Entwicklung der Ausbildungszahlen in den Betrieben im Jahr 2024 zurück. Zum Stichtag (30.09.) wurden 330 neue Ausbildungsverträge in die Lehrlingsrolle eingetragen. Im Vorjahr konnten zu diesem Zeitpunkt 298 Verträge gezählt werden. Es bleiben dennoch weiterhin viele Ausbildungsplätze in den Betrieben unbesetzt. Der Fachkräftemangel bleibt in vielen Betrieben die zentrale Herausforderung der kommenden Jahre. Problematisch scheint nach wie vor das Matching zu sein. Die Bewerber haben oft andere Vorstellungen, als es das Angebot hergibt. Der Berufsorientierung muss eine noch größere Bedeutung zukommen, um die Berufswahl zu erleichtern.“

„Wir stehen vor riesigen Herausforderungen im aktuellen Ausbildungsjahr. Auf der einen Seite nicht besetzte Ausbildungsstellen und auf der anderen Seite eine hohe Anzahl von jungen Menschen die noch keinen Ausbildungsplatz gefunden haben. Unser heutiges Ziel sollte es daher sein, dass durch ein gutes Matching in der Nachvermittlung, noch möglichst viele der freien Ausbildungsstellen besetzt werden können. Denn jeder nicht ausgebildete junger Mensch fehlt uns als Fachkraft von Morgen“, so Dieter Hillebrand, Regionsgeschäftsführer des DGB. „Wir bleiben daher auch in diesem Jahr bei unserer Forderung, eine Ausbildungsgarantie für junge Menschen einzuführen. Denn wer eine duale Berufsausbildung anstrebt, sollte auch einen Ausbildungsplatz bekommen. Dazu bedarf es ein auswahlfähiges Angebot. Daher müssen Unternehmen und Betriebe in ihrer Gesamtheit wesentlich mehr Ausbildungsplätze zur Verfügung stellen.“

„Die Unternehmen haben mit zahlreichen Widrigkeiten zu kämpfen: Bürokratieflut, politische Unzuverlässigkeit, im Vergleich zu anderen Ländern absurd hohe Energiekosten, die Folgen der Inflation der vergangenen Jahre … All das führt dazu, dass die Zahl der Insolvenzen steigt und Entlassungen im großen Stil von vielen Unternehmen durchgeführt und angekündigt werden. Und das trotz des Fachkräftemangels, der die Firmen über die kommenden Jahre enorm fordern wird.

Die Demografie lässt sich nicht austricksen! Eine Säule, die Folgen einzudämmen, ist die Duale Ausbildung. Industrie- und Dienstleistungsbetriebe einschließlich Einrichtungen im Gesundheits- und Pflegebereich engagieren sich hier intensiv. Trotz struktureller Probleme und Konjunkturkrisen bieten sich daher vielfältige Chancen für Schulabgänger. Mein Appell: Nehmt eure Zukunft selbst in die Hand und bewerbt Euch, oder lasst Euch durch die Arbeitsagentur unterstützen. Viele Unternehmen bilden nicht nur aus, sondern fördern auch vielfältig“, sagt Elisabeth Schulte, Mitglied der Geschäftsführung des Unternehmerverbandes Ruhr-Niederrhein.

Auch die Bundesagentur für Arbeit setzt auf das Thema Ausbildung

Für 26 junge Frauen und Männer hat im September die Ausbildung zu Fachangestellten für Arbeitsmarktdienstleistungen bei der Agentur für Arbeit in Essen begonnen. Die praktischen Phasen werden auch in den umliegenden Arbeitsagenturen durchgeführt.

Eine Auszubildende, die in diesem Jahr gestartet ist, ist Susanne Frentz. Die 37-Jährige macht eine Ausbildung in Teilzeit, da sie zwei kleine Kinder hat (2 und 3 Jahre). Sie hat einen Ausbildungsvertrag über 30 Stunden in der Woche abgeschlossen und kann somit Familie und Ausbildung gut miteinander vereinbaren: „Wenn ich Lernmodule habe oder in der Berufsschule bin, bin ich die ganze Zeit dabei, wie die anderen Azubis auch. Aber in den Praxisphasen, wenn ich in den Fachbereichen hospitiere, bin ich nach sechs Stunden fertig und kann mich um meine Kinder kümmern – das ist wirklich klasse!“

Dass es die Teilzeitberufsausbildung gibt, erfuhr sie im Mai 2023, als sie an dem Format „Walk & Talk zum beruflichen Comeback“ der Beauftragten für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt der Arbeitsagentur Oberhausen und des Jobcenters Oberhausen teilnahm. Die Oberhausenerin erinnert sich: „Frau Steinhoff hatte mir von der Möglichkeit berichtet und ich war direkt begeistert. In meinem ursprünglich gelernten Beruf als Kosmetikerin konnte ich nach der Elternzeit nicht arbeiten, da die Termine meistens am Nachmittag und am Wochenende stattfinden. Da gibt es keine Kinderbetreuung und auch kein Homeoffice. Deswegen habe ich mir einen Job im Büro gewünscht, bei dem ich aber auch mit Menschen zusammenkomme. Bei dem Walk & Talk erfuhr ich dann, dass die Arbeitsagentur auch ausbildet und diese auch in Teilzeit anbietet! Da habe ich mich einfach mal beworben!“

Und es hat funktioniert! Susanne Frentz lernt nun die unterschiedlichen Fachbereiche in der Arbeitsagentur kennen und kann sich mit Kolleginnen und Kollegen austauschen, so wie sie es sich auch gewünscht hat: „Mir ist es wichtig, dass ich soziale Kontakte habe und einem Beruf nachgehen kann, der mir Spaß macht. Dann bin ich auch ein gutes Vorbild für meine Kinder und gebe ihnen wichtige Werte mit auf den Weg!“

Die Ausbildungsvergütung wird bei Susanne Frentz von der Arbeitsagentur aufgestockt, so dass sie finanziell keine Verluste hinnehmen muss. „Das ist einfach klasse, ich kann das wirklich jeder Mama und auch jedem Papa empfehlen“, betont Susanne Frentz.

Schon gewusst? 
Neben der dualen Berufsausbildung, bietet die Bundesagentur für Arbeit auch noch zwei duale Studiengänge an. Alle Informationen zur Ausbildung und zu den Studiengängen bei der Agentur für Arbeit gibt es auf www.arbeitsagentur.de/karriere.

Weitergehende Informationen:

Jugendliche, die Kontakt zur Berufsberatung wünschen, können online einen Beratungstermin vereinbaren. Alle Informationen dazu gibt es auf der Homepage: 
https://www.arbeitsagentur.de/vor-ort/oberhausen/berufsberatung

Unternehmen, die von dem gemeinsamen Arbeitgeber-Service der Arbeitsagentur und des Jobcenters Oberhausen bei der Suche nach Auszubildenden unterstützt werden möchten, erreichen diesen unter der kostenfreien Telefonnummer 0800 4 5555 20.  

Jugendliche und Unternehmen können sich zu dem Thema Praktikum unter www.praktikumsboerse-oberhausen.de informieren und offene Praktikumsstellen einsehen bzw. hochladen.

Zudem finden interessierte Jugendliche wichtige Informationen zum Thema Ausbildung sowie aktuelle Ausbildungsstellenangebote von Unternehmen auf der Internetseite 
https://walls.io/oberhausenbildetaus (Link kopieren und in Browser einfügen).