Offenburg – Die Zahl der arbeitslosen Menschen ist im Sommermonat Juli angestiegen. Die Steigerung geht hauptsächlich auf die Erfassung von schutzsuchenden Ukrainerinnen und Ukrainer im Rechtskreis SGB II (zuständig die Kommunale Arbeitsförderung Ortenaukreis) zurück. Damit stehen dem Arbeitsmarkt gegenüber dem Vormonat 634 arbeitslose Menschen mehr zur Verfügung. Aktuell sind 8150 Frauen und Männer bei der Arbeitsagentur und der Kommunalen Arbeitsförderung arbeitslos gemeldet. Vor einem Jahr waren 262 Frauen und Männer mehr von Arbeitslosigkeit betroffen.
Die Arbeitslosenquote ist um 0,2 Prozentpunkte zum Vormonat gestiegen. Sie liegt jetzt für beide Rechtskreise bei 3,2 Prozent.
Die Regionaldirektion in Stuttgart gab für Baden-Württemberg eine Arbeitslosenquote von 3,6 Prozent bekannt. Unter den 19 Agenturen in Baden-Württemberg belegt Offenburg weiterhin den vierten Platz.
Entwicklung nach Rechtskreisen
Im Rechtskreis SGB III (Betreuung durch die Agentur für Arbeit) lag die Zahl der arbeitslosen Menschen bei 3786, das sind 119 Personen mehr als im Vormonat allerdings 844 weniger als im Vorjahr. Die anteilige SGB III-Arbeitslosenquote beträgt 1,5 Prozent.
Im Rechtskreis SGB II (Betreuung durch die Kommunale Arbeitsförderung Ortenaukreis) sind 4364 Menschen ohne Arbeit, das ist ein Plus von 515 gegenüber dem Vormonat Juni. Die anteilige SGB II-Arbeitslosenquote ist auf 1,7 Prozent gestiegen.
Grund dafür: Seit dem 01. Juni erhalten ukrainische Staatsangehörige Leistungen aus der Grundsicherung für Arbeitsuchende nach dem Sozialgesetzbuch II und werden dort beraten und betreut. Diese Verlagerung der Zuständigkeit hat Einfluss auf die Entwicklung der Arbeitsmarktzahlen. So ist eine deutliche Zunahme gegenüber dem Vormonat bei der Zahl der Arbeitslosen im Rechtskreis SGB II zu verzeichnen.
Entwicklung am Arbeitsmarkt (SGB III)
Theresia Denzer-Urschel, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Offenburg, zur aktuellen Situation auf dem Arbeitsmarkt:
„Im Sommermonat Juli ist der Arbeitsmarkt in der Ortenau weiterhin stabil. Der Anstieg der Arbeitslosenzahl im Rechtskreis SGB III kommt zum Ferienbeginn nicht unerwartet. Grund hierfür sind zum Beispiel Zugänge nach Beendigung von Berufsausbildungen oder schulischen Ausbildungen von Jugendlichen. Erfreulicherweise haben sich nur wenige Bewerber/innen gemeldet, die nach dem Ausbildungsende nicht übernommen wurden. Da die Nachfrage nach Nachwuchskräften weiterhin sehr hoch ist werden die Jugendliche erfahrungsgemäß zeitnah wieder eine Arbeitsstelle finden.
Bei der angezeigten Kurzarbeit setzte sich der Rückgang der vergangenen Monate fort, im Juli haben 11 Betriebe im Ortenaukreis Kurzarbeit für 71 Personen neu angezeigt“.
Dynamik am Arbeitsmarkt (SGB III)
Es ist viel Bewegung am Arbeitsmarkt. Insgesamt meldeten sich im Juli 2022 bei der Agentur für Arbeit 1135 Personen neu oder erneut arbeitslos. Gleichzeitig beendeten 1006 Männer und Frauen ihre Arbeitslosigkeit.
Arbeitslosenversicherung, SGB III: 3786 arbeitslose Menschen
Entwicklung nach Personengruppen
Zu Beginn der zweiten Jahreshälfte ist die Arbeitslosenzahl bei allen Personengruppen im Vergleich zum Vormonat gestiegen.
Im Juli waren 1619 Frauen und 2167 Männer im Ortenaukreis ohne Arbeit. 1739 Personen, die das 50. Lebensjahr vollendet haben, sind auf der Suche nach einer Arbeitsstelle. Mit einem Anteil von 45,9 Prozent stellt diese Personengruppe den größten Anteil am Bestand der Arbeitslosen im Ortenaukreis dar. Ältere Menschen bringen viel Berufserfahrung mit, ein wertvolles Wissen, was Arbeitgeber nutzen und älteren arbeitslosen Menschen immer mehr eine Chance geben. Die Arbeitslosenzahl hat sich gegenüber dem Vormonat bei dem Jugendlichen unter 25 Jahre um 74 auf 428 erhöht. Der Anstieg in dieser Personengruppe ist saisonüblich, einige Absolventen orientieren sich neu oder beginnen mit einem Studium.
Die Arbeitslosenzahlen (SGB III) aus den Geschäftsstellen
Regional betrachtet ist die Arbeitslosenzahl im Vergleich zum Vormonat in fast allen Geschäftsstellen gestiegen. Nur die Geschäftsstelle Hausach und die Geschäftsstelle Kehl verzeichnet einen leichten Rückgang. Somit suchen in Hausach aktuell 330 Menschen eine Arbeitsstelle, 12 Personen weniger als im Vormonat. In der Geschäftsstelle Kehl ist die Arbeitslosenzahl um 4 zurückgegangen, hier sind 551 Menschen ohne Arbeit.
In der Hauptagentur Offenburg hat sich die Arbeitslosenzahl auf 1080 erhöht, ein Anstieg von 47. Aktuell sind in Lahr 1052 Frauen und Männer arbeitslos, dies sind 40 Personen mehr als im Juni. In der Geschäftsstelle Achern ist die Zahl um 32 Personen auf 447 gestiegen und in der Geschäftsstelle Oberkirch waren im Juli 326 arbeitslose Menschen gemeldet, das sind 16 mehr als noch vor einem Monat.
Unter den sechs Geschäftsstellen der Arbeitsagentur behält Hausach mit 1,0 Prozent den besten Wert.
Stellensituation (SGB III)
Die Nachfrage nach Personal bleibt weiterhin auf hohem Niveau. Der Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Offenburg konnte im Juli 696 neue Arbeitsstellen akquirieren. In der Industrie ist die Nachfrage nach Arbeitskräften leicht zurückgegangen, insbesondere im Maschinenbau. Auch bei Personaldienstleistern sind aktuell Rückgänge spürbar. Gründe hierfür könnten Materialengpässe, unterbrochene Lieferketten aber auch gestiegene Energie- und Rohstoffpreise sein. Erfahrungsgemäß werden auch zur beginnenden Urlaubszeit, weniger neue Mitarbeitende als sonst üblich eingestellt. Aktuell sind 5440 Stellen in der Ortenau zu besetzen. Gesucht werden Fachkräfte im Verarbeitenden Gewerbe, also in der Rohstoffgewinnung, Produktion und Fertigung. Hier gibt es 1861 freie Stellen.
Im Bereich Verkehr, Logistik, Schutz und Sicherheit besteht eine weiterhin große Nachfrage nach Hilfs- und Fachkräften, 1050 zu besetzenden Stellen sind hier gemeldet. Das Gesundheits- und Sozialwesen hat aktuell 573 Stellen zu vergeben. Im Handel, Vertrieb, Tourismus sind 754 und im Baugewerbe 436 Arbeitsstellen offen.