Die Jugendberufsagentur (JBA) des Landkreises gilt als bundesweit einmaliges Projekt. Wegen der großen Fläche des Landkreises kam eine einzelne Anlaufstelle für eine JBA nicht infrage. Somit einigten sich die beteiligten Partner – Agentur für Arbeit, MaßArbeit - Jobcenter und Übergangsmanagement Schule – Beruf des Landkreises Osnabrück –, für die weiterführenden allgemeinbildenden Schulen jeweils Teams zu bilden und diese direkt in den Schulen zu verankern – eine Pionieridee in Deutschland. Doch wie gut hat das funktioniert, vor allen Dingen während der Corona-Pandemie, in Zeiten als die Schulen geschlossen waren? Vertreter der Arbeitsagentur, der Kommune, der MaßArbeit und der Schulen kamen nun zusammen, um Bilanz zu ziehen.
Trotz fehlenden persönlichen Kontakts Teams zusammengewachsen.
„Es war für alle gewiss keine einfache Phase, zusammenzuarbeiten, ohne dabei persönlich in Kontakt zu kommen“, resümiert Malte Kampmeyer, Bereichsleiter der Agentur für Arbeit Osnabrück. „Aber die Teams sind da durchgekommen, sind sogar weiter zusammengewachsen. Die Zeit der Einschränkungen hat zudem viel Kreativität freigesetzt.“ Ohne persönliche Gespräche mit Schülerinnen und Schülern in den Schulen hätten sich alternative Wege der Orientierung und Beratung etabliert, etwa der Einsatz von Erklärvideos, die Videoberatung, hybride Beratungsmodelle oder auch „Walk-and-talk“. Jetzt seien die Teams quasi im Restart-Modus im Hinblick auf die persönliche Vernetzung. So sollte nun auch geklärt werden, was in der Vergangenheit gut gelaufen ist und an welchen Stellen noch Verbesserungen möglich sind.
Verbindung zu Schulbeauftragten und Schulsozialarbeitern der Schlüssel zum Erfolg.
Ein besonders wichtiges Scharnier sei die Zusammenarbeit mit den Lehrkräften, die in den Schulen mit der Berufsorientierung beauftragt sind, und den Schulsozialarbeitern. „Die Vertreter der Schulen sind für uns Sprachrohr und Gesicht vor Ort. Ohne sie hätten wir ein Problem, die jungen Leute zu erreichen“, erläutert Susanne Steininger, Bereichsleiterin „Übergangsmanagement Schule-Beruf“ der MaßArbeit. Da auch eine große Belastung mit der Zusatzaufgabe Berufsorientierung für die Lehrkräfte einhergehe, sei es unglücklich, dass zum Schuljahresende deren wöchentliche Entlastungsstunde wegfalle.
Beteiligte loben Kommunikation auf Augenhöhe.
Seitens der Schulen fallen ebenfalls lobende Worte über die Arbeit mit den JBA-Teams. Besonders Verlässlichkeit und die Kommunikation auf Augenhöhe in den Teams betonen die Schulbeauftragten als Erfolgsgrundlagen. „Das Jahr wird gemeinsam durchgeplant, Veranstaltungen werden gemeinsam organisiert und durchgeführt, Synergien genutzt“, sagt Nadine Kretschmar vom Regionalen Landesamt für Schule und Bildung Osnabrück. „Das Wichtigste aber ist, dass die Schülerinnen und Schüler direkt vor Ort ihre Ansprechpartner haben. Und dadurch, dass die Grundsicherung und die Jugendsozialarbeit mit im Boot sind, bekommen die Kinder Hilfe weit über das Schulische und Berufliche hinaus.“
Eltern müssen besser erreicht werden.
Alles gut also? Nicht ganz. So sind sich die Beteiligten einig, dass eine Datenplattform, auf die auch die Schulen zugreifen könnten, einen gemeinsamen Blick auf Einzelfälle erleichtern könnte. Schwierigster Punkt indes bleibe, die Eltern der Kinder zu erreichen. „Die Eltern sind nun einmal der wichtigste Ansprechpartner der Kinder. Ohne die Eltern ist es nicht einfach, einen dauerhaft tragfähigen Berufsweg für die Jugendlichen zu finden“, sind sich Kampmeyer, Kretschmar und Steininger einig. „Die Eltern zur Mitarbeit zu bringen – das wird für uns perspektivisch eine der wichtigsten Aufgaben sein.“