Kinderarztpraxis erhält Auszeichnung für hervorragende Ausbildungsarbeit

Der Wettbewerb um Nachwuchs wird in Zeiten des Fachkräftemangels härter. Eine Kinderarztpraxis betreibt vor diesem Hintergrund eine aufwendige und fundierte Ausbildungsarbeit. Dafür erhielt der Betrieb jetzt das Ausbildungszertifikat der Arbeitsagentur.

10.10.2024 | Presseinfo Nr. 45

Die Agentur für Arbeit hat der Osnabrück-Hellerner „Praxis für Kinderheilkunde und Jugendmedizin (Störmann, Brewe, Loucatos)“ ihr Ausbildungszertifikat für das Ausbildungsjahr 2023/2024 verliehen. Dieses vergibt die Agentur regelmäßig an je ein Unternehmen aus Stadt und Landkreis Osnabrück, das besonders mit seiner Ausbildungsarbeit hervorsticht. Neben der medizinischen Praxis erhielt in diesem Jahr der Bramscher „Vije Computerservice“ den begehrten Preis. 

 

Heliosch: Herausragende Ausbildung in Praxisgemeinschaft.

 

„In diesem Jahr ist unser Fokus auf kleinere Unternehmen gerichtet, die trotz begrenzter Ressourcen herausragende Nachwuchsarbeit leisten“, erläutert Tina Heliosch, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Osnabrück. „Jeder kennt die Arbeitsintensität in Praxen niedergelassener Ärzte. Hinzu kommt der besondere Trubel in Kinderarztpraxen. Wer unter diesen Rahmenbedingungen noch mehrere Auszubildende einarbeitet, die am Ende der Ausbildung sogar zu den Besten ihres Fachs gehören, kann zweifellos als leuchtendes Beispiel genannt werden.“

 

16 Beschäftigte, darunter vier Azubis.

 

„Wir sind sehr stolz, diese Auszeichnung zu bekommen“, betont Dr. Frank Brewe. „Sie ist eine schöne Anerkennung für die gute Arbeit des gesamten Teams, ohne das diese Ausbildungsarbeit gar nicht möglich wäre.“ 16 Personen zählt die gesamte Belegschaft der Gemeinschaftspraxis, darunter drei niedergelassene Ärzte, eine angestellte Ärztin und vier Azubis – von letzteren wiederum zwei im dritten und jeweils eine im ersten und zweiten Ausbildungsjahr. Ausgebildet werden die jungen Frauen zu medizinischen Fachangestellten (MFA).

 

Ausbildungsarbeit bei 14.000 Patientenkontakten pro Quartal.

 

Seit über 20 Jahren bildet die Praxis junge Menschen zu MFA aus. Rund 14.000 Patientenkontakte absolvieren die beteiligten Ärzte pro Quartal. Wie in einer Kinder- und Jugendarztpraxis nicht selten mit sehr diversen medizinischen Anliegen. „In unserer Praxis gibt es ein sehr breites Diagnosespektrum“, erklärt Brewe. „Das führt dann dazu, dass unsere Auszubildenden sehr viele Einblicke in unterschiedlichste medizinische Themengebiete erhalten. Auch das macht unsere MFA nach Abschluss der Ausbildung auf dem Arbeitsmarkt enorm begehrt.“ Bisher hätten alle Auszubildenden, so Brewe, ihre Ausbildung erfolgreich absolviert, oftmals mit sehr guten Ergebnissen. So seien die frisch gebackenen MFA sehr interessant für andere Arztpraxen, aber auch als Sachbearbeiter bei Krankenkassen. In Einzelfällen sei es sogar zu einem anschließenden Medizinstudium gekommen. Viele ehemalige Auszubildende seien allerdings immer noch Teil des Teams. Und selbst zu den Ex-Kolleginnen bestehe immer noch ein guter Kontakt. 

 

Ausbildung muss mit Überzeugung gelebt werden.

 

 „Die MFA sind für uns Ärzte enorm wichtig“, sagt Brewe. „Ansonsten würden wir hier faktisch den Überblick verlieren.“ Umso wichtiger sei es daher, schon die Azubis in den Betrieb fest einzubinden. So seien die MFA bei jedem Patientenkontakt dabei – bei Anamnese und Diagnose –, schrieben mit und kümmerten sich um die für Abrechnungen wichtigen Informationen. Neben der schulischen erhielten die Auszubildenden eine umfassende interne Schulung. Mit Sandra Loh, einer erfahrenen und als Ausbilderin geprüften MFA, stehe den Nachwuchskräften eine gestandene Begleiterin zur Verfügung. „Man muss das System Ausbildung mit Überzeugung leben“, sagt Brewe.

 

Regelmäßige Schulungen und Besprechungsrunden mit den Ärzten.

 

Interne Schulungen in allen Bereichen der Praxisverwaltung seien regelmäßig angesetzt wie auch Teamsitzungen und Auszubildendengespräche, bei denen die Ärzte mit an Bord sind. Hier sollen Azubis etwa medizinische Fragen stellen können, die im Alltagsgeschäft zu kurz gekommen sind, oder solche zu allen Aspekten des Praxisablaufs. Digitale Schulungen zur Praxissoftware mit dem Systemadministrator seien auch Teil des Portfolios. Beim Thema Digitalisierung, so Brewe, sei die Praxis insgesamt schon sehr weit und habe viele Arbeitsprozesse deutlich verschlanken können.

 

Auf Bedürfnisse der Belegschaft eingehen.

 

Ein gesundes Betriebsklima sieht Brewe als Grundlage für das Funktionieren der Praxis. Private Treffen – mit oder ohne die Ärzte, aber gerne durch diese (mit-)finanziert – und gemeinschaftliche Feiern seien außerhalb des Alltags wichtige Aspekte des Teambuildings. „Harmonische Zusammenarbeit ist wichtig für den Erfolg“, erläutert er. „Das ist neben dem Fachlichen ein wichtiger Aspekt, um auch weiterhin junge Menschen für eine Ausbildung bei uns gewinnen zu können.“ Insgesamt interessierten sich heutzutage deutlich weniger junge Menschen für eine MFA-Ausbildung. Daher müsse sich auch seine Praxis am Arbeitsmarkt bewerben und auf individuelle Bedürfnisse verstärkt eingehen. Brewe: „Wir ermöglichen beispielsweise sehr flexibel Arbeitszeitenwünsche, auch wenn das – gerade in Urlaubszeiten – nicht einfach in Dienstplänen zu organisieren ist.“ Auf Wunsch bietet die Praxis auch eine Vier-Tage-Woche an, auch Home Office ist möglich.

 

Heliosch: Gute Ausbildung gelingt auch unter herausfordernden Rahmenbedingungen. 

 

Tina Heliosch sieht in der Hellerner Kinderarztpraxis ein Vorbild für andere kleinere Unternehmen. „Dieses Beispiel zeigt, dass hervorragende Ausbildungsarbeit auch unter herausfordernden Rahmenbedingungen gelingen kann. Entscheidend ist die Einstellung, die zum Thema Ausbildung besteht. Es kommt nicht auf die Größe des Betriebs an, sondern darauf, auf die individuellen Bedürfnisse einzugehen, echte Wertschätzung zu geben und so auch in einem hektischen Umfeld für ein gutes Betriebsklima zu sorgen“, so Heliosch. „Das kann insbesondere im Gesundheitswesen entscheidend sein.“

 

Duale Ausbildung wichtige Säule für die Fachkräfte von morgen.

 

Heliosch betont: „Die duale Ausbildung bleibt eine wichtige Säule für Unternehmen, sich die passen-den Fachkräfte für morgen zu sichern.“

 

 

 

Zum Ausbildungszertifikat der Agentur für Arbeit

Die Agentur für Arbeit Osnabrück vergibt ihr Ausbildungszertifikat seit 2017 jährlich an jeweils ein Un-ternehmen aus Stadt und Landkreis. Ausgezeichnet werden Betriebe, die sich nach Einschätzung des Arbeitgeber-Service (AG-S) der Arbeitsagentur besonders vorbildlich um das Thema Ausbildung ver-dient machen. Die Auszeichnung der „Praxis für Kinderheilkunde und Jugendmedizin (Störmann, Brewe, Loucatos)“ in diesem Jahr geht auf den Vorschlag der AG-S-Vermittlerin Hanna Hermeling zurück. Vor dem Hintergrund des in diversen Branchen herrschenden Fachkräftebedarfs möchte die Arbeitsagentur mit ihrem Zertifikat den hohen Stellenwert und die Notwendigkeit betrieblicher Ausbildungen hervorheben.

 

 

Bildunterschrift:

Dr. Frank Brewe (2.v.r.), Sandra Loh (3.v.r.) und ihr Team der Kinderarztpraxis freuten sich sehr über die Auszeichnung. Tina Heliosch (ganz rechts, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit) und Hanna Hermeling (ganz links, Vermittlerin im Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit) lobten die vorbildliche Ausbildungsarbeit der Gemeinschaftspraxis.