Die Bedeutung der Arbeit für den Menschen

Stefanie Wolf absolviert Einzelumschulung zur Erzieherin

25.03.2022 | Presseinfo Nr. 32

Stefanie Wolf ist 33 Jahre alt und hat ein neues Ziel: Eine abgeschlossene Berufsausbildung zur Erzieherin. Erreichen möchte sie dieses Ziel im Rahmen einer geförderten Umschulung der Agentur für Arbeit – um danach für Menschen, und damit die Gesellschaft, da zu sein.

Nachdem sie ihren letzten Job in der Sicherheitsbranche verlor, kam sie zu Rebecca Eggers in die Arbeitsvermittlung der Agentur für Arbeit Paderborn. Schnell war klar: Stefanie Wolf möchte das Berufsfeld wechseln, gerne im pädagogischen Bereich arbeiten. „Der Reiz am pädagogischen Arbeiten für mich ist, dass man nicht nur mit Menschen arbeitet, sondern für Menschen arbeitet. Es geht um die Menschen, nicht nur um die Arbeit mit den Menschen“, beschreibt sie ihre Beweggründe. „Für mich ist es wichtig, in diese Arbeit den menschlichen Aspekt wieder hereinzutragen, der in meiner Wahrnehmung in letzter Zeit an vielen Stellen zugunsten eines Leistungsdrucks verloren gegangen ist“, fügt sie hinzu.

Gemeinsam begibt Rebecca Eggers sich also an die Aufgabe, eine Umschulung für Stefanie Wolf zu organisieren. Kein einfaches Unterfangen, wie Rebecca Eggers sich erinnert: „Es war schon eine Herausforderung, selbst für jemanden wie mich, die täglich in diesen Vorgängen arbeitet. Wir mussten viele Steine aus dem Weg räumen, aber am Ende hat es geklappt, und dann habe ich wirklich auch aufgeatmet.“ Stefanie Wolf ist begeistert von der Unterstützung, die sie durch Rebecca Eggers erfahren hat: „Sie hat sich wirklich sehr um mich gekümmert, nachgehakt, Probleme für mich gelöst. Das hat mich auch selbst motiviert, bei allen Unwägbarkeiten nicht aufzugeben. Und nicht zuletzt hätte ich diese schulische Ausbildung ohne die Förderung finanziell gar nicht stemmen können.“

Mindestens genauso begeistert ist Stefanie Wolf auch von der Schule ihrer Wahl. Am Theresia-Gerhardinger-Berufskolleg in Warburg absolviert sie die Umschulung in zwei Jahren mit anschließendem praktischen Anerkennungsjahr als Abschluss. Erst war der Besuch einer anderen Fachschule angedacht, an der sie dann aber keinen Platz bekommen konnte. Kurzfristig konnte die Paderbornerin dann an der Schule in Warburg starten. „Das ist natürlich viel Zeit, die ich mit Pendeln verbringen muss. Aber am Ende ist es das wert. Ich bin schon fast dankbar, dass es mit der anderen Schule nicht geklappt hat, sonst wäre ich nicht an diesem tollen Berufskolleg gelandet.“ Vom Vorstellungsgespräch bis heute ist sie durchweg vom Konzept der Schule und dessen Umsetzung überzeugt.

Schulleiter Hartmut Peter erläutert: „Unser Schulmotto ist „Bunte Vielfalt“. Und das ist nicht nur ein Lippenbekenntnis, das wir nur überall aufschreiben und wie ein Mantra wiederholen. Wir leben das auch. Gemäß diesem Motto macht das die Umschüler, davon hatten wir seit 2013 deutlich über 100, für uns auch besonders wertvoll. Wenn jemand schon Lebens- und Berufserfahrung aus anderen Bereichen mitbringt, kann das für alle bereichernd sein.“ Er ergänzt: „Unser Personal besteht nicht nur aus traditionell ausgebildeten Lehrkräften, sondern auch im Sinne eines multiprofessionellen Teams aus Sozialpädagogen, Psychologen und weiteren Professionen aus der praktischen Arbeit in unterschiedlichen Arbeitsfeldern. Das merken die Auszubildenden und Umschüler auch im Schulalltag.“

Dass der Leiter des 1929 von den Armen Schulschwestern gegründeten Berufskollegs an dieser Stelle einen elementaren Baustein der Ausbildung anspricht, bestätigt auch Stefanie Wolf: „Es wird auf jeden einzelnen Schüler eingegangen. Oft werden persönliche Herausforderungen von den Lehrkräften selbst gesehen, und man wird aktiv darauf angesprochen, damit eine Lösung gefunden werden kann. Das hätte ich so nie erwartet und das hat mich positiv sehr überrascht.“

Man merkt: Stefanie Wolf ist glücklich mit ihrer Entscheidung. Einfach ist der Weg, den sie jetzt geht, jedoch nicht: „Man muss den finanziellen Aspekt mitdenken, es ist schließlich eine schulische Ausbildung, ich bekomme daher kein Ausbildungsgehalt. Während der gesamten Umschulung erhalte ich weiter mein Arbeitslosengeld. Da das aber abhängig vom vorherigen Gehalt ist, ist das für jeden eine andere Summe. Auch für mich ist es knapp. Das will also wohl überlegt sein.“

Aufstockungsmöglichkeiten über Arbeitslosengeld II, oder Wohngeld seien möglich, betont Rebecca Eggers. Aber auch sie kennt die finanziellen Sorgen ihrer Kunden: „Finanzielle Sorgen sind natürlich die ersten, die die meisten Menschen haben, wenn man über eine Umschulung spricht. Aber auch Selbstzweifel spielen eine Rolle – der Gedanke, dass man schon zu lange aus der Schule ist, das Lernen verlernt hat, es nicht durchziehen wird.“ Das seien berechtigte Sorgen, betont Eggers, doch bei beiden könne die Agentur unterstützen und helfen, eine Lösung zu finden – sei es durch Kurse, die auf die eigentliche Umschulung vorbereiten, oder durch die Orientierungshilfe bei finanziellen Unterstützungsmöglichkeiten.

Und neue Fachkräfte für die pädagogischen Arbeitsfelder zu gewinnen ist wichtig, das weiß auch Hartmut Peter: „Unsere Schülerzahlen sind aktuell leicht rückläufig. Der Bedarf am Markt für Erzieherinnen und Erzieher ist aber immens. Berufsältere Menschen gehen in Rente, reduzieren die Arbeitszeit, wechseln die Branche. Das muss kompensiert werden. Die meisten Eltern kennen den Kampf um einen Kita-Platz nur zu gut.“ Das Problem sei aber: „Corona hat sicherlich nicht geholfen, da die Berufe-Messen in den letzten zwei Jahren, wenn überhaupt, dann ausschließlich digital stattgefunden haben. Aber auch darüber hinaus ist eine stückweite Verunsicherung der Jugendlichen vorhanden.“ Selbst möchte das Kolping-Berufskolleg mit mehr Eigenwerbung entgegenwirken. Denn die Einstellungschancen sind gut: Das letzte Jahr der Ausbildung, das Anerkennungsjahr, findet unter Bezahlung in einem Betrieb statt. „Nach erfolgreicher Absolvierung gibt es da durchaus einen Klebeeffekt“, betont er. „Die meisten unserer Auszubildenden und auch Umschüler finden einen festen Platz im Berufsleben.“

Stefanie Wolf ist auf einem guten Weg zu so einem Platz. Sie freut sich auf die restliche Zeit der Umschulung, aber auch auf die Zeit danach: „Pädagogische Arbeit ist einfach mein Traumberuf. Ich möchte meinen Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung von jungen Menschen leisten und ihnen deutlich machen, dass sie mehr sind als nur ihre Leistungen. Damit möchte ich meinen Beitrag zur Gesellschaft leisten.“

Menschen, die sich für eine Umschulung interessieren oder tiefergehend beraten werden möchten, können sich unter Paderborn@arbeitsagentur.de oder 05251 120 200 an die Arbeitsvermittlung der Agentur für Arbeit Paderborn wenden.