Der Ausbildungsberuf der/des Elektronikers/-in bleibt spannend – auch mit Innovationen für ein „Smart Home“. Ein junger Mann aus Paderborn hat sich nach einem Ausbildungsabbruch zunächst als Helfer von den Berufsperspektiven überzeugt. Jetzt entwickelt ihn sein Betrieb zur Fachkraft weiter.
Fast wäre Rudi Woronzow Holzmechaniker geworden. Doch während der Ausbildung merkt er, dass er in einem ersten Praktikum nach der Schule den richtigen Weg schon eingeschlagen hatte: Darin hatte er in die Elektrotechnik erste Einblicke gewonnen.
Die Ausbildung zum Holzmechaniker schließt der 27-Jährige aus Paderborn nicht mehr ab. Stattdessen sieht er sich nach einer Anstellung als Helfer um und versucht so den Fuß in ein Unternehmen für Elektrotechnik zu bekommen. Schließlich führt sein Weg zu „Kaya Elektrotechnik“, einem Unternehmen in Borchen. Er beginnt dort im Januar 2021 zu arbeiten.
Woronzow folgt damit seinem beruflichen Interesse. Er erwirbt für den Beruf der/des Elektronikers/-in erstes Rüstzeug – vergipst zum Beispiel Steckdosen, verlegt Leitungen oder verkabelt Photovoltaikanlagen. „Die Vielfalt der Aufgaben macht den Beruf sehr spannend“, sagt Woronzow. Er sieht in dem Beruf für sich größeres berufliches Entwicklungspotential als im Beruf der/des Holmechanikers/-in.
Seinem Ziel, sich zur Fachkraft zu entwickeln, kommt er damit allerdings erstmal nicht näher. Vorzüge einer Tätigkeit als Fachkraft – komplexere Aufgaben, spannendere Entwicklungsperspektiven, größere berufliche Sicherheit sowie eine im Schnitt bessere Bezahlung – rücken erstmal in weitere Ferne. „Nach Abbruch meiner Ausbildung war es mir deshalb wichtig, meine Fähigkeiten in der Elektrotechnik schnell unter Beweis zu stellen, um bald schon ein neues Kapitel aufzuschlagen“, sagt Woronzow heute.
Das ist ihm gelungen: Den Geschäftsführer des Meisterbetriebs „Kaya Elektrotechnik“, Dirk Fornefeld, hat er mit seinen Fähigkeiten und seiner hohen Motivation überzeugt. „Vom ersten Tag an hat Woronzow uns signalisiert: Er will den Beruf erlernen. Er hat ein klares Ziel vor Augen“, sagt Fornefeld: „Das zu sehen, hat uns natürlich gefreut.“
Gerade dann sei es wichtig, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu qualifizieren, betont der Inhaber des rund 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter großen Betriebs. „Wer eine hohe Motivation aufbringt, muss für eine Qualifizierung als Fachkraft eine zweite Chance bekommen“, ist Fornefeld überzeugt. Er wandte sich daher an die Arbeitsagentur Paderborn, um sich zu den Möglichkeiten einer betrieblichen Einzelumschulung für Woronzow beraten zu lassen.
So informierte Arbeitsvermittler Carsten Even vom gemeinsamen Arbeitgeber-Service der Arbeitsagentur Paderborn und des Jobcenters Paderborn Dirk Fornefeld bei einem Beratungstermin über finanzielle Unterstützung bei einer Umschulung nach dem Qualifizierungschancengesetz. Ein Arbeitsentgeltzuschuss, den die Arbeitsagentur dem Arbeitgeber in Höhe von 60 Prozent des Lohns für Helferinnen und Helfer gewährt, macht eine innerbetriebliche Umschulung in dieser Ausgestaltung attraktiv. Eine Umschülerin/ein Umschüler kostet das Unternehmen damit in etwa so viel wie eine Auszubildende/ein Auszubildender im zweiten Lehrjahr.
Umschülerinnen/Umschüler selbst erhalten weiter den Lohn einer Helferin/eines Helfers, der wesentlich über dem Gehalt in der Ausbildung liegt. Einen weiteren Anreiz für Helfer/-innen bieten Prämien, die die Arbeitsagentur für bestandene Prüfungen gewährt. Bei der Zwischenprüfung kann diese 1.000 Euro betragen; 1.500 Euro gibt es, wenn die Abschlussprüfung erfolgreich verläuft. Ausgaben wie Fahrtkosten, die in einer Umschulung anfallen, erstattet die Arbeitsagentur darüber hinaus. So konnte Woronzow im April 2023 den Weg zur Fachkraft als „Elektroniker/-in Energie- und Gebäudetechnik“ im Betrieb von Fornefeld einschlagen.
„Aufgrund des Fachkräftemangels und der Qualifizierungsbedarfe, die aus Digitalisierung und Energiewende folgen, ist die innerbetriebliche Umschulung ein wichtiges personalpolitisches Instrument, das es Unternehmen ermöglicht, ihre Resilienz zu stärken“, sagt Arbeitsvermittler Carsten Even. „Die berufliche Orientierung begleitet viele Jugendliche mehrere Jahre. Zu Ausbildungsabbrüchen kommt es immer wieder. Deshalb ist es wichtig, dass sich jungen Menschen der Weg zur Fachkraft auch dann eröffnet, wenn sie etwa nach abgebrochener Ausbildung als Ungelernte arbeiten“, sagt der Arbeitsmarktexperte zudem.
Für Geschäftsführer Fornefeld ist es unerlässlich, Quereinsteiger wie Rudi Woronzow einzustellen. „Sie wissen, wo der Hase langläuft und sind gestandener. Es ist dann nur konsequent, sie beruflich auch zum Beispiel in einer betrieblichen Einzelumschulung weiter zu entwickeln,“ sagt er.
Woronzow selbst sieht positiv, dass mit der Umschulung seine Aufgaben anspruchsvoller werden. Er lernt unter anderem digitale Lösungen zu installieren, wie diese unter dem Begriff „Smart Home“ firmieren. Er programmiert Steuerungselemente für Beleuchtungen und lernt, wie automatisierte Beschattungen für größere Gebäude auf Basis von Wetterdaten installiert werden.
Für eine Beratung zu Qualifizierungen und deren Voraussetzungen sowie einer Förderung können sich Interessierte im Kreis unter www.arbeitsagentur.de/vor-ort/paderborn/unternehmen oder per Telefon unter 0800 4 5555 20 an den gemeinsamen Arbeitgeber-Service der Arbeitsagentur Paderborn und des Jobcenters Paderborn wenden.