Heinz Thiele, Leiter der Agentur für Arbeit Paderborn:
„Der Arbeitsmarkt wirkt im Kreis Paderborn im Monat Oktober weiter stabilisierend auf die Wirtschaft. Die Unternehmen versuchen in einem eingetrübten wirtschaftlichen Umfeld unverändert, ihre Fachkräfte zu halten, weil diese aufgrund bestehenden Fachkräftemangels nicht ohne Weiteres wiedergewonnen werden könnten. Allerdings ist eine gewisse Zurückhaltung der Betriebe bei der Meldung neuer Arbeitsplätze zu erkennen.
Die schwache Konjunktur hinterlässt jedoch weiterhin Spuren am Arbeitsmarkt: Die saison-übliche Herbstbelebung ebbt ab. In der Arbeitslosenversicherung sinkt die Arbeitslosigkeit im Oktober zwar im Vormonatsvergleich den dritten Monat in Folge; dieser Rückgang fällt jedoch nur geringfügig aus. Und zugleich steigt im Bereich der Grundsicherung nach dem SGB II die Arbeitslosigkeit. Insgesamt nimmt die Arbeitslosenzahl im Oktober so zum Vormonat um 1,5 Prozent auf 9.442 zu. Die Arbeitslosenquote erhöht sich dabei um 0,1 Prozentpunkte auf 5,3 Prozent.
Auch ein Grund für die steigende Arbeitslosigkeit im SGB-II-Bereich ist es, dass mit dem Herbst zunehmend die Integrationskurse geflüchteter Ukrainerinnen und Ukrainer enden. Sie stehen damit sukzessive dem Arbeitsmarkt zur Verfügung und werden entsprechend als arbeitslos gezählt. Die Vermittlungsfachkräfte im Jobcenter werden eine schnelle und möglichst qualifikationsadäquate Integration von geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainern in eine nachhaltige Beschäftigung umfassend begleiten. Meine Bitte an Arbeitgeber ist es, Arbeits-plätze auch für diesen Personenkreis zur Verfügung zu stellen und offen für eine Zusammenarbeit zu sein. Damit kann ein nahtloser Übergang aus den Integrationskursen in eine Erwerbsbeschäftigung ermöglicht werden.
Der Bedarf nach Arbeits- und Fachkräften in Unternehmen und Verwaltung bleibt mit 3.268 gemeldeten freien Stellen im Monat Oktober hoch. Durch umfassende Vermittlung, Qualifizierung und Beratung werden wir die Menschen auf ihrem Weg in Arbeit begleiten.“
Arbeitslosigkeit
Die Zahl der Arbeitslosen im Kreis Paderborn steigt im Oktober 2023. Insgesamt sind 9.442 Personen arbeitslos. Dies sind zum Vormonat 140 Personen mehr (plus 1,5 Prozent). Im Vergleich zum selben Monat des Vorjahres steigt die Zahl der Arbeitslosen um 340 Personen (plus 3,7 Prozent). Die Arbeitslosenquote beträgt im Oktober 5,3 Prozent. Vor einem Jahr belief sie sich auf 5,2 Prozent (plus 0,1 Prozentpunkte).
Entwicklung in der Arbeitslosenversicherung (SGB III)
In der Arbeitslosenversicherung sind in diesem Monat 2.822 Personen gemeldet. Dies sind 12 Personen weniger als vor einem Monat (minus 0,4 Prozent). Zum selben Monat des Vorjahres steigt die Zahl um 333 Personen (plus 13,4 Prozent).
Entwicklung im Bürgergeld (SGB II)
Bürgergeld erhalten 152 Arbeitslose mehr als im Vormonat (plus 2,4 Prozent) und 7 mehr als im Vorjahr (plus 0,1 Prozent). Insgesamt zählen 6.620 Personen und damit 70,1 Prozent aller Arbeitslosen zum Bürgergeld gemäß SGB II.
Jugendarbeitslosigkeit
857 Arbeitslose sind im Oktober 2023 im Kreis Paderborn unter 25 Jahre alt. Dies sind 18 Personen mehr als im Vormonat (plus 2,1 Prozent). Zum selben Monat des Vorjahres sind 61 junge Menschen mehr arbeitslos (plus 7,7 Prozent).
Arbeitslose ab 50 Jahre
Die Anzahl arbeitsloser Menschen ab 50 Jahren steigt zum Vormonat um 3 Personen (plus 0,1 Prozent). Im Vergleich zum Vorjahr sind es 56 Arbeitslose weniger (minus 1,7 Prozent). Insgesamt sind 3.325 Menschen ab 50 Jahren im Kreis Paderborn arbeitslos.
Langzeitarbeitslose
Die Zahl der Langzeitarbeitslosen im Kreis Paderborn steigt um 67 Personen (plus 2,0 Prozent). 3.423 Personen sind länger als ein Jahr nicht sozialversicherungspflichtig beschäftigt, darunter zählen 92,4 Prozent (3.164 Personen) zum Bürgergeld. Im Vergleich zum Vorjahr steigt die Zahl dieser Arbeitslosen um 215 Personen (plus 6,7 Prozent).
Unterbeschäftigung
Die Unterbeschäftigung im Kreis Paderborn steigt im Oktober 2023. Insgesamt sind 12.136 Personen ohne Beschäftigung. Dies sind zum Vormonat 43 Personen mehr (plus 0,4 Prozent). Im Vergleich zum selben Monat des Vorjahres steigt die Unterbeschäftigung um 435 Personen (plus 3,7 Prozent). Die Unterbeschäftigung setzt sich zusammen aus der Anzahl der Menschen, die arbeitslos gemeldet sind, und denjenigen, die Arbeitslosengeld oder Bürgergeld erhalten, dem Arbeitsmarkt jedoch aktuell nicht zur Verfügung stehen und daher rechtlich nicht als arbeitslos gelten. Das ist zum Beispiel bei der Teilnahme an einer Fördermaßnahme oder in Mutterschutz der Fall.
Stellenangebot
Die Arbeitgeber aus dem Kreis Paderborn haben in diesem Monat 416 Stellen gemeldet und damit 47 weniger als im Vormonat (minus 10,2 Prozent). Im Vergleich zum selben Monat des Vorjahres sinkt die Anzahl der neuen Stellenmeldungen um 34 Stellen (minus 7,6 Prozent). Im Bestand befinden sich insgesamt 3.268 offene Stellen, 80 weniger als vor einem Monat (minus 2,4 Prozent) und 195 weniger als vor einem Jahr (minus 5,6 Prozent).
Arbeitsmarkt in Ostwestfalen-Lippe
Die Arbeitslosigkeit in Ostwestfalen-Lippe ist im Oktober gestiegen. Aktuell sind 65.446 Personen arbeitslos gemeldet, das ist eine Zunahme zum Vormonat um 894 Menschen (plus 1,4 Prozent). Im Vergleich zum Oktober 2022 liegt die Arbeitslosigkeit um 4.299 Menschen höher (plus 7,0 Prozent). Die Arbeitslosmeldungen fallen im aktuellen Monat mit 12.892 Personen im Vergleich zum Vorjahresmonat um 348 höher aus.
Der Bestand arbeitslos gemeldeter Menschen aus der Ukraine in Höhe von 4.407 ist in Ostwestfalen-Lippe im Vergleich zum Vormonat um 205 Personen gestiegen (plus 4,9 Prozent).
Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist im Oktober 2023 zum Vormonat gestiegen, und zwar um 251 Personen oder 1,0 Prozent. Im aktuellen Berichtsmonat sind 26.072 Personen länger als ein Jahr auf Arbeitssuche. Das sind 6,3 Prozent mehr als im Oktober 2022. Der Anteil Langzeitarbeitsloser an allen Arbeitslosen beträgt aktuell 39,8 Prozent. Zum Vergleich: Je im Monat Oktober waren es 2022: 40,1 Prozent, 2021: 46,4 Prozent, 2020: 37,6 Prozent, 2019: 36,4 Prozent.
Der Bestand gemeldeter Arbeitsstellen, die durch Jobcenter und Arbeitsagenturen in Ost-westfalen-Lippe angeboten werden können, geht weiter zurück und beträgt im Berichtsmonat 22.147 Stellen. Damit liegt der Stellenbestand 4.062 Stellen unter dem Vorjahreswert. Das Stellenangebot bewegt sich jedoch weiterhin auf einem vergleichsweise hohen Niveau. Im Oktober 2023 wurden 3.044 freie Arbeitsstellen neu gemeldet. Im Vergleich zum Vorjahresmonat liegt der Stellenzugang damit 396 Stellen niedriger (minus 11,5 Prozent).
Die niedrigste Arbeitslosenquote in der Region findet sich im Kreis Höxter (4,2 Prozent), gefolgt vom Kreis Gütersloh (4,6 Prozent), Kreis Lippe (5,2 Prozent), Kreis Paderborn (5,3 Prozent), Kreis Herford (5,7 Prozent), Kreis Minden-Lübbecke (5,9 Prozent) und der Stadt Bielefeld (8,3 Prozent). Insgesamt hat Ostwestfalen-Lippe eine Arbeitslosenquote von 5,7 Prozent (Vormonat 5,6 Prozent, Vorjahr 5,4 Prozent).