Heinz Thiele, Leiter der Agentur für Arbeit Paderborn:
„Der Arbeitsmarkt im Kreis Paderborn startet trotz erhöhter Arbeitslosigkeit stabil ins Jahr 2023. Saisontypisch steigt im Monat Januar die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vormonat, etwa weil Unternehmen, die von der Witterung abhängig sind, ihre Aktivitäten vorübergehend einschränken. Zudem zeigen der weiterhin hohe Bestand an gemeldeten Arbeitsstellen als auch die Zu- und Abgänge in und aus Arbeitslosigkeit mit 1974 beziehungsweise 1488 Personen eine große Dynamik und Aufnahmefähigkeit auf dem Arbeitsmarkt. Viele Unternehmen spüren den Arbeits- und Fachkräftemangel, der in immer mehr Bereichen besteht, unvermindert deutlich.
Eine positive Entwicklung der vergangenen Monate ist der Rückgang langzeitarbeitsloser Menschen. Die in Folge der Corona-Pandemie auch gestiegene Langzeitarbeitslosigkeit ist im Kreis Paderborn seit Januar 2022 um 7,6 Prozent gesunken. Langzeitarbeitslosigkeit entgegenzuwirken bleibt eine große Herausforderung. Auch aufgrund erwarteter demographiebedingter Beschäftigungsrückgänge ist es wichtig, alle Menschen in allen Phasen der Arbeitssuche zu unterstützen und ihnen eine Erwerbstätigkeit zu ermöglichen. Die Agentur für Arbeit steht sowohl den Arbeitssuchenden als auch den Arbeitgebern mit Beratungs-, Qualifizierungsangeboten und sonstigen Förderleistungen gerne zur Seite.“
Arbeitslosigkeit
Die Zahl der Arbeitslosen ist im Kreis Paderborn im Januar 2023 gestiegen. Insgesamt waren 9.642 Personen arbeitslos gemeldet. Verglichen mit den Zahlen des Vormonats sind das 487 Personen oder 5,3 Prozent mehr. Im Vergleich zum Januar des Vorjahres steigt die Zahl der Arbeitslosen um 1.208 Personen beziehungsweise 14,3 Prozent. Die Arbeitslosenquote beträgt im Januar 2023 5,5 Prozent. Vor einem Jahr belief sie sich auf 4,8 Prozent (plus 0,7 Prozentpunkte).
Entwicklung in der Arbeitslosenversicherung - SGB III
Im Bereich der Arbeitslosenversicherung wurden in diesem Monat 2.815 Personen gemeldet. Die Zahl hat sich im Vergleich zum Vormonat erhöht um 311 Personen beziehungsweise 12,4 Prozent. Im Vorjahresvergleich bedeutet dies eine Erhöhung um 87 Personen oder 3,2 Prozent.
Entwicklung in der Grundsicherung - SGB II
In der Grundsicherung sind 176 Arbeitslose mehr als im Vormonat und 1.121 mehr als im Vorjahr zu verzeichnen. Im Verhältnis entspricht dies plus 2,6 Prozent zum Vormonat beziehungsweise plus 19,6 Prozent zum Vorjahr. Insgesamt zählen 6.827 Personen und damit 70,8 Prozent aller Arbeitslosen zur Grundsicherung gemäß SGB II.
Jugendarbeitslosigkeit
818 Arbeitslose sind im Berichtsmonat im Kreis Paderborn unter 25 Jahre alt. Im Vormonat waren dies noch 53 weniger und im gleichen Monat des Vorjahres 127 weniger arbeitslose junge Menschen. Die prozentuale Veränderung beläuft sich somit auf plus 6,9 Prozent zum vorherigen Monat beziehungsweise plus 18,4 Prozent im Vorjahresvergleich.
Arbeitslose ab 50 Jahre
Die Zahl arbeitsloser Personen ab 50 Jahre ist im Vergleich zum Vormonat gestiegen, und zwar um 104 Personen oder 3,0 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr sind es 293 Arbeitslose mehr, das entspricht einem Zuwachs um 9,1 Prozent. Insgesamt sind 3.516 Menschen ab 50 Jahre im Kreis Paderborn betroffen.
Langzeitarbeitslose
Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist im Kreis Paderborn im Berichtsmonat gestiegen. 3.220 Personen waren länger als ein Jahr nicht sozialversicherungspflichtig beschäftigt, darunter zählen 91,3 Prozent (2.941 Personen) zur Grundsicherung. Verglichen mit den Gesamtzahlen des Vormonats sind dies 8 Langzeitarbeitslose mehr. Im Vergleich zum Vorjahr sinkt die Zahl dieser Arbeitslosen damit um 265 Personen.
Stellenangebot
Unternehmen im Kreis Paderborn haben in diesem Monat 402 Stellen gemeldet, das sind 122 offene Stellen weniger als im Vormonat. Im Bestand befanden sich insgesamt 3.340 offene Stellen und damit 39 (minus 1,2 Prozent) weniger als im Vormonat und 59 (plus 1,8 Prozent) mehr als im Vorjahresmonat.
Der Arbeitsmarkt in Ostwestfalen-Lippe
Die Arbeitslosigkeit in Ostwestfalen-Lippe ist im Januar 2023 gestiegen. Aktuell sind 64.085 Personen arbeitslos gemeldet, das ist eine Zunahme zum Vormonat um 2.931 Menschen oder 4,8 Prozent. Im Vergleich zum Januar 2022 liegt die Arbeitslosigkeit dagegen um 5.178 Menschen oder 8,8 Prozent höher. Die Arbeitslosmeldungen im aktuellen Monat fallen mit 11.952 Personen im Vergleich zum Vorjahresmonat um 909 ebenso deutlich höher aus. Die Zahl arbeitslos gemeldeter Ausländer ist im Vergleich zum Vormonat gestiegen. So sind in diesem Berichtsmonat 23.469 Ausländer arbeitslos gemeldet. Das entspricht einem Plus zum Vormonat von 1.131 Personen. Der Bestand arbeitslos gemeldeter Menschen aus der Ukraine ist in OWL im Vergleich zum Vormonat um 156 Personen oder 3,7 Prozent gestiegen.
Auch die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist seit Monaten erstmals wieder gestiegen. Im aktuellen Berichtsmonat sind 24.578 Personen länger als ein Jahr auf Arbeitssuche. Das sind 6,6 Prozent weniger als im Januar 2022. Der Anteil langzeitarbeitsloser Menschen an allen Arbeitslosen ist aktuell mit 38,4 Prozent weiterhin erhöht (Januar 2022: 44,7 Prozent, Januar 2021: 39,3 Prozent, Januar 2020: 34,4 Prozent).
Der Bestand an gemeldeten Arbeitsstellen, welche durch Jobcenter und Arbeitsagenturen in OWL angeboten werden können, geht aktuell weiter zurück und beträgt im Berichtsmonat 24.353 Stellen. Damit liegt der Stellenbestand 1.261 Stellen unter Vorjahreswert. Das Stellenangebot bewegt sich jedoch weiterhin auf einem vergleichsweise hohen Niveau. Im Januar 2023 wurden 2.730 freie Arbeitsstellen neu gemeldet. Im Vergleich zum Vorjahresmonat wurden damit 1.581 Stellen oder 36,7 Prozent weniger gemeldet. Damit zeigen sich unverändert die Auswirkungen der wirtschaftlichen Unsicherheiten mit Blick auf die Preissteigerungen und Energiekosten sowie Lieferengpässe. Arbeitgeber sind vorsichtig mit der Meldung neuer Arbeitsstellen und stellen weniger Arbeitskräfte neu ein.
Die niedrigste Arbeitslosenquote in Ostwestfalen-Lippe findet sich im Kreis Gütersloh (4,2 Prozent) gefolgt vom Kreis Höxter (4,4 Prozent), Kreis Lippe (5,4 Prozent), Kreis Paderborn (5,5 Prozent), Kreis Herford (5,7 Prozent), Kreis Minden-Lübbecke (5,8 Prozent) und der Stadt Bielefeld (8,1 Prozent). Insgesamt hat Ostwestfalen-Lippe eine Arbeitslosenquote von 5,6 Prozent (Vormonat 5,4 Prozent, Vorjahr 5,2 Prozent).