Am 8. März 2023 ist Internationaler Frauentag. Auf dem Weg zur Gleichberechtigung von Frauen und Männern wurden in Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten Meilensteine erreicht. Auch am Arbeitsmarkt gibt es Fortschritte. Nach dem Recht stehen Berufe und unterschiedliche Positionen der Karriereleiter Frauen und Männern gleichermaßen offen. Aber von gelebter Chancengleichheit kann tatsächlich nicht für alle Bereiche die Rede sein. Das entspricht auch der Lage am Arbeitsmarkt im Hochstift.
Mitunter führen bis heute geschlechterspezifische Rollenzuschreibungen dazu, dass Frauen und Männer unterschiedliche Berufswege einschlagen. „Eigentlich müssten individuelle Begabungen und Wünsche der Menschen für die berufliche Entwicklung maßgeblich sein. Das ist aber bis heute nicht immer der Fall“, sagt die Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt der Arbeitsagentur Paderborn, Simone Wils.
Eine Berufswahl entsprechend etwa Klischees kann sich auf berufliche Entwicklungsmöglichkeiten nachteilig auswirken. Auch Unterschiede bei den Gehältern zwischen Frauen und Männern erklären sich mitunter dadurch. So verdienen vollzeitbeschäftigte Frauen nach statistischen Daten der Arbeitsagentur Paderborn im Schnitt weniger als vollzeitbeschäftigte Männer (siehe hierzu die PI Nr. 24 der Arbeitsagentur Paderborn zum Equal Pay Day).
Gerade auch in MINT-Berufen sind Frauen bis heute deutlich unterrepräsentiert. So beträgt der Anteil der Frauen in diesen im Hochstift – nach den aktuellen Zahlen der Arbeitsagentur Paderborn von Juni 2022 zu sozialversicherungspflichtig Beschäftigten – nur 12,9 Prozent. „Dabei sind die beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten und auch die Gehaltsperspektiven in den MINT-Berufen attraktiv“, sagt die Beauftragte für Chancengleichheit, Simone Wils.
In den vergangenen Jahren ist der Anteil der Frauen an allen MINT-Berufen zwar größer geworden: Von Juni 2019 bis Juni 2022 stieg dieser um 7,4 Prozent. Frauen bilden aber weiter klar die Minderheit. „Das Motto, das die Vereinten Nationen zum diesjährigen Weltfrauentag gewählt haben – nämlich ‚DigitALL: Innovation and technology for gender equality‘, ist auch für das Hochstift treffend gewählt“, sagt Simone Wils.
Die Digitalisierung geht alle an, auch im Berufsleben. Die Beschäftigtendaten zu den MINT-Berufen spiegeln das aber nicht wider. „Gründe für die ungleiche Entwicklung liegen vor allem in Geschlechterstereotypen und damit verbunden- der gesellschaftlichen Wahrnehmung der MINT-Fähigkeiten von Mädchen gegenüber Jungen. Diese Zuweisungen spielen bei der Berufswahl häufig eine größere Rolle als die individuellen Begabungen und Talente“, so Simone Wils.
Allein in IT-Berufen beträgt der Anteil der Frauen 13,3 Prozent. In den technischen Berufen sind es nur 10,6 Prozent. Speziell in der Produktionstechnik liegt der Frauenanteil sogar unterhalb von 8 Prozent. Hier ist der Anteil der Frauen auch in den vergangenen Jahren nur leicht gestiegen.
„Um die Chancengleichheit in den MINT-Berufen zu steigern, müsste bereits im jungen Alter der Mädchen angesetzt werden, um die Stärken zu fördern und Interesse zu wecken. Später kann es unter anderem hilfreich sein, wenn Arbeitgeber Frauen in der Belegschaft strategisch fördern“, sagt Simone Wils: „Das kann zum Bespiel durch spezielle Mentoring- oder Stipendien-Programme geschehen. Es beginnt aber schon mit der zielgruppengerechteren Ansprache der Frauen im Unternehmens-Marketing.“