Heinz Thiele, Leiter der Agentur für Arbeit Paderborn:
„In einem wirtschaftlichen Umfeld, das immer noch von Unsicherheit geprägt ist, entwickelt sich der Arbeitsmarkt im Kreis Paderborn weiterhin stabil. Auch wenn der Krieg Russlands gegen die Ukraine und die insbesondere durch die hohen Energiepreise geprägte Inflation die Konjunktur dämpfen, behält der Arbeitsmarkt seine robuste Verfassung bei. Der Zusammenhang zwischen Konjunktur und Arbeitsmarkt ist nicht mehr so ausgeprägt wie vor Jahren.
Mit der leichten Frühjahrsbelebung geht die Zahl der arbeitslosen Menschen im März 2023 im Vergleich zum Februar um 1,7 Prozent zurück. Positiv hervorzuheben ist hierbei der deutliche Rückgang der Arbeitslosigkeit unter jungen Menschen im Alter von 15 bis 25 Jahren. Auch anderen Personengruppen wie zum Beispiel Menschen über 50 Jahre bieten sich am Arbeitsmarkt gute Chancen.
Dass Unternehmen Arbeits- und Fachkräfte trotz konjunktureller Eintrübung stark nachfragen, zeigt eine zunehmend vorausschauende Personalpolitik in vielen Betrieben vor dem Hintergrund des demographischen Wandels. Es wird in den kommenden Jahren ein hoher Bedarf gesehen, altersbedingt aus dem Erwerbsleben scheidende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu ersetzen. Viele Betriebe sind daher nicht nur geneigt, Belegschaften im konjunkturell unruhigeren Fahrwasser zu halten, sondern stellen auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter neu ein. Die bestehenden Arbeits- und Fachkräfteengpässe im Kreis Paderborn werden in den nächsten Jahren noch deutlich zunehmen.
Auch im Rahmen einer vorausschauenden Personalpolitik unterstützt der Arbeitgeber-Service der Arbeitsagentur Paderborn die Arbeitgeber durch qualifizierte Beratung. Für Umschulungen und Qualifizierungen bestehen Möglichkeiten der finanziellen Unterstützung im Hinblick auf neue ebenso wie auf bestehende Beschäftigungsverhältnisse.“
Arbeitslosigkeit
Die Zahl der Arbeitslosen ist im Kreis Paderborn im März 2023 gesunken. Insgesamt wa-ren 9.461 Personen arbeitslos gemeldet. Verglichen mit den Zahlen des Vormonats sind das 161 Personen oder 1,7 Prozent weniger. Im Vergleich zum Vorjahresmonat März 2022 steigt die Zahl der Arbeitslosen um 1.423 Personen beziehungsweise 17,7 Prozent. Die Arbeitslosenquote beträgt im März 2023 5,4 Prozent. Vor einem Jahr belief sie sich auf 4,6 Prozent (plus 0,8 Prozentpunkte).
Entwicklung in der Arbeitslosenversicherung - SGB III
Im Bereich der Arbeitslosenversicherung wurden in diesem Monat 2.759 Personen gemeldet. Die Zahl hat sich im Vergleich zum Vormonat verringert um 64 Personen beziehungsweise 2,3 Prozent. Im Vorjahresvergleich bedeutet dies eine Erhöhung um 267 Personen oder 10,7 Prozent.
Entwicklung in der Grundsicherung - SGB II
In der Grundsicherung sind 97 Arbeitslose weniger als im Vormonat und 1.156 mehr als im Vorjahr zu verzeichnen. Im Verhältnis entspricht dies minus 1,4 Prozent zum Vormonat beziehungsweise plus 20,8 Prozent zum Vorjahr. Insgesamt zählen 6.702 Personen und damit 70,8 Prozent aller Arbeitslosen zur Grundsicherung gemäß SGB II.
Jugendarbeitslosigkeit
803 Arbeitslose sind im Berichtsmonat im Kreis Paderborn unter 25 Jahre alt. Im Vormonat waren dies noch 60 mehr und im gleichen Monat des Vorjahres 149 weniger arbeitslose junge Menschen. Die prozentuale Veränderung beläuft sich somit auf minus 7,0 Prozent zum vorherigen Monat beziehungsweise plus 22,8 Prozent im Vorjahresvergleich.
Arbeitslose ab 50 Jahre
Die Anzahl arbeitsloser Personen ab 50 Jahre ist im Vergleich zum Vormonat gesunken, und zwar um 21 Personen oder 0,6 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr sind es 281 Arbeits-lose mehr (8,9 Prozent). Insgesamt sind 3.437 Menschen ab 50 Jahre im Kreis Paderborn betroffen.
Langzeitarbeitslose
Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist im Kreis Paderborn im Berichtsmonat gesunken. 3.208 Personen waren länger als ein Jahr nicht sozialversicherungspflichtig beschäftigt, darunter zählen 92,3 Prozent (2.960 Personen) zur Grundsicherung. Verglichen mit den Gesamtzahlen des Vormonats sind das 34 Langzeitarbeitslose weniger. Im Vergleich zum Vorjahr sinkt die Zahl dieser Arbeitslosen damit um 178 Personen.
Stellenangebot
Unternehmen aus dem Kreis haben in diesem Monat 491 Stellen gemeldet, das sind 169 Stellen weniger als im Vormonat. Im Bestand befanden sich insgesamt 3.547 offene Stellen, 19 mehr als im Vormonat und 167 mehr als im Vorjahresmonat.
Arbeitsmarkt in Ostwestfalen-Lippe
Die Arbeitslosigkeit in Ostwestfalen-Lippe ist im März gesunken. Aktuell sind 63.996 Personen arbeitslos gemeldet, das ist ein Rückgang zum Vormonat um 429 Menschen beziehungsweise 0,7 Prozent. Im Vergleich zum März 2022 liegt die Arbeitslosigkeit dagegen um 7.190 Menschen beziehungsweise 12,7 Prozent höher. Die Arbeitslosmeldungen im aktuellen Monat fallen mit 11.214 Personen im Vergleich zum Vorjahresmonat um 1.732 ebenso deutlich höher aus.
Die Zahl arbeitslos gemeldeter Ausländer geht im Vergleich zum Vormonat leicht zurück. So sind in diesem Berichtsmonat 23.344 Ausländer arbeitslos gemeldet. Im Vergleich zu März 2022 sind 6.031 arbeitslose Ausländer mehr gemeldet. Der Bestand arbeitslos gemeldeter Menschen aus der Ukraine in Höhe von 4.503 ist in Ostwestfalen-Lippe im Vergleich zum Vormonat um 94 Personen beziehungsweise 2,0 Prozent gesunken.
Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist im März 2023 erneut gesunken. Im aktuellen Berichtsmonat sind 24.517 Personen länger als ein Jahr auf Arbeitssuche. Das sind 4,4 Prozent weniger als im März 2022. Der Anteil Langzeitarbeitsloser an allen Arbeitslosen ist aktuell mit 38,3 Prozent weiterhin über dem Wert vor der Covid-19 Pandemie (2022: 45,2 Prozent, 2021: 41,3 Prozent, 2020: 34,8 Prozent, jeweils März).
Der Bestand an gemeldeten Arbeitsstellen, welche durch Jobcenter und Arbeitsagenturen in Ostwestfalen-Lippe angeboten werden können, geht aktuell weiter zurück und beträgt im Berichtsmonat 24.547 Stellen. Damit liegt der Stellenbestand um 2.189 unter dem Vorjah-reswert. Im März 2023 wurden 3.119 freie Arbeitsstellen neu gemeldet. Im Vergleich zum Vorjahresmonat wurden damit 1.193 Stellen beziehungsweise 27,7 Prozent weniger ge-meldet. Damit zeigen sich unverändert die Auswirkungen der wirtschaftlichen Unsicherhei-ten mit Blick auf die Preissteigerungen und Energiekosten sowie Lieferengpässe. Arbeit-geber sind vorsichtig mit der Meldung neuer Arbeitsstellen und stellen weniger Arbeits-kräfte neu ein.
Die niedrigste Arbeitslosenquote in unserer Region findet sich im Kreis Gütersloh (4,3 Pro-zent) und im Kreis Höxter (4,3 Prozent) gefolgt vom Kreis Lippe (5,3 Prozent), Kreis Pa-derborn (5,4 Prozent), Kreis Herford (5,7 Prozent), Kreis Minden-Lübbecke (5,8 Prozent) und der Stadt Bielefeld (8,1 Prozent). Insgesamt hat Ostwestfalen-Lippe eine Arbeitslo-senquote von 5,6 Prozent (Vormonat 5,7 Prozent, Vorjahr 5,0 Prozent).