Die Zahl der gemeldeten Bewerberinnen und Bewerber ist im Vergleich zum Vorjahr angestiegen. Auch haben die Unternehmen mehr Ausbildungsstellen im Angebot. Dabei liegt die Zahl der Ausbildungsstellen wie in den vergangenen Jahren über der Zahl der Bewerberinnen und Bewerber. Aufgrund dieser Tatsache haben Jugendliche im Kreis Paderborn zurzeit sehr gute Chancen auf einen Ausbildungsplatz.
- 766 Jugendliche noch nicht versorgt
- 1.271 Ausbildungsstellen nicht besetzt
- Der Ausbildungsmarkt hat sich in den vergangenen Jahren im Kreis Paderborn vom Arbeitgebermarkt zum Bewerberinnen- und Bewerbermarkt entwickelt.
- Viele Unternehmen suchen dringend Auszubildende.
Für das Ausbildungsjahr 2022/2023, das im vergangenen Oktober begonnen hat und im September des laufenden Jahres enden wird, kann der Leiter der Agentur für Arbeit Paderborn, Heinz Thiele, die Zahlen zur Halbjahresbilanz im Kreis Paderborn vorlegen (Datenstand März 2023).
Die Situation kommentiert er wie folgt: „Mit Blick auf die zweite Halbzeit ist noch vieles möglich. Doch deutet sich bereits an, dass die Suche nach geeigneten Bewerbe-rinnen und Bewerbern für viele Arbeitgeber im Kreis Paderborn auch im laufenden Ausbildungsjahr eine große Herausforderung bleibt.“ Im März 2023 liegt die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber bei 1.516. Die Zahl der Ausbildungsplatzsuchenden hat sich damit gegenüber dem Vorjahresmonat um 3,5 Prozent erhöht. Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen liegt mit 1.801 aber deutlich höher und hat sich gegenüber dem Vorjahresmonat um 2,7 Prozent vergrößert. „Arbeitgeber suchen aufgrund der für sie ungünstigen Relation von gemeldeten Bewerberinnen und Bewerbern und freien Ausbildungsstellen händeringend Auszubildende. Die Betriebe verstärken ihre Anstrengungen teilweise auch mit neuen Strategien, um im Wege der betrieblichen Ausbildung für die Zukunft dringend benötigte Fachkräfte zu gewinnen“, sagt Thiele.
Die Wahrscheinlichkeit ist auch dieses Jahr hoch, dass viele Ausbildungsmöglichkeiten in Betrieben wieder nicht genutzt werden können: „Die Nachwuchslücke, die auch zu Pandemie-Zeiten in den Betrieben gewachsen ist, wird in diesem Jahr sehr wahrscheinlich nicht kleiner. Trotzdem ist der Zuwachs an Bewerberinnen und Bewerbern gegenüber dem Vorjahr nach dem Rückgang in den vergangenen Jahren ein erfreuliches Zeichen“, so Thiele weiter.
Der Leiter der Arbeitsagentur warnt: „Die Fachkräfteengpässe, die heute in vielen Berufen bereits auftreten, werden noch deutlicher zutage treten, wenn in den kommenden Jahren die sogenannten Babyboomer aus dem Erwerbsleben scheiden. Eine erfolgreiche Nachwuchsgewinnung über die Ausbildung ist aufgrund des erwarteten demographischen Wandels für die Betriebe essentiell.“ Zum Teil lehnen Betriebe Aufträge ab, weil aufgrund fehlenden qualifizierten Personals keine Möglichkeiten der Umsetzung besteht. Phänomene wie diese könnten die Wirtschaft im Kreis Paderborn perspektivisch ohne die Gewinnung von Fachkräften gerade auch über die Ausbildung bremsen.
Den Jugendlichen empfiehlt Thiele, sich über die vielen attraktiven Ausbildungsmöglichkeiten im Kreis gut zu informieren und Bewerbungen auf keinen Fall aufzuschieben: „Aktuell sind die Chancen, eine passende Ausbildungsstelle zu erhalten, sehr gut.“ Jungen Menschen, die bei der Berufswahl unschlüssig sind, rät Thiele zum Praktikum. „Jeder Jugendliche, der sich um eine Ausbildung bemüht und in der beruflichen Orientierung etwas flexibel ist, wird auch einen passenden Ausbildungsplatz finden. Aber jede Entscheidung setzt eine gewisse Entschlossenheit voraus“, sagt der Leiter der Arbeitsagentur: „Ein Praktikum unterstützt die Arbeitsagentur als Einstiegsqualifizierung. Diese ist eine Form von sozialversicherungspflichtigem Praktikum und kann in einer Ausbildung später grundsätzlich angerechnet werden.“
Thiele weist auch darauf hin, dass die Ausbildung als eine tragfähige Option neben dem Studium von den Jugendlichen nicht immer hinreichend in den Entscheidungsprozess einbezogen werde: „Mit Blick auf das Gehalt, die berufliche Sicherheit und die Komplexität der Aufgaben lässt sich sagen: Mit einer abgeschlossenen Ausbildung können sich ebenso attraktive Beschäftigungsverhältnisse wie mit einem abgeschlossenen Studium ergeben.“ Die Ausbildung vermittle wertvolles Rüstzeug für ein erfolgreiches Berufsleben und auch für ein sich eventuell anschließendes Studium. Über Ausbildungsberufe können sich auch vielfältige Karrieremöglichkeiten in Bereichen von Führung und Management eröffnen.
In jedem Fall rät er den Jugendlichen dazu, eine Beratung durch die Berufsberaterinnen und Berufsberater frühzeitig in Anspruch zu nehmen. „Das individuelle Gespräch unterstützt Jugendliche darin, die richtigen Fragen zu stellen und wichtige Informationen in eine Entscheidung einzubeziehen. Das begünstigt eine richtige Berufswahl erheblich“, sagt er. Die berufliche Orientierung und Beratung mit Hilfe einer neutralen Stelle, die mit allen Akteuren am Übergang von Schule und Beruf gut vernetzt ist, werde häufig unterschätzt. Es dürfe am Übergang von der Schule in den Beruf niemand verloren gehen.
Die Berufsberaterinnen und Berufsberater gehen auch dieses Jahr wieder für die berufliche Orientierung in Schulklassen und sind darüber hinaus in individuellen Sprechstunden erreichbar.
In den Osterferien findet zudem werktags in der Arbeitsagentur Paderborn eine Offene Sprechstunde statt. Darüber hinaus empfiehlt sich auch ein Blick auf die Webseite der digitalen Berufs-orientierungsplattform Connect: www.connectausbildungsmesse.de.
Auf dieser sind aktuelle Veranstaltungen, Termine sowie Tipps und Tricks rund um den Übergang von der Schule in den Beruf eingestellt.
Gesamtangebot / Gesamtnachfrage mit Stand März 2023:
1.801 gemeldete Ausbildungsstellen / 1.516 gemeldete Bewerber
In diesem Berichtsjahr wurden der Arbeitsagentur in Paderborn bis zum März 2023 zur Besetzung 1.801 Ausbildungsstellen gemeldet. Das sind 47 Stellen mehr als im Vorjahr (plus 2,7 Prozent).
Bisher haben sich im Laufe des Berichtsjahres zugleich 1.516 Jugendliche über die Berufsberatung der Agentur für Arbeit um einen Ausbildungsplatz bemüht. Das sind 51 junge Menschen mehr als im Vorjahr (plus 3,5 Prozent).
Von den Ausbildungsstellen sind Ende März noch 1.271 unbesetzt. Zugleich sind noch 766 Jugendliche auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle.
Daten für die vergangenen sechs Jahre zeigen, wie sich der Ausbildungsmarkt im Kreis Paderborn zunehmend von einem Arbeitgebermarkt zu einem Bewerberinnen- und Bewerbermarkt entwickelt hat: Gab es im März 2018 im Kreis Paderborn rechnerisch noch 107 Bewerberinnen und Bewerber je 100 Berufsausbildungsstellen, sind es im März 2023 86 Bewerberinnen und Bewerber je 100 Berufsausbildungsstellen. Und kamen im März 2018 im Kreis Paderborn 92 unversorgte Bewerberinnen und Bewerber auf 100 unbesetzte Stellen, sind es im März 2023 60 unversorgte Bewerberinnen und Bewerber.