Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen geht im Vergleich zum Vorjahr geringfügig zurück. Die Zahl der Ausbildungssuchenden hält nahezu das Vorjahresniveau. Das Verhältnis von gemeldeten betrieblichen Stellen zu Bewerberinnen und Bewerbern hat zur Folge, dass Jugendliche, wenn sie sich jetzt auf einen Ausbildungsplatz bewerben, sehr gute Chancen haben.
- 375 Jugendliche noch nicht versorgt
- 706 Ausbildungsstellen nicht besetzt
- Der Ausbildungsmarkt hat sich in den vergangenen Jahren im Kreis Höxter vom Arbeitgebermarkt zum Bewerberinnen- und Bewerbermarkt entwickelt.
- Viele Unternehmen suchen Auszubildende händeringend.
Für das Ausbildungsjahr 2022/2023, das im vergangenen Oktober begonnen hat und im September des laufenden Jahres enden wird, kann der Leiter der Agentur für Arbeit Paderborn, Heinz Thiele, die Zahlen zur Halbjahresbilanz im Kreis Höxter vorlegen (Datenstand März 2023).
Die Situation kommentiert er wie folgt: „Es ist auf dem Ausbildungsmarkt im Kreis Höxter im zweiten Halbjahr noch vieles möglich; doch zeigt sich bereits, dass die Suche nach geeigneten Bewerberinnen und Bewerbern für viele Arbeitgeber auch im laufenden Ausbildungsjahr eine große Herausforderung bedeutet.“ Die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber liegt mit 767 im März 2023 nahezu auf dem Niveau vom März 2022. Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen beträgt 1.072 und liegt damit deutlich höher. Diese ist gegenüber dem Vorjahresmonat geringfügig zurückgegangen. „Das Risiko ist damit unverändert hoch, dass am Ende des Ausbildungsjahres viele Ausbildungsmöglichkeiten in den Betrieben nicht genutzt werden können“, sagt Thiele: „Die Nachwuchslücke, die sich auch während der Pandemie vergrößert hat, wird in diesem Jahr voraussichtlich weiter wachsen.“
Der Leiter der Arbeitsagentur betont: „Wenn nicht ausgebildet werden kann, weil Arbeitgeber in der Rekrutierung mangels geeigneter Bewerberinnen und Bewerber nicht erfolgreich sind, leistet das dem Fachkräftemangel Vorschub. Dabei spüren die kleinen und mittleren Unternehmen im Kreis Höxter die Engpässe bereits heute deutlich. Längst lehnen Betriebe teilweise Aufträge etwa für größere Projekte mit längerer Laufzeit ab, weil es aufgrund fehlenden qualifizierten Personals an Planungssicherheit mangelt. Phänomene wie diese können die Wirtschaft im Kreis Höxter perspektivisch bremsen.“
Thiele appelliert an die Jugendlichen, sich über die vielen attraktiven Ausbildungsberufe und über das große Ausbildungsstellenangebot gründlich zu informieren, und Bewerbungen nicht hinauszuzögern: „Die Chancen, einen passenden Ausbildungsplatz zu finden, sind derzeit sehr gut.“
Jenen, die bei der Berufswahl noch unschlüssig sind und deswegen eine Entscheidung womöglich auf die lange Bank schieben, empfiehlt Thiele ein Praktikum. „Jugendliche, die sich um eine Ausbildung bemühen und bei der Berufswahl ein wenig flexibel sind, werden in diesem Jahr auch einen passenden Ausbildungsplatz finden. Aber jede Entscheidung setzt eine gewisse Entschlossenheit voraus“, sagt er: „Ein Praktikum kann bei der Berufswahl helfen und auch durch die Arbeitsagentur im Rahmen einer Einstiegsqualifizierung unterstützt werden. Diese besondere Form von sozialversicherungspflichtigem Praktikum kann in einer Ausbildung später grundsätzlich auch angerechnet werden.“
Die berufliche Orientierung und Beratung mit Hilfe einer neutralen Stelle, die mit allen Akteuren am Übergang Schule und Beruf gut vernetzt ist, werde dabei häufig unter-schätzt. „Weil die sogenannten Babyboomer bald aus dem Erwerbsleben scheiden, eröffnen sich jungen Menschen, die als Fachkraft in besonderer Weise qualifiziert sind, in den kommenden Jahren in den Betrieben attraktive Perspektiven“, betont Thiele. Es dürfe am Übergang von der Schule in den Beruf niemand verloren gehen.
Thiele weist auch darauf hin, dass die Ausbildung als eine tragfähige Option neben dem Studium von den Jugendlichen derzeit nicht immer hinreichend in Betracht gezogen werde: „Mit Blick auf das Gehalt, die berufliche Sicherheit und die Komplexität der Aufgaben lässt sich sagen: Mit einer abgeschlossenen Ausbildung können sich über das Berufsleben, mit sich ergebenden Entwicklungsperspektiven, ebenso attraktive Beschäftigungsverhältnisse wie mit einem abgeschlossenen Studium bieten. Auch ist eine Berufsausbildung ein gutes Fundament für ein sich eventuell anschließendes Studium.“ Über die Ausbildungsberufe können sich vielfältige Karrieremöglichkeiten auch in Bereichen von Führung und Management eröffnen.
In jedem Fall rät Thiele Jugendlichen, eine Beratung durch die Berufsberaterinnen und Berufsberater frühzeitig in Anspruch zu nehmen. „Das individuelle Gespräch unterstützt Jugendliche darin, die richtigen Fragen zu stellen und wichtige Informationen in ihre Entscheidung einzubeziehen. Das begünstigt die richtige Berufswahl erheblich“, sagt er.
Die Berufsberaterinnen und Berufsberater gehen auch dieses Jahr wieder für die berufliche Orientierung in Schulklassen. Zudem haben sie in der Jugendberufsagentur Höxter am Markt 6 einen Sofortzugang eingerichtet. Jugendliche können somit zu den Öffnungszeiten ohne Termin mit der Berufsberatung sprechen.
Darüber hinaus empfiehlt sich auch ein Blick auf die Webseite der digitalen Berufsorientierungsplattform für den Kreis Höxter STEP1: www.step1ausbildungsmesse.de.
Auf dieser sind aktuelle Veranstaltungen, Termine sowie Tipps und Tricks rund um den Übergang von der Schule in den Beruf eingestellt.
Gesamtangebot / Gesamtnachfrage mit Stand März 2023:
1.072 gemeldete Ausbildungsstellen / 767 gemeldete Bewerberinnen und Bewerber
Im Berichtsjahr wurden der Arbeitsagentur in Höxter bisher 1.072 Ausbildungsstellen zur Besetzung gemeldet, 23 oder 2,1 Prozent weniger als im Vorjahr.
Bisher haben sich im Laufe des Berichtsjahres zugleich 767 Jugendliche über die Berufsberatung der Arbeitsagentur in Höxter und Warburg beziehungsweise des Jobcenters um einen Ausbildungsplatz bemüht. Das sind 4 junge Menschen weniger als im Vorjahr (minus 0,5 Prozent).
Von den Ausbildungsstellen sind Ende März noch 706 unbesetzt. 375 Jugendliche sind noch auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle.
Daten für die vergangenen sechs Jahre zeigen, wie sich der Ausbildungsmarkt im Kreis Höxter zunehmend von einem Arbeitgebermarkt zum Bewerberinnen- und Bewerbermarkt entwickelt hat: Gab es im März 2018 im Kreis Höxter rechnerisch noch 115 Bewerberinnen und Bewerber je 100 betriebliche Berufsausbildungsstellen, sind es im März 2023 nur noch 72 Bewerberinnen und Bewerber je 100 betriebliche Berufsausbildungsstellen. Und kamen im März 2018 im Kreis Höxter noch 99 unversorgte Bewerberinnen und Bewerber auf 100 unbesetzte Ausbildungsstellen, sind es im März 2023 53 unversorgte Bewerberinnen und Bewerber.