Dachdeckerbetriebe sind im Hochstift momentan in besonderer Weise gefordert. Ein junger Mann aus Bad Driburg nutzt eine nach dem Qualifizierungschancengesetz bestehende Fördermöglichkeit, um sich vom Helfer zur qualifizierten Fachkraft zu entwickeln.
Es sind nicht allein die mit Ziegeln gedeckten Dächer in roter und schwarzer Farbe, die in der grünen Hügellandschaft des Hochstifts umstehende Häuser nach oben abschließen. Für Warmwasser und Strom werden Gebäude immer häufiger zum Beispiel von Solarzellen und Solarkollektoren großflächig überspannt. Die Nachfrage danach ist mit der Energiewende massiv gewachsen. Die Montagearbeiten führen unter anderem Dachdecker aus. „Damit die Leute am Ende des Tages zufrieden sind, müssen wir ihnen heute einiges mehr bieten“, sagt Christoph Bonk.
Bonk ist einer von mehreren Dachdeckermeistern im Hochstift. Sein Betrieb mit circa 15 Mitarbeitenden sitzt in Bad Driburg. Flachdächer gehören dabei zu seinem Hauptrepertoire; Steildacharbeiten führt der Betrieb ebenfalls aus. Jedoch geht die Nach-frage seiner Kundinnen und Kunden immer häufiger darüber hinaus. „Öfter geht es darum, dass wir auf dem Dach den Raum für ein grünes Biotop oder eben Photovoltaik schaffen. – Oder mit dem Einbau großer Dachflächenfenster dafür sorgen, dass das Licht bis in den letzten Winkel des oberen Stockwerks kommt“, sagt Bonk. Die Arbeiten auf dem Dach sind also nicht nur mit der Energiewende, sondern auch aufgrund gestiegener Ansprüche der Kundinnen und Kunden vielseitiger geworden.
Für Bonks Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter folgt daraus ein stetiger Qualifizierungsbedarf. Hinzu kommt, dass der demographische Wandel in den nächsten Jahren Lücken reißen wird. Es ist für ihn damit unerlässlich, seine jüngeren Beschäftigten kontinuierlich weiterzuentwickeln.
Der 28 Jahre alte Dennis Purat, der im Betrieb von Bonk seit 2018 als Helfer tätig ist, absolviert vor dem Hintergrund aktuell eine Umschulung zum Dachdecker. Die Weiterbildung fördert die Arbeitsagentur Höxter nach dem Qualifizierungschancengesetz. „Der Vorteil für mich ist natürlich, dass ich am Ende spannendere Aufgaben über-nehmen kann – wie Arbeiten auf dem Steildach, das Montieren von Metallfassaden oder die Installation von Anlagen“, sagt Purat: „Das erfordert spezielle Techniken, welche man am besten durch Theorie und Praxis in der Ausbildung lernt.“ Die Hoffnung Bonks besteht darin, dass er Rentenabgänge wichtiger Mitarbeiter in den nächsten Jahren kompensieren kann. „Aufträge gehen seit einigen Jahren bei mir ein, ohne dass ich noch irgendwelche Angebote schreibe. Aber ohne qualifiziertes Personal muss ich diese zunehmend ablehnen“, sagt Dachdeckermeister Bonk.
Eigentlich hat Purat 2015 bereits eine Ausbildung im Garten- und Landschaftsbau erfolgreich absolviert. Doch es zog ihn nach dem Abschluss als Helfer aufs Dach. „Die Finanzierung des zweiten Berufsabschlusses ermöglicht ihm das Qualifizierungschancengesetz – weil er mehr als vier Jahre seinen Ausbildungsberuf verlassen hat, um sich beruflich neu zu orientieren und als Helfer zu arbeiten. Für den Fall eröffnet das Qualifizierungschancengesetz neue Fördermöglichkeiten“, erklärt Simone Schum vom gemeinsamen Arbeitgeber-Service der Arbeitsagentur Höxter und des Jobcenters Kreis Höxter, die die Qualifizierung für Purat in die Wege geleitet hat.
Purat erhält während der Qualifizierung sein bisheriges Gehalt eines Helfers weiter. Neben der Tätigkeit im Betrieb besucht er die Berufsschule sowie überbetriebliche Lehrgänge in Eslohe. Die Kosten, einschließlich Unterkunft und Verpflegung in Eslohe, sowie die Differenz zwischen dem eigentlichen Ausbildungsgehalt und dem tatsächlich gezahlten Helfergehalt, erstattet die Arbeitsagentur an den Betrieb. Die Ausbildungsdauer ist dabei um ein Drittel verkürzt – von drei auf zwei Jahre.
Das Qualifizierungschancengesetz bedeutet in einem Fall wie dem von Purat eine Win-win-Situation: „Arbeitgeber erhalten eine zusätzliche Möglichkeit zur Fachkräftesicherung. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern eröffnet sich auf ihrem Karriereweg eine weitere Chance“, erklärt Schum. Dadurch verbessern sich Gehalts- und Aufstiegsperspektiven erheblich. Und die berufliche Sicherheit wird größer.
Für eine Beratung zu Qualifizierungen und einer Finanzierung können sich Arbeitgeber in den Kreisen Paderborn und Höxter per E-Mail unter Paderborn.Arbeitgeber@arbeitsagentur.de oder per Telefon unter 0800 4 5555 20 oder 05251 120 400 an den gemeinsamen Arbeitgeber-Service wenden.