- Pandemie-Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt lassen nach, aber Ukraine-Krieg bringt neue Herausforderungen
- Arbeitslosigkeit im Jahresdurchschnitt gesunken
- Im aktuellen Monat höhere Arbeitslosigkeit als 2021, auch bedingt durch den Wechsel der ukrainischen Flüchtlinge in die Grundsicherung
- Zurückhaltung bei der Einstellung von neuen Mitarbeitern: Stellenzugang rückläufig
- Gleichzeitig halten Arbeitgeber verstärkt ihr Personal vor dem Hintergrund des Fachkräftebedarfs
Ausblick 2023
- Auch 2023 werden am Markt die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs zu spüren sein, voraussichtlich werden diese jedoch schwächer ausgeprägt sein als im Pandemie-Jahr 2020
- Obwohl in 2023 mit einer leichten Rezession gerechnet wird, sind die Prognosen für den Arbeitsmarkt positiver. Der Zusammenhang zwischen Entwicklung der Konjunktur und dem Arbeitsmarkt ist weniger deutlich ausgeprägt.
- Fachkräftemangel darf trotz vielfältiger Herausforderungen nicht in den Hintergrund rücken
- Agentur für Arbeit unterstützt durch Kurzarbeitergeld bei der Sicherung von Arbeitsplätzen und fördert durch Qualifizierung den Gewinn neuer Fachkräfte für Unternehmen
Jahresbilanz 2022 und Ausblick 2023
Im Jahresdurchschnitt 2022 waren 2.797 Personen im Kreis Höxter arbeitslos, und damit 172 Personen bzw. 5,8 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Die Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt ist im Vergleich zum Vorjahr um 0,2 Prozentpunkte von 3,9 Prozent auf 3,7 Prozent gesunken. Dabei sank die Arbeitslosigkeit im Versichertenbereich (SGB III) von 1.290 um 15,3 Prozent auf 1.092. Im SGB II (Grundsicherung) stieg die Arbeitslosenzahl leicht von 1.679 um 1,5 Prozent auf 1.704 Personen.
„2022 hat sich der lokale Arbeitsmarkt im Kreis Höxter von den Folgen der Pandemie erholt. Viele Menschen, die in der Pandemie ihren Job verloren haben, konnten wieder Fuß am ersten Arbeitsmarkt fassen, wenn auch zum Teil in anderen Branchen“, stellt Heinz Thiele, Leiter der Paderborner Arbeitsagentur, fest. „Doch mit Beginn des Ukraine-Krieges im Februar 2022 haben sich für Wirtschaft und damit auch für den Arbeitsmarkt neue Herausforderungen aufgetan. Diese sind deutlich zu erkennen: Ein Anstieg der Ausländerarbeitslosigkeit ist auf die Zuwanderung von geflüchteten ukrainischen Menschen, der Rückgang von neuen Stellenmeldungen auf die Unsicherheit und Zurückhaltung der Unternehmen hinsichtlich der unsicheren Lage zurückzuführen.“
Doch der Agenturleiter sieht auch positive Zeichen in den aktuellen Entwicklungen: „Auch, wenn die Arbeitslosigkeit im aktuellen Monatsbericht, unter anderem bedingt durch den Wechsel der ukrainischen Flüchtlinge in die Grundsicherung höher liegt als im Dezember 2021, ist der Anstieg im Zwei-Jahres-Vergleich im Dezember relativ gering. Das zeigt zum einen, dass unser Markt robust ist und die lokale Wirtschaft den diversen Herausforderungen gut standhalten kann. Zum anderen deutet es darauf hin, dass die Arbeitgeber alles versuchen, um ihr Personal trotz anhaltender, direkt aufeinander folgender Krisen zu halten, denn: Wenn Personal, insbesondere Fachkraftpersonal, einmal entlassen ist, ist es nur schwer zu ersetzen.“
Der Fachkräftemangel ist nach wie vor das wichtigste Thema für Thiele: „Ich weiß, dass ich mich wiederhole, aber der Fachkräftemangel ist und bleibt, trotz aller aktuellen Unwegsamkeit, die größte Herausforderung am Arbeitsmarkt. Aktuell, und auch auf absehbare Zeit, denn: Menschen werden ungeachtet anderer Krisen am Arbeitsmarkt älter. Der demografische Wandel schreitet fort, der Fachkräftebedarf steigt damit von Jahr zu Jahr.“ Das sei auch in den Zahlen zu erkennen: Ein höherer Stellenbestand trotz sinkenden Stellenzugangs deute auf Passungsprobleme hin. „Das wird auch durch die steigenden Vakanzzeiten noch einmal unterstrichen: In diesem Jahr hat es im Durchschnitt 198 Tage gedauert, bis eine freie Stelle besetzt werden konnte. Vor einem Jahr waren das noch 41 Tage weniger – das ist ein starker Anstieg, der zeigt, wie herausfordernd es ist, Nachfrage und Bedarf am Arbeitsmarkt in Einklang zu bringen.“
Gleichzeitig sind durchschnittlich fast 58 Prozent der freien Stellen Fachkraftstellen, betont der Experte. Rechnet man die Stellen mit noch höherem Anforderungsniveau hinzu, sind das sogar fast 75 Prozent. Mit Blick auf die Zukunft prognostiziert Heinz Thiele: „Wir haben eine große Fachkraft-Nachfrage, die sich auch in den kommenden Jahren nicht kurzfristig decken lassen wird. Dafür braucht es Anstrengungen von allen Seiten. Wir können mit Qualifizierungs- und Fördermöglichkeiten helfen und unterstützen, damit Betriebe und Arbeitnehmer zueinander finden. Aber gerade die Unternehmen als Hauptbetroffene dürfen das Thema Fachkräftebedarf nicht aus den Augen verlieren.“
Für 2023 sieht Thiele weitere Auswirkungen des Ukraine-Krieges, aber er betont: „Momentan ist nicht davon auszugehen, dass die Folgen der aktuellen Krise an die härteste Zeit der Corona-Pandemie heranreichen werden. Da dies in so unsicheren Zeiten nie eindeutig vorhersehbar ist, halten wir natürlich weiterhin das Instrument des Kurzarbeitergelds bereit, um bei Bedarf die Sicherung von Arbeitsplätzen zu unterstützen.“
Daten zum Arbeitsmarkt im Jahr 2022
Die Arbeitslosigkeit der über 50-Jährigen ist im Jahresdurchschnitt im Vergleich zum Vorjahr um 125 Personen von 1.208 auf 1.083 Personen gesunken. Die altersspezifische Arbeitslosenquote sank im Jahresdurchschnitt von 4,1 Prozent in 2021 auf 3,7 Prozent in 2022.
Auch bei den Langzeitarbeitslosen ist ein Rückgang zu verzeichnen: 2022 gab es im Jahresdurchschnitt mit einem Rückgang von 1.070 Personen auf 864 Personen 206 weniger Langzeitarbeitslose als 2021.
Die Jugendarbeitslosigkeit (unter 25 Jahre) ist im Jahresdurchschnitt 2022 im Vergleich zu 2021 um 25 Personen von 281 auf 256 Personen gesunken – die altersspezifische Arbeitslosenquote sank hier um 0,4 Prozentpunkte auf 3,0 Prozent.
Bei den Ausländern ist ein Anstieg der Arbeitslosigkeit zu verzeichnen: Hier stieg sie im Jahresdurchschnitt um 152 Personen von 524 auf 676 Personen an.
Der Zugang von Stellenmeldungen bei dem Arbeitgeberservice im Kreis Höxter ist deutlich gesunken: In der Jahressumme wurden 3.184 Stellen gemeldet, 559 oder 14,9 Prozent weniger als noch 2021. Der Bestand an offenen Arbeitsstellen lag 2022 im Jahresdurchschnitt bei 1.686 Stellen – 2021 waren es im Schnitt 385 weniger, nämlich 1.301 Stellen.