Heinz Thiele, Leiter der Agentur für Arbeit Paderborn:
„Der Arbeitsmarkt im Kreis Höxter bleibt im Monat Juni 2023 stabil. Die Arbeitslosenquote ist mit 4,2 Prozent zum Vormonat unverändert. Die Arbeitslosenzahl steigt leicht um 52 Personen zum Vormonat.
Dem leichten Anstieg der Arbeitslosigkeit liegt insbesondere ein saisontypischer Faktor zugrunde: Einige junge Menschen, die mit ihren Prüfungen kürzlich ihre Ausbildung erfolgreich beendet haben, suchen zurzeit eine Anstellung in ihrem erlernten Beruf. Das führt im Sommer temporär zu erhöhter Arbeitslosigkeit in der Gruppe der jungen Menschen im Alter zwischen 15 und 25 Jahren. Viele dieser neuausgebildeten Fachkräfte werden aber zeitnah in Betrieben und Verwaltung beruflich unterkommen. Der Bedarf nach Fachkräften bleibt groß, es wird auf dem Arbeitsmarkt intensiv um sie gerungen.
Bei Neueinstellungen ist momentan eine größere Zurückhaltung zu beobachten. Diese ist auf das gedämpfte Geschäftsklima zurückzuführen. Die Arbeitskräftenachfrage sinkt im Juni 2023 leicht, bleibt aber auf hohem Niveau. Auswirkungen der schwächeren Konjunktur auf den Arbeitsmarkt im Kreis Höxter bleiben gering.
Der Arbeitsmarkt im Kreis Höxter hat sich im ersten Halbjahr 2023 robust gezeigt; trotz einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld. Dass sich für arbeitsuchende Menschen in der ersten Jahreshälfte gute Beschäftigungs- und Entwicklungsmöglichkeiten geboten haben, ist vor allem auch Folge des erwarteten demographischen Wandels. Diesen spüren Arbeitgeber zunehmend, die Gewinnung von Personal bereitet vielen von ihnen erhebliche Schwierigkeiten. Mit dem Ausscheiden vieler Beschäftigter aus dem Erwerbsleben in den kommenden Jahren wird die Nachfrage von Arbeits- und Fachkräften groß bleiben. Die Agentur für Arbeit Höxter qualifiziert Arbeitslose ebenso wie Beschäftigte daher umfassend. Gerade auch in Berufen, in denen Engpässe bestehen und ein besonderer Bedarf nach Fachkräften etwa aus dem digitalen Wandel oder der Energiewende folgt, wird berufliche Entwicklung immer notwendiger."
Arbeitslosigkeit
Die Zahl der Arbeitslosen ist im Kreis Höxter im Juni 2023 gestiegen. Insgesamt waren 3.185 Personen arbeitslos gemeldet. Verglichen mit den Zahlen des Vormonats sind das 52 Personen oder 1,7 Prozent mehr. Im Vergleich zum Juni 2023 des Vorjahres steigt die Zahl der Arbeitslosen um 611 Personen beziehungsweise 23,7 Prozent. Die Arbeitslosenquote beträgt im Juni 2023 4,2 Prozent. Vor einem Jahr belief sie sich auf 3,4 Prozent (plus 0,8 Prozentpunkte).
Entwicklung in der Arbeitslosenversicherung - SGB III
Im Bereich der Arbeitslosenversicherung wurden in diesem Monat 1.144 Personen gemeldet. Die Zahl hat sich im Vergleich zum Vormonat erhöht um 52 Personen beziehungsweise 4,8 Prozent. Im Vorjahresvergleich bedeutet dies eine Erhöhung um 95 Personen oder 9,1 Prozent.
Entwicklung in der Grundsicherung - SGB II
In der Grundsicherung ist die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Vormonat unverändert. Die Zahl ist im Vergleich zum Vorjahresmonat um 516 erhöht, das entspricht einem Plus von 33,8 Prozent. Insgesamt zählen 2.041 Personen und damit 64,1 Prozent aller Arbeitslosen zur Grundsicherung gemäß SGB II.
Jugendarbeitslosigkeit
328 Arbeitslose sind im Berichtsmonat im Kreis Höxter unter 25 Jahre alt. Im Vormonat waren dies noch 42 weniger und im gleichen Monat des Vorjahres 104 weniger arbeitslose junge Menschen. Die prozentuale Veränderung beläuft sich somit auf plus 14,7 Prozent zum vorherigen Monat beziehungsweise plus 46,4 Prozent im Vorjahresvergleich.
Arbeitslose ab 50 Jahre
Die Anzahl arbeitsloser Personen ab 50 Jahre ist im Vergleich zum Vormonat gesunken, und zwar um 23 Personen oder 2,0 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr sind es 128 Arbeitslose mehr (plus 12,7 Prozent). Insgesamt sind 1.132 Menschen ab 50 Jahre im Kreis Höxter betroffen.
Langzeitarbeitslose
Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist im Kreis Höxter im Berichtsmonat gestiegen. 909 Personen waren länger als ein Jahr nicht sozialversicherungspflichtig beschäftigt, darunter zählen 83,4 Prozent (758 Personen) zur Grundsicherung. Verglichen mit den Gesamtzahlen des Vormonats sind das 55 Langzeitarbeitslose mehr. Im Vergleich zum Vorjahr steigt die Zahl dieser Arbeitslosen damit um 57 Personen.
Stellenangebot
Unternehmen im Kreis haben in diesem Monat 229 Stellen gemeldet, das sind 87 Stellen weniger als im Vormonat. Im Bestand befinden sich insgesamt 1.482 offene Stellen, 55 offene Stellen weniger als im Vormonat und 220 offene Stellen weniger als im Vorjahresmonat.
Arbeitsmarkt in Ostwestfalen-Lippe
Die Arbeitslosigkeit in Ostwestfalen-Lippe ist im Juni 2023 gestiegen. Aktuell sind 64.283 Personen arbeitslos gemeldet, das ist eine Zunahme zum Vormonat um 627 Menschen oder 1,0 Prozent. Im Vergleich zum Juni 2022 liegt die Arbeitslosigkeit um 6.555 Menschen oder 11,4 Prozent höher. Die Arbeitslosmeldungen fallen im aktuellen Monat mit 11.487 Personen im Vergleich zum Vorjahresmonat um 578 geringer aus.
Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist im Juni 2023 zum Vormonat gestiegen (plus 882; plus 3,6 Prozent). Im aktuellen Berichtsmonat sind 25.495 Personen länger als ein Jahr auf Arbeitssuche. Das sind 2,6 Prozent mehr als im Juni 2022. Der Anteil Langzeitarbeitsloser an allen Arbeitslosen beträgt aktuell 39,7 Prozent (2022: 43,1 Prozent, 2021: 43,9 Prozent, 2020: 32,6 Prozent, 2019: 36,5 Prozent jeweils Juni).
Der Bestand an gemeldeten Arbeitsstellen, die durch Jobcenter und Arbeitsagenturen in Ostwestfalen-Lippe angeboten werden können, geht aktuell weiter zurück und beträgt im Berichtsmonat 23.286 Stellen. Damit liegt der Stellenbestand 4.783 Stellen unter Vorjahreswert. Das Stellenangebot bewegt sich jedoch weiterhin auf einem vergleichsweise hohen Niveau. Im Juni 2023 wurden 2.979 freie Arbeitsstellen neu gemeldet. Im Vergleich zum Vorjahresmonat liegt der Stellenzugang damit 1.160 Stellen oder 28,0 Prozent niedriger.
Die niedrigste Arbeitslosenquote in unserer Region findet sich im Kreis Höxter (4,2 Prozent), gefolgt vom Kreis Gütersloh (4,3 Prozent), Kreis Lippe (5,1 Prozent), Kreis Paderborn (5,3 Prozent), Kreis Herford (5,5 Prozent), Kreis Minden-Lübbecke (5,8 Prozent) und der Stadt Bielefeld (8,2 Prozent). Insgesamt hat Ostwestfalen-Lippe eine Arbeitslosenquote von 5,6 Prozent (Vormonat 5,5 Prozent, Vorjahr 5,1 Prozent).