Heinz Thiele, Leiter der Agentur für Arbeit Paderborn:
„Saisonüblich ist die Arbeitslosigkeit im Februar erhöht, doch in diesem Monat ist die Steigerung der Arbeitslosigkeit zum Januar auch auf das schwache konjunkturelle Umfeld zurückzuführen. Obwohl immer noch viele Unternehmen versuchen, ihr Personal zu halten, wird die Zurückhaltung bei Neueinstellungen immer deutlicher. So ist im Kreis Paderborn der Zugang der Stellenangebote im Vergleich zum Vorjahresmonat um 7,6 Prozent gesunken und es gibt 17,4 Prozent weniger Stellenangebote im Bestand als vor einem Jahr. Es zeichnen sich zu-nehmend zwei Tendenzen ab: Zum einen wird Personal entlassen, und auf der anderen Seite wird es immer schwieriger, Stellen für Fachkräfte zu besetzen.
Auswirkungen der Transformationsprozesse zeigen sich auch auf dem Arbeitsmarkt. Beschäftigte, die ihren Arbeitsplatz verlieren, bedürfen zum Teil anderer Qualifikationen, um im Arbeitsmarkt wieder Fuß zu fassen. Die Qualifizierung von Beschäftigten und Arbeitslosen gewinnt immer mehr an Bedeutung. Dieser Entwicklung tragen auch die gesetzlichen Änderungen im Rahmen des Weiterbildungsgesetzes Rechnung. Fördermöglichkeiten der Arbeitsagentur bei der Qualifizierung von Beschäftigten, bezüglich der Übernahme von Lohn- und Qualifizierungskosten, sind damit verbessert und vereinfacht. Hier stehen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Agentur für Arbeit Paderborn für eine intensive Beratung gerne zur Verfügung.
Trotz gestiegener Arbeitslosigkeit, insbesondere verursacht durch die schlechte Konjunktur, bleibt der Arbeits- und Fachkräftebedarf die größte Herausforderung am Ausbildungs- und Arbeitsmarkt. Im Hinblick auf die demographische Entwicklung mit den geburtenstarken Jahr-gängen, die in den nächsten Jahren den Arbeitsmarkt verlassen, stehen wir erst am Anfang der Notwendigkeit, das Erwerbspersonenpotential auf dem Niveau zu halten, auf dem es benötigt wird. Ein wesentlicher Schlüssel dafür ist es, die Menschen während des gesamten Erwerbslebens zu qualifizieren.“
Arbeitslosigkeit
Die Zahl der Arbeitslosen im Kreis Paderborn steigt im Februar 2024. Insgesamt sind 10.141 Personen arbeitslos. Dies sind zum Vormonat 203 Personen mehr (plus 2,0 Prozent). Im Vergleich zum selben Monat des Vorjahres steigt die Zahl der Arbeitslosen um 519 Personen (plus 5,4 Prozent). Die Arbeitslosenquote beträgt im Februar 5,7 Prozent. Vor einem Jahr belief sie sich auf 5,5 Prozent (plus 0,2 Prozentpunkte).
Entwicklung in der Arbeitslosenversicherung (SGB III)
In der Arbeitslosenversicherung sind in diesem Monat 3.312 Personen gemeldet. Dies sind 92 Personen mehr als vor einem Monat (plus 2,9 Prozent). Zum selben Monat des Vorjahres steigt die Zahl um 489 Personen (plus 17,3 Prozent).
Entwicklung im Bürgergeld (SGB II)
Bürgergeld erhalten 111 Arbeitslose mehr als im Vormonat (plus 1,7 Prozent) und 30 mehr als im Vorjahr (plus 0,4 Prozent). Insgesamt zählen 6.829 Personen und damit 67,3 Prozent aller Arbeitslosen zum Bürgergeld gemäß SGB II.
Jugendarbeitslosigkeit
1.056 Arbeitslose sind im Februar 2024 im Kreis Paderborn unter 25 Jahre alt. Das sind 126 Personen mehr als im Vormonat (plus 13,5 Prozent). Zum selben Monat des Vorjahres sind 193 junge Menschen mehr arbeitslos (plus 22,4 Prozent).
Arbeitslose ab 50 Jahre
Die Anzahl arbeitsloser Menschen ab 50 Jahre sinkt zum Vormonat um 17 Personen oder 0,5 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr sind es 37 Arbeitslose mehr (plus 1,1 Prozent). Ins-gesamt sind 3.495 Menschen ab 50 Jahre im Kreis Paderborn arbeitslos.
Langzeitarbeitslose
Die Zahl der Langzeitarbeitslosen im Kreis Paderborn steigt um 16 Personen (plus 0,5 Pro-zent). 3.467 Personen sind länger als ein Jahr nicht sozialversicherungspflichtig beschäftigt, darunter zählen 92,8 Prozent (3.218 Personen) zum Bürgergeld. Im Vergleich zum Vorjahr steigt die Zahl dieser Arbeitslosen um 225 Personen (plus 6,9 Prozent).
Unterbeschäftigung
Die Unterbeschäftigung im Kreis Paderborn steigt im Februar 2024. Insgesamt sind 12.825 Personen ohne Beschäftigung. Dies sind zum Vormonat 160 Personen mehr (plus 1,3 Prozent). Im Vergleich zum selben Monat des Vorjahres steigt die Unterbeschäftigung um 518 Personen (plus 4,2 Prozent). Die Unterbeschäftigung setzt sich zusammen aus der Anzahl der Menschen, die arbeitslos gemeldet sind, und denjenigen, die Arbeitslosengeld oder Bürgergeld erhalten, dem Arbeitsmarkt jedoch aktuell nicht zur Verfügung stehen und daher rechtlich nicht als arbeitslos gelten. Das ist zum Beispiel bei der Teilnahme an einer Fördermaßnahme oder in Mutterschutz der Fall.
Stellenangebot
Die Arbeitgeber aus dem Kreis Paderborn haben in diesem Monat 610 Stellen gemeldet und damit 259 mehr als im Vormonat (plus 73,8 Prozent). Im Vergleich zum selben Monat des Vorjahres sinkt die Anzahl der neuen Stellenmeldungen um 50 Stellen (minus 7,6 Prozent). Im Bestand befinden sich insgesamt 2.915 offene Stellen, 32 mehr als vor einem Monat (plus 1,1 Prozent) und 613 weniger als vor einem Jahr (minus 17,4 Prozent).
Arbeitsmarkt in Ostwestfalen-Lippe
Die Arbeitslosigkeit in Ostwestfalen-Lippe ist im Februar gestiegen. Aktuell sind 70.692 Personen arbeitslos gemeldet, das ist ein Anstieg zum Vormonat um 815 Menschen oder 1,2 Prozent. Im Vergleich zum Februar 2023 liegt die Arbeitslosigkeit um 6.297 Menschen oder 9,8 Prozent höher. Die Arbeitslosmeldungen fallen im aktuellen Monat mit 13.712 Personen im Vergleich zum Vorjahresmonat um 792 höher aus.
Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist im Februar 2024 zum Vormonat gestiegen; das Plus beträgt 90 beziehungsweise 0,3 Prozent. Im aktuellen Berichtsmonat sind 26.883 Personen länger als ein Jahr auf Arbeitssuche. Das sind 9,4 Prozent mehr als im Februar 2023. Der Anteil Langzeitarbeitsloser an allen Arbeitslosen beträgt aktuell 38,0 Prozent (2023: 38,2 Prozent, 2022: 44,5 Prozent, 2021: 39,7 Prozent, 2020: 34,4 Prozent, 2019: 36,4 Prozent jeweils Februar).
Der Bestand an gemeldeten Arbeitsstellen, die durch Jobcenter und Arbeitsagenturen in OWL angeboten werden können, ist zum Vormonat leicht gestiegen und beträgt im Berichtsmonat 20.805 Stellen. Damit liegt der Stellenbestand 4.076 Stellen oder 16,4 Prozent unter dem Vorjahreswert. Im Februar 2024 wurden 3.892 freie Arbeitsstellen neu gemeldet. Im Vergleich zum Vorjahresmonat liegt der Stellenzugang damit 495 Stellen oder 11,3 Prozent niedriger.
Die niedrigste Arbeitslosenquote in OWL findet sich im Kreis Höxter (5,0 Prozent), gefolgt vom Kreis Gütersloh (5,1 Prozent), Kreis Lippe (5,5 Prozent), Kreis Paderborn (5,7 Prozent), Kreis Herford (6,1 Prozent), Kreis Minden-Lübbecke (6,3 Prozent) und der Stadt Bielefeld (8,9 Prozent). Insgesamt hat Ostwestfalen-Lippe eine Arbeitslosenquote von 6,2 Prozent (Vormonat 6,1 Prozent, Vorjahr 5,7 Prozent).