Die Krankenhäuser müssen in den nächsten Jahren viele Pflegefachkräfte gewinnen, um für alle Menschen weiter zuverlässig sorgen zu können. Das gelingt nur, wenn sie auch im Ausland rekrutieren. Am Arbeitsmarkt im Hochstift haben sich hierfür mehrere Akteure zusammengetan – und erzielen damit Wirkung.
Das oberste Ziel der Krankenhäuser, alle Menschen nach hohen medizinischen Qualitätsstandards zu versorgen, ist durch den demographischen Wandel gefährdet. Engpässe in der Pflege bestehen bereits heute. In den nächsten Jahren drohen aber größere Lücken in den Belegschaften zu enstehen, wenn es nicht gelingt, die vielen Pflegefachkräfte zu ersetzen, die altersbedingt ausscheiden.
Um diesem Risiko entgegenzuwirken, werden verstärkt Pflegefachkräfte im Ausland angeworben. So hat die Agentur für Arbeit Paderborn 14 qualifizierte Pflegefachkräfte aus Indien an die „Katholische Hospitalvereinigung Weser-Egge“ (KHWE) im Kreis Höxter vermitteln können.
Im Hochstift sind die jungen Frauen Mitte März des Jahres alle gut angekommen. Die Anwerbung war dabei mit einigen Vorbereitungen verbunden. Schon in ihrer Heimat wurden die 14 Inderinnen auf dem Weg in das Hochstift begleitet. Sie erwarben dort erste Deutschkenntnisse und erhielten individuelle Coachings. Im Organisatorischen und Administrativen wurden sie unterstützt.
In Steinheim angekommen, besuchten sie einen Sprachkurs auf Niveau B2. Diesen haben die meisten von ihnen bereits erfolgreich abgeschlossen. „Ich habe noch nie so fleißige Menschen erlebt“, betont Ruth Schmidt, Trainee im Krankenhausmanagement der KHWE und Ansprechpartnerin für die neuen Fachkräfte aus Indien. „Aktivitäten, die wir ihnen für das Wochenende anboten, haben sie ausgeschlagen, um lernen zu können“, erzählt Schmidt.
Eine gezielte Vermittlung, wie auch die von der KHWE initiierte, erfordert das Zusammenwirken verschiedener Akteure auf mehreren Stufen. „Damit Anwerbungen aus dem Ausland nachhaltig dem Fachkräftemangel entgegenwirken, muss die Integration sowohl beruflich als auch sozial erfolgreich sein“, betont der Leiter der Agentur für Arbeit, Heinz Thiele. „Daher ist es gut, wenn hinzugewonnene Fachkräfte aus dem Ausland umfassend auf ihrem Weg begleitet werden“, sagt er.
In dem Bewusstsein hat sich in den Kreisen Paderborn und Höxter ein Netzwerk, bestehend aus Vertretern einiger Krankenhäuser, beider Kreise, einer Pflegeschule sowie der Agentur für Arbeit Paderborn gebildet. Dazu wurde eine Koordinierungsstelle zur Gewinnung ausländischer Pflegefachkräfte im Amt für Wirtschaft & Tourismus beim Kreis Paderborn eingerichtet. Das Ziel der Akteure im Hochstift ist es, sich zu Erfahrungen bei der beruflichen und sozialen Integration von Fachkräften aus dem Ausland auszutauschen, um für deren langfristige Bindung geeignete Vorgehensweisen zu entwickeln und aufeinander abzustimmen.
Als Mitglied des Arbeitskreises im Netzwerk erklärt Detlef Schmidt, Teamleiter des Arbeitgeber-Services der Agentur für Arbeit Paderborn: „Es ist wichtig, dass wir mit den Erfahrungen wachsen und unser Vorgehen für eine nachhaltige Integration ständig überprüfen. Herausforderungen liegen nicht nur im Spracherwerb, in der Qualifizierung oder in der Anerkennung der Berufsabschlüsse, sondern diese ergeben sich etwa auch bei der Suche nach einer Unterkunft“.
Die 14 Inderinnen nehmen momentan an einem sogenannten Anpassungslehrgang für die Anerkennung ihrer ausländischen Berufsqualifikation teil. Dort werden ihnen theoretische Inhalte vermittelt. Zugleich arbeiten sie sich in die Kranken- und Altenpflege ein. „Auch hier erhalten wir die Rückmeldung, dass sie alle am Ball bleiben und sich belastbar zeigen“, sagt Trainee im Krankenhausmanagement der KHWE Ruth Schmidt. Das ist nicht selbstverständlich: „Sie müssen hier erstmal ankommen, und die große Entfernung zu engen Angehörigen bedeutet in dieser frühen Phase eine emotionale Belastung“, sagt Ruth Schmidt.
Die indischen Pflegefachkräfte sind im Programm „Triple Win“ der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) der Bundesagentur für Arbeit und der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) nach Deutschland gekommen. Konkret bildete eine Vermittlungsabsprache der BA mit dem indischen Bundessaat Kerala für deren Anwerbung die Grundlage.
Wenn auch in der Pflege Beschäftigung aufgebaut wird, ist bedingt durch die Demographie und die Alterung der Gesellschaft eine Anwerbung von Pflegefachkräften im Ausland notwendig. Nach statistischen Daten der Agentur für Arbeit hat sich die Zahl der in der Pflege sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Kreis Paderborn von 5.837 im Jahr 2019 um 816 auf 6.653 im Jahr 2023 erhöht. Im Kreis Höxter hat diese Gruppe der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten von 2.874 im Jahr 2019 um 141 auf 3.015 im Jahr 2023 zugelegt.