Heinz Thiele, Leiter der Agentur für Arbeit Paderborn:
„Der Arbeitsmarkt im Kreis Paderborn wird weiter durch die schwache Konjunktur gedämpft. Insgesamt steigt die Arbeitslosigkeit im Monat Juli 2024 im Vergleich zum Vormonat um 4,8 Prozent. Die Arbeitslosenquote erhöht sich im selben Zeitraum um 0,3 Prozentpunkte auf 5,9 Prozent. Auch im Vergleich zum Vorjahresmonat ist die Arbeitslosigkeit deutlich gestiegen.
Die anhaltend schwache wirtschaftliche Entwicklung führt zunehmend zu einer Schwäche am Arbeitsmarkt. Arbeitgeber entlassen verstärkt Personal. Das ist ein Grund dafür, dass die Arbeitslosenzahl in der Arbeitslosenversicherung vom Monat Juni zum Monat Juli 2024 mit 11,5 Prozent deutlich gestiegen ist.
Mit der saisontypischen Sommerflaute am Arbeitsmarkt werden allerdings zurzeit auch nur wenige Stellen besetzt. Entscheidungen zu Neueinstellungen werden besonders in kleinen und mittleren Unternehmen häufig auf die Zeit nach den Ferien verschoben, wenn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus ihren Urlauben zurückgekehrt sind. Dieses Phänomen bremst Abgänge aus der Arbeitslosigkeit in Beschäftigung vorübergehend und begünstigt folglich einen temporären Anstieg der Arbeitslosigkeit. Es gibt darüber hinaus zwei Faktoren, mit denen ebenfalls ein Anstieg der Arbeitslosigkeit in der Sommerzeit einhergeht: Zum einen melden sich mit Beginn der Sommerferien einige Schulabgängerinnen und Schulabgänger allgemein- und berufsbildender Schulen arbeitslos. Zum anderen werden vermehrt Jugendliche arbeitslos, die nach Abschluss ihrer Ausbildung nicht von den Ausbildungsbetrieben unmittelbar übernommen werden.
Diese für den Sommer typischen Sonderfaktoren sowie die schlechten ökonomischen Rahmenbedingungen führen zu der aktuell steigenden Arbeitslosigkeit. Insgesamt ist der Arbeitsmarkt im Kreis Paderborn dringend auf eine deutlich dynamischere Entwicklung der Wirtschaft in den kommenden Quartalen angewiesen.“
Arbeitslosigkeit
Die Zahl der Arbeitslosen im Kreis Paderborn steigt im Juli 2024. Insgesamt sind 10.651 Personen arbeitslos. Das sind zum Vormonat 491 Personen mehr (plus 4,8 Prozent). Im Vergleich zum selben Monat des Vorjahres steigt die Zahl der Arbeitslosen um 754 Personen (plus 7,6 Prozent). Die Arbeitslosenquote beträgt im Juli 5,9 Prozent. Vor einem Jahr belief sie sich auf 5,6 Prozent (plus 0,3 Prozentpunkte).
Entwicklung in der Arbeitslosenversicherung (SGB III)
In der Arbeitslosenversicherung sind in diesem Monat 3.618 Personen gemeldet. Das sind 372 Personen mehr als vor einem Monat (plus 11,5 Prozent). Zum selben Monat des Vorjahres steigt die Zahl um 445 Personen (+14,0 Prozent).
Entwicklung im Bürgergeld (SGB II)
Bürgergeld erhalten 119 Arbeitslose mehr als im Vormonat (plus 1,7 Prozent) und 309 mehr als im Vorjahr (plus 4,6 Prozent). Insgesamt zählen 7.033 Personen und damit 66,0 Prozent aller Arbeitslosen zum Bürgergeld nach dem SGB II.
Jugendarbeitslosigkeit
1.219 Arbeitslose sind im Juli 2024 im Kreis Paderborn unter 25 Jahre alt. Das sind 118 Personen mehr als im Vormonat (plus 10,7 Prozent). Zum selben Monat des Vorjahres sind 242 junge Menschen mehr arbeitslos (plus 24,8 Prozent).
Arbeitslose ab 50 Jahre
Die Anzahl arbeitsloser Menschen ab 50 Jahre steigt zum Vormonat um 132 Personen (plus 3,8 Prozent). Im Vergleich zum Vorjahr sind es 149 Arbeitslose mehr (plus 4,3 Prozent). Insgesamt sind 3.621 Menschen ab 50 Jahre im Kreis Paderborn arbeitslos.
Langzeitarbeitslose
Die Zahl der Langzeitarbeitslosen im Kreis Paderborn steigt um 77 Personen (plus 2,2 Prozent). 3.635 Personen sind länger als ein Jahr nicht sozialversicherungspflichtig beschäftigt, darunter zählen 92,7 Prozent (3.368 Personen) zum Bürgergeld. Im Vergleich zum Vorjahr steigt die Zahl dieser Arbeitslosen um 305 Personen (plus 9,2 Prozent).
Unterbeschäftigung
Die Unterbeschäftigung im Kreis Paderborn steigt im Juli 2024. Insgesamt sind 13.067 Personen ohne Beschäftigung. Das sind zum Vormonat 256 Personen mehr (plus 2,0 Prozent). Im Vergleich zum selben Monat des Vorjahres steigt die Unterbeschäftigung um 607 Personen (plus 4,9 Prozent). Die Unterbeschäftigung setzt sich zusammen aus der Anzahl der Menschen, die arbeitslos gemeldet sind, und denjenigen, die Arbeitslosengeld oder Bürgergeld erhalten, dem Arbeitsmarkt jedoch aktuell nicht zur Verfügung stehen und daher rechtlich nicht als arbeitslos gelten. Das ist zum Beispiel bei Teilnahme an einer Fördermaßnahme oder in Mutterschutz der Fall.
Stellenangebot
Die Arbeitgeber aus dem Kreis Paderborn haben in diesem Monat 395 Stellen gemeldet und damit 27 weniger als im Vormonat (minus 6,4 Prozent). Im Vergleich zum selben Monat des Vorjahres sinkt die Zahl der neuen Stellenmeldungen um 77 Stellen (minus 16,3 Prozent). Im Bestand befinden sich insgesamt 2.672 offene Stellen, 52 weniger als vor einem Monat (minus 1,9 Prozent) und 728 weniger als vor einem Jahr (minus 21,4 Prozent).