Anlässlich der bevorstehenden Woche der schwerbehinderten Menschen vom 27. November bis 01. Dezember 2023 besuchten Vertreterinnen der Agentur für Arbeit Passau sowie der Vertreter des Integrationsfachdienstes (IFD) Passau, Andreas Dworschak, das Klinikum Passau. Zwischen dem IFD und der Arbeitsagentur Passau besteht eine langjährige und enge Zusammenarbeit, um Menschen mit Behinderung im Arbeitsleben zu integrieren. Erst kürzlich wurden im Klinikum Passau zwei Mitarbeiter/innen mit Schwerbehinderteneigenschaft mittels Förderung durch die Arbeitsagentur Passau eingestellt und so traf man sich zum gemeinsamen Austausch bei einem der größten Arbeitgeber in der Region.
Wie gut Inklusion tatsächlich gelingen kann, zeigt sich am Beispiel von Lucas Ziola, der eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in Vollzeit fand. Ziola, der zuvor die Förderschule besuchte und durch die Unterstützte Beschäftigung verschiedene Praktika über den IFD absolviert hat, erzählt von seinen beruflichen Erfahrungen. Der 20jährige ist seit 1. September 2023 im Klinikum Passau im Technischen Gebäudemanagement (TGM) angestellt und freut sich jeden Tag zur Arbeit kommen zu dürfen. Seine Tätigkeiten liegen im Bereich Hausmeisterei wie zum Beispiel Reparaturen, Bettenwartung, Trinkbrunnen spülen, Pflege des Außenbereichs und Parkhaus. Fritz Schmid, Gruppenleiter Allgemeintechnik, ist ganz begeistert vom neuen Mitarbeiter und sieht in der Einstellung von Lucas Ziola auch ganz klar eine Bereicherung für die Fachgruppe Allgemeintechnik. „Lucas arbeitet gut und erledigt seine Arbeiten mit Freude und Tatendrang. Der junge technikaffine Kollege ist – auch im Zuge des anhaltenden Fachkräftemangels – ein Gewinn für die Werkstatt“, so Schmid. Und auch Karin Ziola, Mutter von Lucas bestätigt, dass ihr Sohn seinen Traumjob gefunden hat. Privat engagiert sich Lucas bei den Maltesern, fährt gerne Fahrrad und spielt mit seinem Hund. Durch die neue Tätigkeit hat er bereits an Selbstbewusstsein gewonnen und kann so mit Hilfe seines „Arbeitspaten“ Roman Seidler, Mitarbeiter der Haustechnik, auch für neue Aufgaben eingeteilt werden.
Der Vater von Lucas, Alwin Ziola, betont, dass extra ein Umzug aus dem Allgäu (Bad Wörishofen) erfolgt ist, damit sein Sohn bessere berufliche Perspektiven hat. Erfreulicherweise hat sich der Neuanfang in Passau für die Familie gelohnt.
Erfolg hatte auch Maria Ranzinger aus Röhrnbach, die mit einer Initiativbewerbung eine Anstellung im Sozialdienst des Klinikum Passau gefunden hat. Für die gelernte Krankenschwester gehörte die Arbeit in einer medizinischen Einrichtung jahrelang zum Alltag. Aus gesundheitlichen Gründen musste sie ihre Beschäftigung jedoch aufgeben. Durch die Weiterbildung im kaufmännischen Bereich und die vorhandene Berufserfahrung passt die neue Tätigkeit sehr gut zu ihren Fähigkeiten und Kenntnissen und sie freut sich daher besonders auf den Start bei ihrem neuen Arbeitgeber.
„Zeit zu investieren und auf die individuellen Bedürfnisse von Menschen mit Handicap einzugehen, kann sich für Arbeitgeber durchaus lohnen. Mit etwas Geduld und persönlicher Zuwendung lassen sich die unternehmensseitigen Ansprüche erfüllen und aus Helfern auch Fachkräfte herausbilden. Über eine betriebliche/schulische Ausbildung verfügen zudem 59 Prozent der gemeldeten arbeitslosen schwerbehinderten Menschen. Im Verhältnis gesehen haben somit mehr schwerbehinderte Menschen einen Abschluss aufzuweisen als arbeitslose Personen ohne Handicap. Einschränkungen lassen sich überdies durch finanzielle oder technische Hilfen kompensieren. Letztlich zählt im Besonderen auch die Motivation und Leistungsbereitschaft und diese ist bei Menschen mit Behinderung oft stark ausgeprägt“, so Katrin Wimmer-Unfried, Bereichsleiterin der Arbeitsagentur Passau.
Der Bedarf an Helfern und Fachkräften ist im Klinikum groß und auch für die Beschäftigten wird Sorge getragen. „Im Rahmen des betrieblichen Eingliederungsmanagements (BEM) werden für Mitarbeiter/innen, die ihre bisherige Tätigkeit aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr ausüben können, neue Beschäftigungsmöglichkeiten innerhalb des Klinikums Passau gesucht und in der Regel auch gefunden. Dies wird seit Jahren mit großem Erfolg und einer Quote von nahezu 100 Prozent praktiziert“, erzählt Andrea Sondorfer-Höng, Personalleiterin.
Wichtig:Im Agenturbezirk Passau sind derzeit rund 460 Personen mit Schwerbehinderung arbeitslos gemeldet. Oft tritt die Schwerbehinderung erst im Laufe des Berufslebens ein. Der Anteil der Menschen, die 55 Jahre und älter sind und eine Schwerbehinderung haben, liegt daher mit 66 Prozent (entspricht 300 Personen) deutlich höher. Bei der Altersgruppe 25 Jahre bis unter 55 Jahre sind 31 Prozent mit dem Merkmal schwerbehindert arbeitslos gemeldet, dies entspricht 140 Personen. Dahingegen liegt der Prozentsatz von Jugendlichen mit Handicap bei nur 3 Prozent (20 Personen).
Den Mitarbeiterinnen des Reha-Teams der Arbeitsagentur Passau, Michaela Fittigauer und Johanna Hasenkopf, ist es ein großes Anliegen, dass auch Menschen mit Hemmnissen eine Chance auf dem Arbeitsmarkt erhalten. Über die Eingliederungen von Lucas Ziola und Maria Ranzinger sind sie daher besonders glücklich. Menschen mit Behinderung verfügen über ein Potential, das entdeckt werden will. Die Agentur für Arbeit Passau unterstützt das soziale Engagement der Betriebe durch Förderungen wie Eingliederungszuschüsse, Probebeschäftigungen oder Zuschüsse zu Aus- und Weiterbildungen.
Interessierte Arbeitgeber können sich jederzeit an den Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Passau unter Telefon 0800 4 55 55 20 (gebührenfrei) wenden. Spezielle Fragen rund um die Beschäftigung oder Förderung von Menschen mit Behinderung beantwortet gerne die Reha-Spezialistin Johanna Hasenkopf unter der E-Mail-Adresse Johanna.Hasenkopf@arbeitsagentur.de.