„Trotzdem die Auswirkungen der Corona-Pandemie nach wie vor Einfluss auf die
Arbeitsmarktentwicklung nahmen, können wir in allen Bereichen des Arbeitsmarktes
gegenüber dem Jahr 2020 eine Stabilisierung bilanzieren. Kurz gesagt: niedrigere
Arbeitslosigkeit, höhere Arbeitskräftenachfrage und mehr Beschäftigung standen unter
dem Strich 2021 im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Ein verlässlicher
Ausblick für 2022 ist jedoch schwierig“, fasst Gerlinde Hildebrand die Arbeitsmarktentwicklung des vergangenen Jahres kurz zusammen.
„Kurzarbeitergeld war und ist der Anker zahlreicher Unternehmen und damit ihrer
Beschäftigten, um sie an Bord zu halten. Viele Betriebe suchten auch wieder neues
Personal beziehungsweise Nachwuchs. Dies war in 2020 durch die plötzlichen neuen
Herausforderungen etwas in den Hintergrund geraten. Allerdings bewegt sich die Nachfrage nach Arbeitskräften durch die anhaltenden wirtschaftlichen Unsicherheiten noch nicht auf dem Vorkrisenniveau“, erklärt die Chefin der Pirnaer Arbeitsagentur.
„Langzeitarbeitslose zählen eher zu den Verlierern der Corona-Pandemie. Für sie war es besonders schwer, neue Beschäftigungschancen realisieren zu können und die eingeschränkten Möglichkeiten für Arbeitsmarktmaßnahmen trafen sie besonders hart. Diese Frauen und Männer bei ihrer Rückkehr in den Arbeitsmarkt zu unterstützen wird eine unserer Aufgaben für die Zukunft“, so die Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Pirna abschließend.
Arbeitslosigkeit
Nach dem Anstieg der Arbeitslosigkeit von 2019 zu 2020 aufgrund der Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Wirtschaft hatte sich die Situation im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge im Jahr 2021 wieder stabilisiert - die Arbeitslosigkeit ist wieder leicht zurückgegangen. Im Agenturbezirk Pirna waren im vergangenen Jahr durchschnittlich 6.075 Menschen arbeitslos gemeldet. Verglichen mit dem Vor-jahr war das ein Rückgang von 185 Personen bzw. 3,0 Prozent. Im Jahr 2021 sank damit die durchschnittliche Arbeitslosenquote um 0,1 Prozentpunkte auf 4,8 Prozent.
Die höchste Arbeitslosenzahl gab es im Februar mit 7.090 Arbeitslosen, während der niedrigste Wert mit 5.154 arbeitslosen Frauen und Männern im November registriert wurde.
Im Bereich der Arbeitslosenversicherung (Rechtskreis SGB III) waren im Jahres-durchschnitt 2021 2.524 Menschen bei der Agentur für Arbeit Pirna arbeitslos gemeldet. Das waren 208 bzw. 7,6 Prozent weniger als im Vorjahr, aber 347 bzw. 15,9 Prozent mehr als vor der Corona-Krise im Jahr 2019.
Im Bereich der Grundsicherung (Rechtskreis SGB II) wurden im Jobcenter Sächsische Schweiz-Osterzgebirge im Jahresdurchschnitt 2021 3.551 Arbeitslose gezählt, 23 Personen bzw. 0,6 Prozent mehr als im Vorjahr und 20 bzw. ebenfalls 0,6 Prozent weniger als 2019.
Arbeitslosigkeit nach Personengruppen
Jugendliche
Während im Jahr 2020 insbesondere Jüngere von den Corona-Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt betroffen waren, hat sich ihre Situation im Jahr 2021 gut stabilisieren können. Jahresdurchschnittlich waren 490 Jugendliche im Alter von 15 bis unter 25 Jahre als arbeitslos registriert. Somit sank die Jugendarbeitslosigkeit im letzten Jahr überdurchschnittlich gegenüber 2020 um 48 bzw. 9,0 Prozent. Im Vergleich zum Jahr 2019 gab es zwar mehr unter 25-jährige ohne Job, aber die Arbeitslosenquote Jugendlicher lag niedriger als zur Zeit vor Corona.
Ältere Arbeitnehmer über 55 Jahre
Die Zahl der älteren Arbeitslosen ab 55 Jahre stieg im Vergleich zum Vorjahr leicht an. 1.992 Frauen und Männer über 55 Jahre waren letztes Jahr im Durchschnitt bei Arbeitsagentur und Jobcenter arbeitslos gemeldet. Im Vergleich zu 2020 waren das 10 ältere Arbeitslose mehr, ein leichtes Plus von 0,5 Prozent. Ihr Anteil an der Gesamtheit der Arbeitslosen lag bei 32,8 Prozent. Gegenüber der Vor-Corona-Zeit gab es sogar 145 bzw. 7,9 Prozent mehr arbeitslose Ältere.
Langzeitarbeitslose
Die Zahl der langzeitarbeitslosen Menschen ist im Laufe des Jahres 2021 am meisten gestiegen. Sie sind damit weiterhin die am stärksten von der Corona-Krise betroffene Personengruppe. Jahresdurchschnittlich waren insgesamt 2.463 Menschen bei der Arbeitsagentur oder beim Jobcenter registriert, die bereits ein Jahr oder länger ohne Job waren, 476 bzw. 23,9 Prozent mehr als vor einem Jahr. Ihr Anteil an der Gesamtheit der Arbeitslosen lag bei 40,5 Prozent. Verglichen mit dem Jahr 2019 gab es damit 467 bzw. 23,4 Prozent Langzeitarbeitslose mehr.
Menschen mit Behinderung
Durchschnittlich 401 Schwerbehinderte oder ihnen Gleichgestellte waren letztes Jahr bei Arbeitsagentur und Jobcenter ohne Arbeit registriert. Im Vergleich zum Jahr 2020 waren das 10 Menschen mit Handicap mehr, ein Anstieg von 2,6 Prozent.
Ausländer
Die Zahl der arbeitslosen Ausländer ist im Jahr 2021 zurückgegangen. Im Jahresdurchschnitt waren im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge 504 Menschen mit ausländischer Staatsbürgerschaft arbeitslos gemeldet. Gegenüber dem Jahr 2020 waren das 41 Personen weniger, ein Rückgang von 7,6 Prozent.
Bewegung auf dem Arbeitsmarkt
Der Arbeitsmarkt des Jahres 2021 war durch deutlich weniger Bewegungen in Form von Zu- und Abgängen in bzw. aus Arbeitslosigkeit gekennzeichnet, als dies in Zeiten vor Corona üblich war. So mussten sich im vergangenen Jahr insgesamt 13.008 Menschen neu bzw. erneut arbeitslos melden und gleichzeitig haben sich 13.862 abgemeldet.
In den Jahren 2019 und früher gab es durch mehr Beschäftigungsaufnahmen und Eintritte in Qualifizierungen oder andere Arbeitsmarktmaßnahmen eine deutlich stärkere Dynamik.
Trotz alledem nahmen im Jahresverlauf 2021 5.361 Arbeitslose eine Erwerbstätigkeit auf und beendeten damit ihre Arbeitslosigkeit. Das waren allerdings 195 bzw. 3,5 Prozent weniger als ein Jahr zuvor und sogar 765 bzw. 12,5 Prozent weniger als im Jahr 2019. 2.914 Arbeitslose begannen eine Qualifizierung oder Ausbildung, 513 bzw. 15,0 Prozent weniger als im Jahr 2020 und 1.899 bzw. 39,5 Prozent weniger als in der Vor-Corona-Zeit 2019.
Arbeitskräftenachfrage
Im Laufe des zurückliegenden Jahres stabilisierte sich die Arbeitskräftenachfrage im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge nach dem Einbruch in 2020 wieder etwas, wenngleich das Niveau von 2019 noch nicht erreicht werden konnte. Viele regionale Unternehmen haben trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten einen hohen Personalbedarf. Die Betriebe aus dem Landkreis meldeten dem gemeinsamen Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Pirna und des Jobcenters Sächsische Schweiz-Ostergebirge im Jahr 2021 insgesamt 4.897 zu besetzende Stellen und damit 153 bzw. 3,2 Prozent mehr als letztes Jahr. Im Jahr 2019 gingen aber mit 5.500 Stellenmeldungen noch deutlich mehr ein.
Rund 16 Prozent aller Stellen kam aus der Zeitarbeit (788). Daneben meldeten die Verarbeitende Industrie (758) und das Gesundheits- und Sozialwesen (619) die meisten Personalbedarfe. Aber auch Öffentliche Verwaltung (434) und Handel (425) sowie der Baubereich (403), der Bereich freiberuflich, wissenschaftlich und technische Dienstleistungen und das Gastgewerbe (329) suchten Beschäftigte.
Der Bestand an freien Stellen stieg im Jahresverlauf kontinuierlich an und erreichte im November einen Höchstwert von 2.341 gemeldeten freien Arbeitsstellen. Jahresdurchschnittlich waren in 2021 2.081 Jobs im Landkreis zu besetzen. Die meisten davon in Vollzeit und unbefristet. Damit lag der durchschnittliche Stellenbestand um 200 bzw. 10,6 Prozent höher als im Vorjahr.
Kurzarbeit
Durch das Kurzarbeitergeld konnten während der Corona-Pandemie tausende Arbeitsplätze im Landkreis gesichert werden.
Im August 2021 haben laut aktueller Hochrechnungen rund 330 Betriebe konjunkturelles Kurzarbeitergeld für insgesamt fast 1.500 beschäftigte Frauen und Männer beantragt. Damit waren im letzten August 1,8 Prozent aller sozialversicherungs-pflichtig Beschäftigten in der Region von einem Arbeitsausfall betroffen.
Gegenüber Februar 2021, dem Höchststand der Kurzarbeit im Jahr 2021, mit fast 9.500 Kurzarbeitenden in rund 1.500 Betrieben, waren die Zahlen der realisierten Kurzarbeit im Landkreis weiter rückläufig.
Dennoch haben von September bis Dezember 2021 rund 570 regionale Unternehmen Kurzarbeitergeld neu angezeigt, weil von einem Arbeitsausfall auszugehen war. Hinter diesen Anzeigen auf Kurzarbeitergeld standen rund 6.500 Beschäftigte.
Der überwiegende Teil der Kurzarbeitenden war im Gastgewerbe, im Verarbeitenden Gewerbe, im Dienstleistungsbereich oder im Handel tätig.