Der Arbeitsmarkt im Januar 2022

- Arbeitslosenquote trotz Anstieg unter fünf Prozent - fast 2.400 gemeldete freie Arbeitsstellen in lokalen Unternehmen - Kurzarbeit nochmals gestiegen

01.02.2022 | Presseinfo Nr. 4

I. Überblick

Zum Jahresbeginn 2022 ist, wie saisonal üblich zu dieser Zeit, die Arbeitslosigkeit im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge angestiegen. So waren im Januar knapp sechstausend (5.939) Frauen und Männer arbeitslos gemeldet und damit 553 mehr Menschen ohne Job als im Dezember 2021. Im Vergleich zum Vorjahr ist jedoch die Zahl der arbeitslosen Frauen und Männer weiterhin deutlich geringer, denn im Januar 2021 wurden noch über eintausend mehr Arbeitslose gezählt (6.974).

Die Arbeitslosenquote – berechnet auf Basis aller zivilen Erwerbspersonen – kletterte innerhalb eines Monats um 0,5 Prozentpunkte von 4,2 auf aktuell 4,7 Prozent. Der Anstieg fiel damit 0,1 Prozentpunkt schwächer aus als zum Jahreswechsel 2020 zu 2021. Die Nachfrage nach neuem Personal entwickelte sich ähnlich wie im Vormonat und fiel vergleichsweise zurückhaltend aus, wobei dies im Zeitraum des Jahreswechsels durchaus üblich ist. Der Stellen-Bestand insgesamt erreichte im Januar 2022 einen neuen Höchststand mit nahezu 2.400 zu besetzenden freien Arbeitsstellen im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, die beim Arbeitgeber-Service gemeldet waren.

„Jährlich wiederkehrend registrieren wir zum Anfang eines Jahres mehr Arbeitslose. In diesem Jahr stieg die Arbeitslosigkeit weniger stark wie beim Jahreswechsel 2020/2021 und die Quote blieb weiterhin unterhalb der Fünf-Prozent-Marke“, informiert Gerlinde Hildebrand zur aktuellen Arbeitsmarktentwicklung und ergänzt: „Zum Jahresende zeigten wieder mehr Unternehmen Arbeitsausfälle aufgrund der Auswirkungen der Corona-Pandemie an, aber dank Kurzarbeit blieben zahlreiche Beschäftigte von Arbeitslosigkeit verschont.“

„In den nächsten Monaten wollen wir die Menschen in der Region vor allem wieder mehr für Qualifizierungen aufschließen. Nur so können wir zeitnah die Arbeitskräftebedarfe der regionalen Betriebe bedienen. Nahezu 1.500 gemeldete Arbeitsstellen sind für qualifizierte Fachkräfte, weitere 400 für Spezialisten bzw. Experten aber für Hilfskräfte gibt es nicht einmal 500 Stellenangebote“, erklärt die Chefin der Pirnaer Agentur für Arbeit.

„Parallel setzen die Unternehmen auch weiterhin auf eigenen Nachwuchs. Bis jetzt meldeten sie mehr Lehrstellen bei uns als vor einem Jahr. Und es haben sich auch schon mehr Jugendliche für die Ausbildungsstellenvermittlung angemeldet als im letzten Jahr“, so die Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Pirna.

II. Kurzarbeit

Die Zahl der Unternehmen, die Kurzarbeit neu anzeigten, weil von einem Arbeitsausfall auszugehen war oder die ursprüngliche Anzeige verlängert werden musste, lag in den Monaten November, Dezember 2021 und Januar 2022 wieder deutlich höher als im vorherigen Zeitraum. So haben in den vergangenen Wochen fast 700 regionale Betriebe Kurzarbeit neu angezeigt. Hinter diesen Anzeigen standen fast 6.500 Beschäftigte.

Für die tatsächlich realisierte Kurzarbeit im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge liegt die aktuelle Hochrechnung für den Monat September 2021 vor.

Demnach haben bislang für den September 312 Betriebe konjunkturelles Kurzarbeitergeld für insgesamt 1.670 beschäftigte Frauen und Männer beantragt.

Damit fiel die Kurzarbeiterzahl seit dem Höchststand im April 2020 (1.972 Betriebe mit 15.276 Beschäftigten) deutlich geringer aus.

III. Arbeitslosigkeit

Bewegung am Arbeitsmarkt

Im Januar meldeten sich fast doppelt so viele Menschen neu oder erneut arbeitslos, als dass es Abmeldungen aus der Arbeitslosigkeit gab.

1.327 Neumeldungen wurden gezählt. Das waren 82 mehr als im Vormonat, aber 184 weniger als vor einem Jahr. 802 Frauen und Männer meldeten sich nach einer Erwerbstätigkeit arbeitslos. Damit verloren gegenüber dem Vormonat 200 mehr Menschen ihren Job. Im Vergleich zum Januar 2021 waren es aber 170 weniger.

Insbesondere meldeten sich Beschäftigte aus dem Hoch- und Tiefbau, dem Handel und Tourismusbereich sowie dem Transportbereich neu oder erneut arbeitslos.

773 arbeitslose Menschen konnten im Januar ihre Arbeitslosigkeit beenden, 238 weniger als im Dezember 2021 und 10 weniger wie im Januar 2021. 274 Frauen und Männer nahmen im Berichtsmonat eine neue Erwerbstätigkeit auf, 11 weniger als im Vormonat und 20 weniger als ein Jahr zuvor. 133 Personen begannen eine Qualifizierung oder Ausbildung.

Langzeitarbeitslose

Zum Jahresbeginn stieg auch die Zahl der Langzeitarbeitslosen, wobei der Anstieg in dieser Personengruppe unterdurchschnittlich ausfiel und erstmalig im Vorjahresvergleich wieder weniger Langzeitarbeitslose gezählt wurden.

2.302 Bürgerinnen und Bürger im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge waren im Berichtsmonat von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen, 64 Personen mehr als im Dezember 2021 aber 105 weniger als im Januar 2021.

Jugendliche

Zuletzt waren in der Region 401 Jugendliche unter 25 Jahre ohne Job und somit 29 mehr als noch im Dezember 2021. Im Vergleich zum Januar 2021 ging die Jugendarbeitslosigkeit jedoch um 166 Personen zurück.

Ältere

Fast die Hälfte aller Arbeitslosen im Landkreis sind über 50 Jahre alt. Die Zahl der älteren Arbeitslosen stieg im Januar überdurchschnittlich an. Zuletzt waren 2.736 über 50-Jährige arbeitslos gemeldet, 282 mehr als einen Monat zuvor. Im Vergleich zum Vorjahr lag die Zahl der Menschen ohne Job in dieser Altersgruppe um 343 niedriger.

IV. Rechtskreise und Grundsicherung

Der Anstieg der Arbeitslosigkeit zum Jahreswechsel erfolgte zwar sowohl im Rechtskreis der Versichertengemeinschaft (SGB III) als auch im Bereich der Grundsicherung (SGB II), wobei der Anstieg im Bereich des Jobcenters deutlich geringer ausfiel.

Die Arbeitsagentur Pirna registrierte zuletzt 2.548 Arbeitslose und damit 455 Personen mehr als im Dezember sowie 762 weniger als vor einem Jahr.

3.391 arbeitslose Menschen gehörten zum Rechtskreis SGB II und wurden vom Jobcenter Sächsische Schweiz-Osterzgebirge betreut. Die Zahl stieg innerhalb des letzten Monats um 98 Personen. Im Vergleich zum Vorjahr wurden 273 SGB II-Arbeitslose weniger gezählt.

Die Zahl der Menschen, die Leistungen der Grundsicherung erhalten, ist im Vergleich zum Vormonat weiter leicht gesunken – aktuell wurden 7.345 erwerbsfähige Leistungsberechtigte registriert. Im Vergleich zum Vorjahr beziehen 694 weniger Menschen Grundsicherungsleistungen.

V. Blick auf die Geschäftsstellen

In allen Geschäftsstellenbereichen der Pirnaer Arbeitsagentur kam es zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit. Am stärksten fiel dieser in der Region Sebnitz aus, wo regelmäßig saisonal größere Schwankungen registriert werden. Hier stieg die Quote innerhalb eines Monats um 0,6 Prozentpunkte auf den lokal höchsten Wert von 5,4 Prozent. Geringfügigere Veränderungen, um jeweils plus 0,3 Prozentpunkte, verzeichnete der Osterzgebirgsraum und somit lag die Quote mit 3,4 Prozent nach wie vor in Dippoldiswalde am niedrigsten.

Im Vorjahr gab es in allen Geschäftsstellen mehr Frauen und Männer ohne Job. Am stärksten ging die Zahl der Arbeitslosen in Pirna, Freital und Dippoldiswalde zurück. In Sebnitz fiel dieser mit minus 0,3 Prozentpunkten in der Quote etwas verhaltener aus.

VI. Stellenangebote

Die Unternehmen aus dem Landkreis meldeten im Januar 372 neue Stellen und damit ähnlich viele wie einen Monat zuvor. Im Vergleich zum Vorjahr wurden einige Stellen mehr registriert (plus 36).

Die größten Neubedarfe gab es im Verarbeitenden Gewerbe (49 Stellen) und im Gesundheits- und Sozialwesen (41 Stellen). Des Weiteren werden in der Öffentlichen Verwaltung (31 Stellen), im Baubereich (27 Stellen), im Gastgewerbe (25 Stellen) sowie im Handel (22 Stellen) und Dienstleistungssektor (20 Stellen) neue Arbeitskräfte gesucht.

Der Arbeitsstellen-Bestand stieg binnen eines Monats um 61 auf einen neuen Rekordwert von 2.394 Angeboten zum Jahresbeginn 2022. Verglichen mit dem Vorjahr ist das ein Plus von 576 Stellen im Bestand.

Die gemeldeten freien Arbeitsstellen konzentrieren sich neben dem Verarbeitenden Gewerbe (378 Stellen) und dem Gesundheits- und Sozialwesen (313 Stellen) auf das Baugewerbe (235 Stellen), das Gastgewerbe (220 Stellen), den Handel (211 Stellen) sowie den Dienstleistungsbereich (146 Stellen), die Öffentliche Verwaltung (129 Stellen) und den Bereich Lager / Verkehr (103 Stellen). In der Zeitarbeit waren 395 offene Stellen registriert.

VII. Unterbeschäftigung

Nach vorläufigen Berechnungen belief sich die Zahl der Arbeitslosen und Teilnehmer an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen, die den Arbeitsmarkt entlasten, im Berichtsmonat auf 7.533 Männer und Frauen. Das waren 913 weniger im Vergleich zum Januar des Vorjahres. Bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen lag die Unterbeschäftigungsquote im Berichtsmonat bei 5,8 Prozent (Vormonat: 5,5 Prozent/ Vorjahr: 6,5 Prozent).

VIII. Beschäftigung

Im Juni 2021* waren im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge 79.934 Frauen und Männer sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Damit gab es nun wieder mehr Beschäftigte als zum jeweiligen Vorjahreszeitpunkt. Der Anstieg im Vergleich zum Juni 2020 lag bei 390 Personen, was 0,5 Prozent entsprach.

Zudem setzte sich die Entwicklung fort, dass vor allem Jüngere unter 25 Jahre (plus 5,6 Prozent) sowie Ältere über 55 Jahre (plus 3,4 Prozent) vom Beschäftigungsanstieg profitieren. Außerdem legte erneut die Zahl der Teilzeitbeschäftigten zu (plus 1,8 Prozent), wohingegen die der Vollzeitbeschäftigten leicht zurückging (minus 0,1 Prozent).

Die größten Beschäftigungsverluste gab es nach wie vor im Verarbeitenden Gewerbe in der Herstellung von Gütern (minus 200) sowie in Erziehung und Unterricht (minus 187), aber auch im Gastgewerbe (minus 54) sowie im Bereich Verkehr /Lager (minus 21). Beschäftigungsgewinne in größeren Umfang verzeichneten erneut Heime und Sozialwesen (plus 226) sowie die Öffentliche Verwaltung (plus 128), die Zeitarbeit (plus 123), wirtschaftliche Dienstleistungen (plus 112), das Baugewerbe (plus 104) sowie der Bereich Immobilien, freiberuflich, wissenschaftlich, technische Dienstleistungen (plus 103).

* letzter Quartalsstichtag mit gesicherten Angaben

IX. Ausbildungsmarkt

Für das aktuelle Ausbildungsjahr haben sich bisher bereits 925 Bewerber für Ausbildungsstellen bei der Berufsberatung der Pirnaer Arbeitsagentur gemeldet. Die Zahl der gemeldeten Bewerber liegt damit derzeit höher als im letzten Jahr (plus 111 bzw. plus 13,6 Prozent).

Im Vergleich zum Vorjahr gibt es aktuell auch mehr gemeldete Lehrstellen. 783 Berufsausbildungsstellen wurden bis jetzt registriert und damit 87 bzw. 12,5 Prozent mehr als im Januar 2021.

Die meisten Ausbildungsangebote gibt es derzeit in diesen Berufen:

Kaufmann/-frau im Einzelhandel67 Lehrstellen
Zerspanungsmechaniker/in47 Lehrstellen
Verkäufer/in43 Lehrstellen
Handelsfachwirt/in (Ausbildung)19 Lehrstellen
Hotelfachmann/-frau19 Lehrstellen
Industriemechaniker/in19 Lehrstellen
Elektroniker/in - Energie- und Gebäudetechnik18 Lehrstellen
Fachkraft Lagerlogistik18 Lehrstellen
Konstruktionsmechaniker/in17 Lehrstellen
Konstruktionsmechaniker/in17 Lehrstellen