I. Überblick
Die aktuelle Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt folgt dem etwas zögerlichen Frühjahrsbeginn. Im März gab es zuletzt eine leichte Dynamik und die Arbeitslosigkeit im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge ging nach dem saisonalen Anstieg über die Wintermonate wieder etwas zurück.
In der Region gab es insgesamt 6.955 arbeitslos gemeldete Frauen und Männer. Das waren 72 weniger als im Februar. Die Arbeitslosenquote sank innerhalb des letzten Monats um 0,1 Prozentpunkte und lag bei 5,5 Prozent.
Vor einem Jahr wurden im Agenturbezirk Pirna 5.904 Arbeitslose gezählt bei einer Arbeitslosenquote von 4,6 Prozent.
Seit Februar suchten Unternehmen im Landkreis wieder mehr neues Personal. Dieses Niveau setzte sich im März nahezu fort und könnte den Frühjahrsaufschwung weiter beschleunigen.
Infolgedessen stieg auch der Stellen-Bestand wieder über die Marke von zweitausend gemeldeten zu besetzenden freien Arbeitsstellen im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Dies bietet einen positiven Beschäftigungsausblick.
Zitat:Die Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Pirna, Gerlinde Hildebrand, erklärt die aktuelle Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt:
„Die Corona-Krise und der andauernde Angriffskrieg auf die Ukraine mit den wirtschaftlichen Folgen setzen den hiesigen Arbeitsmarkt unter Druck. Gebündelt mit den besonderen Herausforderungen der Unternehmen bei der Suche nach Fachkräften halten die regionalen Betriebe jedoch trotz dieser Unsicherheiten mehrheitlich an ihren qualifizierten Mitarbeitenden fest. Fachkräfte sind mittlerweile in vielen Bereichen ein rares Gut geworden. Für sie ist auch nach wie vor die Aufnahmefähigkeit des Arbeitsmarktes sehr gut. Die neuen Beschäftigtenzahlen vom September 2022 weisen einen neuen Rekordwert aus. Noch nie gab es so viele beschäftigte Menschen im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge.“
„Wir konzentrieren uns deshalb weiterhin darauf, dass wir die Menschen mit individuellen Beratungs- und Qualifizierungsangeboten unterstützen, damit sie die notwendigen Kompetenzen erwerben und sich zu einer Fachkraft entwickeln können. Egal ob sie aktuell eine Arbeit haben oder nicht. Dies bietet ihnen dann entweder den Wiedereinstieg in eine Beschäftigung oder sichert ihnen langfristig ihren Arbeitsplatz und wirkt präventiv gegen Arbeitslosigkeit.“
„In mittlerweile fünf Berufssegmenten, wie beispielsweise in den Gesundheitsberufen oder den Fertigungs- und Fertigungstechnischen Berufen, stehen rein rechnerisch jeder bei uns gemeldeten Arbeitsstelle weniger als zwei Arbeitslose gegenüber. Im Gesamtdurchschnitt sind es ebenfalls nur 3,4 Arbeitslose je Arbeitsstelle. Wenn wir zehn Jahre zurückblicken auf den März 2013 lag die Relation im Landkreis damals noch bei 14,3 Arbeitslosen je gemeldete Stelle.“
II. Arbeitslosigkeit
Bewegung am Arbeitsmarkt
Im März konnten mehr Menschen ihre Arbeitslosigkeit beenden, als dass es Neumeldungen gab.
Zugang
Im Berichtsmonat meldeten sich 1.238 Männer und Frauen im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge neu oder erneut arbeitslos. Das waren 214 weniger als im Vormonat und 213 mehr als im Vorjahresmonat. Insgesamt 437 Personen meldeten sich nach einer Erwerbstätigkeit arbeitslos, 98 weniger als im letzten Monat und 70 mehr als vor einem Jahr.
316 Personen meldeten sich nach einer Ausbildung oder Qualifizierung arbeitslos, 26 weniger als im vergangenen Monat und 72 mehr als im März 2022.
Abgang
Gleichzeitig konnten im Berichtsmonat 1.309 Menschen ihre Arbeitslosigkeit been-den, 144 weniger als im Februar und 199 mehr als im März 2022. Davon nahmen 464 Personen eine Erwerbstätigkeit auf, 41 mehr als im Vormonat und 22 mehr als im Vorjahresmonat.
Insgesamt 333 Männer und Frauen begannen eine Ausbildung oder Qualifizierung, 63 weniger als im vergangenen Monat und 106 Personen mehr als im gleichen Monat des vergangenen Jahres.
Ausgewählte Alters- und Personengruppen
Langzeitarbeitslose
Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist im Berichtsmonat leicht gestiegen. 2.187 Menschen im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge waren zuletzt mehr als ein Jahr ohne Job, 14 Personen mehr als im Vormonat. Im Vergleich zum Vorjahr gab es 106 weniger Langzeitarbeitslose.
U25
Zuletzt waren in der Region 595 Jugendliche unter 25 Jahre ohne Job und somit 3 mehr als noch im Februar 2023. Im Vergleich zum März 2022 stieg die Jugendarbeitslosigkeit um 173 Personen.
Ü50
Über 42 Prozent aller Arbeitslosen im Landkreis sind über 50 Jahre alt, fast 32 Prozent 55 Jahre und älter. Die Zahl der älteren Arbeitslosen ging im März zurück. Zuletzt waren 2.945 über 50-Jährige arbeitslos gemeldet, 35 weniger als einen Monat zuvor. Im Vergleich zum Vorjahr lag die Zahl der Menschen ohne Job in dieser Altersgruppe um 270 höher.
III. Rechtskreise und Grundsicherung
Innerhalb des letzten Monats entwickelte sich die Arbeitslosigkeit in den Rechtskreisen gegensätzlich. So ging die Zahl der Arbeitslosen im Bereich der Versichertengemeinschaft (SGB III) zurück, wohingegen sie im Bereich der Grundsicherung (SGB II) nahezu unverändert blieb.
Die Arbeitsagentur Pirna registrierte zuletzt 2.686 Arbeitslose und damit 77 Personen weniger als im Februar sowie 393 mehr als vor einem Jahr.
4.269 arbeitslose Menschen gehörten zum Rechtskreis SGB II und wurden vom Jobcenter Sächsische Schweiz-Osterzgebirge betreut. Die Zahl stieg innerhalb des letzten Monats um 5 Personen. Im Vergleich zum Vorjahr wurden 658 SGB II-Arbeitslose mehr gezählt.
Leistungen der Grundsicherung erhielten zuletzt 8.447 erwerbsfähige sowie 2.834 nicht erwerbsfähige Leistungsberechtigte.
IV. Blick auf die Geschäftsstellen
Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit in den Geschäftsstellenbereichen der Pirnaer Arbeitsagentur fiel unterschiedlich aus. In der saisonal stärker schwankenden Region Sächsische Schweiz mit den Geschäftsstellen Sebnitz und Pirna setzte bereits eine Dynamik ein und die Arbeitslosigkeit ging zurück.
Im Osterzgebirge hingegen gab es von Februar zu März mehr Arbeitslose.
Im Vergleich zum Vorjahr zählten alle Regionen mehr arbeitslose Menschen. Die Region Freital verzeichnete jedoch einen geringeren Anstieg.
V. Arbeitskräftenachfrage
Die Arbeitskräftenachfrage fiel zwar etwas niedriger als im Februar aus, liegt aber über dem Wert zum Jahresbeginn und deutlich über dem Vorjahreswert.
Dem gemeinsamen Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Pirna und des Jobcenters Sächsische Schweiz-Osterzgebirge wurden insgesamt 449 neue Stellenangebote zur Besetzung gemeldet. Das waren 12 weniger als im Vormonat aber 147 mehr als im letzten Februar. Von den Stellenneumeldungen kamen die meisten aus dem Gastgewerbe (45), dem Gesundheits- und Sozialwesen (44), dem Verarbeitenden Gewerbe (41), der Öffentlichen Verwaltung und Sozialversicherung (39), dem Handel (38), den freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen (33) und dem Baugewerbe (25). Die Zeitarbeit meldete 137 neue Arbeitsstellen.
Der Bestand gemeldeter freier Stellen stieg somit wieder an und lag zuletzt bei 2.065. Das waren 74 mehr als im Vormonat und 244 weniger als vor einem Jahr.
VI. Unterbeschäftigung
Nach vorläufigen Berechnungen belief sich die Zahl der Arbeitslosen und Teilnehmenden an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen, die den Arbeitsmarkt entlasten, im Berichtsmonat auf 8.717 Männer und Frauen. Das waren 1.373 mehr im Vergleich zum letzten März. Bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen lag die Unterbeschäftigungsquote im Berichtsmonat bei 6,8 Prozent (Vormonat: 6,9 Prozent/ Vorjahr: 5,7 Prozent).
VII. Kurzarbeit
Für September 2022 liegen nun endgültige Daten zur realisierten Kurzarbeit vor. Insgesamt befanden sich 48 Betriebe in Kurzarbeit und diese erhielten für 1.325 Beschäftigte Kurzarbeitergeld. Der durchschnittliche Arbeitsausfall betrug 45,1 Prozent.
Für den Monat November 2022 gibt es erste Hochrechnungen zur realisierten Kurzarbeit, wonach 36 Betriebe für 1.261 Beschäftigte konjunkturelles Kurzarbeitergeld erhalten.
VIII. Beschäftigung
Im September 2022* waren im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge 81.559 Frauen und Männer sozialversicherungspflichtig beschäftigt, so viele wie nie zuvor.
Im Vergleich zum Vorjahr gab es 252 oder 0,3 Prozent mehr Beschäftigte.
Der Beschäftigungsanstieg wird im Wesentlichen durch jüngere Beschäftigte unter 25 Jahre (plus 5,5 Prozent) sowie ältere Beschäftigte über 55 (plus 2,4 Prozent) getragen. Zudem stieg nur die Teilzeitbeschäftigung, um 2,1 Prozent. Die Zahl der Beschäftigten in Vollzeit ging hingegen um 0,5 Prozent zurück. Im Vergleich zum Vorjahr arbeiten deutlich mehr ausländische Beschäftigte im Landkreis, der Anstieg lag bei 14,4 Prozent.
Den kräftigsten Beschäftigungsaufbau gab es im Gesundheits- und Sozialwesen sowie im Bereich Erziehung & Unterricht. Auch in der Zeitarbeit und in der öffentlichen Verwaltung arbeiteten deutlich mehr Menschen.
Einen Rückgang von Beschäftigten gab es vor allem in den Bereichen Immobilien, freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen, in Handel, Information und Kommunikation, im Dienstleistungsbereich und auch im Verarbeitenden Gewerbe.
* letzter Quartalsstichtag mit gesicherten Angaben