I. Überblick
Zum Jahresbeginn 2023 ist die Arbeitslosigkeit im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge erwartungsgemäß saisonal bedingt angestiegen. So waren im Januar etwas mehr als siebentausend Frauen und Männer arbeitslos gemeldet und damit rund 750 mehr Menschen ohne Job als zum Jahresende im Dezember 2022. Auch im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der arbeitslosen Frauen und Männer deutlich höher, denn im Januar 2022 wurden noch über eintausend weniger Arbeitslose gezählt.
Die Arbeitslosenquote – berechnet auf Basis aller zivilen Erwerbspersonen – kletterte innerhalb eines Monats um 0,6 Prozentpunkte von 5,0 auf aktuell 5,6 Prozent.
Der Anstieg fiel damit 0,1 Prozentpunkt kräftiger aus als zum Jahreswechsel 2021 zu 2022.
Die Nachfrage nach neuem Personal zog im Vergleich der letzten beiden Monate wieder etwas an, blieb aber unter dem Vorjahreswert. Der Stellen-Bestand insgesamt ging seit September kontinuierlich zurück und fiel im Januar auf rund zweitausend gemeldete freie Arbeitsstellen. Im Vorjahresmonat wurden beim Arbeitgeber-Service hingegen noch annähernd 2.400 zu besetzende Stellen im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge gezählt.
Zitat:Gerlinde Hildebrand, die Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Pirna, zur aktuellen Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt:
„Zum Jahresbeginn ist es üblich, dass wir einen Zuwachs an Arbeitslosen haben. Bedingt durch auslaufende Befristungen und die kältere Jahreszeit ist das keine Überraschung und infolge der Krisenserie nach Pandemie und Kriegsfolgen fiel dieser auch etwas kräftiger aus als im Allgemeinen. Trotz risikogeprägter Zeiten sehen wir aber erneut, dass unsere Unternehmen die Fachkräftesituation im Blick haben und an ihren Beschäftigten festhalten. Allerdings besteht etwas mehr Zurückhaltung bei Neueinstellungen, denn weniger Menschen als üblich bekamen einen neuen Job.“
„Etwas Zurückhaltung der Unternehmen zeigte sich bereits in den vergangenen Monaten auch bei der Meldung neuer Arbeitskräftebedarfe und dieser Trend setzte sich zum Jahresbeginn vorerst fort. Wir haben aber immer noch über zweitausend freie Arbeitsstellen und davon 80 Prozent für fachlich gut- bzw. hochqualifizierte Menschen. Um diese zeitnah zu besetzen lautet unser Credo auch in diesem Jahr: Mit Qualifizierungen möglichst viele Menschen wieder fit für den Arbeitsmarkt machen. Neben der individuellen Beratung veranstalten wir dafür unsere Bildungsmessen. Die Erste startet schon am 1. März. Jeder Bildungsinteressierte kann diese besuchen und sich rund um die berufliche Weiterbildung informieren. Nicht nur für Arbeitsuchende, sondern auch für Beschäftigte ist die Bildungsmesse eine gute Informationsplattform um zu erfahren, wie kann ich mich im Beruf fit halten oder weiterentwickeln.“
II. Arbeitslosigkeit
Bewegung am Arbeitsmarkt
Zugang
Im Berichtsmonat meldeten sich 1.709 Männer und Frauen im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge neu oder erneut arbeitslos. Das waren 456 mehr als im Vor-monat und 382 mehr als im gleichen Monat des vergangenen Jahres. Insgesamt 1.004 Personen meldeten sich nach einer Erwerbstätigkeit arbeitslos, 434 mehr als im letzten Monat und 202 mehr als vor einem Jahr. In den Jahren vor der Corona-Pandemie wurden im Januar jedoch regelmäßig mehr Menschen im Landkreis arbeitslos, weil sie ihren Job verloren.
196 Personen meldeten sich nach einer Ausbildung oder Qualifizierung arbeitslos, 38 weniger als vergangenen Monat und vier weniger als im Januar 2022.
Abgang
Gleichzeitig konnten im Berichtsmonat 951 Menschen ihre Arbeitslosigkeit beenden, 136 weniger als im Vormonat und 178 mehr als im Vorjahresmonat. Davon nahmen lediglich 271 Personen eine Erwerbstätigkeit auf, genauso viele wie im Vormonat und drei weniger als im Januar 2022 – die bisher niedrigsten gezählten Werte.
Insgesamt 200 Männer und Frauen begannen eine Ausbildung oder Qualifizierung, 55 weniger als im vergangenen Monat und 67 Personen mehr als im gleichen Monat des vergangenen Jahres.
Ausgewählte Alters- und Personengruppen
Langzeitarbeitslose
Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist im Berichtsmonat angestiegen.
2.192 Menschen im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge waren zuletzt mehr als ein Jahr ohne Job, 43 Personen mehr als im Vormonat. Im Vergleich zum Vorjahr gab es jedoch 110 weniger Langzeitarbeitslose.
U25
Zuletzt waren in der Region 565 Jugendliche unter 25 Jahre ohne Job und somit 47 mehr als noch im Dezember 2022. Im Vergleich zum Januar 2022 stieg die Jugend-arbeitslosigkeit um 164 Personen.
Ü50
Über 40 Prozent aller Arbeitslosen im Landkreis sind über 50 Jahre alt, mehr als 30 Prozent 55 Jahre und älter. Die Zahl der älteren Arbeitslosen stieg im Januar eben-falls an. Zuletzt waren 2.970 über 50-Jährige arbeitslos gemeldet, 367 mehr als einen Monat zuvor. Im Vergleich zum Vorjahr lag die Zahl der Menschen ohne Job in dieser Altersgruppe um 234 niedriger.
III. Rechtskreise und Grundsicherung
Der Anstieg der Arbeitslosigkeit zum Jahreswechsel erfolgte zwar sowohl im Rechtskreis der Versichertengemeinschaft (SGB III) als auch im Bereich der Grundsicherung (SGB II), wobei der Anstieg im Bereich des Jobcenters deutlich geringer ausfiel.
Die Arbeitsagentur Pirna registrierte zuletzt 2.727 Arbeitslose und damit 531 Personen mehr als im Dezember sowie 179 mehr als vor einem Jahr. Im Januar 2020 vor der Corona-Krise wurden ähnlich viele Arbeitslose im Bereich SGB III gezählt (2.721).
4.299 arbeitslose Menschen gehörten zum Rechtskreis SGB II und wurden vom Jobcenter Sächsische Schweiz-Osterzgebirge betreut. Die Zahl stieg innerhalb des letzten Monats um 222 Personen. Im Vergleich zum Vorjahr wurden 908 SGB II-Arbeitslose mehr gezählt, insbesondere weil zur Jahresmitte 2022 der Ukraine-Effekt einsetzte.
Die Zahl der Menschen, die Leistungen der Grundsicherung erhalten, ist im Vergleich zum Vormonat gestiegen – aktuell wurden 8.356 erwerbsfähige sowie 2.836 nicht erwerbsfähige Leistungsberechtigte registriert. Im Vergleich zum Vorjahr beziehen somit insgesamt 1.622 mehr Menschen Grundsicherungsleistungen.
IV. Blick auf die Geschäftsstellen
In allen Geschäftsstellenbereichen der Pirnaer Arbeitsagentur kam es innerhalb des letzten Monats zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit. Am stärksten fiel dieser in den Regionen Pirna und Sebnitz aus, denn hier werden regelmäßig saisonal größere Schwankungen registriert.
Auch im Vergleich zum Vorjahr zählten alle Regionen mehr arbeitslose Menschen, aber in Freital fiel der Anstieg deutlich geringer aus als in den anderen Geschäftsstellenbereichen. Dieser Teil des Landkreises profitiert stark von seiner Nähe zum Dresdner Wirtschaftsraum und zählt zudem die größten Auspendlerströme in diese Richtung.
V. Arbeitskräftenachfrage
Die Arbeitskräftenachfrage ist zuletzt wieder gestiegen. Dem gemeinsamen Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Pirna und des Jobcenters Sächsische Schweiz-Osterzgebirge wurden insgesamt 355 neue Stellenangebote zur Besetzung gemeldet. Das waren 55 mehr als im Vormonat und 17 weniger als im Januar des Vorjahres. Von den Stellenmeldungen kamen mit Abstand die meisten aus der Zeitarbeit (81). Im Bereich der Öffentlichen Verwaltung und Sozialversicherung wurden 47 und im Verarbeitenden Gewerbe 45 neue Stellen gemeldet, gefolgt von dem Baugewerbe und dem Bereich Handel/KfZ mit jeweils 30 neuen Arbeitsstellen. Aus dem Gesundheits- und Sozialwesen wurden 26 neue Angebote registriert.
Der Bestand gemeldeter freier Stellen lag zuletzt weiterhin über 2.000, ist jedoch weiter gesunken. Zuletzt wurden 2.006 Arbeitsstellen gezählt, 15 weniger als im Vormonat und 388 weniger als vor einem Jahr.
VI. Unterbeschäftigung
Nach vorläufigen Berechnungen belief sich die Zahl der Arbeitslosen und Teilnehmenden an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen, die den Arbeitsmarkt entlasten, im Berichtsmonat auf 8.669 Männer und Frauen. Das waren 1.147 mehr im Vergleich zum Januar 2022. Bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen lag die Unterbeschäftigungsquote im Berichtsmonat bei 6,8 Prozent (Vormonat: 6,3 Prozent/ Vorjahr: 5,8 Prozent).
VII. Kurzarbeit
Für Juli 2022 liegen nun endgültige Daten zur realisierten Kurzarbeit vor. Insgesamt befanden sich 25 Betriebe in Kurzarbeit und diese erhielten für 1.101 Beschäftigte Kurzarbeitergeld. Das sind 79,5 Prozent weniger Betriebe und 20,5 Prozent weniger Personen im Vergleich zum Vormonat. Der durchschnittliche Arbeitsausfall betrug 33,5 Prozent.
Für den Monat September 2022 gibt es erste Hochrechnungen zur realisierten Kurzarbeit, wonach 49 Betriebe für 1.470 Beschäftigte konjunkturelles Kurzarbeitergeld erhalten.
Die eingegangenen Anzeigen zur Kurzarbeit, die ein wichtiger Indikator für die wirtschaftliche Entwicklung sind, hatten seit August wieder zugenommen.
VIII. Beschäftigung
Im Juni 2022* waren im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge 80.797 Frauen und Männer sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Damit gab es 863 oder 1,1 Prozent mehr Beschäftigte als zum jeweiligen Vorjahreszeitpunkt.
Die Zahl der jüngeren Beschäftigten unter 25 Jahre (plus 8,1 Prozent) stieg erneut überdurchschnittlich und es gab zudem wieder mehr ältere Beschäftigte über 55 (plus 2,7 Prozent). Betrachtet nach Arbeitszeit stieg die Vollbeschäftigung lediglich um 0,6 Prozent, wohingegen die Teilzeitbeschäftigung einen Zuwachs von 2,1 Prozent er-reichte.
Den kräftigsten Beschäftigungsaufbau gab es im Gesundheits- und Sozialwesen, bei den wirtschaftlichen Dienstleistungen und im Gastgewerbe. Aber auch die Bereiche Erziehung & Unterricht, Verkehr & Lagerei sowie die öffentliche Verwaltung zählten mehr Beschäftigte.
Weniger Beschäftigte gegenüber Juni 2021 gab es bei den freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen, dem verarbeitenden Gewerbe, dem Handel sowie den Bereichen Land-, Forstwirtschaft & Fischerei, den Finanz- und Versicherungsdienstleistungen und der Energieversorgung.
* letzter Quartalsstichtag mit gesicherten Angaben
IX. Ausbildungsmarkt
Für das aktuelle Ausbildungsjahr haben sich bisher bereits 913 Bewerber für Ausbildungsstellen bei der Berufsberatung der Pirnaer Arbeitsagentur gemeldet. Die Zahl der gemeldeten Bewerber liegt damit derzeit etwas niedriger als im letzten Jahr (mi-nus 12 bzw. 1,3 Prozent).
Im Vergleich zum Vorjahr gibt es aktuell auch weniger gemeldete Lehrstellen. 760 Berufsausbildungsstellen wurden bis jetzt registriert und damit 23 bzw. 2,9 Prozent weniger als im Januar 2022.
Die meisten Ausbildungsangebote gibt es derzeit in diesen Berufen:
Verkäufer/in | 57 Lehrstellen |
Kaufmann/-frau im Einzelhandel | 48 Lehrstellen |
Zerspanungsmechaniker/in | 42 Lehrstellen |
Elektroniker/in - Energie- und Gebäudetechnik | 23 Lehrstellen |
Fachkraft - Lagerlogistik | 22 Lehrstellen |
Mechatroniker/in | 21 Lehrstellen |
Handelsfachwirt/in (Ausbildung) | 21 Lehrstellen |
Kaufmann/-frau - Büromanagement | 21 Lehrstellen |
Industriemechaniker/in | 18 Lehrstellen |
Elektroniker/in für Betriebstechnik | 17Lehrstellen |