„Die Zahlen sprechen für sich: Für jeden Jugendlichen, der in diesem Jahr eine Berufsausbildung beginnen wollte, gab es im Vogtland mehr als eine Lehrstelle. Trotz der wirtschaftlichen Unsicherheiten und offener Zukunftsfragen übernehmen die vogtländischen Unternehmen Verantwortung und investieren weiter in die Ausbildung von Nachwuchskräften. Mit über 1.500 gemeldeten Ausbildungsstellen verzeichnen wir einen Zuwachs von fast 4 Prozent zum Vorjahr. Ich rate den Jugendlichen, die bis jetzt noch keinen Lehrvertrag unterschrieben haben, am Ball zu bleiben, sich weiter zu bewerben und die Chance zu ergreifen. Es lohnt auch, sich nach Alternativen zum Wunschberuf beraten zu lassen und bei weit über 300 Ausbildungsberufen nach links und rechts zu schauen. Die Betriebe sollten ihren Blick auf leistungsschwächere Bewerberinnen und Bewerber erweitern und auch jungen Erwachsenen ohne Berufsabschluss eine Chance geben, die die Anforderungen nicht zu einhundert Prozent erfüllen“, fasst Agenturchef Sven Schulze in seiner Jahresbilanz zusammen. „Aktuell sind noch rund 260 Lehrstellen nicht besetzt. Diese Zahl hat sich in den letzten sechs Jahren kontinuierlich erhöht. Diese Entwicklung, dass immer mehr Ausbildungsstellen nicht besetzt werden können, bereitet mir mit Blick auf den steigenden Fachkräftebedarf Sorgen. Die duale Ausbildung, um die uns viele Länder beneiden, ebnet den jungen Menschen den Weg in einen erfolgreichen Berufsstart. Sie lernen so anspruchsvolle und spannende Tätigkeitsfelder kennen und wachsen in die Anforderungen der Berufe hinein.“
Seit Beginn des Beratungsjahres haben insgesamt 1.059 Bewerberinnen und Bewerber die Ausbildungsvermittlung bei der Suche nach einer Ausbildungsstelle in Anspruch genommen. Das waren 6 weniger als im Vorjahr. Von Oktober 2021 bis September 2022 wurden insgesamt 1.510 Ausbildungsstellen – davon 1.443 betriebliche Ausbildungsstellen – gemeldet. Das waren 54 mehr als im Vorjahreszeitraum.
IHK Präsident, Hagen Sczepanski, betont: „Grundsätzlich kann festgestellt werden, dass die Unternehmen trotz Pandemie, Lieferkettenschwierigkeiten und Energiekrise am Thema Ausbildung festhalten und in die Fachkräfte von morgen investieren. Die Unternehmen nutzten auch dieses Jahr die Ausbildungsmessen im Vogtlandkreis und waren zum Teil an mehreren Standorten vertreten. Auch ist die Nachfrage nach den Qualifikationsseminaren zur Ausbildung der Ausbilder ungebrochen. Viele Unternehmen bieten Praktika und Ferienjobs an, beteiligen sich an Initiativen wie z. B. der Woche der offenen Unternehmen oder berichten in Schulen über ihr Ausbildungsangebot, um die Jugendlichen bei der Berufsorientierung zu unterstützen.“
„Trotz umfangreicher Bemühungen und großem Bedarf fällt es den Firmen immer schwerer, geeignete Bewerber zu finden. Teilweise finden Ausschreibungen kein Interesse bei den jungen Leuten oder Bewerber und Stelle passen nicht zusammen. Hinzu kommt, dass in diesem Jahr die Jugendlichen erst relativ spät die Berufswahl angegangen sind. Aus diesem Grund wurde die Ausbildungsmesse Vogtland erstmalig vor den Sommerferien angeboten, um noch unentschlossene Jugendliche für einen kurzfristigen Einstieg in die Berufswelt zu motivieren“, konstatiert Anja Müller, Referatsleiterin Bildung, IHK.
Peter Seidel, Vizepräsident der Handwerkskammer Chemnitz: „In vielen Bundesländern gehen die Zahlen der neu eingetragenen Ausbildungsverhältnisse deutlich zurück. Der Kammerbezirk Chemnitz hingegen trotzt diesem negativen Trend und belegt bundesweit einen Spitzenplatz. Dieses gute Ergebnis zeigt, dass die Betriebe des Handwerks attraktive Arbeitgeber sind und auch wissen, dass das wirksamste Mittel gegen den Mangel an Fach- und Arbeitskräften die Ausbildung ist.“
Eigentlich ist es im Handwerk nicht leicht, alle Ausbildungsstellen zu besetzen. Die Seidel Heizung & Bad GmbH hat in den letzten Jahren trotzdem regelmäßig die Ausbildungsplätze besetzen können. Dank eines engagierten Teams und einer aktiven und vielseitigen Ausbildungsinitiative. „Ausbildung hat bei uns im Unternehmen einen hohen Stellenwert. Wir bemühen uns als Unternehmen um jeden Auszubildenden und bewerben uns bei ihm“, betont Geschäftsführer und Handwerksmeister Marcel Seidel und ergänzt: „Als Ausbildungsunternehmen haben wir den Azubis viel zu bieten. Ein einzigartiges Highlight für alle Auszubildenden ist unsere neue Praxiswerkstatt in Lengenfeld, die die Ausbildung in der Berufsschule und auf der Baustelle gezielt unterstützt. Dieses Projekt ist deutschlandweit einmalig. In diesem Ausbildungsjahr konnten wir vier neue Auszubildende in unserem Team begrüßen und haben somit aktuell insgesamt 16 Auszubildende im Unternehmen beschäftigt.“
Mit den noch 51 unversorgten Jugendlichen werden in der Berufsberatung in individuellen Einzelgesprächen andere Ausbildungsmöglichkeiten oder entsprechende Alternativen geprüft und besprochen. „Auch wenn das Ausbildungsjahr begonnen hat, können junge Menschen eine Ausbildung noch aufnehmen. Gemeinsam mit unseren Partnern vermitteln wir bis Jahresende weiter und die Chancen auf einen Ausbildungsplatz sind gut. Unsere Berufsberaterinnen und Berufsberater suchen nach freien Ausbildungsstellen oder Überbrückungsmaßnahmen wie z.B. einer Einstiegsqualifizierung, einem Freiwilligen Sozialen Jahr oder einer berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme. Ich rate allen Jugendlichen, die noch keine Ausbildungsstelle gefunden haben, sofort einen Termin bei uns in der Berufsberatung zu vereinbaren. Wir haben auch individuelle Förderinstrumente für Jugendliche mit körperlichen Beeinträchtigungen oder schlechten Schulnoten. So setzt die Assistierte Ausbildung bei einer Förderung genau da an, wo es Bedarf gibt. Mit diesem Instrument stehen wir Arbeitgebern und Jugendlichen bereits zur Seite, wenn Ausbildungsverhältnisse abgeschlossen sind“, hebt Sven Schulze abschließend hervor.
Die meisten Ausbildungsstellen wurden für Kaufleute im Einzelhandel (93) und Verkäufer (93) gemeldet. Danach folgen Fachkräfte Lagerlogistik (49), Kaufleute Büromanagement (45), Kraftfahrzeugmechatroniker (43), Industriemechaniker (42), Zerspanungsmechaniker (41), Maschinen- und Anlagenführer (41), Industriekaufleute (41) und Köche (33).
Die Berufswünsche der Ausbildungsbewerber passen weitgehend zu den gemeldeten Ausbildungsstellen. Aus Sicht der Jugendlichen standen die Berufe Verkäufer (98) und Fachlageristen (56) ganz oben auf der Rangliste der Wunschberufe. Danach folgen Kaufleute im Einzelhandel (47), Kaufleute Büromanagement (40), Kraftfahrzeugmechatroniker (39), Tischler (34), Köche (23), Industriekaufleute (22), Fachinformatiker (21) und Fachkräfte Lagerlogistik (20).
Ausbildungschancen gibt es noch in vielen Bereichen. So gibt es z. B. noch Lehrstellen für Verkäufer, Anlagenmechaniker, Werkzeugmechaniker, Elektroniker und Landwirte. Es werden aber auch noch Maschinen- und Anlagenführer, Kraftfahrzeugmechatroniker, Fachkräfte Lagerlogistik, Zerspanungsmechaniker und Industriemechaniker gesucht.
Das Ausbildungsangebot wird ergänzt durch geförderte außerbetriebliche Ausbildungsstellen sowie durch zahlreiche schulische Ausbildungsmöglichkeiten.
Vermittlungsservice für Jugendliche:
Schulabgänger, die noch auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle sind bzw. noch nicht wissen, wie es nach der Schule weitergeht und sich über berufliche Alternativen informieren möchten, empfehlen wir mit der Berufsberatung unter 0800 4 5555 00 oder per E-Mail:
plauen.berufsberatung@arbeitsagentur.de in Kontakt zu treten und einen persönlichen Gesprächstermin zu vereinbaren.
Vermittlungsservice für Arbeitgeber:
Freie Ausbildungsstellen können jederzeit telefonisch beim Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit Plauen und dem Jobcenter Vogtland unter den bekannten Durchwahlnummern der Vermittler oder unter der gebührenfreien Hotline 0800 4 5555 20 gemeldet werden.
Unter www.arbeitsagentur.de/plauen > Berufsberatung > Ausbildungsplatzangebot im Vogtlandkreis ist eine aktuelle Übersicht aller offenen Ausbildungsstellen im Vogtland eingestellt.
Es lohnt sich auch ein Blick auf www.jugendberufsagentur-vogtland.de. Die Coaches unterstützen rund um die Themen Berufsorientierung und Einstieg ins Berufsleben und beantworten individuelle Fragen.
Ausbildungsmarktbilanz 2021/2022
Von Oktober 2021 bis September 2022 haben sich im Vogtland insgesamt 1.059 Mädchen und Jungen bei der Agentur für Arbeit Plauen gemeldet, um sich bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz beraten und unterstützen zu lassen. Die regionalen Arbeitgeber haben 1.510 Berufsausbildungsstellen gemeldet. Aktuell suchen noch 51 Jugendliche eine Ausbildung, diesem Bewerberangebot stehen noch 263 freie Ausbildungsstellen gegenüber.02.11.2022 | Presseinfo Nr. 94