„Trotz der wirtschaftlichen Unsicherheiten und offener Zukunftsfragen sprechen die Zahlen für sich. Die vogtländischen Unternehmen übernehmen Verantwortung und investieren weiter in die Ausbildung von Nachwuchskräften. In allen Wirtschaftsbranchen werden Azubis gesucht und das Vogtland bietet sehr gute Perspektiven für junge Menschen. Mit über 1.500 gemeldeten Ausbildungsstellen verzeichnen wir einen leichten Zuwachs von rund 1 Prozent zum Vorjahr. Dem gegenüber stehen rund 1.000 Bewerberinnen und Bewerber. Die rechnerische Lücke zwischen den Bewerberzahlen und den Lehrstellen hat sich in den letzten Jahren weiter vergrößert und liegt jetzt bei über 500. Aktuell stehen noch 300 Ausbildungsstellen zur Besetzung zur Verfügung – der höchste Wert der letzten sechs Jahre. Es wird zunehmend herausfordernder Ausbildungssuchende und Betriebe zusammenzubringen. Ausbildung ist die Quelle für Fachkräfte und daher ist auf beiden Seiten noch mehr Kompromissbereitschaft gefragt. Ich sehe dabei große Potenziale bei schulschwächeren Bewerbern, Studienabbrechern, jungen Erwachsenen und ausländischen Bewerbern. Jeder junge Mensch wird gebraucht, hat Talente und sollte eine Chance bekommen. Die duale Ausbildung ebnet den jungen Menschen den Weg in einen erfolgreichen Berufsstart. Sie lernen so anspruchsvolle und spannende Tätigkeitsfelder kennen und wachsen in die Anforderungen der Berufe hinein“, betont Agenturchefin Cordula Hartrampf-Hirschberg in ihrer Jahresbilanz zum Ausbildungsmarkt im Vogtland und ergänzt: „Ich rate den Jugendlichen, die bis jetzt noch keinen Lehrvertrag unterschrieben haben, am Ball zu bleiben, sich weiter zu bewerben und die Chance zu ergreifen. Auch wenn das Ausbildungsjahr bereits begonnen hat, können sich junge Menschen weiter bewerben und bis Jahresende in die Ausbildung starten. Viele Unternehmen suchen auch jetzt noch Nachwuchs. Unsere Berufsberaterinnen und Berufsberater unterstützen über den gesamten Herbst hinweg und beraten auch zu Alternativen zum Wunschberuf. Falls es während der Ausbildung zu Schwierigkeiten kommt, helfen wir mit Coaching, Nachhilfeunterricht oder einer individuellen Begleitung.“
Seit Beginn des Beratungsjahres haben insgesamt 1.022 Bewerberinnen und Bewerber die Ausbildungsvermittlung bei der Suche nach einer Ausbildungsstelle in Anspruch genommen. Das waren 37 weniger als im Vorjahr. Von Oktober 2022 bis September 2023 wurden insgesamt 1.526 Ausbildungsstellen – davon 1.494 betriebliche Ausbildungsstellen – gemeldet. Das waren 16 mehr als im Vorjahreszeitraum.
IHK Vizepräsident Torsten Böhm betont: „Grundsätzlich kann festgestellt werden, dass die Unternehmen trotz multipler Problemstellungen und der immer noch oder schon wieder drohenden Energiekrise am Thema Ausbildung festhalten und in die Fachkräfte von morgen investieren. Die Unternehmen nutzten auch dieses Jahr die Ausbildungsmessen im Vogtlandkreis und waren zum Teil an mehreren Standorten vertreten. Viele Unternehmen bieten Praktika und Ferienjobs an, beteiligen sich an Initiativen wie z. B. „SCHAU REIN!“ der Woche der offenen Unternehmen oder berichten in Schulen über ihr Ausbildungsangebot, um die Jugendlichen bei der Berufsorientierung zu unterstützen. Trotz umfangreicher Bemühungen und großem Bedarf fällt es einigen Firmen immer schwerer, geeignete Bewerber zu finden. Teilweise finden Ausschreibungen kein Interesse bei den jungen Berufseinsteigern oder Bewerber und Stelle passen nicht zusammen. Aus diesem Grund wurde die Ausbildungsmesse Vogtland wieder vor den Sommerferien angeboten um noch unentschlossene Jugendliche für einen kurzfristigen Einstieg in die Berufswelt zu motivieren.“
Ein Thema liegt Anja Müller, Referatsleiterin Bildung der IHK, besonders am Herzen: „Das Thema Berufsorientierung ist an den Gymnasien deutlich unterrepräsentiert. Dies ist seitens der Unternehmen unverständlich, da ein großer Teil der jungen Berufseinsteiger irgendwann in der Wirtschaft ankommen wird. Der „Bruch“ zur Wirtschaft ist beim Thema Berufsorientierung deutlich spürbar. Dies kann so nicht gewollt sein. Es ist den jungen Menschen gegenüber unfair, diesen wichtigen Part auszuklammern. Gerade Studienabbrecher, denen meistens das Studium zu theorielastig geworden ist, wünschen sich im Nachhinein, dass an den Gymnasien mehr Berufsorientierung stattgefunden hätte. Das ist aus vielen Gesprächen der Ausbildungsberater der IHK mit den jungen Studienabbrechern sehr deutlich geworden.“
Handwerkskammerpräsident Frank Wagner erklärt zur aktuellen Lage auf dem Ausbildungsmarkt: „Die positiven Zahlen vom Ausbildungsmarkt im Handwerk der Region sind eine gute Nachricht und ein starkes Signal der Betriebe, dass sie auf die eigene Ausbildung der Gesellen und vielleicht auch späteren Meister von Morgen setzen. Die Zahlen täuschen aber auch nicht darüber hinweg, dass es von Jahr zu Jahr schwieriger wird, alle Ausbildungsplätze zu besetzen, obwohl die Betriebe das gern wollen. Hier ist daher auch die Politik gefragt, indem sie attraktive Rahmenbedingungen für die duale Berufsausbildung schafft: Kurze Wege zu den Berufsschulen, kostengünstige ÖPNV-Tickets, gleiche Anerkennung für die duale Berufsausbildung wie für die Hochschulbildung, mehr Förderung für die Berufsorientierung und die Bildungszentren des Handwerks. Überall dort muss jetzt angesetzt werden. Wir als Kammer wollen dabei auch nicht nur fordern, sondern unterstützen natürlich bei der Umsetzung. Fach- und Arbeitskräfte im Handwerk werden gebraucht – kurz-, mittel und langfristig. Die Ausbildung junger Menschen ist dabei der entscheidende Baustein.“
Peter Seidel, Vizepräsident der HWK Chemnitz: „Seit vielen Jahren kann nicht nur am hohen und ständig verbesserten Niveau der Ausbildung im Handwerk festgehalten werden, auch die eingetragenen Ausbildungsverhältnisse zeigen eine Stabilität, die ihresgleichen im deutschen Ausbildungsmarkt sucht. So konnten die eingetragenen Ausbildungsverhältnisse trotz 2-jähriger Pandemie um 3,39% von 2021 zu 2023 im Kammerbezirk Chemnitz sogar noch gesteigert werden, auch wenn weiterhin viele Handwerksbetriebe händeringend nach Auszubildenden und Facharbeitern/Gesellen suchen. Dazu trägt auch die seit vielen Jahren deutschlandweit praktizierte Imagekampagne des Handwerkes bei. Ungebrochen bestätigt sich auch weiterhin der Wille der jungen Handwerker schon kurz nach Abschluss der Ausbildungszeit mit dem Erlangen des Gesellenbriefes mit einer sofortigen Qualifikation zum Meister ihres Faches zu beginnen. Das stärkt vielversprechend das ungebrochene Ansehen des Handwerkes.“
Zum Ende des Berichtsjahres im September waren noch 301 Lehrstellen unbesetzt, zugleich haben 53 Jugendlich noch keinen Ausbildungsvertrag unterschrieben. „Rein rechnerisch stehen somit fast sechs Ausbildungsstellen für die unversorgten Jugendlichen zur Verfügung. Die Interessenten erhalten bei der Berufsberatung schnell und direkt passende Angebote. Die Berufsberaterinnen und Berufsberater kennen den regionalen Arbeitsmarkt, aktuelle Trends, Berufsbilder und deren Zukunftschancen. Also am besten gleich einen Termin vereinbaren“, betont Cordula Hartrampf-Hirschberg abschließend.
Die meisten Ausbildungsstellen wurden für Verkäufer (119) und Kaufleute im Einzelhandel (81) gemeldet. Danach folgen Kraftfahrzeugmechatroniker (51), Industriemechaniker (46), Fachkräfte Lagerlogistik (46), Zerspanungsmechaniker (45), Maschinen- und Anlagenführer (45), Kaufleute Büromanagement (42), Mechatroniker (41) und Industriekaufleute (35).
Die Berufswünsche der Ausbildungsbewerber passen weitgehend zu den gemeldeten Ausbildungsstellen. Aus Sicht der Jugendlichen standen die Berufe Verkäufer (79) und Kaufleute im Einzelhandel (51) ganz oben auf der Rangliste der Wunschberufe. Danach folgen Kraftfahrzeugmechatroniker (50), Kaufleute Büromanagement (39), Fachlageristen (37), Fachinformatiker (34), Tischler (26), Medizinische Fachangestellte (25), Industriekaufleute (22) und Verwaltungsfachangestellte Kommunalverwaltung (21).
Ausbildungschancen gibt es noch in vielen Bereichen. So gibt es z. B. noch Lehrstellen für Industriemechaniker, Anlagenmechaniker, Zerspanungsmechaniker, Maschinen- und Anlagenführer, Mechatroniker und Kaufleute im Einzelhandel. Es werden aber auch noch Verkäufer, Konstruktionsmechaniker, Bäcker und Kraftfahrzeugmechatroniker gesucht.
Das Ausbildungsangebot wird ergänzt durch geförderte außerbetriebliche Ausbildungsstellen sowie durch zahlreiche schulische Ausbildungsmöglichkeiten.
Vermittlungsservice für Jugendliche:
Schulabgänger, die noch auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle sind bzw. noch nicht wissen, wie es nach der Schule weitergeht und sich über berufliche Alternativen informieren möchten, empfehlen wir mit der Berufsberatung unter 0800 4 5555 00 oder per E-Mail:
in Kontakt zu treten und einen persönlichen Gesprächstermin zu vereinbaren.
Vermittlungsservice für Arbeitgeber:
Freie Ausbildungsstellen können jederzeit telefonisch beim Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit Plauen und dem Jobcenter Vogtland unter den bekannten Durchwahlnummern der Vermittler oder unter der gebührenfreien Hotline 0800 4 5555 20 gemeldet werden.
Unter www.arbeitsagentur.de/plauen > Berufsberatung > Ausbildungsplatzangebot im Vogtlandkreis ist eine aktuelle Übersicht aller offenen Ausbildungsstellen im Vogtland eingestellt.