Die Agentur für Arbeit Potsdam zieht gemeinsam mit der Industrie- und Handelskammer Potsdam und der Handwerkskammer Potsdam Bilanz zur Situation am regionalen Ausbildungsmarkt. Im abgelaufenen Berufsberatungsjahr vom 01.10.2022 bis 30.09.2023 wurden 1.565 mehr Ausbildungsstellen gemeldet als Interessenten bereitstanden. 4.333 gemeldeten Stellen standen 2.768 Bewerberinnen und Bewerber gegenüber.
„Das Angebot der dualen Ausbildung in der Region ist vielfältig“, so Dr. Alexandros Tassinopoulos, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Potsdam. „Besonders positiv für unsere Region ist zu vermelden, dass der Anteil der jugendlichen Bewerbenden ohne Schulabschluss gesunken ist. Diese Entwicklung freut uns sehr. Einer der Gründe dafür ist, dass unsere Berufsberaterinnen und Berufsberater nach der Corona Pandemie wieder schneller mit den Jugendlichen ins Gespräch kommen und so frühzeitig ermutigen und unterstützen können. Die „Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme (BvB)“ ist hierbei ein konkretes Angebot und wichtiger Erfolgsfaktor für junge Menschen mit schulischen Herausforderungen. Denn sie fördert junge Menschen deren Talente in der praktischen Umsetzung des Gelernten liegen. Ziel ist damit die Ausbildungsreife zu erlangen.“
Dr. Tassinopoulos weiter: „Zum Ende des Ausbildungsjahres läuft die Nachvermittlung auf Hochtouren. Auch jetzt noch bringen wir Ausbildungssuchende und Unternehmen zusammen. Die Jugendberufsagenturen helfen jungen Menschen - und deren Eltern - bei der Suche nach dem passenden Unternehmen und Betrieben. Sie zeigen neue Perspektiven auch jenseits vom ursprünglichen Berufswunsch, auf. Denn hin und wieder zeigt sich, dass die erste Berufswahl in der Praxis nicht die passende war. Unsere Beratungs- und Vermittlungsfachkräfte helfen gern bei der Suche nach dem gute Ausbildungsplatz.“
Steffi Amelung, Abteilungsleiterin Berufsbildung der Handwerkskammer Potsdam, betont: „Ein Anstieg von 3,4 Prozent bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen im zurückliegenden Ausbildungsjahr belegt den Erfolg der Bemühungen, junge Menschen für das westbrandenburgische Handwerk zu gewinnen. Der hohe Bedarf an Nachwuchs bleibt bestehen, besonders mit Blick auf die Aufgaben, denen sich das Handwerk in den kommenden Jahren stellt. Daher setzen wir weiter auf Maßnahmen, um die vielfältigen beruflichen Möglichkeiten des Handwerks zu zeigen - sei es durch Speed-Datings mit unseren Ausbildungsbetrieben, Podcasts, die die Leidenschaft des Handwerks beeindruckend dokumentieren, Berufsorientierung in Zusammenarbeit mit Schulen, Praxislernen in unseren Werkstätten, Berufsbildungsmessen, soziale Netzwerke oder die aktive Teilnahme unserer bundesweiten Botschafter in der Imagekampagne des Handwerks. Wir bieten viele Instrumente zur Unterstützung unserer Ausbildungsbetriebe. Dazu gehört auch die kontinuierliche Verbesserung der Bildungsinfrastruktur. Die Herausforderungen der Energie- und Klimawende sowie wachsende Gesundheitsdienstleistungen erfordern qualifizierte Fachkräfte, die wir gemeinsam ausbilden. Das Handwerk bietet nicht nur sinnvolle und wertschätzende Arbeit, sondern macht Menschen auf beiden Seiten glücklich. Junge Menschen entscheiden sich oft anhand dieser Kriterien für ihren Beruf, und bei uns finden sie den goldenen Boden des Handwerks.“
Andreas Körner-Steffens, Geschäftsführer Bildung der Industrie- und Handelskammer Potsdam: „Eine Steigerung um fast neun Prozent: Trotz vieler Unwägbarkeiten zeigen unsere Unternehmen in allen Branchen, dass sie sich über die duale Ausbildung erfolgreich gegen den Arbeits- und Fachkräftemangel stemmen. Die IHK Potsdam hat die Betriebe durch viele Aktivitäten in der beruflichen Orientierung bei der Suche nach neuen Auszubildenden unterstützt. Ob Couch-Tour, Ausbildungsmessen oder Nachvermittlungsaktionen: Gemeinsam wurde mit der Bundesagentur für Arbeit und anderen wichtigen Partner viel unternommen, um junge Leute für unsere Unternehmen zu interessieren. Das hat im Jahr 2023 gut funktioniert, wobei wir noch mehr dafür tun wollen, um die berufliche Orientierung in den Schulen zu verstetigen. Dabei helfen uns auch unsere Ausbildungsbotschafter: Ehemalige Azubis schwärmen gegenüber Jüngeren von ihrem geglückten Karrierestart in der Wirtschaft. So bekommen immer mehr Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit, in den beruflichen Alltag hinein zu schnuppern, und eine Ausbildung zu absolvieren. Der Zuwachs an abgeschlossenen Ausbildungsverträgen in diesem Jahr gibt uns Recht, dass wir dafür auf dem richtigen Weg sind."
Die Lage auf dem regionalen Ausbildungsmarkt
TOP 5 gesuchte Nachwuchskräfte durch Betriebe
- Kaufleute im Einzelhandel (297)
- Verkäufer/in (287)
- Kaufleute Büromanagement (208)
- Fachkraft Lagerlogistik (194)
- Kfz-Mechatroniker-PKW-Technik (142)
Wissenswertes in Kürze
- Die Zahl der an einer Berufsausbildung interessierten Bewerberinnen und Bewerber befindet sich auf Vorjahresniveau.
- Gleichzeitig nahm die Zahl der gemeldeten betrieblichen Ausbildungsstellen zum Vorjahr zu.
- Insgesamt standen 2.768 gemeldete Bewerberinnen und Bewerber 4.333 gemeldeten betrieblichen Ausbildungsstellen gegenüber.
- Damit waren über 1.565 mehr betriebliche Ausbildungsstellen als Bewerberinnen und Bewerber gemeldet. Auf 100 gemeldete betriebliche Ausbildungsstellen kamen rechnerisch 66 gemeldete Bewerberinnen und Bewerber. Damit hat sich die Relation zwischen Stellenangeboten und Bewerberinnen und Bewerbern aus Unternehmenssicht erneut verschlechtert.
- Am 30. September 2023 waren 466 Bewerberinnen und Bewerber unversorgt. Trotz der aus Bewerbersicht günstigen Marktsituation ist die Zahl der unversorgten Jugendlichen höher als im Vorjahr (+89). Zusätzlich suchten 195 Bewerberinnen und Bewerber, die auf eine Alternative ausgewichen waren, weiterhin eine Ausbildungsstelle.
- Die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen stieg um 59 auf 911. Dies zeigt, dass die Stellenbesetzung schwieriger geworden ist. Besonders schwer fiel dabei die Besetzung von Ausbildungsstellen in Verkaufsberufen, in der Logistik, im Handel sowie auch im Hotel- und Gaststättenberufen, in Bau- und baunahen Berufen sowie in Berufen der Lebensmittelproduktion.
- Der Ausgleich am Ausbildungsmarkt wird seit Jahren durch berufsfachliche und qualifikatorische Disparitäten erschwert. Die Tatsache, dass sich die Zahlen sowohl der unversorgten Bewerberinnen und Bewerber als auch der unbesetzten Ausbildungsstellen erhöht haben, kann als Hinweis gewertet werden, dass die Passungsprobleme zugenommen haben.