Wie steht es um die Beschäftigungssituation in Berufen der Kinderbetreuung in Baden-Württemberg?

IAB Bericht - Beschäftigungssituation Kinderbetreuung

17.10.2023 | Presseinfo Nr. 41

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) Baden-Württemberg gibt in einer aktuellen Studie einen umfassenden Überblick über die aktuelle Beschäftigungssituation in den Berufen der Kinderbetreuung und deren Entwicklung seit 2013 in Baden-Württemberg.

Die Beschäftigung in Berufen der Kinderbetreuung hat in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen. Insbesondere der Ausbau der Kindertagesbetreuung sowie die zunehmende Berufstätigkeit von Frauen mit Kindern, haben dazu geführt, dass Engpässe im Erzieherberuf immer stärker sichtbar werden. Zwar gab es seit 2013 Baden-Württemberg ein Beschäftigungswachstum in den Berufen der Kinderbetreuung von ca. 57 Prozent (was einem Zuwachs von knapp 47.000 Personen entspricht), jedoch wird sich der Personalmangel aufgrund Renteneintritte, Erfüllung des Rechtsanspruchs auf einen Betreuungsplatz sowie aufgrund dessen, dass circa 22 Prozent der Beschäftigten im Zeitverlauf dauerhaft das Berufsfeld verlassen, kurz- bis mittelfristig weiter verschärfen. Dieser Bedarf kann durch die Absolventinnen und Absolventen im Berufsfeld alleine nicht gedeckt werden kann. Auch wird vermutet, dass sich der Personalmangel durch den zusätzlichen Bedarf an Kinderbetreuung durch die Fluchtmigration in Folge des Krieges in der Ukraine, weiter verschärfen wird.

Ergebnisse auf den Punkt gebracht

Um dem Fachkräfteengpass in den Berufen der Kinderbetreuung entgegenzusteuern, beschreibt das IAB Baden-Württemberg folgende Strategien:

Erhöhung der Arbeitszeit
Der Teilzeitanteil hat mit über 50 Prozent eine große Bedeutung für die Beschäftigung. Eine mögliche Strategie zur Fachkräftesicherung kann somit in der Ausdehnung der Arbeitszeit bestehen.

Verbesserung der Bezahlung
Das mittlere Entgelt der Erzieherinnen und Erzieher hat sich in den letzten Jahren deutlich besser entwickelt als das Entgelt in der Gesamtwirtschaft, bleibt aber noch ca. 200 € unter dem Entgelt aller Beschäftigten.

Verkürzung der Unterbrechungszeiten
56 Prozent der Beschäftigten kehren nach einer Unterbrechung in ihren Beruf zurück. Wenn es gelingt, diese Unterbrechungszeiten zu verkürzen und somit die Erzieherinnen und Erzieher schneller wieder in ihren Beruf zurückzuholen, würde dies einen wichtigen Beitrag für die Fachkräfterekrutierung bzw. – sicherung leisten.
Gewinnung von Personal, die bereits Erfahrung in diesem Berufsfeld haben
Fast jede siebte Beschäftigte verlässt dauerhaft den Beruf und arbeitet sozialversicherungspflichtig in einem anderen. Ein weiterer Hebel ist, zumindest einen Teil der Personen, die bereits über Erfahrung im Berufsfeld verfügen, zu rekrutieren.

Dr. Susanne Koch, Geschäftsführerin Operativ der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit, fasst zusammen: „Der Bericht des IAB zeigt, dass vor allem schnelle und kurzfristig wirkende Lösungen notwendig sind, um diesem Personalmangel entgegen zu wirken. Baden-Württemberg setzt mit dem Programm „Direkteinstieg Kita“ hier an und versucht, über verkürzte Ausbildungs- und Weiterbildungswege Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger für die Berufe in der Kinderbetreuung und -erziehung zu gewinnen. Damit kann kurzfristig die Personallücke verringert werden und langfristig ein nachhaltiger Beitrag zur Fachkräftesicherung im Berufsfeld geleistet werden.“

Der Schlüssel zum Erfolg: Direkteinstieg Kita
Das Programm „Direkteinstieg Kita“, eine Kooperation zwischen dem Ministerium für Kultur, Jugend und Sport und der Bundesagentur für Arbeit (BA), bietet eine verkürzte Ausbildung zur sozialpädagogischen Assistentin und Assistenten sowie darüber hinaus einen Weg zum Abschluss als Erzieherin und Erzieher an. 
Das Programm wurde an der Helen-Keller-Schule in Weinheim getestet. Nun erfolgt die flächendeckende Einführung in ganz Baden-Württemberg.

Zahlen, Daten, Fakten zum Direkteinstieg Kita
Insgesamt gibt es 24 Schulstandorte in Baden-Württemberg. Im September 2023 haben rund 600 Direkteinsteigerinnen und Direkteinsteiger die Ausbildung begonnen und dazu einen Arbeitsvertrag mit einem Kita-Träger abgeschlossen. Die meisten Teilnehmenden sind weiblich und zwischen 36 und 55 Jahre alt.
Gerade in sozialen Berufen ist der Männeranteil traditionell sehr gering. Mit dem Direkteinstieg Kita gelingt es zunehmend, auch mehr Männer für eine Ausbildung im pädagogischen Bereich zu gewinnen.

Wie unterstützt die BA?
Für die Dauer der Ausbildung übernimmt der Arbeitgebende die übliche Ausbildungsvergütung. Im Rahmen der Beschäftigtenqualifizierung unterstützt die BA mit einen Arbeitsentgeltzuschuss. In diesem Ausbildungsjahr mit Start September 2023 unterstützt die BA finanziell 2/3 der Ausbildungen

Link zum SWR aktuell Beitrag vom 10.10.2023 zum Direkteinstieg Kita:

https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/stuttgart/quereinsteiger-in-der-kita-erfahrung-100.html


Link zu den Berichten des IAB-Baden-Württemberg:

Link zum Dokument: https://doku.iab.de/regional/BW/2023/regional_bw_0323.pdf


Für Nachfragen stehen Ihnen das Team vom IAB-Regional zur Verfügung:

E-Mail: Christian.Faisst@iab.de    Tel.: 0711/941-1455

E-Mail: Silke.Hamann2@iab.de  Tel.: 0711/941-1424

E-Mail: Ruediger.Wapler@iab.de  Tel.: 0711/941-1451