Der Arbeitsmarkt im Oktober 2023

Negative konjunkturelle Einflüsse sind auf dem Arbeitsmarkt spürbar

02.11.2023 | Presseinfo Nr. 42

  • 248.542 Arbeitslose im Oktober 2023
  • Quote sinkt auf 3,9 Prozent
  • Jugendarbeitslosenquote sinkt auf 3,1 Prozent

Arbeitslosigkeit 
Zeitreihe zum Bestand an Arbeitslosen

Zeitreihe zum Bestand an Arbeitslosen

Die Arbeitslosenquote ist saisonbedingt um 0,1 Prozentpunkte auf 3,9 Prozent gesunken.
Der Rückgang der Arbeitslosigkeit im Oktober ist wie im Vormonat allein auf saisonale Effekte zurückzuführen. Insbesondere bei den unter 25-Jährigen geht die Arbeitslosigkeit im Oktober regelmäßig zurück, weil viele junge Menschen eine Ausbildung aufnehmen. Negative konjunkturelle Einflüsse sind sichtbar, das zeigen insbesondere die saisonbereinigten Zahlen. Ohne die saisonale Effekte wäre die Arbeitslosigkeit von September auf Oktober gestiegen.

Im Oktober 2023 waren in Baden-Württemberg 248.542 Menschen arbeitslos gemeldet, gegenüber September sind das 1,5 Prozent (3.689) weniger. Insgesamt sinkt die Arbeitslosenquote geringfügig um 0,1 Prozentpunkte auf 3,9 Prozent. Typischerweise sinkt im Oktober die Arbeitslosigkeit, weil Arbeits- und Ausbildungsverhältnisse aufgenommen werden. Dieser saisonalbedingte Rückgang fällt allerdings schwächer aus als in einem Oktober üblich. Die Zahl der Arbeitslosen unter 25 Jahren hat mit Beginn des Ausbildungsjahres gegenüber dem Vormonat weiter abgenommen, hier liegt die Arbeitslosenquote bei 3,1 Prozent.

Dr. Susanne Koch, Geschäftsführerin Operativ der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit, erklärt: „Ohne den saisonalen Effekt wäre die Arbeitslosigkeit gestiegen. Zwar werden aktuell immer noch viele Arbeitskräfte gesucht, und die Zahl der angebotenen Ausbildungsstellen übersteigt die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber deutlich. Andererseits signalisiert die steigende Zahl der Personen, die sich aus einer Beschäftigung heraus arbeitslos gemeldet haben die zunehmenden Schwierigkeiten vieler Unternehmen angesichts der angespannten Wirtschaftslage.“

Trotz des Rückgangs der Arbeitslosenzahlen gegenüber dem Vormonat setzt sich der seit Jahresbeginn steigende Trend insgesamt weiter fort. Gegenüber Oktober letzten Jahres ist der Bestand an Arbeitslosen um 8,5 Prozent gestiegen. In der Arbeitslosenversicherung ist die Gesamtzahl der Arbeitslosen gegenüber dem letzten Jahr sogar um 10,7 Prozent gestiegen: „Ein Zeichen für die konjunkturbedingte nachlassende Dynamik am Arbeitsmarkt“, kommentiert Susanne Koch. „Alle Regionen sind von dieser Entwicklung betroffen, wenn auch unterschiedlich stark.“ So verzeichnen Regionen mit traditionell niedriger Arbeitslosenquote die höchste prozentuale Steigerung in der Arbeitslosenversicherung im Vergleich zum Vorjahr (beispielsweise Kreis Biberach, Kreis Ravensburg). Andere Bezirke, die bereits eine hohe Arbeitslosenquote haben, wie beispielsweise Mannheim, verzeichnen eine geringere Steigerung.
„Unter Berücksichtigung der aktuellen negativen konjunkturellen Einflüsse, sind die Folgen für den Arbeitsmarkt bisher insgesamt dennoch vergleichsweise gering.“

Mehr Menschen melden sich aus einer Beschäftigung arbeitslos
18.657 Menschen haben im Oktober aus der Arbeitslosigkeit heraus eine Beschäftigung aufgenommen, das waren 8,6 Prozent weniger als im Vormonat und ein Prozent weniger als im Vorjahr. Umgekehrt haben sich 23.495 Menschen im Anschluss an eine Beschäftigung arbeitslos gemeldet (2,8 Prozent mehr als im Vormonat, 3,6 Prozent mehr als im Vorjahr). Die Zahl der Langzeitarbeitslosen liegt mit 75.518 über dem Vorjahresniveau (im SGB III minus 5,1 Prozent und im SGB II plus 15,2 Prozent). 
In der Arbeitslosenversicherung (SGB III) ist der Bestand an gemeldeten Arbeitslosen um 1,7 Prozent gegenüber September gesunken. In der Grundsicherung (SGB II) ist der Bestand an gemeldeten Arbeitslosen um 1,3 Prozent gegenüber September gesunken. Aktuell werden 58,3 Prozent aller arbeitslos Gemeldeten in Jobcentern betreut.

Aktuelles aus den Jobcentern
Die längerfristige Zunahme der Arbeitslosigkeit in den Jobcentern ist auch weiterhin zu einem großen Teil auf die ukrainischen Geflüchteten zurückzuführen: Im Oktober 2023 waren rund 26.400 ukrainische Arbeitslose in den Jobcentern gemeldet, dies entspricht 18 Prozent aller Arbeitslosen im Rechtskreis SGB II. Und aktuell sind noch viele Ukrainerinnen und Ukrainer in Integrationskursen, die bis Jahresende enden werden. 

Entwicklung der Kurzarbeit
Ein Frühindikator für die Entwicklung am Arbeitsmarkt ist die Anzeige für Kurzarbeit: Gemessen an den Höchstständen während und nach Corona gehen die Anzeigen zwar zurück. Im Vergleich zu vor der Pandemie liegt das Niveau der Anzeigen etwas höher. Mit den Anzeigen signalisieren die Unternehmen, dass sie mit einem vorübergehenden Rückgang des Arbeitsvolumens von mehr als 10 Prozent für mindestens ein Drittel der Belegschaft rechnen. Im Oktober zeigten in Baden-Württemberg 501 Betriebe für 13.147 Beschäftigte Kurzarbeit an (vorläufige Daten, 01.10.2023. bis 26.10.2023, Datenstand 27.10.2023). Im September 2023 zeigten 439 Betriebe für 8.902 Beschäftigte Kurzarbeit an.