Die Arbeitsmarktprognose des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) Baden-Württemberg zeigt: Die Arbeitslosigkeit wird 2024 im Land prozentual stärker als in anderen Bundesländern steigen. Gleichzeitig zeigt eine neue IAB-Studie, dass die sogenannten „Transformationsberufe“ – Umweltschutz, Energie und Verkehr – ausgezeichnete Beschäftigungspotenziale aufweisen. Die Bundesagentur für Arbeit möchte neue Personengruppen für eine Beschäftigung in den Transformationsberufen gewinnen und so einen Beitrag zu einem höheren Transformationstempo in Baden-Württemberg leisten.
Baden-Württemberg hat im Vergleich zu anderen Bundesländern eine traditionell hohe Exportquote. Die Arbeitsmarktentwicklung im Land ist daher nicht nur abhängig von der aktuell schwachen Konjunktur im Inland, sondern auch von der unsicheren Wirtschaftsentwicklung in wichtigen Handelsländern wie den USA und China.
Das IAB prognostiziert, dass die Arbeitslosigkeit im Jahresschnitt in allen Bundesländern zunehmen wird. Für Baden-Württemberg wird unter anderem aufgrund seiner hohen Exportabhängigkeit ein überdurchschnittlicher Anstieg der Arbeitslosigkeit im Vergleich zu 2023 erwartet. Das IAB rechnet im Jahresschnitt mit knapp 262.000 Arbeitslosen (plus 6,6 Prozent). Die Arbeitslosenquote wird im Jahresschnitt den Prognosen zu Folge bei 4,1 Prozent liegen, plus 0,2 Prozentpunkte über dem Vorjahreswert. Nach Bayern ist dies die zweitniedrigste Quote aller Bundesländer.
Die regionalisierten IAB-Prognosen gehen im Mittelwert in allen Agenturbezirken von einem Anstieg der Arbeitslosigkeit aus. Die Spannweite liegt dabei zwischen plus 9,2 Prozent im Agenturbezirk Heilbronn und plus 3,6 Prozent im Agenturbezirk Ludwigsburg. Selbst bei einer besonders günstigen wirtschaftlichen Entwicklung wird nur in den Agenturbezirken Balingen, Ludwigsburg und Rottweil-Villingen-Schwenningen ein Rückgang der Arbeitslosigkeit erwartet.
Gleichzeitig zeigt eine neue IAB-Studie: Die Bereiche Umweltschutz, Energie und Verkehr – die sogenannten „Transformationsberufe“ – haben ein hohes Beschäftigungspotenzial in Baden-Württemberg. Rund 255.000 Beschäftigte sind 2022 in den Transformationsberufen in Baden-Württemberg tätig. Die Klimaschutzmaßnahmen, die Energie- und Verkehrswende sorgen für eine zunehmende Arbeitskräftenachfrage der Betriebe in den Bereichen Umweltschutz, Energie und Verkehr.
Dass die Beschäftigung in den Transformationsberufen nicht stärker wächst, liegt auch an der zunehmenden Arbeitsmarktanspannung[1]. Haupttreiber ist die wachsende Arbeitskräftenachfrage der Betriebe, deren Bedarf auf dem Arbeitsmarkt bislang nicht ausreichend gedeckt werden kann. Das heißt: Die ökologische Transformation in Baden-Württemberg wird auch aufgrund der hohen Arbeitsmarktanspannung abgebremst, so das Fazit des IAB.
„Wer sich für eine Karriere im Energie-, Umwelt- und Verkehrsbereich begeistert, hat in Baden-Württemberg ausgezeichnete Beschäftigungsperspektiven“, erklärt Martina Musati, Vorsitzende der Geschäftsführung der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit. „Könnten die Unternehmen im Land alle offenen Stellen besetzen, wäre das Transformationstempo in Baden-Württemberg deutlich höher. Die Bundesagentur für Arbeit setzt deshalb auch verstärkt auf Menschen, die sich um- oder neu orientieren wollen, insbesondere auch Frauen. Jede und jeder wird für die Transformation im Südwesten gebraucht.“
Die Zahl der Auszubildenden in den Transformationsberufen ist zwischen 2013 und 2022 um ca. 2.200 Personen (plus 14 Prozent) gewachsen. Das Ausbildungsgeschehen geht zwar in die richtige Richtung, allerdings reicht es nicht aus, um den Fachkräftebedarf der Unternehmen zu decken und die Transformation zu beschleunigen.
Die Transformationsberufe sind mit einem Anteil von nur acht Prozent weiblicher Beschäftigter überwiegend männlich geprägt. Der Anteil der neuen Beschäftigungsverhältnisse, für die Personen aus anderen Berufen gewonnen wurden, ist in den Transformationsberufen unterdurchschnittlich ausgeprägt. Lediglich die Umweltberufe haben einen deutlich überdurchschnittlichen Anteil von Rekrutierungen aus anderen Bereichen, so das Ergebnis der neuen IAB-Studie. Die Bundesagentur für Arbeit möchte hier ansetzen und insbesondere mehr Frauen, aber auch Menschen mit anderen Berufsabschlüssen, die sich neu orientieren oder umorientieren wollen, für eine Beschäftigung in den Transformationsberufen zu gewinnen.
Weitere Informationen:
Die Arbeitsmarktprognose des IAB für Baden-Württemberg finden Sie, gemeinsam mit den regionalen Prognosewerten, hier in Form eines Kurzberichts sowie eines Tabellenbands.
Den Bericht des IAB Baden-Württemberg zu den Beschäftigungschancen in den Transformationsberufen finden Sie hier.
Für Nachfragen stehen Ihnen das Team des IAB Baden-Württemberg unter folgenden Kontaktdaten zur Verfügung:
- IAB Prognosen:
Dr. Rüdiger Wapler, E-Mail: Tel.: 0711/941-1451 - Transformationsberufe:
Silke Hamann, E-Mail: Tel.: 0711/941-1424 und
Christian Faißt, E-Mail: Tel.: 0711/941-1455