Die Mobilitätswende geht uns alle an:

Gute Beschäftigungschancen im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV)

13.06.2024 | Presseinfo Nr. 27

Die ÖPNV-Strategie zur Erreichung der Klimaschutzziele sieht vor, dass bis 2030 deutlich mehr Baden-Württembergerinnen und Baden-Württemberger auf den umweltschonenden öffentlichen Nahverkehr umsteigen. Der ÖPNV ist ein attraktives, für das Funktionieren unseres Gemeinwesens unverzichtbares Berufsfeld. Er bietet sichere und sinnstiftende Tätigkeitsfelder. Die Mobilitätswende gelingt nur mit engagierten, gut ausgebildeten Fachkräften.

Ein Indikator für die Attraktivität des ÖPNV ist der überdurchschnittliche Anstieg der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung in der Branche um rund 10 Prozent in den letzten fünf Jahren. Zu den Kernberufen des ÖPNV zählen:

Die doppelte Herausforderung für den ÖPNV liegt zum einen in dem höheren Bedarf an Fachkräften für eine gelingende Mobilitätswende und zum anderen in der Nachrekrutierung zahlreicher Altersabgänge – der Babyboomer-Generation. Der Anteil älterer Beschäftigter ab 55 Jahren ist in den Kernberufen des ÖPNV mit über einem Drittel deutlich höher als im Durchschnitt aller Berufe (24 Prozent).  

Martina Musati, Vorsitzende der Geschäftsführung der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit, erklärt: „Der öffentliche Nahverkehr ist eine Zukunftsbranche, der zentrale Baustein für mehr nachhaltige und CO2-arme Fortbewegung und damit für mehr Klimaschutz. Die Berufe des ÖPNV gewinnen immer mehr an Bedeutung. Wer für Bus und Bahn arbeitet, gestaltet die Mobilitätswende aktiv mit und arbeitet vor allem für die Menschen in Baden-Württemberg.“

Winfried Hermann, Verkehrsminister in Baden-Württemberg, sagt: „Für den Ausbau des ÖPNV braucht es genügend Fachkräfte, die Busse und Bahnen fahren, warten und verwalten können. Auch in den Ingenieursbüros und in kaufmännischen und IT-Tätigkeiten grassiert in der Branche der Personalmangel. Im Frühjahr hat sich deshalb auf Initiative des Landes das Fachkräftebündnis für den öffentlichen Verkehr gegründet. Gemeinsam arbeiten wir hier daran, die Berufsbilder im ÖPNV bekannter zu machen, die Rahmenbedingungen zu verbessern, um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen und langfristig zu binden. Denn klar ist: Ohne sie gelingt uns die Mobilitätswende nicht.“


Die zentralen Stellschrauben zur Fachkräftesicherung sind:

  • Mehr junge Menschen für eine Ausbildung im ÖPNV gewinnen: Die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen in den ÖPNV-Berufen ist groß. Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen in diesen Berufen ist allein zwischen 2022 und 2023 um 30 Prozent gestiegen. Damit liegt die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen pro gemeldetem Bewerber aktuell bei 4,6 (alle Berufe: 1,5). Über berufliche Orientierung, Praktikumsangebote und Bildungspartnerschaften muss es gelingen, mehr junge Menschen für eine Ausbildung im ÖPNV zu begeistern.
     
  • Mehr Frauen für die ÖPNV-Berufe begeistern: Der Frauen-Anteil in den ÖPNV-Berufen liegt aktuell aus unterschiedlichen Gründen noch bei acht Prozent (alle Berufe: 45 Prozent). Ein stärkeres Angebot von Teilzeit-Ausbildungen, eine gezielte Ansprache von Frauen, die wieder in den Beruf einsteigen möchten, sowie flexiblere Arbeitszeitmodelle zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf können einen Beitrag leisten, um mehr Frauen für die Berufe des öffentlichen Verkehrs zu gewinnen.
     
  • Quereinstieg – Mit Qualifizierung mehr Menschen für die ÖPNV-Berufe gewinnen: In den ÖPNV-Kernberufen sind 2023 rund 4.800 Eintritte in berufliche Weiterbildungsmaßnahmen erfolgt, davon der Großteil in der Fahrzeugführung im Straßenverkehr. Damit gab es in den ÖPNV-Kernberufen gegenüber 2022 eine Steigerung von acht Prozent. Erfreulich ist, dass beim Beruf Bus- und Straßenbahnfahrer*in die Steigerung bei 10 Prozent lag. Diese Qualifizierungsoffensive gilt es weiter fortzusetzen.
     
  • Die Möglichkeiten des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes nutzen: 36 Prozent der Beschäftigten in der Fahrzeugführung haben eine ausländische Staatsangehörigkeit. Der Ausländeranteil ist hier überdurchschnittlich hoch (alle Berufe: 19 Prozent). Das zeigt: Im ÖPNV gelingt die berufliche und soziale Integration von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern mit ausländischen Wurzeln. Im vom Ministerium für Verkehr initiierten Modellprojekts „Qualifizierung Geflüchteter zu Triebfahrzeugführer*innen“, das gemeinsam mit der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit und weiteren Eisenbahnverkehrsunternehmen gestartet wurde, haben über 40 Geflüchtete eine Ausbildung zum Triebfahrzeugführer absolviert oder sind derzeit noch dabei.

Hintergrundinformationen:

Ende März 2024 hat sich das „Fachkräftebündnis für den öffentlichen Verkehr Baden-Württemberg“ gegründet. Das Bündnis besteht derzeit aus 16 Institutionen. Neben dem Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg und der Verbände des ÖPNV bringt sich die Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit als erste Dienstleisterin auf dem Arbeitsmarkt mit ihrer Expertise und ihrem breiten Instrumentenkasten in das Bündnis ein mit dem gemeinsamen Ziel, den Fachkräftemangel im ÖPNV zu bekämpfen und zum Erfolg der Verkehrswende beizutragen.

Die Strategien zur Fachkräftesicherung im ÖPNV sind auch Thema der Veranstaltung „MobilitätsIMPULSE“, die am 17. Juni 2024 unter zentraler Mitwirkung von Winfried Hermann MdL, Minister für Verkehr Baden-Württemberg, und Martina Musati, Vorsitzende der Geschäftsführung der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit, stattfindet. Motto der Veranstaltung ist: „Fachkräfte für Verkehrswende dringend gesucht!“.