„Im April waren in Bayern 217.575 Personen arbeitslos gemeldet. Das heißt, im Zuge der fortschreitenden Frühjahrsbelebung ist die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vormonat erneut um 12.667 Personen bzw. 5,5 Prozent saisonüblich zurückgegangen. Auch das Vorjahresniveau wird um deutliche 64.607 Personen bzw. 22,9 Prozent unterschritten. Die Arbeitslosenquote liegt mit 2,9 Prozent um 0,1 Prozentpunkte unter dem Vormonatswert. Im Vergleich zum Vorjahr können wir sogar von einem Rückgang um 0,8 Prozentpunkte berichten. Die Arbeitslosenquote liegt damit wieder unter der 3-Prozentmarke; darüber freue ich mich sehr“, so Ralf Holtzwart, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Bayern.
Arbeitslosenzahl im April: - 12.667 auf 217.575 (-5,5 Prozent)
Arbeitslosenzahl im Vorjahresvergleich: - 64.607 (- 22,9 Prozent)
Arbeitslosenquote gegenüber Vormonat: - 0,1 Prozentpunkte auf 2,9 Prozent
Arbeitslosenquote gegenüber Vorjahr: - 0,8 Prozentpunkte
"Erfreulich ist ebenso, dass die Arbeitslosenquote der Ausländer mit einem Minus von 2,4 Prozentpunkten zum Vorjahr den stärksten Rückgang aufweist. Im April sind noch 67.315 Ausländer arbeitslos gemeldet, das sind 23.137 bzw. 25,6 Prozent weniger als noch vor einem Jahr. Allerdings gilt es hierbei zu beachten, dass diese Personengruppe besonders stark von den Auswirkungen der Krise betroffen war und deshalb der Rückgang nun auch stärker ausfällt“, so Holtzwart.
„Besonders erfreulich ist aber, dass sich der Abbau der Arbeitslosigkeit in allen betrachteten Personen- und Altersgruppen sowie in beiden Rechtskreisen abzeichnet“, erläutert Holtzwart weiter.
„Zur Unterbeschäftigung zählen nach vorläufigen hochgerechneten Daten im aktuellen Monat 289.373 Personen (ohne Kurzarbeit). Das Minus zum Vorjahresmonat April 2021 von 68.152 weist im Vergleich ein größeres absolutes Minus aus als die Arbeitslosigkeit (-64.607). Grund dafür: Im April 2022 haben 8.594 bzw. 8,9 Prozent weniger Menschen an einer arbeitsmarktpolitischen Maßnahme teilgenommen. Bei gleichbleibender Entlastung durch Fördermaßnahmen, Personen im Krankenstand und Sonderstatus wäre die Arbeitslosenzahl also noch niedriger", so Holtzwart.
Bestand an gemeldeten Stellen liegt deutlich über dem Vorkrisenniveau
„Bei den Bestandszahlen an offenen Stellen, die den bayerischen Arbeitsagenturen und gemeinsamen Einrichtungen gemeldet wurden, können wir einen Höchstwert von 154.238 Stellen melden. Im Vergleich zum Vorjahr ist dies eine deutliche Zunahme um 49.388 bzw. 47,1 Prozent. Trotz der aktuellen Herausforderungen suchen die Unternehmen im Freistaat mehr und mehr nach Arbeitskräften. So wurden im April 32.935 Stellen gemeldet, das sind 4.063 bzw. 14.1 Prozent mehr als noch im Monat zuvor. Seit Jahresbeginn haben die bayerischen Arbeitgeber 119.841 Stellen gemeldet, im Vergleich zum Vorjahresmonat entspricht dies einem Plus von 25.048 (26,4 Prozent).
Bei den neu gemeldeten Arbeitsstellen zeigen sich allerdings starke Unterschiede zwischen den einzelnen Branchen: Über alle Branchen hinweg liegt die Zahl der bei Agenturen für Arbeit und Jobcentern in gemeinsamer Einrichtung seit Jahresbeginn neu gemeldeten Stellen um mehr als ein Viertel über dem Vorjahresniveau.
Den größten absoluten Anstieg an neuen Stellenangeboten seit Jahresbeginn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verzeichnet mit über 5.600 Stellenmeldungen das Verarbeitende Gewerbe. Relativ gesehen fällt der Anstieg in der Land-, Forstwirtschaft und Fischerei mit 166,5 Prozent am stärksten aus – beeinflusst die absolute Entwicklung aber nur geringfügig. Dagegen liegen die Stellenmeldungen seit Jahresbeginn in der Arbeitnehmerüberlassung und im Baugewerbe unter dem Vorjahresniveau.
„Der Bestand an gemeldeten Stellen liegt also nicht nur deutlich über dem Vorjahreswert, sondern auch deutlich über dem Vorkrisenniveau. So waren es im April 2019 lediglich 128.260 Stellen. Unsere Herausforderung ist und bleibt es, die hohe Nachfrage der bayerischen Unternehmen nach Arbeitskräften bestmöglich zu bedienen. Gleichzeitig können wir den Unternehmen die benötigte Arbeitskraft nicht mehr anbieten. Deswegen bleiben Stellen länger vakant. Die Unternehmen suchen vorwiegend Fachkräfte, auf der anderen Seite haben 100.501 von 217.575, d.h. 46,2 Prozent der Arbeitslosen keine abgeschlossene Berufsausbildung. Wir investieren genau deshalb in die Qualifizierung von Arbeitslosen und Beschäftigten, denn Qualifizierung ist die beste Arbeitslosenversicherung“, erläuterte Holtzwart.
Das Beschäftigungswachstum setzt sich fort
Aktuellen Hochrechnungen zufolge stieg die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung im Februar 2022 im Vergleich zum Vormonat um 11.900 Personen bzw. 0,2 Prozent auf 5.807.900 Beschäftigte an. Das Beschäftigungswachstum zeigt sich noch deutlicher im Vorjahresvergleich: Im Februar 2022 waren 118.500 Personen bzw. 2,1 Prozent mehr Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt als im letzten Jahr.
„Der eher leichte Beschäftigungsanstieg von Januar auf Februar bewegt sich im üblichen Rahmen. Grund dürfte der milde Winter gewesen sein, der in saisonabhängigen Branchen für einen frühzeitigeren Beschäftigungsschub sorgte. Vom Wachstum profitieren eine Vielzahl an Branchen.
In der Entwicklung der Beschäftigten-Zahlen nach Branchen zum Vorjahr spiegeln sich Aufholeffekte des pandemiebedingten Beschäftigungs-Minus und langfristige Trends wider.
Mit einem Plus von 12,5 Prozent bzw. 12.000 von Februar 2021 zu Februar 2022 übertrifft die Zahl der Beschäftigten in der Zeitarbeit wieder das Niveau von vor der Pandemie.
Die Beschäftigungs-Entwicklung im Verarbeitenden Gewerbe hingegen stagniert. Zum Vorjahresmonat bleibt die Beschäftigten-Zahl fast unverändert und im Vergleich zum Februar 2020 ergibt sich sogar ein Minus von rund 32.000. Trotz einem Plus im Vergleich zum Vorjahresmonat, liegt die Zahl der Beschäftigten in der Gastronomie ebenfalls noch deutlich unter dem Niveau vor der Pandemie (rund -17.000 – Februar 2020).
Ein durch die Pandemie kaum gebremstes Wachstum zeigt sich in vielen Dienstleistungsbranchen, vor allem im Bereich der Immobilien, freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen; Information und Kommunikation sowie im Gesundheitswesen.“, erläuterte Holtzwart.
Auch positive Entwicklungen auf dem Ausbildungsmarkt
Der Ausbildungsvermittlung der BA wurden von Oktober 2021 bis April 2022 in Bayern insgesamt 88.525 Berufsausbildungsstellen gemeldet. Das sind 5,2 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber, die in diesem Zeitraum die Ausbildungsvermittlung der bayerischen Agenturen und Jobcenter in gemeinsamer Einrichtung bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz eingeschaltet haben, lag bei 51.755 und damit in etwa auf dem Vorjahresniveau.
„Das Bewerber-Stellen-Verhältnis ist daher aus Sicht der Ausbildungsplatzsuchenden weiterhin positiv: Auf 10 gemeldete Bewerberinnen und Bewerber kamen im bayernweiten Durchschnitt rund 17 gemeldete Ausbildungsstellen“, so Holtzwart zu den aktuellen Entwicklungen am Ausbildungsmarkt.
Krieg in der Ukraine
Angesichts der stabilen Verfassung des Arbeitsmarkts erwartet das IAB vorerst kein Einknicken der Arbeitsmarktentwicklung, es zeigen sich aber zunehmend dämpfende Effekte. Das IAB-Arbeitsmarktbarometer blieb im März auf positivem Stand. Der Ifo-Geschäftsklima-Index hingegen gibt im März deutlich nach. Mit der derzeitigen Geschäftslage waren die teilnehmenden Unternehmen spürbar weniger zufrieden als noch im Monat zuvor. Saldenwert aktuell + 24,3, Vormonat 31,9.
Inwieweit die Geflüchteten aus der Ukraine für den Arbeitsmarkt in Bayern eine längerfristige Bedeutung haben, hängt von den Entwicklungen in der Ukraine ab. Sollte sich eine baldige Rückkehr der Kriegsflüchtlinge in die Ukraine als unrealistisch erweisen, stellt sich die Frage, wie eine Integration der Geflüchteten in die deutsche Gesellschaft, aber auch in den Arbeitsmarkt mittelfristig gelingen kann, auch wenn aktuell vordringlich noch humanitäre Fragen im Vordergrund stehen.
Grundsätzlich bringen die erwachsenen Geflüchteten aus der Ukraine gute Voraussetzungen für die Arbeitsmarktintegration mit: So ist der Anteil der Hochschulabschlüsse in der Ukraine höher als in Deutschland. Das liegt aber auch daran, dass viele Qualifikationen, die bei uns im dualen Ausbildungssystem erworben werden, dort an Hochschulen erlernt werden. Im Vergleich zu vielen anderen Migrantengruppen können wir bei den Ukrainerinnen von einem hohen Bildungsniveau sprechen. Es üben zwar 30 Prozent der ukrainischen Arbeitskräfte in Deutschland komplexe Experten- und Spezialisten-Tätigkeiten aus, aber auch 30 Prozent Helfer- und Anlerntätigkeiten. Dennoch sind die mittel- und langfristigen Integrationsperspektiven vergleichsweise günstig – wenn die Menschen aus der Ukraine hier bleiben wollen oder müssen.
Ukrainische Frauen im erwerbsfähigen Alter könnten also teilweise helfen, die hiesigen Engpässe in akademischen, technischen und medizinischen Berufen zu verringern,
so das IAB in einem aktuellen Forumsbeitrag (https://www.iab-forum.de/viele-gefluechtete-ukrainerinnen-koennten-mittelfristig-in-engpassberufen-unterkommen/).
In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass insbesondere auch die Anerkennung ausländischer Bildungsabschlüsse und die Sprachkenntnisse wichtige Barrieren darstellen, um am deutschen Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Die Erfahrungen mit bislang nach Deutschland zugezogenen Ukrainerinnen und Ukrainern zeigen jedoch, dass das Niveau der Deutschsprachkenntnisse relativ schnell mit der Aufenthaltsdauer steigt (IAB-Forschungsbericht 2/2022). Auch deshalb geht das IAB in einer aktuellen Prognose von einem weiteren Rückgang der Arbeitslosigkeit aus, jedoch verlangsamt.
Wir bieten gute Unterstützungsangebot für ukrainische Geflüchtete
„Zunächst möchte ich alle Arbeitsmarktpartner bitten, auf die Unterstützungsangebote der Bundesagentur für Arbeit hinzuweisen. Aktuell sind wir in Vorbereitung verschiedener Kanäle, die wir zur Information der geflüchteten Menschen nutzen möchten. So sind Internet-Sonderseiten (Landing Pages) für Geflüchtete aus der Ukraine auf Deutsch, Ukrainisch, Russisch und Englisch abrufbar https://www.arbeitsagentur.de/ukraine bzw. https://www.arbeitsagentur.de/ua/ua/ukraine.
Auch haben wir unser Angebot der externen Dolmetscher-Telefon-Hotline ausgebaut. Die Sprache „Ukrainisch“ steht für beide Rechtskreise innerhalb von 30 Minuten zur Verfügung.
Zusätzlich haben wir eine Beratungs-Hotline eingerichtet, die ukrainische Flüchtlinge unterstützen soll. Unter dieser Nummer stehen Mitarbeitende der Agentur für Arbeit bereit, die Ukrainisch oder Russisch sprechen: Hilfetelefon 0911/178-7915.
Erstinformationen für geflüchtete Menschen aus der Ukraine in den Erstaufnahmeeinrichtungen, Agenturen für Arbeit oder bei weiteren Netzwerkpartnern zum Unterstützungsangebot der BA und weiteren relevanten Informationen zum Arbeitsmarkt in Bayern und Deutschland, möchten wir schnellstmöglich zur Verfügung stellen. Deshalb werden wir zu den o. g. Kanälen über verschiedene Social-Media-Kanäle wie Twitter und Facebook gezielt Informationen für geflüchtete Menschen verbreiten, insbesondere auch für diejenigen, die privat untergekommen und nicht über die Erstaufnahmeeinrichtungen erreichbar sind. Hier ist es wichtig, Desinformation zu vermeiden, die richtigen Ansprechpersonen und Institutionen zu benennen und auf gute Unterstützungsangebote hinzuweisen.
Soweit Geflüchtete Interesse an Beratung und Vermittlung bzgl. Beschäftigung und zum Arbeitsmarktzugang haben, unterstützen die Agenturen für Arbeit schnellstmöglich mit ihrem Dienstleistungs- und Förderangebot. Der Beratung in Richtung einer qualifikationsgerechten Beschäftigung wird hierbei eine besondere Bedeutung zukommen.
Kinderbetreuung (Kindertageseinrichtungen und Schule), Sprachkurse und die Anerkennung beruflicher Abschlüsse sind wichtige Rahmenbedingungen.
Der Bedarf für neue Förderinstrumente oder ein Sonderprogramm besteht aus arbeitsmarktpolitischer Sicht nach aktuellem Stand nicht, da ausreichend Möglichkeiten mit dem Regelinstrumentarium zur Verfügung stehen.
Unternehmen die Arbeitskräfte suchen und gerne auch ukrainische Flüchtlinge einstellen möchten, steht die Stellenbörse der Bundesagentur zur einfachen und kostenfreien Nutzung zur Verfügung. Im Übrigen zählt unsere Stellenbörse zu den größten in ganz Deutschland. Menschen die eine Beschäftigung suchen, können hier ohne zusätzliche Kosten eine passende Stelle finden. Gerne beraten wir hierzu auch direkt vor Ort und unterstützen auch dann, wenn die Stelle nicht zu hundert Prozent passt u.a. mit Leistungen aus dem Qualifizierungschancengesetz oder berufsbezogenen Sprachkursen“, so Holtzwart.
Proaktiv und mit den Netzwerken unterstützen
„Gemeinsam mit unseren Partnerinnen sind wir proaktiv und bereiten uns in den Regionen intensiv auf die ukrainischen Flüchtlinge vor, die nach und nach in Bayern eintreffen. Wir greifen hier auf funktionierende und tragfähige Strukturen und Prozesse zurück u.a. bei der Zusammenarbeit mit den lokalen Ausländerbehörden. Aufgrund der geänderten Zuständigkeit ab 1.6.2022 (Übergang vom Asylbewerberleistungsrecht zum Sozialgesetzbuch II bzw. XII) sind mehr und mehr Menschen in den Jobcentern. Die Zuständigkeit geht somit an die Jobcenter über. Vor Ort finden aktuell schon viele Abstimmungsgespräche der Kommunen mit den Jobcentern statt. Alle Beteiligten möchten hier eine möglichst pragmatische Lösung der Zusammenarbeit finden. Themen wie zeitliche Übergabe, Erstellung von Kurzanträgen, Informationsmaterialien, Erreichbarkeit der geflüchteten, mögliche Übergabe der Daten die im Rahmen der Registrierung erfolgt sind (Stichwort: Sozialdatenschutz) sind hier u.a. die aktuell wichtigen Themen.
Auch wenn die Zahlen täglich steigen, sind aktuell noch wenige ukrainische Geflüchtete arbeitslos, arbeitssuchend oder ratsuchend bei den Arbeitsagenturen und Jobcentern gemeldet (Einreise ab 24.02.2022). Ich kann für die Arbeitsagenturen im Freistaat sagen, dass wir gut vorbereitet und im stetigen Austausch mit unseren Netzwerken vor Ort sind und wir bestmöglich unterstützen möchten. Wir möchten hier eine proaktive und keine reaktive Rolle einnehmen“, erläuterte der Chef der bayerischen Arbeitsagenturen Holtzwart.
Auswirkungen des Ukraine-Kriegs auf Kurzarbeitergeld Anzeigen noch moderat
Der Gesetzgeber hat die Verlängerung der Sonderregelungen für die Kurzarbeit bis zum 30.06.2022 beschlossen. Die generelle Erstattung der Sozialversicherungsbeiträge ist zum 31. März 2022 ausgelaufen.
Ausnahme: Die Sozialversicherungsbeiträge werden für die ausgefallenen Arbeitsstunden bis maximal Juli 2023 zur Hälfte erstattet, wenn die Kurzarbeit mit einer beruflichen Weiterbildung verbunden wird, die bestimmte Voraussetzungen erfüllt. Die wichtigsten Informationen zum Kurzarbeitergeld und zur Qualifizierung während Kurzarbeit sind auf den Seiten der Bundesagentur für Arbeit zusammengestellt: Corona-Virus: Informationen für Unternehmen zum Kurzarbeitergeld.
Zu befürchten ist aus heutiger Sicht ein Anstieg in den Branchen Maschinenbau, Kfz inkl. Zulieferer, Chemie und Zeitarbeit. Erste Szenarien, die unter Beratung des IAB erstellt wurden, deuten darauf hin, dass KuG-Anzeigen und KuG-Anträge auf höherem Niveau bleiben.