„Wir blicken im zweiten Corona Jahr auf eine gute Entwicklung zurück. Die Folgen aus dem Vorjahr waren zwar noch spürbar, doch hat der bayerische Arbeitsmarkt sehr deutlich gezeigt, wie aufnahmefähig und robust er ist. Im Durchschnitt waren im letzten Jahr 262.186 Menschen im Freistaat arbeitslos, 12.889 bzw. 4,7 Prozent weniger als 2020. Im Rückblick auf die Vorkrisenjahre ist die Arbeitslosenquote fünf Jahren in Folge bis 2019 stetig zurückgegangen (2019 auf 2,8 Prozent). Die Arbeitslosenquote ist 2021 gesunken und lag bei durchschnittlich 3,5 Prozent. Trotz der im Oktober festgelegten Regelungen der Bundes- bzw. bayerischen Landesregierung, die die Branchen sehr unterschiedlich getroffen hat, vor allem aber das Hotel- und Gastrogewerbe sowie den Handel und den Tourismus, erholte sich der bayerische Arbeitsmarkt weiter. So gut, dass die Arbeitslosenquote ab Oktober bis Dezember unter die Drei-Prozent Marke gesunken ist. Kein anderes Bundesland konnte einen solch guten Wert vermelden.
Der Arbeitsmarkt im Freistaat ist angesichts des wirtschaftlichen Schocks im Jahre 2020, ausgelöst durch die Pandemie, im Bundesvergleich sehr robust und weiter auf Erholungskurs. Unterstützt hat diese positive Entwicklung natürlich auch der massive Einsatz von Kurzarbeit. Kurzarbeit hat den Arbeitsmarkt stabilisiert und so Beschäftigung gesichert und eine höhere Arbeitslosigkeit verhindert", bilanzierte der Chef der Regionaldirektion Bayern der Bundesagentur für Arbeit, Ralf Holtzwart.
Arbeitslosenzahl im Jahresdurchschnitt 2021: 262.186
Arbeitslosenzahl im Vorjahresvergleich: -12.889 (-4,7 Prozent)
Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt 2021: 3,5 Prozent
Arbeitslosenquote im Vorjahresdurchschnitt: 3,6 Prozent
"Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist mit rund 5,75 Millionen Personen im Vergleich zu 2020 wieder gestiegen. Der rückläufige Beschäftigungstrend, der strukturbedingt bereits vor der Krise eingesetzt hat, wurde im ersten Jahr der Pandemie zunächst verstärkt. Jedoch gab es auf dem bayerischen Arbeitsmarkt 2021 Nachholbedarf und die Nachfrage nach Arbeitskräften ist ab Herbst 2021 wieder deutlich gestiegen, was sich zu Beginn des Jahres noch nicht abzeichnete. Die Bayerischen Unternehmen haben im letzten Jahr insgesamt 333.928 Arbeitsstellen gemeldet, das sind mehr als im Vorkrisenjahr (333.900). Im Durchschnitt befanden sich 119.158 Arbeitsstellen im Stellenpool", sagte Holtzwart weiter.
Wer war im zweiten Jahr der Krise noch immer besonders betroffen?
Seit Jahresbeginn haben insgesamt 368.405 Menschen ihre Beschäftigung verloren (Zugang aus Erwerbstätigkeit) und sind dadurch arbeitslos geworden. Gleichzeitig haben 331.640 Arbeitslose in der gleichen Zeit eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung aufgenommen und konnten so ihre Arbeitslosigkeit beenden. Betrachtet man die einzelnen Personengruppen, so gibt es drei Gruppen, die besonders betroffen sind.
Im letzten Jahr waren 81.958 Ausländer betroffen. Dies entspricht einem Anteil von 31,3 Prozent an allen Arbeitslosen. Diese Zahl geht zwar im Vergleich zum Vorjahr wieder zurück (-4.351 bzw. -5,0 Prozent), bleibt aber auf einem höheren Niveau.
Die zweite Gruppe sind die Langzeitarbeitslosen. Sie zählen mit zu dem am stärksten von der Corona-Krise betroffen Personenkreis. Ihr Anteil an allen Arbeitslosen ist mit 27,3 bzw. 71.582 Arbeitslosen recht hoch. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl der Langzeitarbeitslosen um 37,6 Prozent (+19.576), im Vergleich zum 2019 ist die Zahl sogar um 62,9 Prozent bzw. 27.628 gestiegen.
Insgesamt ist die Arbeitslosigkeit im Bereich der Grundsicherung von 2020 auf 2021 um 8.316 bzw. 8,1 Prozent gestiegen, die Anzahl der Langzeitarbeitslosen ist hingegen in der Grundsicherung um 38,5 angestiegen. Das führen wir u.a. darauf zurück, dass die Unterbrechungstatbestände der Arbeitslosigkeit wie u.a. Teilnahme an Maßnahmen oder Arbeitsunfähigkeiten während der Pandemie erstmal weggefallen sind und Kunden:innen aus dem Bereich der Arbeitslosenversicherung nach einem Jahr in den Bereich der Grundsicherung übergetreten sind.
Auch ältere Menschen ab 50 Jahren und älter, sind von den Auswirkungen der Corona-Pandemie stärker betroffen. Im Jahr 2021 waren im Schnitt 101.699 Menschen arbeitslos. Das sind 3.841 bzw. 3,9 Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 gab es hier sogar einen Anstieg um 22.851 bzw. 29 Prozent.
Kurzarbeit stabilisiert den Arbeitsmarkt
"Die Kurzarbeit war zu Beginn der Pandemie eine stabile Brücke für die Unternehmen im Freistaat und somit eine große Stütze für den Arbeitsmarkt. Der hohe Einsatz von Kurzarbeit hat dafür gesorgt, dass die Beschäftigung nur gering eingebrochen ist. Das Instrument zeigt nach wie vor Wirkung und federt die Beschäftigungsverluste in einigen Branchen ab. In den Monaten der Stabilisierung und Entspannung ist parallel zur Kurzarbeit auch die Arbeitslosigkeit zurückgegangen. Die Unternehmen konnten so ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gleich nach dem Lockdown wieder verstärkt einsetzen. Wichtig ist bei alledem, dass Unternehmen die Zeiten der Kurzarbeit auch für die Qualifizierung ihrer Beschäftigten nutzen, um sich so fit für die Zukunft zu machen. Davon betroffen sind vor allem die Betriebe, bei denen der Transformationsdruck durch die Pandemie noch erhöht bzw. beschleunigt wurde. Wir beraten Unternehmen und erarbeiten gemeinsam mit ihnen einen Qualifizierungsweg, der die Kurzarbeit bestmöglich mit der Qualifizierung vereinbart. Weiter unterstützen wir im Rahmen des Qualifizierungschancengesetzes auch die Finanzierung der Weiterbildung" betonte Holtzwart.
Mehr dazu finden Sie auch unter https://www.arbeitsagentur.de/unternehmen/finanziell/foerderung-von-weiterbildung
Das Kurzarbeitergeld war und ist in der aktuellen Lage ein wichtiger Baustein zur Bewältigung der Krise. Durch den Einsatz von Kurzarbeit konnten Unternehmen ihr Personal halten und je nach Auftragslage flexibel einsetzen. Im Januar 2021 haben 71.926 Betriebe in Bayern Kurzarbeitergeld für 574.861 Beschäftigte erhalten. Im August wurde nur noch an 37.791 Unternehmen für 260.021 Beschäftigte Kurzarbeitergeld ausgezahlt. Die höchste Inanspruchnahme ist auf das Verarbeitende Gewerbe, den Handel sowie das Gastgewerbe zurückzuführen.
Zum Jahresende hat sich die Lage wieder etwas verändert. Viele Unternehmen haben aufgrund der unsicheren pandemiebedingten Lage sicherheitshalber wieder Kurzarbeit angezeigt. Allerdings fiel der prognostizierte Anstieg weit weniger stark aus als erwartet. Aktuelle Zahlen dazu erwarten wir Ende Januar.
Wo die Beschäftigung in Bayern gestiegen ist und wo sie zurückgegangen ist
Am 30. Juni 2021, dieser Stichtag stellt den letzten mit endgültigen Werten vorliegenden Stichtag dar und wird gewöhnlich als Jahreswert herangezogen, waren 5.749.848 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Die Beschäftigung ist damit im Vergleich zum Vorjahr um 67.711 bzw. 1,2 Prozent gestiegen. Beschäftigungsrückgänge weisen vor allem die Bereiche Bergbau, Energie- bzw. Wasserversorgung und Entsorgungswirtschaft, das Gastgewerbe und die sonstigen Dienstleistungen (Private Haushalte) auf.
"Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung insgesamt überschreitet nicht nur das Vorjahresniveau, sondern auch den Stand der Beschäftigung des Vorkrisenjahres.
Die Beschäftigungsentwicklung im Freistaat ist sehr heterogen, das hat sich auch während der Pandemie so gezeigt.
Der rückläufige Beschäftigungstrend, der strukturbedingt bereits vor der Krise eingesetzt hat, wurde im ersten Jahr der Pandemie zunächst verstärkt. Die Betriebe hatten jedoch Nachholbedarf. So stieg die Nachfrage nach Arbeitskräften ab Herbst 2021 wieder deutlich, was sich zu Beginn des Jahres noch nicht abzeichnete. Insgesamt haben die bayerischen Unternehmen im letzten Jahr 333.928 Arbeitsstellen gemeldet, das sind mehr als im Vorkrisenjahr (333.900). Im Durchschnitt befanden sich 119.158 Arbeitsstellen im Stellenpool.
Unternehmen, die bisher weniger von der strukturellen Transformation betroffen waren, konnten einen Beschäftigungswachstum verzeichnen. Insbesondere in der Öffentlichen Verwaltung, in der Dienstleistungsbranche, sowie der Informations- und Kommunikationsbranche sind mehr Menschen beschäftigt. Auch die Arbeitnehmerüberlassung stellt wieder verstärkt ein. Im Vergleich zum Vorjahr sind hier 12.701 bzw. 13,8 Prozent mehr Menschen beschäftigt", erklärte Holtzwart.
Fachkräftesicherung wird uns im Jahr 2022 weiter intensiv beschäftigen
„Auch wenn die Anzahl der Stellen im Stellenpool der Bundesagentur für Arbeit steigt, ist das nicht nur ein gutes Signal. Es gelingt uns nicht bei allen Stellen sie zeitnah zu besetzen. Unter den Arbeitslosen sind nicht immer die passgenauen Fachkräfte zu finden. Für die bei uns gemeldeten Stellen gibt es arbeitgeberseitig das Anforderungsniveau „Fachkraft“, das sind rund 80 Prozent. Die gemeldeten Arbeitslosen sind zu knapp 51 Prozent Fachkräfte, zu 45,9 Prozent Helfer. Im Schnitt dauert es 121 Tage, bis eine Stelle besetzt ist. Die längsten Vakanzzeiten gibt es im Baugewerbe mit 219 Tagen, im Bereich der Exterritoriale Organisationen und Körperschaften* mit 152, sowie im Bereich Information und Kommunikation mit 141.
Das Thema Fachkräftebedarf und Qualifizierung von Arbeitslosen aber auch von Beschäftigten in den Unternehmen wird immer wichtiger. Hier können wir als Bundesagentur sehr gut unterstützen. Wir qualifizieren Arbeitslose, dass sie auf die Stellen der Unternehmen passen. Wir beraten und finanzieren aber auch Betriebe im Rahmen des Qualifizierungschancengesetzes, damit sie ihre Beschäftigte entsprechend der Anforderungen der Zukunft weiterqualifizieren können", sagte Holtzwart weiter.
*Diese Unterklasse umfasst: – Tätigkeiten internationaler Organisationen wie der Vereinten Nationen und ihrer Sonder- oder Regionalorganisationen usw., des Internationalen Währungsfonds, der Weltbank, der Weltzollorganisation, der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, der Organisation Erdöl exportierender Länder, der Europäischen Gemeinschaften, der Europäischen Freihandelsassoziation usw. – Tätigkeiten von diplomatischen und konsularischen Vertretungen fremder Staaten.