Daten im Überblick
Arbeitslosenzahl im September: -3.709 auf 249.243 (-1,5 Prozent)
Arbeitslosenzahl im Vorjahresvergleich: +7.989 (+3,3 Prozent)
Arbeitslosenquote gegenüber Vormonat: -0,1 Prozentpunkte auf 3,3 Prozent
Arbeitslosenquote im Vorjahr: 3,2 Prozent
Arbeitslosigkeit
„Erwartungsgemäß ist die Zahl der Arbeitslosen im September gesunken und zwar auf 249.243 Personen. Viele ehemalige Schüler:innen und Studierende treten in diesen Tagen eine Ausbildung oder Beschäftigung an und melden sich aus der Arbeitslosigkeit ab. So geht in der Gruppe der 15- bis 25-Jährigen die Arbeitslosigkeit um 2.547 bzw. 8,8 Prozent deutlich zurück. Das wirkt sich auch auf den Gesamtbestand der Arbeitslosen aus, der ebenfalls im Vergleich zum August um 3.709 Personen bzw. 1,5 Prozent zurückgeht.
Im Vorjahresvergleich stieg die Arbeitslosigkeit allerdings um insgesamt 7.989 Menschen bzw. 3,3 Prozent.
Die Arbeitslosenquote liegt aktuell bei 3,3 Prozent, das ist ein Rückgang um 0,1 Prozentpunkte im Vergleich zum August. Im Vorjahresvergleich steigt die Quote um 0,1 Prozentpunkte“, erklärte Klaus Beier, stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Bayern der Bundesagentur für Arbeit.
Klammert man den Personenkreis der geflüchteten Ukrainer:innen (30.665) bei der Betrachtung der Arbeitslosenzahlen aus, zeigt sich, dass die Entwicklung der Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vorjahr besser ausfallen würde. Allerdings sieht man, dass das Minus bei der Arbeitslosigkeit gesamt, seit April 2022 jedoch jeden Monat kleiner geworden ist. So ging die Zahl der Arbeitslosen ohne die Ukrainer:innen im April 2022 um 23,0 Prozent zurück, im September 2022 dagegen nur noch um 8,9 Prozent.
„Diese weniger günstige Entwicklung am Arbeitsmarkt zeigt eine konjunkturelle Eintrübung, die ihre Ursachen in den Auswirkungen des Ukrainekrieges auf die deutsche und globale Wirtschaft hat. Die aktuelle Entwicklung im Energiesektor zeigt hier allerdings noch keine Auswirkung auf den bayerischen Arbeitsmarkt“, führt Beier weiter aus.
Unterbeschäftigung geht zurück
„Die Zahl der Unterbeschäftigung, die auch Personen in arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen und mit Sonderstatus erfasst, beträgt im September 321.867. Im Vorjahresvergleich stieg die Unterbeschäftigung mit einem Plus von 14.748 bzw. 4,8 Prozent stärker als die Arbeitslosigkeit. „Es ist richtig, jetzt in die Qualifizierung der Menschen zu investieren. Denn wer über aktuelle, zukunftsfähige berufliche Kompetenzen verfügt, findet leichter den Weg zurück in den Arbeitsmarkt. Seitens der Ukrainer:innen besteht weiterhin großes Interesse an den Integrationsmaßnahmen des BAMF. Dadurch steigt die Unterbeschäftigung (ohne Kurzarbeit) im Vorjahresvergleich stärker an als die Arbeitslosigkeit“, betonte der Arbeitsmarktexperte.
Seit Jahresbeginn neu gemeldete Stellen über dem Vorjahresniveau
Insgesamt liegt die Zahl der bei den Agenturen für Arbeit und Jobcentern in gemeinsamer Einrichtung seit Jahresbeginn neu gemeldeten Stellen bei 261.325 und liegt somit um 5,7 Prozent über dem Vorjahresniveau.
Die meisten Stellengesuche für 2022 sind mit 59.473 aus dem Bereich der Arbeitnehmerüberlassung. Diese liegen allerdings mit -12,7 Prozent deutlich unter dem Vorjahresniveau. Auf den nächsten Plätzen liegen die Bereiche Verarbeitendes Gewerbe mit 33.185 und Handel mit 30.312 offenen Stellen. In diesen Branchen sind die Stellengesuche im Vorjahresvergleich überdurchschnittlich angestiegen, insbesondere im Bereich der Metall- und Elektroindustrie sowie Stahlindustrie mit einem Plus von über 40 Prozent.
Neben der Arbeitnehmerüberlassung verzeichnen nur noch das Baugewerbe und der Bereich Information und Kommunikation einen Rückgang der Stellengesuche seit Jahresbeginn. In allen anderen Branchen steigt die Nachfrage an Arbeitskräften.
„Die Arbeitskräftenachfrage bleibt also mit insgesamt 162.656 Stellen im Stellenpool der Arbeitsagenturen und Jobcentern in gemeinsamer Einrichtung weiterhin auf hohem Niveau und konzentriert sich insbesondere auf Fachkräfte. Zum Vergleich: Im September 2019 waren 128.605 Stellen im Bestand. Viele Unternehmen suchen händeringend nach den so dringend benötigten Fachkräften und starten hier zusätzlich auch eigene Maßnahmen in Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit. Hier ist das Qualifizierungschancengesetz, das u.a. eine Förderung der beruflichen Weiterbildung für Beschäftigte oder von der Hilfskraft zur Fachkraft ermöglicht, eine große Unterstützung für die Unternehmen“, erklärt Beier.
Situation Kurzarbeit im Hinblick auf die aktuellen Herausforderungen
Im Kalendermonat August 2022 wurden von 366 Betrieben bzw. Betriebszweigen 7.188 Personen zur Kurzarbeit angezeigt. Das sind zehn Anzeigen und 882 Personen in Anzeigen mehr im Vergleich zum Vormonat.
Im Kalendermonat März 2022 - Daten liegen mit fünf Monaten Wartezeit vor - haben 16.930 Betriebe bzw. Betriebszweige und 145.394 Personen Kurzarbeitergeld erhalten. Das sind 17,4% weniger Betriebe und 6,3% mehr Personen im Vergleich zum Vormonat.
Der durchschnittliche Arbeitsausfall für Kurzarbeitergeld beträgt 38,5%.
Die Top 3 von realisierter Kurzarbeit betroffenen Wirtschaftsabteilungen nach Anzahl der Personen im Monat März 2022 waren Hersteller von Kraftwagen u. -teilen mit 38.991 Personen und 90 Betrieben. Hier zeigen sich Auswirkungen der Lieferengpässe. Es folgen die Gastronomie mit 17.042 Personen und 3.806 Betrieben sowie der Bereich Beherbergung mit 15.983 Personen und 2.038 Betrieben.
„Die Kurzarbeit befindet sich aktuell auf einem sehr niedrigen Niveau. Wir beobachten das Geschehen sehr genau und sind gut auf die möglichen Entwicklungen vorbereitet. Bei schwierigen Lagen können wir sofort unterstützen“, erklärt Beier.
Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung entwickelt sich weiterhin positiv
Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung liegt nach den aktuellsten hochgerechneten Daten für Juli 2022 bei 5.850.000. Im Vergleich zum Vorjahr ist hier ein Plus von 112.500 bzw. 2,0 Prozent an Beschäftigten zu verzeichnen.
Auch im Vergleich zu September 2019 ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigen im Freistaat stark gestiegen. Im September 2019, vor der Krise waren in Bayern 5.691.300 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt.
„Es ist erfreulich, dass die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung im Vergleich zum Vorjahr und zum Vorkrisenjahr 2019 in fast allen Branchen ein deutliches Plus aufzeigt. Das zeigt, wie stabil der bayerische Arbeitsmarkt noch immer ist.
Im Vergleich zum Vorpandemiemonat Februar 2020 sind in Bayern insgesamt ca. 136 Tausend neue sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse entstanden. Maßgeblich getragen wird das Beschäftigungswachstum vom Dienstleistungssektor. Allen voran von den Bereichen Immobilien, freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen. Die Branchen weisen gegenüber dem Februar 2020 ein Plus von rund 33.000 neuen Beschäftigungsverhältnissen auf. Auch die Bereiche Information und Kommunikation sowie der Bausektor weisen mit rund 29.000 Beschäftigten mehr ein deutliches Plus auf.
Da sich die Entwicklungen in den einzelnen Branchen als sehr heterogen erweisen, gibt es auch Bereiche, in denen die Zahl der Beschäftigten im Vergleich gegenüber Februar 2020 deutlich gesunken ist. So z.B. im Verarbeitenden Gewerbe mit rund Minus 33.000 und im Bereich Bergbau, Energie- u. Wasserversorgung sowie Entsorgungswirtschaft mit einem Minus von rund 4.000. Dennoch bleibt der Beschäftigungszuwachs von zwei Prozent in diesen unwegsamen Zeiten ein deutliches Zeichen für eine starke bayerische Wirtschaft“, so Beier.
Bezogen auf eine gesamte Betrachtung des Arbeitsmarktes können wir uns der aktuellen Prognose des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) mit der Aussage: „Der Krieg Russlands gegen die Ukraine hat den Wirtschaftsaufschwung in Deutschland jäh beendet. Der Arbeitskräftebedarf liegt auf Rekordniveau, aber die Herausforderungen für den Arbeitsmarkt nehmen zu“, nur anschließen.
Zwar wird der Arbeitsmarkt durch die wirtschaftlichen Rückschläge beeinträchtigt, dennoch prognostiziert das IAB (https://doku.iab.de/kurzber/2022/kb2022-15.pdf), dass es angesichts des hohen Arbeitskräftebedarfs, den wir besonders in Bayern schon spüren, keinen Einbruch geben wird. Entwicklungen werden wir aber auf dem Arbeitsmarkt sehen“, erklärt Beier abschließend.