Der Arbeitsmarkt im Freistaat zeigt sich trotz der aktuellen Herausforderungen noch robust

02.11.2022 | Presseinfo Nr. 21

Daten im Überblick

Arbeitslosenzahl im Oktober:                             -16.807 auf 232.436 (-6,7 Prozent)

Arbeitslosenzahl im Vorjahresvergleich:           +9.564 (+4,3 Prozent)

Arbeitslosenquote gegenüber Vormonat:          -0,2 Prozentpunkte auf 3,1 Prozent

Arbeitslosenquote im Vorjahr:                            2,9 Prozent

  

Arbeitslosigkeit

„Im Oktober waren 232.436 Personen in Bayern arbeitslos gemeldet. Die saisonal übliche Belebung am Arbeitsmarkt im Herbst fällt in diesem Jahr besonders deutlich aus. Im Vergleich zum Vormonat ist die Arbeitslosigkeit um 16.807 bzw. 6,7 Prozent zurückgegangen. Zurückzuführen ist dies auf den Start des Ausbildungs- und Studienjahres. So haben insbesondere junge Menschen ihre Arbeitslosigkeit beendet. Die Zahl der Arbeitslosen unter 25 ist um 5.989 bzw. 22,8 Prozent auf 20.311 deutlich gesunken. Die Arbeitslosenquote ist im Oktober um 0,2 Prozentpunkte auf 3,1 Prozent zurückgegangen.

Im Vorjahresvergleich ist der Bestand an Arbeitslosen um 9.564 oder 4,3 Prozent gestiegen. Klammert man den Personenkreis der geflüchteten Ukrainer:innen (25.766) bei der Betrachtung der Arbeitslosenzahlen aus, zeigt sich, dass die Entwicklung der Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vorjahr allerdings um rund 15 Tausend zurückgegangen wäre. Besonders deutlich zeigt sich der Einfluss der ukrainischen Arbeitslosen in der Arbeitslosenquote der Ausländer. Im Vergleich zum Vorjahresmonat ist diese auf 8,1 Prozent bzw. +1,8 Prozentpunkte gestiegen.

Weiter ist zu beobachten, dass das Minus bei der Arbeitslosigkeit insgesamt, seit April 2022 jeden Monat kleiner geworden ist. So ging die Zahl der Arbeitslosen ohne die Ukrainer:innen im April 2022 um 23,0 Prozent zurück, im Oktober 2022 dagegen nur noch um 6,8 Prozent. Diese jeden Monat weniger günstige Entwicklung am Arbeitsmarkt ist ein erstes Zeichen einer konjunkturellen Eintrübung, die ihre Ursachen in den Auswirkungen des Ukrainekrieges auf die deutsche und globale Wirtschaft hat", erklärte Ralf Holtzwart, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Bayern.

  

Langzeitarbeitslosigkeit geht deutlich zurück

„Erfreulich sind ebenfalls die positiven Entwicklungen bei den Langzeitarbeitslosen. Nach Rechtskreisen getrennt liegt die Zahl der Langzeitarbeitslosen im Rechtskreis SGB II bei 46.209. Der Rückgang im Vergleich zum Vorjahr liegt hier bei 6.770 Personen bzw. Minus 12,8 Prozent. Im Rechtskreis SGB III sind 13.367 Menschen langzeitarbeitslos und somit ist hier ebenfalls ein Rückgang um 3.435 oder 20,4 im Vorjahresvergleich zu verzeichnen“, so Holtzwart.

  

Unterbeschäftigung rückläufig

Im Vergleich zum Vormonat ist die Unterbeschäftigung um 5.652 bzw. 1,8 Prozent auf 315.839 zurückgegangen. „Es ist richtig, jetzt in die Qualifizierung der Menschen zu investieren. Eine Integration in den Arbeitsmarkt gelingt in erster Linie dann gut, wenn die Sprachbarrieren abgebaut sind. Seitens der Ukrainer:innen besteht weiterhin großes Interesse an den Integrationsmaßnahmen des BAMF. Dadurch steigt die Unterbeschäftigung im Vorjahresvergleich stärker an als die Arbeitslosigkeit“, betonte der Arbeitsmarktexperte.

   

Rekordhoch bei den gemeldeten Arbeitsstellen

„Im Oktober ist die Nachfrage nach Arbeitskräften noch hoch, allerdings hat sich diese in den letzten Monaten etwas abgekühlt. So wurden zwar seit Jahresbeginn 2022 den Agenturen für Arbeit und Jobcentern in gemeinsamer Einrichtung 10.233 bzw. Plus 3,7 Prozent mehr neue Stellen als im Vorjahr gemeldet, jedoch liegen die monatlichen Zugänge seit Juli 2022 jeweils unter den Vorjahreswerten.

Der leicht abnehmende Zugang an gemeldeten Stellen seit Juli zeigt jedoch, dass sich bedingt durch die aktuellen Herausforderungen im Zuge des Russlandkrieges erste leichte Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt zeigen. Unternehmen sind angesichts der Energiekriese großen Unsicherheiten ausgesetzt. Im Stellenpool der bayerischen Arbeitsagenturen und Jobcenter in den gemeinsamen Einrichtungen 157.291Stellen, das sind 19.275 bzw. 14,0 Prozent mehr Stellen als noch vor einem Jahr.

Die Arbeitskräftenachfrage konzentriert sich insbesondere auf Fachkräfte. Lediglich gut 22 Prozent der offenen Stellen sind für Helfer ausgeschrieben, zwei Drittel der Stellen (77,2 Prozent) für Fachkräfte, Spezialisten und Experten“, berichtet Holtzwart.

Die Themen wie struktureller Wandel, Transformation, Digitalisierung und Transformation den Fachkräftebedarf sind trotz der aktuellen Herausforderungen klar sichtbar. Hier arbeiten wir mit unseren Partnern gemeinsam daran, Menschen in Beschäftigung zu qualifizieren. Wir bringen regionale Akteure zusammen, ermitteln gemeinsam die notwenigen Bedarfe, um praxisnahe sowie zukunftsgerichtete Qualifizierungskonzepte zu ermöglichen. Diese notwendigen Weiterbildungen finanzieren wir im Rahmen des Qualifizierungschancengesetzes“, sagte Holtzwart.

Mehr zum Thema Förderung der Qualifizierung von Beschäftigten finden Sie unter der Weiterbildungs- und Qualifizierungsoffensive der Bundesagentur für Arbeit oder auf der Seite „Komm weiter in Bayern“. Dieses Portal bündelt die Weiterbildungs- und Qualifizierungsangebote von uns und unseren Partnerinnen und Partner in Bayern. Sie bietet eine Vielfalt an Möglichkeiten im Hinblick auf Qualifizierung und Weiterbildung. Schauen Sie mal vorbei, es lohnt sich“, so Holtzwart.

   

Trotz aktueller Herausforderungen - Kurzarbeit ist auf einem niedrigen Niveau

Im Kalendermonat September 2022 wurden von 421 Betrieben bzw. Betriebszweigen 9.519 Personen zur Kurzarbeit angezeigt. Das sind 55 Anzeigen mehr und 2.331 Personen in Anzeigen mehr im Vergleich zum Vormonat. Im Kalendermonat April 2022 - Daten liegen mit fünf Monaten Wartezeit vor - haben 9.632 Betriebe bzw. Betriebszweige und 97.617 Personen Kurzarbeitergeld erhalten. Das sind 43,1% weniger Betriebe und 32,9% weniger Personen im Vergleich zum Vormonat. Der durchschnittliche Arbeitsausfall für Kurzarbeitergeld beträgt 31,2%. Im Vormonat lag der Arbeitsausfall noch bei 38,5 Prozent, d.h. der durchschnittliche Arbeitsausfall für Kurzarbeitergeld ist im Vergleich zum Vormonat zurückgegangen.

Die Top 3 von realisierter Kurzarbeit betroffenen Wirtschaftsabteilungen nach Anzahl der Personen im Monat April 2022 waren Hersteller von Kraftwagen u. -teilen mit 34.995 und 81 Betriebe (Vormonat: 38.991 Personen und 90 Betrieben. Hier zeigen sich noch Auswirkungen der Lieferengpässe. Es folgen die Gastronomie mit 6.434 Personen und 1.476 Betriebe (Vormonat: 17.042 Personen und 3.806 Betrieben) sowie der Bereich Beherbergung mit 6.559 Personen und 1.038 Betriebe (Vormonat: 15.983 Personen und 2.038 Betrieben). In diesen Bereichen hat sich die Inanspruchnahme der Kurzarbeit teilweise sogar halbiert.

„Wichtig ist mir hier noch, zu sagen, dass die Gewährung von Kurzarbeitergeld (Kug) ausschließlich wegen aktueller Preissteigerungen, insbesondere beim Gas und anderen Energieträgern, nicht möglich ist. 

Ein Anspruch auf Kug besteht, wenn der eingetretene Arbeitsausfall auf wirtschaftlichen Ursachen oder einem unabwendbaren Ereignis beruht. Preissteigerungen werden nicht als unabwendbares Ereignis im Sinne des Kurzarbeitergeldrechts anzusehen, das die Ausführung der Arbeit in einem Betrieb, wie zum Beispiel in Folge eines Brandes, vorübergehend teilweise oder ganz unmöglich machte.

Wirtschaftliche Ursachen für Arbeitsausfälle im Sinne des Kug liegen vor bei konjunkturell bedingten Auftrags-/Nachfragerückgängen, strukturellen Veränderungen in einzelnen Branchen oder Regionen der Wirtschaft oder Störungen in der (internationalen) Arbeitsteilung und damit Ursachen, die sich durch Marktveränderungen/-verschiebungen aus der Teilnahme des Betriebs am Wirtschaftsleben ergeben. Hohe Energiepreise werden wie auch Preissteigerungen bei anderen Betriebskosten hiervon nicht erfasst.

Für die aktuellen Herausforderungen ist das konjunkturelle Kurzarbeitergeld nicht die richtige Lösung. Die Bundesregierung stellt derzeit Überlegungen für ein Krisen Kurzarbeitergeld an, die u.a. einen erleichterten Zugang und ein vereinfachteres Antragsverfahren für Unternehmen beinhalten sollen“ erklärt Holtzwart.

  

Beschäftigung wächst weiter

„Auch wenn sich laut der Ifo der Geschäftsklimaindex im September sichtlich eintrübt, die Stimmung in den meisten Branchen abkühlt und in der aktuellen Geschäftssituation nur noch vereinzelt positive Stimmen zu vernehmen sind, steigt die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nach den aktuellsten hochgerechneten Daten im August 2022 auf 5,85 Millionen. Auch hier zeigt sich, dass sich die bayerische Wirtschaft trotz der aktuellen Herausforderungen sehr robust ist. So ist die Zahl der Beschäftigten sowohl im Vergleich zum Vormonat um 4.400 bzw. 0,1 Prozent, als auch zum Vorjahr um 105.300 bzw. 1,8 Prozent angestiegen“, so Holtzwart.

Beim Blick auf die Branchen zeigen sich aber im Vorjahresvergleich deutliche Unterschiede. Das größte absolute Beschäftigungsplus zum Vorjahresmonat zeigt sich im Wirtschaftszweig Information und Kommunikation mit 16.900, im Bereich Immobilien, freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen 14.900 sowie im Gastgewerbe mit einem Stellenzuwachs von 10.800.

Eine Ausnahme und somit Beschäftigungsabbau bildet die Finanzbranche. Hier sind binnen Jahresfrist rund 1.100 Beschäftigungsverhältnisse weggefallen. Ebenso betroffen von einem Beschäftigungsabbau sind die Wirtschaftszweige Herstellung von überwiegend häuslich konsumierten Gütern mit 300 Stellen und die privaten Haushalte (Gärtner, Haushaltshilfen etc.) mit 200 Stellen weniger.

  

Zum Ausbildungsmarkt

„Wie sich der Ausbildungsmarkt aus Sicht der Bundesagentur für Arbeit entwickelt und abgeschlossen hat, veröffentlichen wir heute in der Pressekonferenz zur Ausbildungsmarkbilanz für den Berichtszeitraum 2021/2022. Wir sind hierfür zu Gast bei der Schreiner Group, die selbst viele Möglichkeiten der Ausbildung anbieten. Die Ausbildungsmarktbilanz wird in der Presseinformation Nr. 22/2022 veröffentlicht“, schließt der Arbeits- und Ausbildungsmarkt Experte ab.