Gute Chancen für Jugendliche aufgrund hoher Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen

02.11.2022 | Presseinfo Nr. 22

„Ich freue mich, dass sich die Situation auf dem bayerischen Ausbildungsmarkt trotz der Herausforderungen so gut entwickelt hat: In den bayerischen Arbeitsagenturen und Jobcentern haben sich von Oktober 2021 bis September 2022 insgesamt 61.293 Bewerberinnen und Bewerber für eine Ausbildungsstelle gemeldet. Im gleichen Zeitraum wurden 101.481 Berufsausbildungsstellen gemeldet. Hier zeigt sich, dass trotz der Corona-Krise und den aktuellen Herausforderungen noch keine Auswirkungen am Ausbildungsmarkt widerspiegeln. Ganz im Gegenteil: Der Fachkräftebedarf steht nach wie vor im Fokus. Die leichte Zurückhaltung während der Pandemie ist im aktuellen Rückblick also nicht mehr zu sehen: Unternehmen sichern sich ihren Fachkräftebedarf in erster Linie über eigene Auszubildende.

Die aktuellen Herausforderungen die sich aus dem Russland Krieg ergeben wie bsw. die Energiekriese, bringen für die Unternehmen viele Unsicherheiten, wirtschaftliche Einschränkungen, teils Existenzängste mit sich, dennoch halten die bayerischen Unternehmen an ihrer Ausbildungsbereitschaft fest und haben weiter Ausbildungsstellen gemeldet. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum wurden 3.289 bzw. 3,3 Prozent mehr Ausbildungsstellen gemeldet.

  

Unbesetzte Ausbildungsstellen - Passgenauigkeit

Unbesetzt blieben im September schließlich 18.483 betriebliche Ausbildungsstellen, 2.874 bzw. 18,4 Prozent mehr als im Vorjahr", fasste Ralf Holtzwart, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Bayern, anlässlich der Ausbildungsmarktbilanz 2022/2022 die Situation zusammen.

„Mögliche Gründe dafür sind unter anderem fehlende Übereinstimmung zwischen gemeldeten Stellen und den beruflichen Wünschen von Bewerber:innen, die Qualifikationen der Bewerbenden entspricht nicht dem Anforderungsprofil der Unternehmen oder Jugendliche besuchen weiterführende Schulen oder studieren. Allerdings konnten wir diese Entwicklung der Passungsprobleme auch schon vor der Pandemie feststellen.

Zum Ende des Berichtsjahres waren von 61.293 nur noch 1.040 junge Menschen unversorgt, das sind 45 Jugendliche bzw. 4,1 Prozent weniger als noch einem Jahr. Somit ist die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber, die die Ausbildungsvermittlung der bayerischen Agenturen und Jobcenter (gE) bei der Suche nach einer Lehrstelle eingeschaltet haben, leicht zurück gegangen. Hier verzeichnen wir ein Minus von 584 bzw. -0,9“ erläutert Holzwart weiter.

  

Verbleib junger Menschen nach dem 30. September 2022

„Die meisten Jugendlichen, 34.099 bzw. 55,6 Prozent, sind in eine ungeförderte Berufsausbildung bei Unternehmen, weitere 2.054 bzw, 3,4 Prozent in eine geförderte Ausbidlung eingemündet, d.h. mehr als zwei Drittel der jungen Menschen haben einen Ausbildungsplatz gefunden, darüber freue ich mich sehr. Weitere 12.026 bzw. 19,6 Prozent absolvieren eine weitere Schule, Studium oder ein Praktikum. In gemeinnützigen oder Sozialen Dienste wie bsw. Bundesfreiwilligendienst, sind 624 bzw. 1 Prozent. Einige junge Menschen, 3.402 bzw. 5,6 Prozent der bei uns gemeldeten Bewerber:innen gehen mittlerweile einer Erwerbstätigkeit nach, 911 oder 1,5 Prozent benötigen noch eine Fördermaßnahme, bevor es für sie weitergeht. Diese Ergebnisse sind unter den aktuellen Herausforderungen sehr gut, auch wenn wir nicht alle Stellen besetzen konnten“, so Ralf Holtzwart.

  

Flexibilität ist gefragt: Vermittlung in Ausbildung ist auch jetzt noch möglich

„Wichtig ist es zu wissen, dass das Ausbildungsjahr zwar schon offiziell gestartet ist, es aber dennoch möglich ist jetzt noch mit einer Ausbildung zu starten. Wer also bisher noch keine Lehrstelle beziehungsweise noch keinen Auszubildenden gefunden hat, sollte jetzt nicht den Kopf in den Sand stecken. Die Bereitschaft von Unternehmen Auszubildende einzustellen ist auch jetzt noch ungebrochen hoch. Wir bieten mit gezielten Nachvermittlungsaktionen im sogenannten fünften Quartal bieten verstärkt Aktivitäten an, damit Jugendliche und Unternehmen zusammenfinden.

Der Ausbildungsmarkt ist nach wie vor ein Bewerbermarkt und viele junge Menschen haben auch jetzt noch eine sehr gute Chance, eine Ausbildung zu starten bzw. Unternehmen einen Auszubildenden zu finden. Im Hinblick auf die dringend benötigten Fachkräfte bedarf es auf beiden Seiten Flexibilität, damit nicht nur den Jugendlichen eine beruflich fundierte Ausbildung ermöglicht wird, sondern auch die Grundlage für den Fachkräftebedarf von morgen geschaffen wird“, ergänzt Holtzwart.

Die meisten unbesetzten Stellen gibt es bei den Einzelhandelskaufleuten, bei den Zahnmedizinischen Fachangestellten, im Verkauf und den Kaufleuten für Büromanagement. Deshalb sollten sowohl Unternehmen ihre Idealvorstellungen überdenken und vermeintlich schwächere Bewerber:innen eine Chance geben. Hier können wir auch mit Förderungen im Rahmen der Assistierten Ausbildung oder der ausbildungsbegleitenden Hilfen unterstützen.

Aber auch für Bewerber:innen ist es entscheidend, über alternative Ausbildungsberufe nachzudenken. Gerne unterstützen die Berufsberater:innen dabei, den Suchradius zu vergrößern.

Top 10 Berufe der seit Beginn des Berichtsjahres in Bayern gemeldete Berufsausbildungsstellen

Auch wenn es in Deutschland aktuell weit mehr als 300 Ausbildungsberufe gibt, interessiert sich ein großer Teil der jungen Menschen für gerade mal zehn Berufe und das nach durchaus traditioneller Geschlechterverteilung. So stehen bei den jungen Frauen unverändert die Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten und Kauffrau für Bürokommunikation an erster und zweiter Stelle. Bei den jungen Männern sind der Kfz-Mechatroniker und neu auf Top Zwei der Fachinformatiker als begehrteste Ausbildungsberufe on Top.

„In der Qualifizierung von Beschäftigten sehen wir ein weiteres großes Potenzial für die Fachkräftesicherung. Neben der klassischen Weiterbildung können wir im Rahmen des Qualifizierungschancengesetzes beschäftigte Helfer zur Fachkraft weiterqualifizieren. Das Personal bleibt währenddessen beim Unternehmen beschäftigt. Gerne beraten wir hier interessierte Unternehmen mit unserem Arbeitgeber Service vor Ort.

Zum Thema Fachkräftesicherung sind wir in Bayern auf einem guten Weg und sind hier mit unseren Partner:innen bereits in Aktion. So gibt es die neue Internetplattform „Komm weiter in Bayern“. Mit dieser Plattform haben wir die tollen Angebote aller Partner in Bayern zum Thema Qualifizierung im Rahmen der Transformation gebündelt. Wir alle sind sehr daran interessiert, die bayerische Wirtschaft bei der Suche nach den dringend benötigten Fachkräfte zu unterstützen und daran auch mitzuwirken, damit Bayerns Wirtschaft weiterhin stark und robust bleibt“, sagte Holtzwart abschließend.