Aktuell sind in Bayern rund 153.700 offene Arbeitsstellen für Fachkräfte gemeldet. Dabei zeigten sich Fachkräfteengpässe in fast allen Branchen. Um die Stellen zu besetzen, lohnt es sich, auch neue Wege zu gehen.
Die meisten Betriebe aus der Baubranche sind auf der Suche nach Fachkräften. Passende Bewerberinnen und Bewerber bietet der Markt jedoch kaum noch. Das wollte Rebecca Vetter vom Arbeitgeber-Service Augsburg so nicht akzeptieren. Stattdessen hat sie sich den Rahmen des Qualifizierungschancengesetzt und die damit verbundenen Weiterbildungsmöglichkeiten ganz genau angeschaut und ein tolles Projekt entwickelt.
„Wir brauchen Facharbeiter und keine Helfer“, sagt Andreas Wagner, Chef von Klimatechnik Wagner.
Gemeinsam mit interessierten Arbeitgebern wurden Beschäftigte aus dem Helferbereich gesucht, die sich beruflich weiterentwickeln wollten – und gefunden. Ziel war es, sie mittels einer Ausbildung zu Fachkräften zu qualifizieren. Insgesamt 15 Teilnehmer:innen und neun Arbeitgeber beteiligten sich an dem Projekt. Im Anschluss an einen Grundkompetenzkurs, der auch Deutschkenntnisse vermittelte, starteten die Bewerber:innen in ihre Ausbildung.
„Wir haben sechs Monate intensive Vorbereitung: Montag bis Freitag 8 Stunden - Deutsch gelernt, Sozialkunde und Mathematik. Der Anfang war schwer, weil nach 20 Jahre ohne Schule war das nicht so einfach“, so der Auszubildende Alessandro Regomini.
Wie das Projekt Gestalt annahm und zum Erfolg führte, zeige wir hier:
https://www.arbeitsagentur.de/vor-ort/rd-by/weiterbildung-qualifizierungsoffensive
Die größten Hürden waren tatsächlich das Organisatorische. Das alle immer informiert sind: die Kammern, die Innung, die Berufsschule, die Arbeitgeber, aber auch meine Kollegen aus der Agentur für Arbeit sowie meine Geschäftsführung; alle müssen mit ins Boot, alle für das Projekt begeistert werden. Das hat ganz ganz viel Kraft gekostet – aber ich glaube das war es wert, dass so zu machen“, Berichtet Rebekka Vetter, Organisatorin des Projekts, Agentur für Arbeit Augsburg.
Nach dem Abschluss übernehmen die Azubis als Fachkräfte wichtige Aufgaben in ihren Betrieben. Arbeitgeber und die neuen Arbeitnehmer sind sehr zufrieden und können dieses Projekt zur Nachahmung empfehlen. Zudem werden alle Auszubildenden nach Abschluss der Ausbildung übernommen.
Das Thema Fachkräftesicherung bewegt nicht nur die Arbeitgeber im Raum Augsburg, sondern ganz Bayern. Die Regionaldirektion hat daher unter anderem in einer gemeinsamen Online-Veranstaltung mit allen bayerischen Arbeitgeber-Services dazu aufgerufen, kreativ zu sein und neue Wege zu gehen, wenn die alten Pfade nicht zum Ziel führen. Hierfür braucht es die Bereitschaft und Offenheit von Betrieben und Arbeitnehmerinnen bzw. Arbeitnehmern.
„Die Wirtschaft in Bayern ist auf Fachkräfte angewiesen. Aufgrund des demographischen Wandels wird es immer wichtiger, alle Potentiale zu erkennen und zu nutzen. Dies betrifft die Rekrutierung aus dem Ausland, aber auch die Weiterbildung von geringqualifizierten Arbeitnehmern, die bereits vor Ort sind. Als Arbeitsagentur stehen wir den Unternehmen gemeinsam mit unseren Netzwerkpartnern zur Seite, um individuell passende Lösungen zu finden“, sagt Ralf Holtzwart, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Bayern der Bundesagentur für Arbeit.